Matt Studer hat selbst an der Jesus25-Konferenz teilgenommen und in einem ausführlichen Blogbeitrag seine Eindrück und Hoffnungen formuliert. Darin heißt es:
Ankern hiess also, sich auf die Grundlagen des evangelikalen Glaubens zu besinnen und diese für unsere Zeit neu zu formulieren. Von welchen Grundlagen spreche ich hier? Ich meine die Basics, wie sie z. B. im Nicäno-Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis formuliert wurden: Wer ist Gott, wer der Mensch? Was ist das Evangelium? Konkret wurden an der Konferenz drei Themen betont: Der Sühnetod Jesu im Zusammenhang mit unserem Heil (wie werden wir erlöst?), das evangelikale Bibelverständnis und eine positive, heilsame Sicht auf die biblische Sexualethik. Gerade diese drei Punkte werden von der progressiv-postevangelikalen Strömung hinterfragt und rekonstruiert, so dass es Not tut, sich zu besinnen, was wir eigentlich glauben und wie wir es wieder relevant kommunizieren könnten. Natürlich könnte man sagen, dass man ausgerechnet die drei Steckenpferde der Evangelikalen herausgesucht hat. Gäbe es nicht auch noch andere Themen, bitte schön? Die Antwort lautet: Ja, man hätte auch über die Trinität sprechen können (vielleicht auch sollen?), um nur ein weiteres Kernthema zu nennen. Ich meine dennoch, dass die drei gewählten Impulse wichtig waren, weil dies die Themen sind, die von progressiver Seite her zur Debatte stehen.
Dazu ein paar kritische Anmerkungen meinerseits: Der evangelikale Glaube hat, was seine Kernüberzeugungen betrifft den Anspruch, echter biblischer Glaube zu sein. Wir glauben, dass unsere Kernüberzeugungen nicht einfach Ausdruck irgendeiner Zeit oder Strömung, geprägt von einzelnen Persönlichkeiten sind. Vielmehr behaupten wir, dass diese Überzeugungen biblisch sind und sich mit der Lehre Jesu und der Apostel decken. Wir behaupten also frech und freudig, dass wir den richtigen christlichen Glauben haben – zumindest was den Kern betrifft. Das ist für uns innerhalb der evangelikalen Bubble selbstverständlich. Für Leute ausserhalb dagegen kann es ein Affront sein. Deswegen schlage ich vor, dass wir uns (gerade wenn es um eine Standortbestimmung geht), stärker historisch verorten. Woher kommen wir (Reformation, Erweckungsbewegung, Pietismus, Puritanismus?)? Denn sonst stehen wir in der Gefahr unseren historischen Bezugsrahmen aus den Augen verlieren. Es klingt dann zumindest nach aussen hin so, als ob unsere Kernüberzeugungen einfach unsere eigenen Präferenzen widerspiegeln. Dabei könnten wir ja gerade zeigen, dass unser Glaube auf eine lange, sich durch die Jahrhunderte hindurchziehende Geschichte beruft. Ich bin mir sicher, dass der mit der Konferenz publizierte Band zur evangelikalen Bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz dies nachholt. Aber irgendwo in den Keynotes hätte ich diesen historischen Bezugsrahmen sinnvoll gefunden. Und wenn wir schon dabei sind, schlage ich vor, dass wir wieder vermehrt beginnen, die frühen Jahrhunderte der Kirche (gerade was mein evangelikales Bibelverständnis betrifft, habe ich in der Schule der patristischen Väter und bei Augustinus und Thomas von Aquin dazugelernt) zu studieren und in unsere Präsentation einzuflechten. Die evangelikale Bewegung, wenn sie die authentische christliche Lehre für sich beanspruchen will, muss zeigen, dass ihre Lehre kein Novum ist, sondern sich in der Kirchengeschichte immer wieder manifestiert hat (sogar vor der Reformation!). Dieser historische Fokus macht uns auch glaubwürdiger, wird uns doch manchmal nicht zu unrecht vorgeworfen, wir seien Geschichtsvergessen. Initiativen aus dem englischen Raum wie Credomag oder Roland Werners neues Buch Faszination frühe Christen (auf Deutsch!) würden hier wertvolle Impulse geben. PS: Dazu gehört der Dialog mit der römisch-katholischen und anderen Kirchen. Leute wie Gavin Ortlund von Truth Unites leisten viel hinsichtlich dieses Dialogs zwischen Evangelikalen und Geschwistern aus anderen Traditionen, allerdings im angelsächsischen Sprachraum. Wir brauchen solche Initiativen auch im deutschsprachigen Raum, meine ich.
