Christenverfolgung

Viele Märtyrer bezeugten trotz entsetzlicher Qualen ihren Glauben

Berthold Seewald beschreibt für DIE WELT die schweren Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian im Februar 303:

Diokletian gab daraufhin alle Zurückhaltung auf und setzte eine reichsweite Verfolgung in Gang. Diese wurde von den Beamten vor Ort allerdings mit unterschiedlichem Engagement durchgeführt. Während Galerius (auf dem Balkan) und Maximian (Italien, Spanien, Nordafrika) sich dabei hervortaten, scheint sich Constantius (Gallien, Britannien) auf die Zerstörung von Kirchen beschränkt zu haben.

Christen, die dem Kaiser opferten, blieben verschont. Aber viele Märtyrer bezeugten ihren Glauben durch bewundernswerte Leidensfähigkeit. Von einem Sklaven wird berichtet, dass man ihn zunächst nackt auszog, in die Höhe zog und auspeitschte. Sodann träufelte man ihm Essig und Salz in die Wunden und röstete ihn langsam auf einem Rost, berichtet der Kirchenhistoriker Wolfram Kinzig.

Vor allem im Osten des Reiches wurden die Edikte ab 303 mit großer Konsequenz durchgesetzt. Kinzig zitiert den christlichen Historiker Eusebius von Caesarea, von dem eine nach Regionen geordnete Liste von Folter- und Hinrichtungsarten überliefert ist: In Arabia bevorzugte man die Hinrichtung mit dem Beil, in Kappadokien das Brechen der Beinknochen. In Mesopotamien wurden die Verurteilten den Kopf voran über schwelendes Feuer gehängt und starben an Rauchvergiftung. In Alexandria schnitt man ihnen Nasen, Ohren, Hände und andere Körperteile ab. In Antiochia wurden sie geröstet, gezwungen, einen Arm ins Feuer zu halten, oder im Meer ertränkt.

Gefürchtet war der Tod auf dem Streckpferd, der mit eisernen oder glühenden Krallen herbeigeführt wurde. Kämpfe mit wilden Tieren oder verschiedene Arten von Feuerhinrichtungen – auf dem eisernen Stuhl oder am Pfahl – erfreuten sich beim paganen Publikum großer Beliebtheit. Um in der Arena für spektakuläre Auftritte zu sorgen, ließen Ausrichter ihrer morbiden Fantasie freien Lauf. Frauen blieben manchmal am Leben, um ins Bordell gesteckt zu werden. In Ägypten ließ ein Statthalter den Christen mit Scherben die Haut aufreißen. Frauen wurden nackt kopfüber an einem Bein aufgehängt und in die Luft gezogen. Andere Verurteilte zerriss man zwischen auseinander schnellenden Bäumen.

Doch derartige Spektakelmartyrien waren ambivalent. Zum einen schreckten sie ab, zum anderen wirkten Standhaftigkeit und der Mut vieler Christen angesichts von Leiden und Tod auch anziehend, „denn sie dokumentierten die Wirkkraft der neuen Religion auf das gläubige Individuum und dessen Hoffnung auf Belohnung im Jenseits“, schreibt Kinzig.

Mehr: www.welt.de.

Das Ende der Christen in der islamischen Welt

Vielen Christen in der islamischen Welt droht Diskriminierung und Verfolgung. Dabei existieren ihre Gemeinden dort häufig schon länger als der Islam. Alfred Schlicht schreibt für DIE WELT

Einen scharfen Kontrast hierzu bietet die ernüchternde Realität, der Christen in der islamischen Welt ausgesetzt sind. Nach dem Weltverfolgungsindex – der zwar einerseits kritisiert, andererseits aber auch weithin anerkannt wird – sind unter den 15 Staaten, in denen die Lage für Christen am schlimmsten ist, nur drei nichtmuslimische. Von den zehn Staaten, in denen Christen am stärksten diskriminiert werden, ist nur eines ein nichtmuslimisches Land, nämlich Nordkorea.

Immer wieder schreckt die Weltöffentlichkeit auf, wenn besonders grausame und brutale Taten gegen Christen in der islamischen Welt verübt werden. Am Palmsonntag 2017 starben in Ägypten 40 Kopten bei Anschlagen auf Kirchen, ein Anschlag auf eine christliche Kirche am Pfingstsonntag im nigerianischen Owo kostete etwa 100 Menschenleben. Ein Experte sagte im Interview mit der Deutschen Welle im Januar 2023: „Es gibt in Nigeria Regionen, bei denen ist der Weg in die Kirche zum Gottesdienst wie ein One-Way-Ticket“ – so hoch sei die Gefahr tödlicher Gewalt.

