Johannes Calvin

Calvin: Vom Singen der Psalmen

Johannes Calvin schreibt in den Artikeln zur Ordnung der Kirche (1537) über das Singen der Psalmen: 

Im zweiten Punkt geht es um die Psalmen: es ist unser Wunsch, daß sie in der Kirche gesungen werden. Hier nehmen wir uns die alte Kirche zum Vorbild, und wir haben sogar das Zeugnis des heiligen Paulus, der es für eine gute Sache erklärt, in der Versammlung mit Herz und Mund zu singen. Wir können den Nutzen und die Auferbauung, die uns daraus erwachsen, erst ermessen, wenn wir es versucht haben. Die Gebete der Gläubigen sind bei unserer Art zu beten ja derart kalt, daß uns dies tief beschämen muß. Die Psalmen können uns dazu ermutigen, unsere Herzen zu Gott zu erheben. Sie können in uns das Verlangen entfachen, seinen herrlichen Namen anzurufen und durch unser Lob zu erheben. 

Ich würde mich freuen, wenn Songschreiber immer wieder mal die Psalmen zur Grundlage ihrer Lieder nehmen.

Calvin: Wahre Theologie ist nur in der Schrift zu finden

Christoph Strohm sagt über die Hermeneutik von Calvin in: „Johannes Calvin: Institutio Christianae Religionis, Buch I, Kap. 6–9“, in: Oda Wischmeyer (Hrsg.), Handbuch der Bibelhermeneutiken: Von Origenes bis zur Gegenwart, Berlin, Boston: De Gruyter, 2016, S. 363–370, hier S. 367):

Die reformatorische Grundentscheidung, dass Gott spricht und sein Wort in der Heiligen Schrift greifbar wird, steht im Zentrum der Theologie Calvins. Der Theologe hat dieses Wort einfach, verständlich, methodisch geordnet und auf die lebensgestaltendeWirkung ausgerichtet zur Sprache zu bringen. Theologie ist darum nichts anderes als Darlegung der himmlischen Lehre, die auf praktische Anwendung in Gestalt von fides, religio, pietas und aedificatio ecclesiae zielt.

Calvin hebt vielfach hervor, dass die himmlische Lehre die Grundlage und den einzigen Maßstab wahrer Theologie bildet. Sie ist nirgendwo anders als in der Heiligen Schrift zu finden. Niemand kommt auch nur zum geringsten Verständnis rechter und heilsamer Lehre, ohne Schüler der Schrift zu sein. Diese apodiktischen Aussagen richten sich gegen die frivolen und absurden Lehren der Philosophen, die sich mit ihrer Lehre und Rationalität („doctrina et ratio“) in den Himmel aufzuschwingen suchen. Die caelestis doctrina trägt stets ihren himmlischen Ursprung in sich und verrät nichts Irdisches. Sie ist in sich widerspruchsfrei, alle Teile stimmen miteinander überein. Es ist konstitutiv für sie, dass sie Gewissheit schafft und nicht folgenlos bleiben kann.

 

Calvins engagierte Predigten

41ym4jA4wtS SX331 BO1 204 203 200Peter Adam schreibt in „‚Preaching of a Lively Kind‘  – Calvin’s Engaged Expository Preaching“ (in: Mark D. Thompson (Hg.), Engaging with Calvin, S. 13–41, hier S. 13–14):

Calvin hat drei Arten von Schriften veröffentlicht, jede mit einem bestimmten Zweck, einer eigenen Gattung und einem speziellen Publikum. Die erste war sein theologisches Schrifttum , vor allem die Institutio. Hier wandte er sich an die Weltkirche und ging auf ihre Probleme ein. Die Gattung war die dichte Erläuterung eines Überblicks über theologische Themen. Der zweite Stil war die Erläuterung der Bibeltexte in seinen Kommentaren, die seine Vorlesungen für Studenten oder Geistliche in schriftlicher Form darstellten. Auch diese waren für die Weltkirche bestimmt.