Gefreut hat mich, dass die globale evangelikale Bewegung und die verfolgte Kirche eine Erwähnung fanden. Es ist so wichtig, dass wir hier und da über den eigenen Tellerrand hinausschauen, gerade weil die westliche Christenheit global gesehen längst nicht mehr am Drücker ist (zumindest zahlenmässig). Ich bin hier auch erst am Anfang, aber ich schlage vor, dass wir vermehrt von unseren Geschwistern aus Afrika, Lateinamerika und Asien dazulernen.
Mehr hier: www.mindmatt.com.
Leider zeigt sich dass Jesus 25 auch keinen konsequenten klaren Kurs fährt. Auf der einen Seite bezieht man sich auf die evangelikale Geschichte, wo in vielen Gruppierungen die persönliche Entscheidung für Jesus der einzige wichtige Punkt für den Glaubenstart war. Auf der anderen Seite bezieht man sich auf das Bekenntnis von Konstantinopel, wo die Taufe als Glaubensbeginn genannt wird. Das ist auch kein Wunder, denn es sind bei Jesus 25 ja auch einige Leute dabei oder in den vertretenen Organisationen drin, die die Taufe als Sakrament ansehen. Dass dies auch ein etwas Zeitgeist ist, der auf der Konferenz in andere Richtung kritisiert wurde ist wohl nicht aufgefallen.
@ Matze: Tja, dann müssten Markus Till, Roland Werner und die anderen draußen bleiben.
Die Abgrenzung gegenüber den Progressiven reicht wohl nicht aus. Jetzt noch mal das Fass Sakrament aufmachen.
Was die Taufe als Sakrament mit DEM oder einem Zeitgeist zu tun hat, habe ich nicht verstanden.
Ihr lieben Evangelikalen, haltet wenigstens untereinander ein bisschen zusammen. Aber das Sich-gegenseitig-in-die-Pfanne-hauen ist wohl Teil eurer DNA.
Schade für die EAD und die anderen Formte.
Wie kommunizieren wir mit der jungen GenZ und GenAlpha? Das sind die Fragen, die sich Papa stellt, wenn er den Anschluss an seine Kinder im Teenager-Alter verloren hat. Nicht böse gemeint, aber das ist das Schicksal aller Eltern (Das Wort Eltern kommt von „alt“). Denn die Frage ist entlarvend: Wie kommunizieren „wir“ (Geburtsjahrgänge bis ca. 1970er) mit den jüngeren, die offenbar gar nicht mehr Teil der „evangelikalen Bewegung“ sind. Und da kommen wir schon zum ersten Problem: Die „GenZ“ existiert überhaupt nur in der US-Demographieforschung als Kohorte, weil das „deutschsprachige Europa“ sich gar nicht mehr vermehrt hat. Und wenn bei GenXW (zwei Kohorten in US, nur aber nur eine in DACH) von „kommunizieren“ die Rede ist, dann ist meistens nur „belehren“ gemeint. Davon haben Leute unter 50 inzwischen genug. Natürlich könnte man sagen, dass man ausgerechnet die drei Steckenpferde der Evangelikalen herausgesucht hat. Man könnte auch sagen, den Evangelikalen fällt halt nichts mehr ein, also dreht alles immer noch um… Weiterlesen »
Definition und Verteidigung unseres gemeinsamen Glaubens gegen die „Dekonstrukteure“ ist absolut geboten. Über die entstandenen verschiedenen Formate darf man dankbar sein! Gefahr erkannt, Gefahr gebannt könnte man meinen, wäre da nicht eine weitgehend vernachlässigte weitere Bedrohung. Ich spreche von den Extrem-Charismatikern, die besonders die jungen Leute in ihren Bann ziehen und viel Schaden anrichten.