Die Zunahme von Gewalt gegen Christen sei zwar, so das überkonfessionelle christliche Hilfswerk „Open Doors’“, ein globaler Trend, doch stehen immer wieder muslimische Länder im Fokus. Massive Gewalt gegen Christen ist dabei keine ganz neue Erscheinung, sondern hat eine unselige Tradition, wobei selbst Ereignisse mit Tausenden Opfern bei uns in Vergessenheit geraten oder erst gar nicht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt haben.

Mehr (allerdings hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Feuer des Zweifels in Frankreich

Immer mehr französische Kirchen zerfallen. Mit der Einführung des Gesetzes zur Trennung von Kirche und Staat im Jahr 1905 wurde die Katholische Kirche enteignet und 83 Kathedralen des Landes gingen in den Besitz des Staates über. Die etwa 45.000 katholischen Kirchen gehören nun den Kommunen. Viele von ihnen sind in Gefahr, da die Kassen leer sind und nur noch wenig Menschen die Gottesdienste besuchen.

Die Welt am Sonntag hat in dem Artikel „Feuer des Zweifels“ den Verfall der Katholischen Kirche in Frankreich beschrieben (06.09.2020, Nr. 36, S. 8). Deutlich wird, dass nicht nur das fehlende Geld für den Zerfall verantwortlich ist. Es gibt einen aktiven Vandalismus und zunehmende Glaubenslosigkeit. Martin Meister schreibt:

Jeden Tag werden in Frankreich durchschnittlich zwei katholische Kirchen
beschmiert, mutwillig zerstört oder entweiht. Messkelche werden gestohlen,
aber auch Gemälde, sogar Stühle. Das Innenministerium zählte 2018 mehr als 1000 „antichristliche Taten“ gegenüber 541 antisemitischen und 100 islamophoben. Die Motive sind unterschiedlich, in der Regel sind es Jugendliche, die sich langweilen, sagen Experten. In den seltensten Fällen seien die Taten politisch oder satanistisch motiviert.

Edouard de Lamaze, Vorsitzender der Organisation Observatorium für das
Religiöse Kulturerbe, sagt: „Jede zweite Woche eröffnet in Frankreich eine neue Moschee, während wir jedes Jahr 40 bis 50 katholische Kirchen verlieren, weil sie abgerissen, verkauft oder radikal umgebaut werden.“

Weiter fragt sie:

Wie steht es um den Glauben eines Landes, das sich lange Zeit stolz als „älteste
Tochter der katholischen Kirche“ bezeichnet hat? Frankreich ist vom Zweifel befallen. „Der Prozess der Ent-Christianisierung, der in den 60er-Jahren begonnen hat, steht kurz vor dem Abschluss“, konstatiert der Politloge und Meinungsforscher Jérôme Fourquet. Den Anteil praktizierender Katholiken schätzt Fourquet auf gerade noch sechs Prozent der Bevölkerung. „Die Matrix, die Frankreichs Gesellschaft über Generationen geprägt hat, löst sich endgültig auf.“

Wie Christen in China unterdrückt und verfolgt werden

Seit den achtziger Jahren wendet sich eine wachsende Zahl an Chinesen dem Christentum zu. Der Kommunistischen Partei missfällt diese Entwicklung. In den vergangenen Monaten haben die Repressionen gegen die protestantischen Hauskirchen zugenommen. Jetzt nutzen die Christen Chinas geopolitische Ambitionen, um im Ausland zu missionieren. Der Theologe Tobias Brandner aus Hongkong hat der NZZ erklärt, wie sie das machen. Die Zeitschrift fragt: „In einem Gespräch mit der NZZ vor fünfzehn Jahren haben Sie gesagt, die Chinesen seien ‚spirituell heimatlos‘.“ Die Antwort: 

Das ist unverändert so. Autoritäre Gesellschaften führen zu einer gewissen Schizophrenie: Die meisten Chinesen glauben zwar nicht an die Ideologie der Kommunistischen Partei Chinas, aber sie müssen ständig Lippenbekenntnisse ablegen. Zudem ist das Trauma der Kulturrevolution nie verarbeitet worden. Ausserdem führt das enorme wirtschaftliche Wachstum dazu, dass die Menschen zwar wirtschaftlich besser dastehen, aber feststellen: Die Gesellschaft hat Schaden davongetragen. Eine Entsolidarisierung, ein Verlust von Gemeinschaft, moralischer Zerfall. All dies sorgt dafür, dass die Menschen spirituell suchend sind, heimatlos. Sie finden in Religionen neuen Halt, eine neue Vision, neue Werte. Auch der Buddhismus wächst, aber das Christentum wächst am stärksten. Theologen gehen davon aus, dass es bis zu 80 Millionen Christen gibt in China.