Der dritte Stil war der seiner Predigten. Diese richteten sich an die Genfer Gemeinden und gingen auf ihre Probleme ein. Das Genre war die Auslegung und Anwendung der Bücher der Bibel. Dieser Stil war ursprünglich eher zum Hören als zum Lesen gedacht. Ab 1549 wurden seine Predigten jedoch systematisch stenografisch aufgezeichnet und anschließend veröffentlicht. So wurden die Predigten, die für die Genfer Kirche bestimmt waren, für das gesamte Volk Gottes zugänglich … Er ist der bedeutendste und zugleich der am meisten vernachlässigte Stil Calvins … Sie sind deshalb so bedeutsam, weil Calvin wusste, dass die großen Wahrheiten der christlichen Offenbarung ein Geschenk Gottes an sein Volk waren. Sie richteten sich nicht in erster Linie an Theologen und Pfarrer. Das Predigen, nicht die Theologie oder Bibelkommentare, ist das Herzstück des Dienstes und der Kirche.

Calvin: „Lass uns an deinem Mund hängen“

Ein Gebet des Reformators Johannes Calvin:

Allmächtiger Gott! Wir danken dir für dein Wort, durch das du uns zu deinem erwählten Volk sammeln willst, damit wir dich verehren, wie es uns dein Gesetz gebietet. Lass uns an deinem Mund hängen und mach uns ganz zu deinem Eigentum. Bewahre uns, dass wir weder zur Rechten noch zur Linken weichen. Erhalte uns bei der reinen Lehre, die du uns gibst. Der ständige Strom deiner Gnade mache uns gewiss, dass du in unserer Mitte regierst. Stärke unsere Herzen, dich je länger je mehr zu lieben, zu ehren und zu fürchten. Nimm alle Unreinheit in unserem Leben von uns. Heilige uns an Seele und Leib. Vollende uns mehr und mehr in rechter Frömmigkeit, und bringe uns endlich zu dem seligen Erbe, das uns dein eingeborener Sohn erworben hat in seiner Hingabe für uns. Amen.

Die Klarheit der Schrift bei Johannes Calvin

Alexandre Ganoczy und Stefan Scheld schreiben über die Klarheit der Schrift bei Johannes Calvin (Die Hermeneutik Calvins: geistesgeschichtliche Voraussetzungen und Grundzüge, 1983, S. 96–98):

Weil die Schrift durchsichtig, hell und klar ist, kann es keinen Zweifel an ihrer Wahrheit geben. Die ganze Schrift durchzieht nämlich im Grunde nur ein einziger Skopus bzw. Sinn: Jesus Christus. Das Alte Testament verheißt ihn; im Neuen Testament tritt er direkt in Erscheinung. Dies ist auch der Grund, warum Calvin übereinstimmend mit Bucer sagen kann, die Offenbarung Gottes im Alten und Neuen Bund sei in ihrem Wesen identisch. An der Einfachheit, Deutlichkeit und Klarheit der Epiphanie Gottes zu zweifeln, würde somit dem gesamten Duktus der Wortoffenbarung im Alten und Neuen Bund widersprechen. Gott hat sich in seinem Wort, das er den Urvätern und Propheten mitteilte und das er in Jesus Christus unüberbietbar und unüberhörbar ausspricht, in die Niederungen menschlichen Fleisches begeben. Er paßt sich unserem Verständnisvermögen an und handelt wie ein guter Pädagoge. Um allen Menschen einen Zugang zu seinem Wort zu verschaffen, äußert er sich sowohl in kunstvoller und gehobener Sprache als auch in einfacher und schlichter Rede.

Entsprechend bunt ist das Erscheinungsbild der biblischen Autoren. David, Salomon und Jesaja können als Dichterfürsten gelten, und auch Paulus und Lukas zeichnen sich durch Bildung aus, während sowohl die Propheten Amos, Jeremia, Sacharja als auch die Apostel Petrus, Johannes und Matthäus einfache Menschen waren.