Da vermisse ich klare Kante von unseren Apologeten, die vermutlich aus falscher Rücksichtnahme, Irrlehrer und Irrlehren nicht beim Namen nennen.
Ich schätze die Gefahr aus dieser Ecke genauso hoch ein, wie die aus dem Lager der „Modernisten“, das mag aber auch persönlichem Erleben geschuldet sein.
Wir sollten uns ein Beispiel an den USA nehmen, da wird konsequent über Auswüchse berichtet und lässt den Leuten nicht alles durchgehen.
@ Robert:
Wir lesen bei Matze, dass die „Sakramentler“ nicht dazugehören sollten.
Du sagst, die Extrem-Charismatiker sollen ebenfalls nicht dabei sein. (Ab wann auch immer von „extrem“ gesprochen werden darf)
Was bleibt denn noch übrig?
Ich würde vorschlagen, als Nächstes die Kreationisten ins Auge zu fassen. Eine besonders gefährliche Spezies.
Die Pfingstbewegung ist ein Kind des 20. Jahrhunderts und der Trend bei wirklich jungen Leuten (U30) ist genau der gegenteilige: hin zur konventionellen Liturgie, am besten noch auf Lateinisch. Toronto war 1994, inzwischen 2025, das ist über 30 Jahre später. Klar, die Leute die damals jung waren, mögen jetzt Pfingstler sein, aber auch diese gehen inzwischen stramm auf die 50 zu.
Außerhalb des globalen Südens gewinnt die Pfingstbewegung keine Anhänger mehr.
@Jan:
Auf den globalen Süden kommt es aber hauptsächlich an in Zukunft – allein schon rein demographisch.
Dass die Jungen im Westen so scharf auf Liturgie und Latein wären, kann ich nicht so richtig glauben – es sei denn du hast da Zahlen.
Ich seh nur, dass in den letzten Jahren die ICFs und andere neo-charismatische Kirchen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind.
Ich seh nur, dass in den letzten Jahren die ICFs und andere neo-charismatische Kirchen wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Das ICF hat weltweit (!) ganze 40 Mitgliedskirchen in 12 Ländern. Das ist nicht einmal eine Nachkommastelle unter 2,3 Milliarden Christen, selbst wenn man großzügig lauter Megachurches mit tausenden Mitgliedern annimmt. Allein in meinem Landkreis gibt es schon mehr Kirchgebäude als ICFs weltweit. Ich verstehe schon, die haben ab den 1990ern einige junge Leute aus verstaubten Freikirchen abgezogen, aber das sind Bewegungen innerhalb einer 1%-Minorität. 99 % der Christen weltweit wissen nicht einmal, was überhaupt das ICF ist. Wenn überhaupt macht das ICF nur eines klar: Dass das fromme Minderheitenchristentum im Westen sich fortwährend transformiert. Das 20. Jahrhundert war dort bestimmt von der Pfingstbewegung (von 1908-1994), die u. a. die Frauenordination salonfähig gemacht hat, das 21. Jahrhundert werden die Postevangelikalen mit ihrer progressiven Sexualmoral übernehmen. Aber eben nur innerhalb ihrer kleinen protestantischen Minderheit. Der Rest der Christenheit, insbesondere in… Weiterlesen »
