Euthanasie

Schöne neue Sterbehilfewelt

In der Diskussion um Sterbehilfe geht es um Selbstbestimmung, um Grauzonen, die abgeschafft gehörten, und um die Suche nach Hilfe im Ausland. Traurige Einzelschicksale liefern die emotionale Begleitmusik.

In seinem Beitrag „Schöne Sterbehilfewelt“ schreibt Daniel Deckers:

Die Argumente, die für eine Ermöglichung des ärztlich assistierten Suizids angeführt werden, ähneln spiegelbildlich jenen, die hierzulande in den achtziger und neunziger Jahren zugunsten der Straffreiheit der Abtreibung angeführt wurden: Wieder geht es um Selbstbestimmung, wieder um die Abschaffung von Grauzonen, wieder um die Suche nach Hilfe im Ausland. Illustriert werden die Argumente durch tragische Einzelschicksale, in denen sich kollektive Ängste idealtypisch verdichten: die Furcht vor einer inhumanen Apparatemedizin als der Schattenseite des Fortschritts, die Zunahme von Demenzerkrankungen und Pflegebedürftigkeit als Kehrseite der Alterung der Gesellschaft, die Aporien eines Gesellschaftsvertrags, nach dem eine Generation für gleich zwei sorgen muss.

Sich dieser epochalen Veränderung des Diskursrahmens zu verweigern hieße den Kopf in den Sand stecken; sich von kollektiven Ängsten und aporetischen Einzelschicksalen treiben zu lassen käme einem Scheitern angesichts des ethischen Imperativs gleich, Maß und Mitte zu wahren. Euthanasie in Staaten zu legalisieren, in deren Gesundheitssystem Palliativmedizin ein Fremdwort ist, erscheint geradezu als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Hier: www.faz.net.

Sterbehilfe im Namen Jesu?

In den Niederlanden sollen ab 1. März 2012 Sterbehilfe-Teams quer durchs Land fahren und schwer kranken Menschen beim Sterben assistieren. DIE WELT schreibt:

In den Niederlanden plant laut dem Bericht der Zeitung eine Initiative, dass Teams einer Sterbehilfeorganisation quer durch das Land reisen und zu Patienten nach Hause kommen, um ihnen auf Wunsch beim Sterben zu helfen. Todkranken soll auf diese Weise ein würdevolles und schmerzloses Ende ermöglicht werden. Die sogenannten mobilen Teams bestehen aus einem Arzt und mindestens einem Pfleger.

Bei Deutschen Ärzten und Experten stößt das auf heftige Kritik. „Es könne niemals zum Arztberuf gehören, den Tod herbeizuführen“, sagte der Chef der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery. Und: „Wir wollen den Tod zulassen, wenn die Zeit da ist, wir wollen ihn aber nicht zuteilen.“

Ist Deutschland noch nicht reif für eine flächendeckende Euthanasie? Ich bin gespannt, wie lange die Empörung anhält. Gewinnt eine utilitaristische Ethik, die vor allem nach dem Nutzen fragt, weiter Einfluss (und es sieht so aus), wird aus dem Protest schnell eine Duldung. Wenn Menschen über alles verfügen, könnte – wie wir wissen –, der Lebensschutz von heute auf morgen unplausibel erscheinen.

Da wir gerade bei dem Thema sind: In einigen emergenten Kreisen gibt es nicht nur einen Perspektivenwechsel im Blick auf Themen wie „Mission“, „Kultur“ oder „Sexualität“, sondern auch Überlegungen für neue Zugänge zur Euthanasie. Zu entdecken ist das beispielsweise in dem Buch Different Eyes: The Art of Living Beautifully von Alan Mann und Steve Chalke.

Die beiden Autoren, die schon seit Längerem durch ihre Kritik an der Sühneopfer-Theologie bekannt sind (vgl. hier u. hier), plädieren für einen selbstkritischen Umgang mit der traditionellen christlichen Ethik. Wie zu erwarten, geben sie keine eindeutigen Antworten. Sie nähern sich dem Thema narrativ, in Form von zwei abgedruckten Briefen. Während der Autor des ersten Briefes für die Unantastbarkeit des Lebens und die liebevolle Fürsorge votiert, beschreibt der Autor des zweiten Briefes Euthanasie als Akt des Gottvertrauens. Die Gefühle dessen, der Sterben möchte, und die Gefühle seiner Angehörigen, müssten christlich ernst genommen werden. Euthanasie sei ein Akt liebenden Erbarmens. Der Leser kann nun zwischen den vorgeschlagenen Optionen wählen. Dass Krish Kandiah von der Evangelischen Allianz in Großbritannien das Buch empfiehlt und glaubt, es liefere „frische Ideen für ein schönes Leben vor Gott“, macht die Sache nicht leichter.