Es kann daher nur ein Vorwand für mangelnde Verständnisbereitschaft sein, wenn behauptet wird, die Schrift sei dunkel oder ein Labyrinth. Calvin gibt zwar zu, daß es einige unklare Stellen in der Schrift gibt, aber diese sollen doch nicht dazu veranlassen, das Wort Gottes pauschal der Unklarheit zu bezichtigen. Gott spricht nämlich niemals ohne Grund und Zweck und enthüllt zu seiner Zeit den Sinn seiner Rede, wenn seine Worte im Herzen bewahrt werden.

Schrift und Vernunft bei Johannes Calvin

Die katholischen Calvin-Kenner Alexandre Ganoczy und Stefan Scheld schreiben über das Verhältnis von Schrift und Vernunft bei Johannes Calvin (Die Hermeneutik Calvins: geistesgeschichtliche Voraussetzungen und Grundzüge, 1983, S. 95):

Die Überzeugung, daß die Schrift in sich selbst wahr ist und keiner besonderen kirchlichen Approbation bedarf, drängt sich Calvin allerdings auch von einer Seite her auf, die nicht unmittelbar von der übernatürlichen Bestätigung durch das innere Geistzeugnis abhängt. Es gibt auch Vemunftgründe, die die unbezweifelbare Autorität der Schrift eindrucksvoll stützen. Calvin spricht hier ausdrücklich nicht von Beweisen, wohl aber von Hilfsmitteln, die den Glauben an das Wort Gottes in der Schrift nicht unvernünftig erscheinen lassen. Solche Hilfsmittel sind für ihn die innere Ordnung, Konvenienz, Eloquenz und das hohe Alter der Schrift sowie die Beobachtung, daß sich Verheißungen der Schrift erfüllt haben. Den Glauben kann man auf diese Gründe allein zwar nicht stützen, aber es ist doch bemerkenswert, wie Calvin Geistzeugnis und Vernunft nicht etwa in ein dialektisch-antithetisches Verhältnis zueinander setzt, sondern eine Konvenienz beider annimmt, die der Sicherheit des Glaubens zugute kommt. Wir werden dieser Struktur theologischen Denkens, die darin besteht, Gnade und Glaube als das Grundlegende zu betrachten, das Natürliche aber zur Unterstützung beizuziehen, noch öfter begegnen. Dieser Denkansatz erscheint katholisch und hinsichtlich Anselms Prinzip „fides quaerens intellec-tum“ auch traditionsgemäß, obgleich auffällt, daß Calvin sowohl das Geistzeugnis als auch die Vernunft zunächst nicht an eine bestimmte Kirchlichkeit zurückbindet. Dies hängt mit dem Bestreben des Reformators zusammen, wie seine Mitreformatoren und manche spätmittelalterlichen Schrifttheologen Schrift und Kirche zunächst zu trennen, um dann von der Schrift her kritisch gegen die Mißstände kirchlicher Lehre und Praxis vorzugehen. Legitim ist dies für Calvin, weil die Schrift und das mit ihr verbundene Geistzeugnis ihre Glaubwürdigkeit in sich selbst tragen, und die Vernunftgründe für die Schriftautorität nicht von kirchlichen Urteilen abhängen.

Die Natur als Schattengötze

Johannes Calvin (Institutio, I,5,4–I,5,5):

Ja, heute trägt die Erde viele wüste Geister, die sich nicht scheuen, den ganzen Samen der Gottheit, der in die menschliche Natur gestreut worden ist, zur Vertilgung des Namens Gottes zu benutzen. […] Durch große Lob­preisungen der Natur unterdrücken sie dann, soviel sie vermögen, den Namen Gottes. […] Es ist nichts anderes, als daß man sich einen Schattengötzen macht, um nur ja den wahren Gott, den wir fürchten und dem wir dienen sollen, möglichst gründlich loszuwerden.

Fünf Mythen über Johannes Calvin

Wie vielen anderen überragenden Personen der Kirchengeschichte, so erging und ergeht es auch dem französischen Reformator Johannes Calvin: Die Erinnerung an ihn ist durch verschiedene Verzerrungen entstellt worden, so dass man in Summe von modernen Legenden, die allerdings gern verbreitet werden, sprechen kann.