„Dass die Jungen im Westen so scharf auf Liturgie und Latein wären, kann ich nicht so richtig glauben – es sei denn du hast da Zahlen.“ Mit Zahlen kann ich nicht dienen, nur mit Beobachtungen zum Thema Liturgie (nicht aber zu Latein). Wobei ich in der Amtskirche schlecht mit Zahlen argumentieren kann, was die Anzahl der Christen in einer Gemeinde angeht – ich sehe nur, kommen jetzt mehr als die üblichen 1-3% der Kirchensteuerzahler, oder weniger. Sprich: wird die Gemeinde lebendiger, oder bleibt sie im Schlaf bei den 10 törichten Jungfrauen. Wir haben einen Jungpfarrer, der auf Lutherische Messen „steht“, auf traditionelle Liturgie und Abwechselung zu den reformierten Gesängen, klassische Vespern veranstaltet, sich auch nicht scheut, alte gregorianische Gesänge herzunehmen, textlich zu „evangelisieren“ sofern es notwendig ist, und sich nicht scheut, auf der eigenen Nähmaschine Antependien in den liturgisch passenden Farben zu nähen. Feststellung: die Abendversper, obwohl noch zu einer ungünstig frühen Stunde für Berufstätige, hat 2 Monate nach ihrer… Weiterlesen »
@ Alex aus Cloppenburg
Zur Verdeutlichung nochmals. Wenn man diese Freiheit lässt Richtung Taufverständnis und Akzeptanz von Extremcharismatikern ( Wohlstandsevangelium) usw. kann man sich nicht GLEICHZEITIG auf die alten Pietistenväter beziehen. Man kann ja einen Paradigmenwechsel durchführen, aber für den Bezug auf die Vergangenheit FEHLT dann die Legitimation.
Das bemerkt aber keiner, wenn alle aus der Vergangenheit bereits das Zeitliche gesegnet haben. Weder Paulus noch die Pietisten des 19. Jahrhunderts können noch widersprechen.
Das würde in der hiesigen Landeskirche (die auf höheren Hierarchieebenen gar keine Männer mehr ordiniert) umgehend zu disziplinarischen Maßnahmen führen. Anschließend würde der Bruder fleißig gemobbt, bis er aus der Kirche austritt. Die energischsten Christenverfolger sitzen eben in den Kirchen.
@ Matze:
was sollte man konkret mit Parzany, Till, Werner, von denen ich glaube, dass ihnen das Sakrament nicht ganz egal ist, tun?
Dürfen die nicht mitspielen?
@ Alex,
Du weichst aus. Auf Golgatha stand kein Taufbecken. Also KANN das Christwerden nur über Glaube und Sinnesänderung und die Säuglingstaufe nur über eine Tauferneuerung oder ähnliches im späteren Alter funktionieren.
@Matze
Es gibt kaum ein Thema, was ich als Nicht-Evangelikaler langweiliger finde als die Tauffrage.
Entscheidend ist doch die Frage, ob Christen, die unterschiedlich darüber denken, Gemeinschaft haben können. Ich würde sagen: auf jeden Fall.
Du scheinst da anderer Meinung zu sein.
Hallo @Alex,
Ich kenne nur folgende Ansätze bei diesem Thema: Glaubenstaufe, Kindertaufe mit späterer Tauferneuerung, Kindertaufe ohne weitere Ergänzung als Eintritt in den Glauben. Was gibt es sonst noch und mit welchem biblischen Argument ist Letztgenanntes begründet?
@ Matze:
Die Argumente für die sogenannte Kindertaufe sind zu Genüge ausgetauscht worden. Die Bibel selbst beschreibt unterschiedliche Taufen, gibt aber nicht explizit vor, wer wie getauft werden muss. Wenn man sich also gegen die Kindertaufe stellt, dann ist man kirchengeschichtlich gesehen ziemlich allein auf weiter Flur. Das ist nicht immer schlimm, aber darüber sollte man sich im Klaren sein.
Dann sind die Pfingstler und Baptisten halt unter sich – wobei die Zweitgenannten die Ersten sehr oft aus anderen Gründen ablehnen. Das Taufverständnis als gemeinsamer Nenner trägt also nicht.