Auf die Frage: „Wie geht es den Christen in China heute?“, antwortet Prof. Brandner: „Repression erfahren erst Personen, die stark sichtbar sind. Auch in China kann der Glaube auf individueller Ebene relativ gut gelebt werden. Aber der Staat beansprucht die letzte Autorität für sich. Die chinesischen Christen stehen damit im Zwiespalt. Für sie ist die letzte Autorität der liebe Gott und nicht der Staats- und Parteichef Xi Jinping.“

 Mehr: www.nzz.ch.

Die „vergessene Verfolgung“

Christen sind bei weitem die am meisten verfolgte religiöse Gemeinschaft und erleben derzeit etwas, was in einigen Teilen der Welt einem Völkermord gleichkommt, dies ergebe ein Bericht, der vom Auswärtigen Amt Großbritanniens in Auftrag gegeben wurde. Außenminister Jeremy Hunt habe gemäß einem Artikel von DAILY MAIL Anfang Mai die „politische Korrektheit“ kritisiert. Sie habe nämlich dazu geführt, dass man sich mit der Unterdrückung der Christen, die er die „vergessene Verfolgung“ nannte, nicht auseinandergesetzt habe.

Hier der Beitrag: www.dailymail.co.uk.

Ein Leben für die Ewigkeit

Der Herold Verlag hat eine Kurzauslegung zu Offenbarung 2,12–17 von Thomas Schreiner veröffentlicht. Es geht um ein Leben im Angesicht von Leid und Verfolgung. Schreiner sagt:

In Offenbarung 2,13 spricht Gott zu der Gemeinde in Pergamon: „Ich weiß, wo du wohnst; wo der Thron des Satans ist.“ Pergamon befand sich an dem Ort, wo der Thron des Satans war, weil dort die Anbetung des römischen Kaisers stattfand. Doch nicht nur das, alle Arten von Götzendienst und Religionskulten waren dort vertreten. Pergamon war die erste Stadt in Kleinasien, in der ein Tempel für den römischen Kaiser (Augustus) errichtet wurde. Von daher wurde diese Stadt auch zu einem Zentrum anderer Religionen. Es muss sehr schwer für die damaligen Christen gewesen sein, in einer Stadt zu leben, in der „der Thron des Satans ist“ und „wo der Satan wohnt“ (V. 13). Sie standen ganz sicher unter riesigem Druck von außen. Stellen wir uns nun vor, wie es sein muss, als Christ in Indien unter dem gegenwärtigen Druck der Verfolgung und des Hasses zu leben.

Nichtsdestotrotz steht Gott zu den Seinen und lässt sie niemals im Stich. Es gibt oft Momente im Leben, in denen wir uns nach einem Menschen sehnen, der uns und unsere Probleme versteht. Aber wir müssen einsehen, dass kein Mensch uns völlig verstehen kann. In Sprüche 14,10 lesen wir: „Das Herz kennt sein eigenes Leid, und kein Fremder kann sich in seine Freude mischen.“ Doch Gott kennt alle unsere Gedanken, Sorgen und Gefühle ganz genau – ja, Er kennt und versteht uns sogar besser als wir selbst. Und Er liebt uns, Er sorgt sich um uns und Er will, dass wir seine Kraft erfahren. „Denn des HERRN Augen durchlaufen die ganze Erde, um denen treu beizustehen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist“ (2 Chron 16,9). Lasst uns dafür beten, dass Gott unser Vertrauen auf seine großartigen Verheißungen stärkt.

Mehr: herold-blog.com.

Interview mit Albrecht Hauser zur Lage in Aleppo

Kirchenrat i.R. Albrecht Hauser gehört zu den Theologen mit viel Expertise in der Missionswissenschaft, die zahlreiche Kontakte zu verfolgten Christen haben und sich immer wieder für die bedrängte Gemeinde stark machen. Noch gestern hat er mit Christen in Syrien telefoniert und sich ein Bild von der sich dramatisch zuspitzenden Lage gemacht.