So ist Stefan Zweigs bis heute nachgedrucktes Buch Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen Gewalt eine in weiten Teilen erfundene Polemik. Zweig behauptet darin etwa: „Alle, die Calvin auch nur den geringsten Widerstand geleistet haben, werden hingerichtet, soweit sie nicht rechtzeitig aus Genf geflohen sind. Eine einzige Nacht, und es gibt in Genf keine andere Partei mehr als die calvinistische “ (S. 160).

Nun war Calvin sicherlich nicht zimperlich, wenn es darum ging, gegen theologische Gegner zu kämpfen. Aber was Zweig hier schreibt, ist völliger Quatsch (Nebenbemerkung: Ich muss bei der Kritik von Stefan Zweig maßvoll formulieren, da meine Frau eine große Liebhaberin seiner Schriften ist ;-). 

Wolfgang Huber urteilt zutreffend

Die Assoziation ist deutlich; und schnell ist aus dem reformatorischen Genf Calvins das Nazideutschland Adolf Hitlers geworden. Dabei ist dies historisch völlig unzutreffend: Die diktatorische Position, die Zweig Calvin zuschreibt, hatte dieser nie inne. Calvin war nicht der von Zweig dargestellte Diktator und das Genf seiner Zeit nicht eine frühere Version der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Hier haben Zweig und die, die seiner Interpretation gefolgt sind, Calvin Unrecht getan.

Professor Michael Haykin hat einige Irrtümer in seinem Artikel „Fünf Mythen über Johannes Calvin“ besprochen. Darin heißt es: 

Calvin konnte sicherlich in seinen Verbalattacken gegen die, die aus seiner Sicht Häretiker waren, und gegen seine theologischen Kontrahenten bissig sein. Aber es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass er üblicherweise danach trachtete, sie zu töten. Männer wie Jérôme-Hermès Bolsec (gest. 1584) und Sebastian Castellio (1515–1563), die sich in Genf theologische Gefechte mit Calvin lieferten, wurden aus der Stadt verbannt. In diesem Zusammenhang ist es unerlässlich, sich bewusst zu machen, dass die meisten christlichen Persönlichkeiten des 16. Jhdts. – ob nun Protestanten oder Katholiken – Häresie nicht einfach nur als einen merkwürdigen intellektuellen Sonderweg betrachteten, sondern als durchdrungen vom „Stigma moralischer Verderbnis“ – und entsprechend musste Ketzerei aus dem Gemeinwesen entfernt werden, bevor sie die ganze Gesellschaft in Mitleidenschaft zog. Wenn die Genfer Stadtoberen Servet hätten leben lassen, nachdem er nun einmal erkannt und in der Stadt festgenommen worden war, dann wäre das von den Gegnern der Reformation – insbesondere der katholischen Kirche – als Beweis gewertet worden, dass die Reformatoren ebensolche Häretiker waren, da sie diese Häresie tolerierten.

Mit folgenden Legenden beschäftigt sich der Baptist Michael Haykin:

  1. Calvin ließ Michael Servet hinrichten.
  2. Der Tyrann Calvin übte in der Hauptzeit seines Wirkens in Genf von 1541 bis 1564 in der Stadt eine Gulag-ähnliche Herrschaft aus.
  3. Calvins Theologie lässt sich mit dem Akronym TULIP zusammenfassen.
  4. Calvins monergistische Soteriologie bringt eine Tendenz zum Antinomismus mit sich.
  5. Calvin hatte kein Interesse an Mission.

Mehr: www.evangelium21.net.