Wenn man sich also gegen die Kindertaufe stellt, dann ist man kirchengeschichtlich gesehen ziemlich allein auf weiter Flur. Das ist nicht immer schlimm, aber darüber sollte man sich im Klaren sein. Dann sind die Pfingstler und Baptisten halt unter sich Das ist eigentlich ganz unterhaltsam, wenn man genauer hinschaut, welche Taufen als „gültig“ betrachtet werden. Tauft bspw. ein Baptist ganz im Sinne des Jedermann-Priestertums ein Baby, wird das keine baptistische oder pfingstliche Gemeindeschwester anerkennen. Legt man hingegen einer EKD-Frau die Hände auf, gilt sie selbstverständlich auch bei Baptisten (zumindest denen des BEFG) als ordnungsgemäß „ordiniert“ und kann auch Kinder taufen, obwohl die Mehrheit der Christen weltweit fest daran glaubt, dass die Sakramentsspende durch Frauen nach apostolischer Lehre unmöglich ist. (Sprich: keine geistliche Wirkung entfaltet – es geht dabei nicht um „verboten“ oder „erlaubt“, sondern um die Frage, ob eine „Taufe“ durch die Yoga-Lehrerin genauso sakramental ist, oder ob man dafür zwingend in die Kirche muss.) Es ist also spannend wie… Weiterlesen »
@ Alex
Durch die ganze Bibel zieht sich der Hauptgedanke, dass der Glaubensbeginn durch Umkehr und Annahme im Glauben geschieht. Die Taufe ist nach NT die Bestätigung des Glaubensschritts und ersetzt den Glaubensschritt nicht. Sorry , ich bin 64 Jahre habe schon viel in der Bibel gelesen und kenne die verschiedenen Arten von Taufe nicht wie Du sie andeutet. Es ist schon etwas überheblich, wenn Du meinst dass die Argumente ausgetauscht sind. Also ich kenne aus den 3 beschriebenen Varianten. Es ist mittlerweile leider auch bei manchen theologischen Themen so, dass ich diese Überheblich festlegen kann. Nicht vergessen, es uiss dies alles auch Lieschen Müller und Manfred Mustermann ausserhalb der Blase verstehen. Vielleicht kannst Du in wenigen Worten die weiteren biblisch begründeten Möglichkeiten erklären, wenn es Dir nichts ausmacht.
Eine kleine Minderheit mit Schwerpunkt auf dem nordamerikanischen Kontinent sagt „Sorry“, aber die christliche Mehrheit tauft seit 1800 Jahren Kinder und ist völlig einverstanden und zufrieden damit. Dieses Faktum kann man verleugnen, aber das wird die anderen Christen nicht interessieren. Die benutzen dann einfach das Wort „Sekte“ und sind durch mit dem Thema.
@ Matze: Du wirst hoffentlich recht haben – ich hoffe es für DICH ❤️ aber ich selber glaube, dass es hinsichtlich der Taufe nicht nur einen Weg gibt .
@Matze Vorneweg: in der heutigen Zeit (!) finde ich der Erwachsenentaufe als Gehorsamsantwort richtig, wenngleich auch nicht heilsentscheidend. Der Schächer am Kreuz dürfte ungetauft die Zusage bekommen haben, noch heute mit Jesus im Paradies zu sein. Wir haben aber auch Beispiele in der Bibel für Familien-/Kinder-/Mitarbeitertaufen, siehe z.B. Apg 16,31ff. Nun fand das zu Zeiten statt, als der Hausherr für sein Haus (oikos) als verantwortlich, auch vor Gott, angesehen worden ist, die Gesellschaft also auf Hierarchien aufbaute. Vergleichbar vielleicht damit, dass früher Landefürsten sich in der Verantwortung sahen zu entscheiden, ob sie selbst und damit ihre Untertanen katholisch oder evangelisch glaubten und diese Entscheidung für alle ihre Untertanen mitgetroffen haben. Ich denke, dass der Hausherr bei der „Familientaufe“ in der Apg in der Folge auch die christliche Erziehung seiner Kinder sicherstellte, sie also zu Nachfolgern Jesu erzogen worden sind. Diese Denkart spiegelt sich auch im Heidelberger Katechismus (Frage 74) wieder. Trotzdem habe ich es als Gehorsamkeitsakt gegenüber Gott empfunden und… Weiterlesen »
@ Stephan
Volle Zustimmung: nur der Glaube hilft zur Erlösung bei. Bei der Erwachsenentaufe ist die Entscheidung für Jesus davor, bei der Kibdertaufe muss der Glaube nachträglich dazukommen. Aber keine der beiden Taufen ALLEINE kann Erlösung bewirken.