Ich habe kurz mit ihm gesprochen:

TheoBlog: Herr Kirchenrat i.R., Sie haben gestern mit Christen in Aleppo telefoniert. Wie ist die aktuelle Lage in der Stadt?

Gestern Abend um 20 Uhr erhielt ich einen Not-Anruf, da seit dem frühen Morgen die noch von der Regierung gehaltenen Stadtteile Aleppos mit stündlich zwischen 20 bis 30 Geschossen von den Stellungen der Rebellen aus bombardiert wurden. Von den 134 Krankenhäusern der Stadt im Jahre 2011 waren bis jetzt nur noch 18 funktionsfähig. Gestern wurden zwei weitere Krankenhäuser getroffen und zerstört, darunter auch ein Mutter und Kind-Krankenhaus. Es wurde berichtet, dass es dort 35 Tote gab, Frauen und Kinder, zwei davon starben auf dem Operationstisch. Die Lage ist katastrophal, wie ein Vorgeschmack der Hölle. Angst und Schrecken und die Suche nach Schutz prägt augenblicklich den Alltag der Menschen.

TheoBlog: Es gibt das Gerücht, dass zum 101. Gedenktag des Armenischen Genozids, also am 24. April 2016, besonders viele Raketen in Aleppo eingeschlagen sind.

In Aleppo leben inzwischen weniger als 40.000 Christen, da viele in den letzten Jahren geflohen sind. Die Rebellen beschießen aber ganz gezielt die christlichen Stadtteile von Aleppo, weil sie die Christen vertreiben wollen. Am 101. Gedenktag des Armenischen Genozid, am 24. April, wurden 120 Raketen in den christlichen Stadtteil geschossen. Es gab über 60 Tote und etwas mehr als 130 Verletzte. Tags darauf trafen sogar 1.200 Geschosse die von der Regierung gehaltenen Stadtteile und mehr als die Hälfte davon seien gezielt auf die christlichen Viertel abgeschossen worden. Die Regierung habe daraufhin, wohl auch mit Hilfe der Russen, die Abschussstellen bombardiert, darunter auch das schon seit 2012 zerstörte Al Quds-Krankenhaus. Von dort aus seien mehr als 300 Raketen auf die christlichen Viertel abgeschossen worden. Die Regierung habe vor der Beschießung die Menschen mit Flugblättern gewarnt, doch die Rebellen würden gezielt Menschen als Schutzschilder zum Bleiben zwingen. Mein Gesprächspartner fragte, warum dies in der westlichen Presse nicht berichtet würde. Der dort getötete Arzt sei bekannt gewesen, aktiv auf der Seite der Rebellen mitzuwirken.

TheoBlog: Wie reagieren die Christen, die noch in der Stadt sind?

Die evangelischen, orthodoxen und katholischen Christen in Aleppo kommen an Christi Himmelfahrt, Donnerstag 5. Mai abends um 19.00 Uhr (18.00 Uhr bei uns), zu einer gemeinsamen Gebetszeit zusammen, um vor Gott in die Bresche zu treten und in dieser verzweifelten Lage in Fürbitte und Anbetung vor den erhöhten Herrn zu treten. Sie bitten die Mitchristen in aller Welt, mit ihnen zusammen in Fürbitte für ihre Situation einzustehen, dass doch bald Frieden geschaffen werde und dieses hölleninspirierte Treiben ein Ende nehme. Die Not Aleppos hat die christlichen Geschwister über Konfessionsgrenzen hinweg geistlich und in gemeinsamen Hilfsmaßnahmen zusammen gebracht.

TheoBlog: Was wünschen sich die Gläubigen in Syrien von uns Christen aus Europa?

Dass wir sie in ihrer Not nicht allein lassen und ihre Situation bekannt machen, ja dass wir für sie eintreten in Fürbitte und auf darauf drängen, dass der Westen nicht länger diejenigen Kräfte unterstützt, welche die Zerstörung der Kirche und Vertreibung der Christen als ihr oberstes Ziel sehen.

TheoBlog: Vielen Dank für das Gespräch!

