Neo Rauch: Die Documenta huldigte dem Kollektivismus

Der deutsche Maler Neo Rauch hat der NZZ ein feines Interview gegeben und fordert darin mehr Rückbesinnung auf Vernunft: „Die pseudoreligiöse Anmutung vieler Protestbewegungen im Augenblick treibt mich sehr um. Das schreit nach einer aufklärerischen Einflussnahme. Aber das Lager der Aufklärer ist dünn geworden.“ Bemerkenswert und vollkommen zutreffend finde ich seine Sichtweise auf die Kunstaustellung Documenta 2022 in Kassel, die übrigens indirekt auch als Seitenhieb auf Joseph Beuys gelesen werden darf („Jeder Mensch ist ein Künstler.“): 

Das zentrale Skandalon drückte sich in antisemitischen Vulgaritäten aus. Daneben fand aber auch eine tiefergreifende Attacke auf den Künstler als solchen statt. Ich halte viel von dem Prinzip, dass der Künstler in seiner Daseinsform ein Sonderling ist, ein von gesellschaftlichen Grundmassstäben in bestimmter Weise abweichender Könner. Kassel huldigte hingegen dem Kollektivismus. Und dieser erinnert natürlich an grauenvolle Zustände, die wir hinter uns gebracht wähnten. Die Documenta war eine Attacke auf den nicht normierbaren Sonderling, der etwas kann, was andere nicht können, und der Anlass gibt zum ehrfürchtigen Staunen. Wenn dieser verschwindet, dann verschwindet mehr, als sich manch einer zu erträumen wagt.

Mehr: www.nzz.ch.

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