@Matze Die Kinder gläubiger Eltern sind dem Herrn heilig (1 Kor 7,14; Röm 11,16). Auch ihnen gilt die Verheißung des Heiligen Geistes (Apg 2,38.39; Jes 44,3; Joel 3,1). Auch sie können vom Geist erfüllt werden (Lk 1,15; Ps 8,3), der in ihren Herzen den Glauben wirkt (Ps 71,6; Ps 22,11; Eph 2,8) und ihnen so die Vergebung der Sünden um Christi willen zueignet (1 Joh 2,12). Sie gehören daher, wie die Kinder im Alten Bund (Gen 17,7; Joel 2,16; 1 Kor 10,2), zu Gottes Volk und in seine Gemeinde (Mk 10,14; Eph 6,1). Die Taufe, die ja auch die „Beschneidung durch Christus“ (Kol 2,11.12) genannt wird, ist somit die endzeitliche Erfüllung dessen, was die äußerliche Beschneidung unter dem Alten Bund schattenhaft vorausverkündigt hat: nämlich die Beschneidung des Herzens (Dtn 30,6; Jer 4,4). Des Weiteren wird auch die alttestamentliche Familiensolidarität, die mit den Häusern immer auch die Kinder der Gläubigen umfasste (Gen 7,1; Jos 23,15; Spr 14,26), im Neuen Bund keineswegs aufgehoben, sondern… Weiterlesen »
@ Ron,
Hi Ron, beim nochmals lesen ist doch noch eine Frage aufgetaucht. In der Überschrift sprichst Du von “ den Evangelikalen „. Es war ein recht weites Spektrum da, aber bei weitem nicht alle so zum Beispiel viele aus dem Spektrum ausserhalb der EAD. Waren diese nicht eingeladen oder hatten diese kein Interesse? So kann ja Jesus 25 such nur für die Teilnehmenden sprechen, aber nicht für alle Evangelikale.
Ich denke, dass der Hausherr bei der „Familientaufe“ in der Apg in der Folge auch die christliche Erziehung seiner Kinder sicherstellte, sie also zu Nachfolgern Jesu erzogen worden sind. In dieser Interpretation der Apg spiegelt sich das Selbstverständnis einer Amtskirche wieder, und genau diese seit dem 20. Jahrhundert endgültig Geschichte. Diese Denkart spiegelt sich auch im Heidelberger Katechismus (Frage 74) wieder. Die Denkart des Cuius regio, eius religio.Das Mittelalter ist schon länger vorbei. Trotzdem habe ich es als Gehorsamkeitsakt gegenüber Gott empfunden und für notwendig erachtet, mich im Erwachsenenalter erneut taufen zu lassen, nachdem ich zum Glauben gekommen bin. Schon in meiner Generation (Du bist nur wenig älter als ich) konnte von einer fundierten christlichen Erziehung im Elternhaus schon nicht mehr die Rede sein. Auch diese Denkart lässt sehr gut in der Moderne des 19./20. Jahrhunderts verorten und ebenso kein universell gültiges Prinzip. Dieser Äon ist jetzt auch vorbei. Inzwischen haben die konfessionslosen Nichtreligiösen gegen über den Kirchenmitgliedern einen Geburtenüberschuss… Weiterlesen »
@T.C.: „Die Kinder gläubiger Eltern sind dem Herrn heilig (1 Kor 7,14; Röm 11,16).“ Und da haben wir doch das Problem: welche Eltern sind noch gläubig heutzutage? Taufen in den Amtskirchen sind in großen Mehrzahl zu einem folkloristischen Spektakel für die Familie verkommen, mehr steckt da nicht mehr hinter. Getauft wird alles, dessen Eltern (es reicht ein Elternteil heutzutage) noch Kirchensteuern zahlen. Teilnahme am Gemeindeleben? An Gottesdiensten? Eine Lebensführung, die man mit christlichen Werten assoziieren könnte? Biblisches Grundwissen? Alles Fehlanzeige. Pfarrer und Gemeindekirchenräte täten gut daran, die Mehrheit der Taufwünsche abzulehnen. Wird aber nicht gemacht, weil Gemeindegröße entscheidend ist für Stellenzuweisungen und Finanzmittel. Es gibt keinen Automatismus „Ich bin getauft und damit bin ich Kind Gottes und alles andere entwickelt sich irgendwie“. Der Bezug auf das AT und den alten Bund passt sowieso nicht: Jude, also Angehöriger des Volkes Gottes auf der Erde, bin ich Kraft Geburt von einer jüdischen Mutter, selbst wenn diese völlig unreligiös ist. Christ, also Angehöriger… Weiterlesen »