 

Türkei: Mord an Christen ist für Staatsanwälte kein Terror

Am 18. April 2007 hatten fünf junge Männer in der osttürkischen Provinzhauptstadt Malatya drei Christen grausam ermordet und wurden auf frischer Tat von der Polizei festgenommen. Necati Aydın, Uğur Yüksel und der Deutsche Tilmann Geske hatten sich in den Räumen des evangelischen Zirve-Verlages mit ein paar jungen Männern, die Interesse am christlichen Glauben bekundet hatten, über einige Wochen hinweg zum Bibelstudium getroffen. Dies war offenbar nur ein Vorwand, um sich das Vertrauen der späteren Opfer zu erschleichen.

Obwohl die Taten politisch motiviert waren, ließ man den Terrorverdacht jetzt fallen. Deniz Yücel hat für DIE WELT berichtet:

Wer steht in der Türkei unter Terrorverdacht? Zum Beispiel die Anglistin Meral Camci, der Historiker Muzaffer Kaya, die Psychologin Esra Mungan und der Mathematiker Kivanc Ersoy. Sie gehören zu den insgesamt 2212 Wissenschaftlern, die Anfang des Jahres einen Aufruf zum Ende der Gewalt in den kurdischen Gebieten unterzeichnet und damit den Zorn von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan auf sich gezogen hatten. Mehrere Dutzend weitere Unterzeichner verloren ihren Job, gegen einige Hundert dieser Wissenschaftler wurden Disziplinar- oder Strafverfahren eröffnet. Und vier sitzen in Haft. Der Vorwurf: Werbung für eine terroristische Vereinigung.

Keine Terroristen sind in den Augen der Staatsanwaltschaft hingegen die fünf Männer, die im April 2007 in der südostanatolischen Stadt Malatya drei Christen ermordet haben. Wie zunächst die Tageszeitung „Cumhuriyet“ berichtete, hat die Staatsanwaltschaft Malatya in ihrem Schlussplädoyer den Anklagepunkt der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung fallen gelassen.

Die Morde an dem 36-jährigen türkischen Pastor Necati Aydin, dem 32-jährigen türkischen Christen Ugur Yüksel und dem 45-jährigen deutschen Missionar Tilmann Geske hatten für internationales Aufsehen gesorgt. Die Täter waren in die Räume des evangelikalen Zirve-Verlags eingedrungen, hatten ihre Opfer geknebelt, sie an Händen und Füßen gefesselt und schließlich ihre Kehle durchgeschnitten. „Ich gehe fest davon aus, dass die türkischen Behörden alles unternehmen werden, um dieses Verbrechen aufzuklären und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen“, sagte damals Frank-Walter Steinmeier, wie heute Bundesaußenminister.

Und die Voraussetzungen für eine Ahndung des Verbrechens schienen wirklich günstig, immerhin waren die Mörder noch am Tatort festgenommen worden. Doch es folgte eine jahrelange juristische Farce. Im Jahr 2012 wurde die Anklage mit den Prozessen gegen die vermeintliche Putschistenorganisation Ergenekon zusammengeführt, die mit Billigung der AKP-Regierung von Staatsanwälten aus dem Umfeld der Gülen-Bewegung gegen hochrangige Militärs, aber auch gegen Journalisten, Wissenschaftler und andere Personen des öffentlichen Lebens betrieben wurden. So wuchs die Zahl der Angeklagten im Zirve-Prozess auf 21 Personen, darunter Kommandanten der Gendarmerie in Malatya. Nach einer Gesetzesnovelle, mit der die Dauer der Untersuchungshaft auf fünf Jahre beschränkt wurde, wurden die fünf Attentäter im März 2014 aus dem Gefängnis entlassen und unter Hausarrest gestellt.

Etliche Christen in der Türkei werden neuerdings von der Terrororganisation IS bedroht. Die Bonner Querschnitte weisen darauf hin, dass seit einiger Zeit der christliche Radiosender „radio shema 98.0“ in Ankara massiv bedroht wird, so dass die Polizei anhaltend mit zwei Autos vor der Tür steht. Zeitgleich geriet die protestantische Kurtuluş-Gemeinde, zu deren Arbeitszweigen auch Radio Shema gehört, derart unter Druck, dass vor Gottesdiensten bis zu 50 Polizisten jeden einzelnen Gottesdienstbesucher genau kontrollierten, um etwaige Anschläge zu verhindern. Soner Tufan, Generalmanager von Radio Shema, schrieb: „Bislang haben wir noch nie gesehen, dass uns die Polizei so ernsthaft schützt.“ Auch habe er erfahren, dass der Premierminister der Türkei angeordnet habe, „alles zu tun, um uns zu schützen“.

