Die Probleme mit Matthew Bates’ Perspektive auf die Glaubensrechtfertigung

Seit Jahren macht Matthew Bates von sich reden, indem er einen dritten Weg jenseits von Katholizismus und Protestantismus propagiert. Er hat einen gewissen Erfolg, sogar Scot McKnight oder Michael F. Bird empfehlen – nicht ganz überraschend – seine Schriften.

Wie N.T. Wright beruft sich auch Bates auf Einsichten der Neuen Paulusperspektive und verschiebt die Botschaft des Evangeliums in Richtung: auf die menschliche Treue kommt es an. Das ist nicht völlig falsch. Aber alles in allem gibt es massive Verschiebungen in der Frage der Glaubensgerechtigkeit und der Errettung. Dass dies nicht einfach zu erkennen ist, zeigt diese Zusammenfassung „seines Evangeliums“ (Matthew W. Bates, Beyond the Salvation Wars: Why Both Protestants and Catholics Must Reimagine How We Are Saved, 2025, S. 264–265):

Jesus ist der König geworden. Wir sind gerettet, wenn wir uns zu ihm bekennen und unsere Treue zu ihm leben.

Das Evangelium besagt, dass der Sohn vom Vater gesandt wurde, um der Christus, der vergebende König, zu werden – mit der Betonung auf seiner Königsherrschaft. Obwohl der rettende Glaube auch das Vertrauen einschließt, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, bedeutet er in erster Linie die verkörperte Treue zu ihm als König. Der rettende Glaube schließt regelbasierte Ansätze zur Erlangung des Heils, wie etwa Gesetzeswerke, aus, schließt aber gute Werke ein, die mit Hilfe des Geistes als Ausdruck der Treue vollbracht werden. Die Taufe ist das wichtigste Ereignis, um sich entschieden zu König Jesus zu bekennen und so den Heiligen Geist zu empfangen – obwohl Gott Menschen auch ohne die Taufe rechtfertigen kann und dies auch getan hat. Die Gnade ist ein unverdientes, freies Geschenk, aber die rettende Gnade, das Christusgeschenk, kann von uns nur dann wirksam empfangen werden, wenn wir als Antwort darauf zunächst und beharrlich unsere Treue zurückgeben.

Rechtfertigung lässt sich am besten als einverleibte Gerechtigkeit darstellen. Eine Person wird zum ersten Mal gerechtfertigt, wenn sie in den gerechtfertigten Leib des Königs eintritt, wenn der Heilige Geist diese Person einhüllt. Die gegenwärtige Rechtfertigung dieser Person muss durch eine fortwährende Treueerklärung aufrechterhalten werden, damit die Rechtfertigung beim Endgericht ratifiziert werden kann. Es ist möglich, die anfängliche Rechtfertigung zu haben, diesen Status aber zu verlieren, indem man vom Glauben abfällt und sich von Christus und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes löst. Das Auferstehungsleben des Königs ist bereits in jeder Person am Werk, die in der Gegenwart gerechtfertigt ist, so dass sie über eine tatsächliche menschliche Gerechtigkeit verfügt, die fortwährend aus dem König Jesus hervorgeht, wenn sie sich weiterhin zur Treue bekennt. Die endgültige Rechtfertigung hängt von der Treue zu König Jesus ab, so dass wir mit unserem Körper gute Taten vollbringen und in und durch ihn moralisch gerecht sind. Die Verkörperung ist jetzt und für immer bedeutsam. Gottes letzte Vision für die menschliche Erlösung ist die Auferstehung zu einer neuen Schöpfung. Vereint in der Wahrheit, werden wir an der Seite Jesu in auferstandenen Körpern über die neue Schöpfung herrschen. All dies führt uns zum Kern der christlichen Mission der Jüngerschaft: weltweite Treue zu Jesus, dem König.

Zum besseren Verständnis dieser Verschiebungen empfehle ich die Diskussion „Has the Church Misunderstood the Gospel for 2000 Years?“ zwischen Albert Mohler, Tom Schreiner, Jim Hamilton und Steve Wellum:

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16 Kommentare
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Jan Malcolm
20 Tage zuvor

Sehe ich da einen Haufen graue Herren, die sich über jemand anders unterhalten, ohne dass der Betroffene überhaupt zum Gespräch eingeladen wurde?