Hier Auszüge aus dem Brief (Alan Mann u. Steve Chalke: The Art of Living Beautifully, 2010. S. 163–165):

Lieber Leser!

Die Euthanasie zählt zu jenen Themen, die den Nerv ethischer Entscheidungsfindungen im Christentums treffen.

Naturgemäß stellt dabei der Umstand das größte Problem dar, dass die Bibel das Thema Euthanasie nicht direkt anspricht – zumindest nicht in der Form, wie wir ethische und gesetzgebende Aussagen zu formulieren pflegen. Selbstverständlich sind da die alttestamentlichen Gebote, die es verbieten, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen, obgleich anschließendes Blutvergießen (manchmal direkt von Gott angeordnet) ein Erkennen eines eindeutigen Musters zur Deutung dieser Imperative schwierig macht.

Um die Sache positiv zu formulieren: Das Leben ist ein kostbares Geschenk Gottes. Daher – so heißt es – muss es um jeden Preis gewürdigt werden. Unter diesen Umständen allerdings scheint es angeraten, unsere Aufmerksamkeit weniger auf das Geschenk als vielmehr auf den Geber selbst zu richten.

So hat man behauptet, die Euthanasie sei rundweg abzulehnen, auch dort, wo das Leiden des Menschen nicht mehr zu lindern sei oder jemand im Sterben liege, weil sich der Mensch andernfalls herausnehme, selbst »Gott zu spielen«. Diese Behauptung muss jedoch gegen jene Gebote, Handlungen und Lehren der Schrift abgewogen werden, die Gott als liebenden, fürsorgenden, gütigen, mitfühlenden, barmherzigen und verständnisvollen Gott schildern – ein Gott, der sein Volk dazu aufruft, diese Eigenschaften nachzuahmen.

Ein krampfhaftes Festhalten an einem Leben, das ganz offensichtlich im Leiden enden wird, scheint der grundlegenden christlichen Hoffnung zu widersprechen, derzufolge dieses Leben nicht das einzige Leben ist; wo Tod nicht Ende, sondern Beginn ist, wo es kein Leiden, kein Weinen und keinen Schmerz mehr gibt (Offb 21). Und trösten wir uns nicht selbst bei dem Gedanken, die von uns Gegangenen hätten »ihren Frieden gefunden«, ihre »Leidenszeit zu Ende«? Ist es daher nicht paradox, ein ewiges Leben ohne jeden Schmerz zu verkünden und gleichzeitig zu behaupten, man müsse beharrlich am Leben festhalten, bis auch der letzte Atem den sterbenden Leib verlassen hat, egal, welch Qualen ein Mensch auch durchmacht?

Der Christ kann in der Euthanasie – und das betrifft auch die aktive Sterbehilfe – keinen Akt der autonomen Selbstbestimmung sehen, denn das stellte die Usurpation göttlichen Rechts dar, Leben zu nehmen. Eine solche Entscheidung sollte von einer fürsorglichen und mitfühlenden Gemeinschaft im Glauben getroffen werden. Sie dem Einzelnen zu überlassen, wäre ein Akt höchstmöglicher Preisgabe und widerspräche diametral der ethischen Einstellung eines jeden, der behauptet, Nachfolger Jesu zu sein.

Wir nehmen kein Leben, sondern räumen dem Einzelnen das Recht ein, von sich aus auf ein Weiterleben zu verzichten und dem Gott, der das Leben gegeben hat zu vertrauen, dass nichts uns »kann scheiden von der Liebe Christi … weder Leiden noch Tod (Röm 8,35ff.).

Wenn jemand keine Angst vor dem Tod hat, die Qual und den Schmerz jedoch nicht länger ertragen kann, dann kann man in der Euthanasie durchaus einen Akt liebenden Erbarmens sehen, der die Eigenschaften des lebensspendenden Gottes reflektiert, des Einzigen, der das Leben auch nach dem Tod aufrecht erhalten kann. Was aber noch stärker zählt: Gerade unter diesen Umständen kann und soll das Sterben zur geistlichen Erfahrung werden, indem man das eigene Leben überdenkt und sich auf etwas Gehaltvolleres, Tiefergreifendes vorbereitet.