@Stephan Vielen Dank für Deine Antwort. Für mich ist zuallererst einmal wichtig, dass es eine gesamtbiblische Kontinuitätslinie der Dazugehörigkeit der Kinder gibt. Vor diesem Hintergrund finde ich es befremdlich – um nicht zu sagen: unbiblisch –, dass die Babys und Kleinkinder in baptistischen und großtäuferischen Gemeinden geistlich und offiziell nicht zum Leib Christi gehören (so sehen es zumindest baptistische Größen wie Spurgeon, Dever und Piper). Was den Zusammenhang zwischen AT und NT anbelangt, scheinen wir grundsätzlich unterschiedlich zu denken. Ich bin der Meinung, dass wir auch als Christen aus den Heiden Abrahamskinder und Erben der Verheißung sind (Gal 3,29). Die Vorväter des Alten Testaments sind auch unsere Väter (1. Kor 10,1). Als Gemeinde sind wir die zwölf Stämme in der Zerstreuung (Jak 1,1) und das Israel Gottes (Gal 6,16). Wir sind „ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum“ (1. Pet 2,9; vgl. Deut 14,2). Johannes Calvin sagt daher einmal sehr schön: „Die Verheißungen, die… Weiterlesen »
@V.C. Danke für Deine umfangreiche Darstellung aber ich sehe das ähnlich wie @ Stephan. Dass der Segen, der durch christliche Eltern geschenkt wird sich auf die Kinder überträgt ist klar. Nach meinem Schriftverständnis kann die Kindertaufe aber nicht die persönliche Glaubensentscheidung quasi in einem Automatismus ersetzen, auch noch so fromm die Eltern waren.
@Matze Meine Folgefrage wäre: Was verstehst Du unter einer „persönlichen Glaubensentscheidung“? Hieran entscheidet sich m.E.n., ob wir uns auf dem Boden reformatorischer Theologie (unfreier Wille, sola gratia) bewegen, oder ob wir der heilsamen Lehre unter dem Deckmantel einer „Entscheidung für Jesus“ wieder eine Prise (römischer) Willensfreiheit und Kooperation beimengen. Um nicht missverstanden zu werden: Auch ich würde sagen, dass der Glaube Erwachsener eine Entscheidungs-Dimension hat. Aber diese wird gewirkt und bleibt stets umfangen von der Gnade. Im Zusammenhang der Taufe würde ich daher mit Hermann Sasse sagen: „Ein Christ sein, heißt nicht, einmal getauft sein, sondern es heißt, in der Kraft der Taufe leben und immer wieder zu ihr zurückkehren.“ Frage ich die Jugendlichen in unserem Jugendkreis ‚Seit wann bist du Christ?‘ antworten die meisten: ‚Seit meiner Taufe‘ bzw. ‚Schon immer‘. Es gibt für sie keinen Zeitpunkt, an dem sie nicht zu Jesus gehört hätten. Ich finde das schön und sehe hier keine Notwendigkeit für künstliche Bekehrungserlebnisse. Natürlich gibt es… Weiterlesen »
@ T.C. Es geht mir auch so dass „Entscheidung“ auch ein Prozess sein kann und die Wege die Gott führt nicht immer gleich sind. Zum Christsein gehört dazu, dass ich aus der Gnade heraus im Glauben weiss, dass mir meine Sünden vergeben sind, Jesus für mich den Tod besiegt hat und in beim 2. Kommen Jesu in der Gemeinschaft Gottes lande und nicht woanders. Deshalb wird es bei den von Dir genannten jungen Leute dies alles nicht bei der Kindertaufe erkannt haben sondern eben später in einem oder mehreren Schritten.
