Michael Diener: Vom Saulus zum Paulus

Michael Diener, früher Vorsitzender der Evangelischen Allianz in Deutschland und Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, hat sich beim Kongress „Coming-In“ bedauernd zu seiner früheren Haltung gegenüber LGBTQ+-Christen geäußert. Die Begründung für seine Bekehrung ist absurd. Die Nachrichtenagentur idea meldet:

Irgendwann habe er leise in sich gespürt, dass er Menschen mit seiner Einstellung nicht gerecht werde. Er habe keine Zweifel, dass sich die evangelikale und pietistische Bewegung auch in diesem Bereich weiterentwickeln werde. Denn es gehe nicht darum, christliche Substanz aufzugeben, sondern um einen Substanzgewinn, den Gott schenke: „Gott liebt uns alle und hat uns so geschaffen, wie wir sind. Ich bin heute nicht mehr gebunden, anderen das aufgrund meiner Überzeugungen abzusprechen.“ Er sei nun mit queeren Menschen verbunden in der Liebe Gottes, „die wir alle empfangen, die uns allesamt hoffentlich immer wieder neu verändert, damit wir mit all dem, was uns ausmacht, auch mit unserer Sexualität, Gott und den Menschen von ganzem Herzen dienen können“.

„Coming-In“ möchte nach eigenen Angaben Christen aus der queeren Gemeinschaft verbinden und setzt sich für ein herzliches Willkommen dieser Menschen in Gemeinden ein.

Auch die Argumentation des Baptisten David Gushee, Hauptreferent bei der Veranstaltung, ist so gefühlig, dass man nur staunen kann: 

Viel zu oft müsste sich die Community überkommene Vorurteile anhören. „In der bunten Welt Gottes muss es aufhören, dass Christen andere Menschen ablehnen.“ Wer zum Bund Gottes gehöre, dürfe auch seinen Segen empfangen: „Queere Christen gehören zur Bundesgemeinschaft dazu.“ Menschen erster und zweiter Klasse gebe es vielleicht bei der Deutschen Bahn, aber nicht bei Gott.

„Wir haben einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe und einen Abendmahls-Tisch.“ Wer hier Unterschiede mache, verstoße gegen das Prinzip der Heiligen Schrift. Gushee plädierte dafür, dass „die Diskriminierung an diesem Punkt aufhören muss“. Christen müssten ähnlich wie beim Thema Rassismus auch in der Inklusion der LGBTQ-Bewegung Buße tun. In der Ewigkeit feierten alle miteinander an einem Tisch: „Wir müssen die Einheit der Kirche voranbringen und nicht ausgrenzen.“

Mehr: www.idea.de.

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Henry77
1 Jahr zuvor

Ehrliche Frage: Warum ist es so schlimm, wenn LGBTQ+-Menschen von Gläubigen nicht mehr wie Dreck behandelt werden? War es denn auch schlimm, als der Antisemitismus an Popularität verlor? Eine Gesellschaft, die sich gegenseitig aufgrund von Identitäten, wie Religion, Hautfarbe, Sexualität, Ethnie, Geschlecht, Körperform, usw. an die Gurgel springt, ist keine glückliche Gesellschaft. Es ist unproduktiv, sich gegenseitig an die Gurgel zu springen. Das ist einfach nur logisch, man muss dafür ja nicht mit Gott argumentieren, sondern nur ein bisschen nachdenken, um darauf zu kommen. Es ist erfreulich, dass sich einige Christen entscheiden, dass es doch keine so gute Idee ist, LGBTQ+ als Scheiße zu betrachten. Es ist aber ärgerlich, dass sie dafür erst was mit Gott zusammenkonstruieren müssen, und nicht einfach LGBTQ+-Menschen einfach von sich aus als Menschen sehen. Ich stimme also zumindest halb zu, dass diese Argumentation holprig ist, gerade, weil sie Gott als Rechtfertigung brauchen. 🙁 Jeder kann behaupten, dass Gott X oder Y liebt oder hasst, und… Weiterlesen »

