Martin Luthers Thesenanschlag von Wittenberg ist sicher der berühmteste, aber längst nicht der einzige: Der Historiker Daniel Jütte hat in der FAZ eine kurze Geschichte des Anschlagens von Zetteln an Kirchen veröffentlicht. Freilich bleiben wichtige Fragen nach wie vor offen.
Staat und Kirche haben eine „Lutherdekade“ ausgerufen, die im Jubiläumsjahr 2017 kulminieren soll. Denn am 31. Oktober 2017 wird sich zum 500. Mal der Thesenanschlag Martin Luthers jähren. Aber hat der Anschlag der 95 Thesen am Hauptportal der Wittenberger Schlosskirche tatsächlich stattgefunden? Die Frage ist bis heute nicht definitiv beantwortet und steht im Mittelpunkt eines seit Jahrzehnten erbittert geführten Streits unter Reformationshistorikern. Nach neueren Schätzungen gibt es nahezu dreihundert Publikationen zu dieser Kontroverse. Es scheint inzwischen fast alles dazu gesagt. Scheint.
Zunächst die Fakten. Luther selbst hat einen Thesenanschlag nie erwähnt. Die Befürworter der Faktizität des Thesenanschlags berufen sich daher vor allem auf ein Zeugnis von Luthers Mitstreiter Philipp Melanchthon sowie auf eine 2006 unter großem Medieninteresse wiederentdeckte Notiz von Luthers Sekretär Georg Rörer. In beiden Dokumenten ist von einem Thesenanschlag die Rede. Historiker, die diesen Quellen glauben, argumentieren, dass beide Berichte den Hergang unterschiedlich erzählen und zudem unabhängig voneinander entstanden sind; Rörers Bericht sogar noch zu Lebzeiten Luthers.
Mehr: www.faz.net.
… und steht im Mittelpunkt eines seit Jahrzehnten erbittert geführten Streits unter Reformationshistorikern …
Ob Adam einen Nabel gehabt hat? Wieviele Engel passen eigentlich auf die Spitze einer Nadel? Aso, ja, wir sind nicht mehr in der Scholastik … 🙂
500 Reformation: Feier 2017. Protestanten gemeinsam mit ––– Rom. Da bleibt einem die Spucke weg. Die Häuper der Gegenreformation dürften dabei ihren Sieg feiern …
Schandor, Du Reiter des fahlen Pferdes der Apokalypse ( 😉 ), Du musst schon unterscheiden zwischen scholastischen Streitereien und der Frage, ob das Gründungsereignis eines welthistorischen Wandels so stattgefunden hat oder nicht.
Ja, stimmt ja … Ich widersage! 🙂
Ein guter Freund, zunächst gelernter Jurist, dann Theologe, nannte Luthers Thesenanschlag, den er für historisch hält: „die bekannteste Sachbeschädigung der Geschichte“.
Erbitterter Streit? 😀
Die FAZ rührt mal wieder im kalten Kaffee: OB Luther nun einen Hammer gebraucht hat oder nicht, ist historisch herzlich unwichtig; DASS er aber öffentlich zu einer Disputation eingeladen hat ist evident – und mithin das entscheidende Faktum.
Der Hammerschlag hätte auch nicht so eine Wirkung gehabt. Wesentlich wirkungsvoller war es, dass andere diese Thesen in den Umlauf gebracht haben – neumodisch: Flyer 🙂