Wie viel will, wie viel darf ich über das Leben, das da im Bauch einer Mutter heranwächst, wissen? Seit die Gentechnik immer häufiger in der vorgeburtlichen Diagnostik zum Einsatz kommt, stehen werdende Eltern vor riesigen Konflikten. Sie müssen nämlich Entscheidungen treffen, die sich früher gar nicht stellten. Da waren Frauen guter Hoffnung – guter Hoffnung eben, dass das Kind gesund sein möge.
Sandra Kegel hat für die FAZ die Patrick Hünerfelds’ DVD-Dokumentation „Der Traum vom perfekten Kind“ rezensiert (noch online unter www.ardmediathek.de).
Der neue Bluttest, den Eltern heute für rund tausend Euro angeboten wird, erteilt Auskunft vor allem über Trisomie 21, also darüber, ob das Kind an Down Syndrom leiden wird. Schon früher wurde dies mittels einer Fruchtwasseruntersuchung geprüft. Doch weil der Eingriff eine gewisse Gefahr für das ungeborene Leben darstellte, schreckten viele davor zurück. Der neue Test, der nur das Blut der Mutter untersucht, ist hingegen harmlos. Nur die Informationen, die er preisgibt, die haben es in sich. Denn das Wissen über die Gesundheit des ungeborenen Kindes kann schnell zu einer Frage von Leben oder Tod werden. Und der Traum vom perfekten Kind zum Albtraum.
Dennoch sprechen Humangenetiker wie Sabine Rudnik-Schöneborn in Patrick Hünerfelds aufschlussreicher Dokumentation „Der Traum vom perfekten Kind“ von einem neuen Zeitalter in der vorgeburtlichen Diagnostik: „Wir blicken hier auf eine Möglichkeit, die uns ungeahnte Informationen über das ungeborene Kind geben, ohne dass wir dafür an das Kind selbst herantreten müssen. Und das ist schon eine radikale Erneuerung in der vorgeburtlichen Medizin.“
Dabei machen sich viele Eltern nicht klar, dass die Diagnostik ihre Sorgen nicht löst, sondern auslöst. Denn genetische Abweichungen wie das Down Syndrom kann man nicht heilen. Deshalb geht es hier, wenn man tatsächlich einen Befund hat, vor allem um die Frage eines Schwangerschaftsabbruchs. Die Zahlen hierüber sind eindeutig: Einmal entdeckt, werden neunzig Prozent aller Föten mit Trisomie 21 abgetrieben. Vor dieser „Art Screening“ für das Down-Syndrom warnt deshalb der Humangenetiker Peter Wieacker von der Universitätsklinik Münster.
Mehr: www.faz.net.
Ein interessantes Experiment an ideologischen Gedankengebäuden ist, ihre Aussagen zu verallgemeinern. 90 % aller bekannten Trisomie 21 Kinder werden getötet (derzeit vor der Geburt, was aber ethisch irrelevant ist). Jetzt ersetzen wir „Trisomie 21“ durch was anderes. In China z.B. wurden/werden vor allem Mädchen abgetrieben. Eine feministisch orientierte Dame, mit der ich darüber gesprochen habe, war höchst empört – nicht aber über Abtreibung an sich. Treffer.
Oder nehmen wir an, Homosexualität wäre tatsächlich genetisch disponiert. 90 % aller dieser Kinder würden, bei Kenntnis dieser Disposition, abgetrieben werden. Wahrscheinlich würde Abtreibung (zumindest in diesem Fall) rasch verboten werden.
…diese Verallgemeinerbarkeit sollte man hin und wieder auch auf der sprachlichen Ebene checken: Vergleichen wir „Schwangerschaftsabbruch“ mit „Studienabbruch“.
In Österreich tut sich was bei dem Thema. Zumindest wird ENDLICH auf politischer Ebene diskutiert … bin leider selbst immer wieder total schockiert von dem „Verbrechen“ dass hier passiert. (Zur Erinnerung – die so genannte „eugenische Indikation“ ist laut UN-Behindertenrechtskonvetion verboten!!!)!
Hab aufgrund der aktuellen Entwicklung was auf meinem Blog geschrieben: https://theolunke.wordpress.com/2015/02/10/trendwende-bei-spatabtreibungen/
LG
Roman