Nichts ist unvermeidlich, doch sieht es so aus, als werde unsere Gesellschaft in der Euthanasie in Zukunft eine hoffähige – wenn vielleicht auch keine legale – Option sehen. Das aber bedeutet, das Christentum (das ja von einer hoffnungsfrohen Botschaft zu Leben und Tod getragen ist) wird sich den Konsequenzen stellen müssen in der Ablehnung, andere beim Übergang von diesem Leben ins nächste zu unterstützen. Schließlich werden weder Glaubensartikel noch theologische Positionen echte Christen davon abbringen, sich bei der Bitte um Sterbehilfe an die christliche Gemeinschaft zu wenden – und gerade hier beginnt die echteste Prüfung unseres Glaubens.

Autsch!

Schließen möchte ich mit einer mutigen und wichtigen Stellungnahme, die die Ärztin Claudia Kaminski (ALfA) anlässlich der aktuellen Debatte gegenüber der Rheinzeitung abgegeben hat:

Von der Klinik, die Anfang März in Den Haag eröffnet werden soll, dürfe keine Signalwirkung für Deutschland ausgehen, mahnte die ALfA. Kaminski appellierte an Politiker und Repräsentanten der Ärzteschaft, gegen jede Form aktiver Sterbehilfe und den ärztlich assistierten Suizid anzugehen. „Sowohl vor dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte als auch als direkter Nachbar der Niederlande sind wir Deutsche heute besonders gefordert, dem fehlgeleiteten Verständnis von Autonomie in den Niederlanden ein klares Bekenntnis zur wahren Humanität entgegenzusetzen“, so Kaminski.

Eine Gesellschaft, „in welcher der Tod bestellt und geliefert werden kann“, verliere auf Dauer ihr menschliches Antlitz.

VD: IC & CU

Nietzsche: Von der Unvernunft des natürlichen Todes

Ulrich Eibach verweist in dem hier erwähnten Vortrag auf Friedrich Nietzsche, der für das selbstbestimmte Sterben plädierte und später auf Pflegehilfe angewiesen war. Hier dazu der passende Aphorismus von Nietzsche:

Der natürliche Tod ist der von aller Vernunft unabhängige, der eigentlich unvernünftige Tod, bei dem die erbärmliche Substanz der Schale darüber bestimmt, wie lange der Kern bestehen soll oder nicht: bei dem also der verkümmernde, oft kranke und stumpfsinnige Gefängnisswärter der Herr ist, der den Punct bezeichnet, wo sein vornehmer Gefangener sterben soll. Der natürliche Tod ist der Selbstmord der Natur, das heisst die Vernichtung des vernünftigen Wesens durch das unvernünftige, welches an das erstere gebunden ist. Nur unter der religiösen Beleuchtung kann es umgekehrt erscheinen: weil dann, wie billig, die höhere Vernunft (Gottes) ihren Befehl giebt, dem die niedere Vernunft sich zu fügen hat.

Beihilfe zur Selbsttötung ein Menschenrecht?

Vor einigen Tagen wurde hier über Carine diskutiert, die nach einem Schlaganfall auf eigenen Wunsch hin aktive Sterbehilfe in Anspruch nahm und dabei einige ihrer Organe zur Verfügung stellte (siehe hier).

Ich empfehle zur ethischen Diskussion über aktive Sterbehilfe einen Vortrag, den Ulrich Eibach vor einiger Zeit gehalten hat. Eibach zeigt, dass die Debatte über Sterbehilfe immer (!) weltanschaulich aufgeladen ist. Der Wunsch, »in Würde« sterben zu wollen, setzt den Anschluss an philosophisch-theologische Denkströmungen voraus, ist also gar nicht so selbstbestimmt, wie dies vorgegeben wird. Eibach: »Das Tabu der ›aktiven Euthanasie‹ erscheint als ein letztes, religiös begründetes Bollwerk gegenüber einer Lebenseinstellung, die für das ›autonome‹ Individuum die uneingeschränkte Verfügung über das eigene Leben postuliert. Damit verbunden ist die Vorstellung, dass das Leben durchgehend nach menschlichen Wünschen planbar sein sollte.« Dem Tötungswunsch voraus geht ein bestimmtes Selbstverständnis und damit verbunden die Leugnung der Geschöpflichkeit.