@Matze
Was die von Dir genannten Glaubensinhalte (fides quae) anbelangt, ist das sicher so; beim eigentlichen Glaubensakt (fides qua) nicht unbedingt (vgl. Ps 71,6; Mt 21,26).
@T.C. Wir liegen gar nicht so weit auseinander, wie Du meinst. 😉 Insbesondere der Zusammenhang hinsichtlich AT / NT. Auch wenn ich ein „Wiedergetaufter“ bin, aus Überzeugungsgründen, halte ich die Abgrenzung z.B. der Baptisten gegenüber Ungetauften, damit auch gegenüber Kindern, ebenfalls für unbiblisch. Meine Erwachsenentaufe sehe ich trotzdem als notwendig an, als Glaubensantwort. Du führst Kol 2.11 an, und in V12 heißt es „… ihr auf mitauferstanden seid durch den Glauben an die Kraftwirkung Gottes …“. Diesen Glauben hat ein Säugling (noch) nicht, und diesen Glauben hatte ich erst mit 35 Jahren erlangt. Nun bewerte ich die Taufe eher als Fortsetzung / Ersatz der rituellen Waschungen und Reinigungsbäder des Judentums, die Beschneidung gemäß Kol 2,11 sehe ich, auch aufgrund der Vorverse, primär als Werk des Heiligen Geistes in uns. 1. Petr 3, 21: 8 Seelen wurden hindurchgerettet durchs Wasser (V20), hier war Glaube / Gehorsam gegenüber Gott die Voraussetzung, die Rettung die Folge des Glaubensgehorsams: ohne Glaube kein Bau der… Weiterlesen »
Auch diese Gemeinden praktizieren letztendlich ein milieuspezifisches Kulturchristentum das zu ihrem Erlöschen führen wird wie bei den Amtskirchen. Das liegt schon fleischlich betrachtet an der fortschreitenden Überalterung und somit an der immer weiter schrumpfenden Größe dieses Milieus, und geistlich gesehen natürlich auch daran, dass der transzendente Gott solches So-tun-als-ob nicht lange mit ansieht.
Als verbindendes Merkmal solcher Gemeinden habe ich übrigens die Liturgiesprache Deutsch ausgemacht, egal ob gesprochen oder gesungen. Insbesondere das penetrante Beharren darauf und Abwehren aller interkulturellen und kirchengeschichtlichen Einflüsse ist diesen Milieu sehr eigen und verrät mir, dass dort die Öllampen längst verloschen sind.
@Stephan Vielen Dank für Deine erneute Antwort. Es freut mich, dass wir nicht so weit auseinanderliegen, wie ich zunächst vermutete. Die von Dir genannte Reihenfolge „zum Glauben kommen, Wirken des Heiligen Geistes, Taufe“ sehe ich so nicht. Klar, die im NT beschriebenen Taufen sind (fast) allesamt Erwachsenentaufen. Das entspricht auch der Missionssituation der frühen Kirche, in der sich Gemeinden erst bildeten. Zugleich ist es aber so, dass die Taufe keineswegs bloß als Glaubensantwort oder Gehorsamsschritt bereits Wiedergeborener beschrieben wird. Fast alle Taufstellen haben auf die ein oder andere Art instrumentalen Charakter. So heißt es am Ende der Pfingstpredigt des Petrus: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird“ (Apg 2,38.39). Und Paulus schreibt: „So sind wir ja mit ihm begraben… Weiterlesen »