Das sagt mir direkt, dass ich mir die Stunde Gequassel komplett sparen kann.

Udo
20 Tage zuvor

… oder ist schlichtweg ein Troll.

Matze
20 Tage zuvor

Dazu habe ich mich folgendes gefragt:
– Welcher normale Christ soll denn hier das Problem erkennen? Das ist doch in dem Textauschnitt schon viel zu klausuliert beschrieben. Auch viele Pastoren in meinem Umfeld würden das so sehen oder gar kein Problem damit haben
– Die meisten Christen werden sowieso kein Problem damit haben, weil die einen den zweiten Pfingstsegen glauben und die nächsten die Allversöhnung und die übernächsten den Sabbat feiern und man das ALLES toleriert. Warum soll dann gerade diese Aussage falsch sein…..

Jan Malcolm
19 Tage zuvor

1. Was Männer mit grauen Haaren sagen, kann nur unwichtig sein. 2. Der Autor kommt nicht zu Wort. 3. Es wird eine Stunde nur gequasselt. Wenn es interessant werden soll, braucht es Debatte und die geht nicht ohne Gegenstimme. Sonst werden nur Strohmänner bekämpft. Interessant ist es allerdings aus der religionssoziologischen Sicht: Denn den jungen amerikanischen Erwachsenen ist die Truppe um Mohler nämlich zu progressiv: Sie versucht sich in der Restauration der 1950er Jahre, auch wenn sie sich zum Schein auf 2000 Jahre Kirchengeschichte berufen. Deren Rollenbilder und Sexualethik sind keine 100 Jahre alt. Das ist ganz gut vergleichbar mit den pfeifenrauchenden Gegnern der 68er, die ein ähnlich schlechtes Bild abgegeben haben. Auch diese wollten aber bloß die Verhältnisse 1890er bis 1930er Jahre restaurieren – die aus offensichtlichen Gründen gesellschaftlich unpopulär geworden waren. Mit dem natürlichen Ableben der Geburtsjahrgänge bis 1910 verschwanden auch diese Standpunkte aus den Medien und der Rest ist Geschichte. Ich erwarte, dass es den „konservativen“ Baptisten… Weiterlesen »

Chrissen
19 Tage zuvor

In seinem letzten Absatz schreibt Jan Malcolm etwas, was ich tatsächlich in gewisser Weise bestätigen kann. Als ich noch zwischen 2010 und 2014 regelmäßig eine bestimmte bibeltreue Gemeinde besucht habe, wobei man dort jetzt auch über die Begriffe „bibeltreu“ und „Gemeinde“ eine kleinliche Diskussion anfangen würde, haben die Leute, die damals in meinem Alter waren (Ende 20, Anfang 30) tatsächlich einiges anders gesehen, wenn man sich privat mit ihnen getroffen hat. Das war nicht Zeitgeist, das war nicht der „Abfall vom Glauben“, aber dennoch hat man es eben privat gesagt und darüber diskutiert und einen schönen Austausch gehabt. In der Gemeinde selbst haben sich damals die Jüngeren auch gar nicht so sehr eingebracht, weil sie viel zu oft fast auf pedantische Weise zurechtgewiesen/gemaßregelt wurden, wenn auch (natürlich) mit Milde. Am Ende haben dann manche einfach ihren Mund gehalten und einfach nur zugehört. Wie es heute ist, weiß ich nicht, auch wenn ich dort noch Freunde habe. Das ist aber alles… Weiterlesen »

Stephan
19 Tage zuvor

“ … interessieren sich gar nicht für Positionen jüngerer Leute … „

Doch – aber wieso sollte man die Fehler wiederholen, die die „alten grauen Herren“ in ihren jungen Jahren selbst begehen wollten oder begangen und daraus gelernt haben, warum die Irrlehre wiederbeleben, der man selbst zeitweilig (fast) erlegen war?

Dein Problem sind nicht die alten grauen Herren, sondern dass Du weder fragen noch zuhören kannst. Auch für Dich gilt 3. Mos 19,32.