Nach Nietzsche soll Sterben und Tod nicht erlitten werden. Vor allen Dingen soll die Persönlichkeit nicht entmächtigt werden. Das Schicksal wollte es, dass Nietzsche den rechten Zeitpunkt verpasst hat und 10 Jahre auf die Pflege seiner Schwester und anderer angewiesen war, als er in geistiger Umnachtung lebte. Die Fiktion des durchgehend selbst bestimmten Lebens ist Ausdruck eines Größenwahns, dem der technische Machbarkeitswahn entspricht, eines oft blinden Kampfes gegen den Tod und der Leugnung der Übermacht des Todes über menschliches Wollen und Können. Beide entspringen der geistigen Wurzel der Selbsteinsetzung des Menschen als uneingeschränkter Herr und Besitzer seines Lebens. Beide leugnen die Tatsache der Geschöpflichkeit, der Abhängigkeit vom Unverfügbaren von Gott, der Natur, auch von den Mitmenschen und das Unterworfensein des Menschen unter die Macht des Unverfügbaren Todes, in der auch die Freiheit mehr oder weniger immer zusammenbricht. Sie kennen keine Ethik des Verzichts, des Erleidens, sie kennen nur eine Ethik der autonomen aktiven Lebensgestaltung des Herrseins des Ichs über das Leben. Das Erleiden von Krankheit bis hin zur Entmächtigung des Ichs wird als eine große Demütigung des Selbstverständnisses des Selbstwertgefühls erfahren, aus dem heraus dann geleugnet wird, dass letztendlich der Tod zu einer Entmächtigung des Ichs und seiner Freiheit führt, auch dann, wenn der Mensch sich selbst den Tod gibt, ist das ein Geschehen aus Angst und nicht aus Freiheit.

Hier der Vortrag: btg13-eibach.pdf.

Carine, 43, lässt sich töten

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ereignete sich in Belgien eine Weltpremiere: Ärzte leisteten bei einer 43 Jahre alte Patientin auf deren Wunsch hin aktive Sterbehilfe. Sofort danach entnahmen andere Mediziner ihr die Nieren, die Leber und die Bauchspeicheldrüse. Wie üblich nach einer Tötung auf Verlangen wird auf Carmens Totenschein »natürlicher Tod« vermerkt.

Willkommen in der Welt der utilitaristischen Ethik in der Kultur des Todes, mitten im (noch) reichen Europa.

An ihrem selbst gewählten Todestag wirkt Carine Geerts* aufgeregt und glücklich. Die 43-jährige Frau aus Belgien hat ein Krankenzimmer in der Universitätsklinik Antwerpen bezogen, für wenige Stunden nur, bald braucht sie es nicht mehr. Bei Carine sind ihre drei Kinder, 17 bis 21 Jahre alt, und ihr Freund. Sie trinken gemeinsam ein letztes Glas Weißwein. Seit einem Schlaganfall ist Carine behindert. Über ein Jahr lang hat sie versucht, sich in ihr altes Leben zurückzukämmen, doch nun hofft sie nicht mehr auf Besserung oder Heilung. Sie will sterben, hier in der Klinik, durch die Hand eines Arztes. »Ich will meinen Körper los sein. Er geht nicht mehr«, hat sie zwei Tage vor ihrem Tod dem Hausarzt gesagt.


Als eine internationale Medizinerschaft 2009 beim europäischen Anästhesiekongress in Mailand mit Carines Fall konfrontiert wird, hält sich die Kritik in Grenzen. Ein Anästhesist allerdings fragt, warum die Chirurgen nicht auch noch Carines Herz transplantiert hätten, erinnert sich Cras. Die Frage ist als Provokation gemeint: Herzen sind besonders empfindlich gegen Sauerstoffmangel. Wenn sie einmal zu schlagen aufgehört haben, ist es nahezu ausgeschlossen, sie zu transplantieren. Hätte man auch Carines Herz verpflanzen wollen, so hätte man es der jungen Frau unter Narkose entnehmen müssen – vor ihrem Tod. Carine wäre dann nicht durch die Medikamente getötet worden, sondern infolge der Organentnahme. Die Antwerpener Ethikkommission hatte diese Möglichkeit im Vorfeld tatsächlich diskutiert – und sich dagegen entschieden. Weil die Tötung von der Organentnahme komplett getrennt sein musste, sagt Cras.

Hier: www.zeit.de.

Embryonenselektion: Gezielte Abtreibung von Mädchen

Der DLF informiert über eine bedrückende Entwicklung mitten in Europa. Es zeigt sich, dass moderne Diagnoseverfahren bereits als Instrument für die geschlechterspezifische Selektion von Embryonen benutzt werden.

