Michael Herbst zitiert in seiner Seelsorgelehre bei Marianne Gronemeyer einen spätmodernen Sündenbegriff (Michael Herbst, Beziehungsweise 2012, S. 569):
„Ich werde an meinem einzigen Leben schuldig, wenn ich nicht ein Optimum an persönlicher Erfüllung erreiche.“
So treffend. Sehr oft gelehrt in den Ersatzinstitutionen der Kirche, z. B. Management-Seminaren.
Das ist eudaimonistisch – insofern in GEWISSER Hinsicht ähnlich wie C.S. Lewis oder Augustinus etc. dachten. Allerdings hatten Lewis und Augustinus mehr Klarheit, WIE denn diese Erfüllung zu erreichen ist. (Nämlich, indem man seiner von Gott gegebenen Bestimmung gerecht wird, welche nämlich primär das Trachten nach Gottes Reich ist, und – generell – der Einsatz der gottgegebenen Gaben für das Gute).
Das obige „Optimum an persönlicher Erfüllung“ ist also erstens unterdefiniert (was ist Erfüllung, und wie kann man sie erreichen?), und ist zweitens zu egoistisch. PERSÖNLICHE Erfüllung – also nicht primär nach dem Wohl anderer oder nach Gottes Willen trachten.
@Roderich: Du hast einen wesentlichen Punkt unterschlagen: Augustin oder Lewis haben sehr klar darüber gesprochen, dass die ungebrochene Erfüllung erst dann zu finden ist, wenn wir bei Gott in der erneuerten Schöpfung leben. Die romantische Verliebtheit in das Hier und Jetzt war ihnen, so wie auch die reine Vertröstung auf das Später, fremd.
Liebe Grüße, Ron
Lieber Ron, danke für die Richtigstellung / Ergänzung!