Udo
19 Tage zuvor

Welcher normale Christ soll denn hier das Problem erkennen? …. Auch viele Pastoren in meinem Umfeld würden das so sehen oder gar kein Problem damit haben.“
Damit ist dann auch das eigentliche Problem beschrieben: Wem hier nicht direkt auffällt, dass der stellvertretende Sühnetod Christi, Christi Sühneopfer, zur Nebensache degradiert wird, sollte sorgfältiger die Bibel studieren. Vielleicht ist er aber auch (noch) kein Christ. – Ziel von Irrlehre ist es, Christus aus dem Zentrum zu rücken und stattdessen den Menschen ins Zentrum zu rücken: auf MEINE Treue kommt es an !? Eben nicht. Errettung im Original funktioniert anders. – Dazu empfehle ich auch: https://www.evangelium21.net/media/335/jesu-tod-als-stellvertretendes-suehneopfer oder https://youtu.be/VQgsVF_OZ5Y?feature=shared

Schandor
19 Tage zuvor

@Udo

auf MEINE Treue kommt es an !? Eben nicht. Errettung im Original funktioniert anders.“

Prädikat: Gut gebrüllt, Löwe!

Matze
19 Tage zuvor

@ Udo
Das mit der Treue passt ja, aber wer entscheidet nun, wer die Bibel richtig studiert? Gibt es dazu ein Messinstrument um festzustellen wer es richtig macht: der Katholik, der Pfingstler, Adventist, Zeuge Jehova, der Liberale, der Allversöhner? Bin gespannt auf Deine Antwort

Jan Malcolm
19 Tage zuvor

warum die Irrlehre wiederbeleben, der man selbst zeitweilig (fast) erlegen war? Was passiert, wenn keiner mehr mehr am Leben ist, der entscheidet, was „Irrlehre“ ist? wer entscheidet nun, wer die Bibel richtig studiert? Gibt es dazu ein Messinstrument um festzustellen wer es richtig macht Die Lebenden entscheiden das. Religionssoziologisch sind diejenigen mit mindestens 2,1 Kindern pro Frau diejenigen, die entscheiden, welche Lehre richtig ist. (Das war schon im 2. Jahrhundert so.) Die gibt es nicht im Westen. Die Zukunft des Christentums entscheidet sich im globalen Süden. In der Gemeinde selbst haben sich damals die Jüngeren auch gar nicht so sehr eingebracht, weil sie viel zu oft fast auf pedantische Weise zurechtgewiesen/gemaßregelt wurden, wenn auch (natürlich) mit Milde. Am Ende haben dann manche einfach ihren Mund gehalten und einfach nur zugehört. Die gesamte Christenheit im DACH-Raum ist überaltert und schrumpft, obendrein sind 2 von 3 Kirchenmitgliedern gar keine Christen – bekennen sich also selbst nicht zu den Grundlagen des christlichen Glaubens… Weiterlesen »

Marcel Z.
19 Tage zuvor

Das klingt insgesamt recht ähnlich wie die Rechtfertigungslehre im federal vision Dunstkreis. Ich bin der Meinung, dass es eigentlich schon gleich im zu Beginn des Postes anfängt krumm zu werden: „Wir sind gerettet, wenn wir uns zu ihm bekennen und unsere Treue zu ihm leben.“ Die Rettung ist also maßgeblich von unserer Treue zum Herrn abhängig. Die Errettung ist somit von einer Bedingung abhängig! – aber dazu unten mehr. „Die Gnade ist ein unverdientes, freies Geschenk, aber die rettende Gnade, das Christusgeschenk, kann von uns nur dann wirksam empfangen werden, wenn wir als Antwort darauf zunächst und beharrlich unsere Treue zurückgeben.“ Ich empfange also Christus WIRKSAM, wenn ich ihm meine Treue BEHARRLICH zurückgebe. Ist die Position somit: man kann schon Christus empfangen, aber so richtig erst wenn ich ihm meine Treue beweise? Letztendlich ist die Rettung/Rechtfertigung wieder von einer Bedingung die in mir liegt abhängig – nämlich meiner BEHARRLICHEN Treue. Es drängt sich die Frage auf: wann war/bin ich treu… Weiterlesen »