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2011/10/20/dlf_20111020_0936_4b91ce12.mp3[/podcast]

Lebensrechtler atmen auf: Europarat schützt Gewissensfreiheit

Lebensrechtler können aufatmen: Der Europarat hat mit knapper Mehrheit das Recht bekräftigt, die Mitwirkung bei Abtreibungen, Euthanasie oder Sterbehilfe aus Gewissensgründen zu verweigern (siehe auch hier u. hier).

Idea schreibt:

56 Mitglieder der Parlamentarischen Versammlung stimmten am 7. Oktober in Straßburg für eine entsprechende Resolution, 51 waren dagegen und vier enthielten sich. Verworfen wurde ein von der englischen Labour-Politikerin Christine McCafferty eingebrachter Bericht, der die Gesundheitsdienste verpflichten wollte, allen Frauen uneingeschränkten Zugang zu allen in einem Land erlaubten medizinischen Dienstleistungen zu gewähren. Dabei dürften religiöse oder ethische Bedenken keine Rolle spielen, etwa im Blick auf Schwangerschaftsabbrüche, Euthanasie, Beihilfe zum Selbstmord, Verpflanzung embryonaler Stammzellen oder Sterilisierung, hieß es in dem Bericht. Diese Empfehlung hätte Christen gezwungen, gegen ihr Gewissen bei Abtreibungen mitzuwirken. Dagegen hatten unter anderem die Deutsche Evangelische Allianz, die »Christdemokraten für das Leben« (CDL) und die Organisation »Ärzte für das Leben« protestiert.

Mehr bei idea: www.idea.de.

Wie wir in Zukunft sterben werden

Petra Thorbrietz erwartet langfristig eine Legalisierung der Sterbehilfe:

Sterbehilfe wird die Sterbebegleitung an vielen Stellen ablösen. Euthanasie wird für mehr Menschen … nicht mehr Tötung bedeuten, sondern Erlösung aus einem immer längeren Leben voller chronischer Krankheiten, vielleicht auch aus Einsamkeit. Das mag schockieren, doch die Zeichen sprechen eine deutliche Sprache.

Was wir aber wirklich brauchen, so Thorbrietz, ist die persönliche Zuwendung auch um Alter:

Die Betreuung am Lebensende wird sich weiter professionalisieren, das ist gegenüber dem heutigen Stand erst mal positiv. Doch diese Entwicklung ist überwiegend an körperlichen Symptomen orientiert. Wer mehr will – Ansprache, soziale Unterstützung, Sinngebung – muss dafür vielleicht demnächst gezielte Vorsorge treffen, mit speziellen Versicherungen für das Lebensende oder genossenschaftlichen Fürsorgekonzepten. Was wir bewahren sollten, ist das, was hinter organisierter und professionalisierter Zuwendung steht – die Bereitschaft und die Offenheit für das, was entsteht, wenn Menschen füreinander da sind, zum Beispiel in der Hospizbewegung. Der Begegnung mit dem Tod können wir nicht ausweichen, schon gar nicht in Telefonhäuschen. Auch wenn wir manchmal versucht sind, den Hörer einfach aufzulegen.

Hier mehr: www.focus.de.

Sie galt als lebensunwert

Claus Peter Müller hat einen bemerkenswerten Text gegen das Vertuschen und Vergessen der Euthanasie-Morde im »Dritten Reich« geschrieben:

Stogniew, geborene van Hasseln, wurde am 13. Februar 1941 in der Heilanstalt Hadamar vergast. Ihr Leichnam wurde verbrannt. Keiner weiß, was mit ihrer Asche geschah. Ihre Sterbedaten wurden von den Behörden systematisch gefälscht, um das Verbrechen zu vertuschen. Das war in Hadamar so, aber auch in den anderen fünf Tötungsanstalten Bernburg, Brandenburg, Grafeneck, Hartheim und Pirna. Von Januar bis August 1941 trieben die Nationalsozialisten kranke Menschen wie Frau Stogniew als »lebensunwert« unter ärztlicher Aufsicht in Gaskammern. Nach dem Mord wurden den Toten die Goldzähne aus dem Kiefer gebrochen, und einzelne Leichname wurden untersucht, wenn die Autopsie interessante medizinische Erkenntnisse versprach. Am 24. August 1941 stoppte Hitler die Tötungsaktion, nachdem der Bischof von Münster, Graf von Galen, in einer Predigt den Mord an den ursprünglich Schutzbefohlenen als solchen benannt hatte. Mehr als 70.000 Kranke waren den Ärzten im Dienst des NS-Systems bis dahin schon zum Opfer gefallen.

Hier mehr: www.faz.net.

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