Calvin: Die Fäulnis des Fleisches in den guten Werken

Johannes Calvin über die gute Werke der wiedergeborenen Christen (Institutio, 1559, III,14,9):

Wir bekennen: Wenn uns Gott durch das Eintreten der Gerechtigkeit Christi für uns mit sich versöhnt, uns aus lauter Gnaden die Vergebung der Sünden schenkt und uns so als gerecht ansieht, dann ist mit solcher Barmherzigkeit zugleich die Wohltat verbunden, daß er durch seinen Heiligen Geist in uns wohnt. Durch die Kraft dieses Geistes wird alle Begehrlichkeit unseres Fleisches von Tag zu Tag mehr ertötet, wir aber werden geheiligt, das heißt: Wir werden dem Herrn zu wahrhaftiger Reinheit des Lebens geweiht, und zwar dadurch, daß unser Herz so gestaltet wird, daß es dem Gesetz Gehorsam leistet. Unser Wille soll also darin sein vornehmstes Ziel haben, seinem Willen zu dienen und seinen Ruhm auf alle Weise zu fördern. Allein, selbst wenn wir unter der Leitung des Heiligen Geistes auf den Wegen des Herrn wandeln, bleiben noch immer Reste von Unvollkommenheit an uns, die uns allen Grund zur Demut geben, damit wir uns nicht selbst vergessen und unser Herz aufblähen! „Es gibt keinen Gerechten“, sagt die Schrift, „der Gutes täte und nicht sündigte!“ (1. Kön. 8,46; nicht genau). Was für eine Gerechtigkeit wollen die Gläubigen also noch aus ihren Werken erlangen? Zunächst behaupte ich: Auch das Beste, das sie Vorbringen können, ist noch immer von der Unreinigkeit des Fleisches benetzt und verderbt und es ist gewissermaßen stets mit irgendwelchem Bodensatz untermischt. Ein heiliger Knecht Gottes, sage ich, soll einmal aus seinem ganzen Leben das auswählen, was nach seiner Meinung die hervorragendste Tat seines Lebenslaufs gewesen ist, er soll alle Einzelheiten genau überdenken. Er wird dann ohne allen Zweifel an irgendeiner Stelle etwas vorfinden, das die Fäulnis des Fleisches empfinden läßt. Denn unsere Freudigkeit, Gutes zu tun, ist nie, wie sie sein sollte, sondern unser Lauf ist gehemmt, und daran offenbart sich viel Gebrechlichkeit! So sehen wir, daß die Makel, mit denen die Werke der Heiligen befleckt sind, nicht verborgen sind. Aber nehmen wir trotzdem an, diese Flecken seien ganz, ganz klein – werden sie darum auch Gottes Augen keinen Anstoß geben, vor denen doch nicht einmal die Sterne rein sind? (Hiob 25,5). Wir kommen also zu dem Ergebnis, daß von den Heiligen nicht ein einziges Werk ausgeht, das nicht, an sich selbst betrachtet, als gerechten Lohn die Schmach verdiente!

Johannes Calvin: „Damit er uns fülle“

Johannes Calvin (aus dem Widmungsschreiben der Institutio von 1536):

Denn was entspricht dem Glauben besser und genauer als die Erkenntnis, daß wir aller Vorzüge entblößt sind, damit Gott uns bekleide? leer an allem Guten, damit er uns fülle? wir Knechte der Sünde, damit er uns frei mache? wir blind, damit er uns erleuchte? wir schwankend, damit er uns Richtung gebe? wir gebrechlich, damit er uns stütze? uns aller Anlaß zum Rühmen genommen, damit er allein hoch gerühmt werde und wir uns in ihm rühmen? Wenn wir aber all dies und Ähnliches der Art Vorbringen, fallen uns unsere Gegner ins Wort und erheben ein Angstgeschrei, auf diese Weise würde ich weiß nicht was für ein blindes Licht der Natur, würden erfundene Vorbereitungen (für den Empfang der Gnade), freier Wille, Verdienste (für’s ewige Heil samt ihren überverdienstlichen Leistungen) untergraben. Denn sie können es nicht ertragen, daß Lob und Ruhm für alles Gute, für alle Tugend, Gerechtigkeit und Weisheit vollständig auf Gottes Seite gehören. Aber wir lesen doch nirgendwo, jemand sei dafür getadelt worden, daß er zuviel aus dem Quell des lebendigen Wassers geschöpft hätte; wohl aber werden die ernsthaft zurechtgewiesen, die sich selbst Zisternen graben, »rissige Brunnen, die das Wasser nicht halten« können (Jer 2,13).

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