Alex aus Cloppenburg
1 Jahr zuvor

@Henry 77:
Da gehe ich persönlich komplett mit!
Wenn allerdings die Bibel als Gebrauchsanweisung fürs Leben gelesen wird, kommt man nicht umhin, Homosexuelle zu diskriminieren. Aber nicht nur die – in vielen Gemeinden haben Frauen nicht die gleichen Rechte wie Männer. Paare, die unverheiratet zusammenziehen, werden nicht selten von Diensten ausgeschlossen.
Das alles mag man bedauern oder man akzeptiert, dass buchstäbliches Ausschließen von Menschen (u.a. mittels Gemeindezucht) in vielen frommen Kreisen gelebte Praxis ist. Dagegen argumentieren ist sinnlos, weil Aussagen der Bibel ziemlich eindeutig sind und bei passender Gelegenheit ins Feld geführt werden.
Es steht und fällt alles mit dem Bibelverständnis.

Udo
1 Jahr zuvor

Wie so oft ist die Einseitigkeit das Problem. Wahrheit und Liebe kommen immer gemeinsam daher. Vergisst man eins von beiden, landet man im Irrtum. Ich zitiere einmal aus dem gerade erschienenen Buch von Johannes Traichel, „Evangelikale und Homosexualität – Für eine Kulturreform“:
 „Insgesamt bleibt einer christlichen Ethik, die an die Heilige Schrift gebunden ist, nichts anderes übrig, als daran festzuhalten, dass der Ort der ausgelebten Sexualität exklusiv in eine Ehe von Mann und Frau zu verorten ist und auch aus biblischer Sicht nirgends anders ihren Platz hat.“ (S. 179f.)
„Gemeinde liebt homosexuell Empfindende.“ (S.238)
Mehr dazu ist hier zu lesen:
https://www.bibelundbekenntnis.de/ethik/evangelikale-und-homosexualitaet-fuer-eine-kulturreform/

Theophil Isegrim
1 Jahr zuvor

Die „Argumentation“ von den beiden ist einfach nur dreist. Wer queer nicht als gottgegeben betrachtet wird Gott ungehorsam. Dabei ist Sünde Ungehorsam. Und dazu versuchen sie andere Christen zu verführen. Und den queeren Leuten hilft es auch nicht, wenn Sünde als solche nicht mehr bezeichnet wird und sie darin aufgehen (falls sie Sehnsucht nach Gott haben und mit ihm leben wollen).

Möge sich die Wahrheit und die Liebe Gottes durchsetzten und die Irrleher bekommen, was sie verdienen.

Alex aus Cloppenburg
1 Jahr zuvor

@ Theophil:
Möge sich die Wahrheit und die Liebe Gottes durchsetzten und die Irrleher bekommen, was sie verdienen.“
Wer so spricht, wähnt sich wahnsinnig sicher auf der Seite der Wahrheit. Das ist bewundernswert und erschreckend zugleich.
Anstatt über die „Sünder“ traurig zu sein, sieht man freudig deren Strafen entgegen.
Wenn das mal keine Werbung fürs Christentum ist!

Chris
1 Jahr zuvor

Was mich erschüttert, ist, daß wir laut dieser Leute Buße tun sollen, weil wir Sünde wie Gott als Sünde benennen und sie verurteilen. Das muß man sich mal vorstellen. Eine völlige Verdrehung und Verwirrung. Entsetzlich sind auch die Befindlichkeiten von Michael Diener, der sich offensichtlich in eigener, persönlicher Gefühlsduselei ergeht und dabei gar nicht bemerkt, daß er uns homosexuellen Christen und Christinnen, die nach Gottes Willen leben möchten, ins Gesicht spuckt und sich dabei auch noch lächelnd auf die Schultern klopfen läßt. Gerade er sollte mal Philipper 3,17-20 lesen: „Liebe Brüder und Schwestern, nehmt euch ein Beispiel an mir und an den Menschen, die so leben wie meine Mitarbeiter und ich. Es gibt viele andere, die sich Christen nennen, aber durch ihr Leben erkennen lassen, dass sie Feinde des Kreuzes von Jesus Christus sind. Ich habe es euch schon oft gesagt, aber jetzt beschwöre ich euch sogar unter Tränen: Hütet euch vor ihnen! Ihr Weg führt unausweichlich ins Verderben. Ihr… Weiterlesen »

Matze
1 Jahr zuvor

Es werden von den wenigstens Christen Leute anderer geschlechtlicher Orientierung wie Dreck behandelt. Was helfen diese Pauschalaussagen, Henry77 ?