Auch die anderen evangelischen Gemeinden in der Türkei sind informiert worden, dass der IS mit Anschlägen gedroht habe, weshalb die Polizei mit verstärkten Patrouillen versuchen werde, die Gemeinden zu schützen. Auch das Büro des Bibelkorrespondenzkurses in Istanbul hat in den letzten Monaten verstärk Drohungen vor allem per Telefon erhalten, wie aus Mitarbeiterkreisen bekannt wurde. Auch hier wird vermutet, dass dies aus dem Umfeld des IS kommen könnte.

Aufgrund der aktuellen Situation riefen türkische Pastoren und Leiter die Christen in aller Welt dazu auf, verstärkt für ihre Glaubensgeschwister in der Türkei zu beten.

China: Protestantismus wächst trotz Einschüchterungen

In China breitet sich das Christentum mit einer für die Behörden beängstigenden Geschwindigkeit aus. Vor allem protestantische Gemeinden wachsen. Nach offiziellen Zahlen gibt es etwa 23 Millionen protestantische Christen in China, tatsächlich könnten es aber bereits an die 80 Millionen sein. Die Regierung will sich noch stärker einmischen. In einer kleinen Gemeinde wurden jetzt wegen „Baumängeln“ die Kreuze von den Kirchendächern gerissen. Ein Vorgeschmack auf weitere Maßnahmen?

Petra Kolonko hat für die FAZ einen einen guten Artikel über den Status der Religionsfreiheit in China geschrieben:

Nach dem, was bisher bekannt wurde, zielen die neuen Bestimmungen darauf, die Religionsgemeinschaften noch mehr als bisher unter der Kontrolle der Partei zu halten und dazu die staatliche Ausbildung und Anleitung der religiösen Lehrer und Würdenträger zu verbessern. Auch die von Parteichef Xi Jinping befohlene „Sinisierung“ der Religionen soll betont werden. Xi Jinping hatte zu Beginn des Jahres in einer Grundsatzrede daran erinnert, dass sich alle Religionsgemeinschaften an die sozialistische Politik halten müssen und der „ausländische Einfluss“ sowie eine „Infiltration“ Chinas auf dem Weg der Religion verhindert werden sollten.

Das zielt nicht nur, aber vor allem auf die christlichen Kirchen, die als besonders anfällig für westliche ausländische „Einmischung“ angesehen werden. Dabei ist das Gebot der Sinisierung nicht neu. Die chinesischen Kommunisten hatten in den sieben Jahrzehnten ihrer Herrschaft bereits alles getan, um die chinesischen Kirchen von denen im Rest der Welt zu trennen. So musste sich die katholische Kirche vom Papst lossagen, und der protestantischen Kirche wurden die „Drei Selbst-Prinzipien“ verordnet, nach denen sie sich selbst verwalten, finanzieren und ihre Lehre verbreiten sollte.

Mehr: www.faz.net.

Todesstrafe gegen Asia Bibi aufgehoben

Gute Nachrichten! Die in Pakistan zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi darf wieder hoffen. Das Oberste Gericht des Landes in Islamabad hat am 22. Juli die Todesstrafe gegen die 50-jährige Katholikin aufgehoben und eine Berufung gegen das Urteil zugelassen.

IDEA meldet:

Die in Pakistan zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi darf wieder hoffen. Das Oberste Gericht des Landes in Islamabad hat am 22. Juli die Todesstrafe gegen die 50-jährige Katholikin aufgehoben und eine Berufung gegen das Urteil zugelassen. Der Fall muss nun neu verhandelt werden. „Schwester Asia wird zunächst in Haft bleiben müssen, aber ihre Freilassung ist nun eine reale Möglichkeit und nur eine Frage der Zeit“, zeigte sich der Vertreter der Britisch-Pakistanischen Christlichen Vereinigung (BPCA/Ilford bei London), Naveed Aziz, optimistisch. Offensichtlich habe der internationale Druck auf Pakistan zu der Entscheidung geführt. Auch der BPCA-Vorsitzende Wilson Chowdry freute sich, „dass unsere Anstrengungen zum Erfolg geführt haben und unsere Schwester – obwohl immer noch eingesperrt – jetzt weiß, dass sie bald in Freiheit sein wird“.

Mehr: www.idea.de.

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