Last edited 19 Tage zuvor by Marcel Z.
Udo
18 Tage zuvor

@Matze: Zu deiner Frage „Wer entscheidet nun, wer die Bibel richtig studiert? Gibt es dazu ein Messinstrument, um festzustellen wer es richtig macht: der Katholik, der Pfingstler, Adventist, Zeuge Jehova, der Liberale, der Allversöhner?“ Mal unabhängig davon, ob man der Meinung ist, ob diese Frage so zielführend gestellt ist, ob alle Akteure hier genannt wurden und angesichts der Tatsache, dass man zu dieser Thematik berechtigterweise Bücher schreibt (siehe „Biblische Hermeneutik“ von Gerhard Maier oder ganz frisch publiziert „Der unveränderte Stellenwert der Heiligen Schrift“ von Martin P. Grünholz und Frank Hinkelmann (Hg.)), sollte man meiner Ansicht nach folgende Aspekte berücksichtigen: Was ist überhaupt das Bibelverständnis? Reden wir von derselben Bibel? Ist die Bibel die Enthüllung der fortschreitenden Heilsgeschichte des dreieinen Gottes mit den Menschen, die in Kreuzigung, Auferstehung und Wiederkunft Jesu Christi auf die Zielgerade gekommen ist? Ist sie zuverlässig, historisch exakt, wahr? Ist dann ebenfalls das, was Jesus getan und gesagt hat und was die Apostel gelehrt haben, was also… Weiterlesen »

Matze
18 Tage zuvor

Hallo Udo,
Vielen Dank für Deine umfangreiche Darstellung und ich sehe es auch so wie Du beschrieben hast, aber wer sagt nun, dass diese Sicht von uns beiden die Richtige ist? Wie kann man das feststellen? Dass es dabei auch gewisse Toleranzen in der Auslegung in Sachfragen geben muss, aber trotzdem sollten die Grundlagen wenigstens die gleichen sein, was aber gerade heute nicht mehr zutrifft. Das fängt eben leider auch schon bei dem Thema an welche Bibelübersetzung verwendet wird.oder ich eine Übertragung verwende. Früher gab es Luther und Elberfelder und sonscht nix…..Leider ist das Thema mittlerweile sehr komplex

Udo
18 Tage zuvor

Ich finde, ich habe einige gute Argumente für eine bibeltreue und realitätsbezogene Herangehensweise genannt. – Bei Diskussionen über Bibelübersetzungen sollte man übrigens einmal berücksichtigen, dass die komplette Bibel mittlerweile in 769 verschiedenen Sprachen vorliegt. Schaut man auf Bibelteile lagen wir Ende 2023 bei 3686 Sprachen. Gottes Wort hat eben in vielfältiger Weise Durchschlagskraft, wenn man es ernst nimmt. – Nebenbemerkung: Die NWÜ der Zeugen Jehovas z. B. befindet sich allerdings in einer anderen Kategorie, weil sie bewusst fehlerhaft übersetzt, um zum Beispiel ihr selbsterfundenes Jesusbild zu autorisieren. Die Methoden, falsche Christusse unter die Leute zu bringen, sind eben vielfältig, das wussten schon die Apostel.

Jan Malcolm
16 Tage zuvor

Die NWÜ der Zeugen Jehovas z. B. befindet sich allerdings in einer anderen Kategorie, weil sie bewusst fehlerhaft übersetzt, um zum Beispiel ihr selbsterfundenes Jesusbild zu autorisieren. Damit steht sie in langer Tradition mit einer Lutherbibel, die das „allein“ in den Römerbrief einfügt, einer Einheitsübersetzung 2016, in der eine Apostelin Junia gegrüßt wird, oder einer „Hoffnung für Alle“, in der sich messianische Jude Paulus völlig anachronistisch selbst als Christ bezeichnet. Keine Bibelübersetzung ist zuverlässig, jede einzelne ist mehr oder weniger verfälscht, und zwar meist mit dogmatischer Absicht. Wer als wissenschaftlicher Theologe ernst genommen werden will, arbeitet deshalb ausschließlich mit dem Grundtext und fertigt seine eigenen Übersetzungen an. Aber genau das haut dem Evangelikalen, der die Welt in „gute“ und „böse“ Bibeln von „Irrlehrern“ unterteilen will, natürlich ordentlich ins Kontor. Wir sollten glücklich darüber sein, dass das Jahrhunderte währende unbemerkte (!) Bibelfälschen dank der technischen Revolution des 21. Jahrhundert endlich ein Ende genommen hat – übrigens so einst wie Erfindung des… Weiterlesen »

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