Theophil Isegrim
1 Jahr zuvor

@ Alex: Ich weiß nicht, was sie verdienen. Darüber wird Gott entscheiden und nicht ich. Aber ich vermute, es wird nicht erfreulich sein.

Das ist ein ernstes Thema. Auf Sünde gibt es nur eine Antwort. Reue (Buße, Umkehr) und Bitte um Vergebung, weil Jesus am Kreuz mit seinem Blut für unsere Sünden bezahlt hat. Wenn nun jemand Sünde nicht mehr als Sünde bezeichnet und noch eine Drohkulisse aufbaut, wenn man dem nicht beipflichtet, dann ist das wirklich übel. Ohne Vergebung bleibt die Sünde. Für einen Christen ist das sehr schlecht. Das trübt die Beziehung mit Gott erheblich. Diener & Co scheinen sich ihrer Verantwortung nicht bewußt zu sein.

Alex aus Cloppenburg
1 Jahr zuvor

@ Theophil:
Gut, dass du das klargestellt hast 🙂
Wenn ein Satz mit „Möge“ anfängt, klingt das für mich nach einem persönlichen Wunsch.
Wie auch immer – Diener & Co scheinen sich ihrer Position offensichtlich genau so sicher zu sein wie diejenigen, die glauben, dass die Bibel alle Antworten auf (sexual-) ethische Fragen geben kann. Ich selber mache mir weder die eine noch die andere Position zu eigen. Ist vielleicht etwas bequem und feige, aber ich fürchte Gott tatsächlich im wahrsten Wort-Sinne, denn ich halte es für möglich, dass er total souverän und unabhängig entscheidet – auch und gerade unabhängig von menschlichen Deutungen irgendwelcher Bibelaussagen.

Theophil Isegrim
1 Jahr zuvor

Ich glaube, Gott hat seinen Willen in seinem Wort, der Bibel, offenbart. Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich hat sich als das Wort und die Wahrheit bezeichnet. Wenn es Gott gibt und wir seine Geschöpfe sind, dann muß es uns doch auch möglich sein, sein Willen in Erfahrung zu bringen. Wir haben 2000 Jahre Kirchengeschichte hinter uns. Was gab es da nicht alles für Irrungen und Wirrungen. Was wurde da nicht alles Falsches im Namen Gottes getan. Und was hat das mit der Lehre Jesu oder der Lehre der Apostel gemein? Die Apostel warnten uns von der Wahrheit abzuweichen. Da kommt nichts Gutes bei raus. Und diese Warnung war berechtigt, wie wir wissen. Es ist auch eine Eigenschaft der Wahrheit sich nicht zu ändern. Wahrheit ist keine Mode. Daß, wenn wir uns der Wahrheit verpflichten, kein Freund der Welt sein können steht auch schon in der Bibel. Dazu sind wir heraus gefordert. Das mutet uns Gott zu. Jesus… Weiterlesen »

Alex aus Cloppenburg
1 Jahr zuvor

@ Theophil
Deine Position ist nachvollziehbar und vermutlich von meiner eigenen gar nicht so weit entfernt.
Allerdings zeugen gerade die 2000 Jahre Kirchengeschichte davon, dass das Wort Gottes durchaus unterschiedlich gedeutet werden kann.
Bezogen auf das naturwissenschaftliche Alter der Menschheit sind 2000 Jahren wahrlich nicht viel, zumal mehr als 1000 Jahre davon die Katholische Kirche die uneingeschränkte Deutungshoheit über die Heilige Schrift hatte.
Die Reformation und später die Aufklärung waren die Startschüsse für neue Möglichkeiten, die Bibel zu deuten.
Wer sich seines Bibelverständnisses sicher ist, der soll es weiter bleiben. Ich selber möchte auf die entsprechenden „Unsicherheiten“ nicht verzichten.

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