John Stott

Ethik, Neues Testament

John Stott: Mein Schlüsselvers der Bergpredigt

John Stott (Die Botschaft der Bergpredigt, 2010, S. 13):

Für mich findet sich der Schlüsselvers der Bergpredigt in 6,8: „Macht es nicht wie sie.“ [Neue Genfer, Luther. „Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen.] Das erinnert uns unmittelbar an Gottes Wort an Israel in früheren Tagen: „Tut nicht nach der Weise des Landes Ägypten“ (3Mose 18,3) – derselbe Ruf, anders zu sein, der durch die ganze Bergpredigt weiter entfaltet wird. Ihr Charakter soll gänzlich verschieden sein von dem, den die Welt bewundert, wie wir an den Seligpreisungen sehen werden. Wie Lichter sollen sie in der Dunkelheit scheinen. Ihre Gerechtigkeit soll über die der Pharisäer und Schriftgelehrten hinausgehen, im ethischen Verhalten wie auch in der religiösen Hingabe, während ihre Liebe größer und ihr Bestrebungen edler sind als die ihrer heidnischen Nachbarn. Es gibt keinen einzigen Abschnitt in der Bergpredigt, in dem dieser Kontrast zwischen christlichen und nicht christlichen Maßstäben nicht beleuchtet wird. Dieses Thema durchzieht und eint die ganze Bergpredigt, alles andere ist eine Variation davon. 

Ethik

John Sott: Liebe und Gehorsam gehören zusammen

John Stott sagt über 1Joh 5,2–3: „Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer“ (The Letters of John: An Introduction and Commentary, 1988, S. 173):

Denn die Liebe zum himmlischen Vater ist so sicher und unausweichlich mit der Liebe zu seinen Kindern auf der Erde verbunden, dass Johannes fortfahren kann: „Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: indem wir Gott lieben“. Es ist ebenso unmöglich, die Kinder Gottes (als solche) zu lieben, ohne Gott zu lieben, wie es unmöglich ist, Gott zu lieben, ohne seine Kinder zu lieben (4,20–21). Eine familiäre Beziehung verbindet die beiden Lieben.

Die Liebe zu Gott hat eine zweite unausweichliche Konsequenz, nämlich den Gehorsam. Wenn wir Gott wirklich lieben, lieben wir nicht nur seine Kinder, sondern wir finden uns auch in der Lage wieder, seine Gebote auszuführen“. In Vers 3 geht Johannes noch weiter. Die Verbindung zwischen den beiden ist so unerbittlich, dass die Liebe zu Gott, die in einem Sinne in den Gehorsam mündet, in einem anderen Sinne mit ihm identifiziert werden kann. Die Liebe zu Gott ist nicht so sehr eine emotionale Erfahrung als vielmehr eine moralische Verpflichtung. In der Tat ist agapē, ob sie nun Gott oder den Menschen gilt, immer praktisch und aktiv. Die Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern drückt sich „mit Taten und in der Wahrheit“ aus, insbesondere im aufopfernden Dienst (3,17–18); die Liebe zu Gott in der Ausführung seiner Gebote. Jesus sagte dasselbe über die Bedeutung der Liebe zu sich selbst (Johannes 14,15.21).

Es sollte uns auch nicht schwer fallen, unsere Liebe durch unseren Gehorsam auszudrücken, denn seine Gebote sind nicht beschwerlich oder „lästig“ (…). Die pingeligen Vorschriften der Schriftgelehrten und Pharisäer waren „schwere Lasten, die schwer zu tragen waren“ (Mt 23,4; vgl. Lk 11,46), aber das Joch Jesu ist leicht und seine Last leicht (Mt 11,30). Gottes Wille ist „gut, wohlgefällig und vollkommen“ (Röm 12,2). Es ist der Wille eines allwissenden, allliebenden Vaters, der unser höchstes Wohl anstrebt.

Apologetik, Missiologie

Doppeltes Hören bei John Sott und Tim Keller

Auf der TGC-Konferenz 2023 sprach Christopher Watkin über Tim Kellers Vermächtnis und Vision für kulturelles Engagement und kommt dabei auf das sogenannte „Doppelte Hören“ zu sprechen. 

Watkin beginnt seinen Vortrag ab Minute 27: 

Evangelikale

Menschen des Evangeliums

Holger Lahayne aus Litauen hat das neue Buch Menschen des Evangeliums von Michael Reeves besprochen:

In diesem Zusammenhang setzt Michael Reeves mit Menschen des Evangeliums nun einen notwendigen Akzent. Der britische Theologe und Autor erkennt wie Trueman die gegenwärtige Krise im Selbstverständnis des Evangelikalismus. Er bedauert, dass dieser „sowohl von anderen als auch von sich selbst durch andere Dinge definiert [wird] als durch das Evangelium“ (S. 8). Der Präsident der Union School of Theology in Oxford ist überzeugt: „Um wirklich Menschen des Evangeliums zu werden, müssen wir zu unserem Ausgangspunkt zurückkehren – zu dem Glauben, ‚der ein für alle Mal den Heiligen anvertraut ist‘ (Jud 3)“ (S. 8). Eine bloß soziologische oder „beschreibende Analyse“ genügt nicht; der Evangelikalismus muss laut Reeves in erster Linie „mithilfe des Evangeliums“, also „theologisch definiert werden“ (S. 9).

Reeves hält daran fest, dass den Kern der evangelikalen Identität eben doch „irgendwelche Glaubenssätze“ (Malessa) ausmachen. Damit steht er in der Tradition der großen britischen Evangelikalen wie John Stott oder Martyn Lloyd-Jones, die in Evangelical Truth (1999) bzw. What is an Evangelical? (1992) ebenfalls eine biblisch begründete und theologisch fundierte Definition vorlegten. Reeves zitiert daher auch mehrfach aus beiden Werken.

Drei essentielle Lehren

Anknüpfend an den Beginn des Römerbriefes stellt Reeves eingangs dar, dass für den Apostel Paulus das Evangelium folgende Eigenschaften besitzt: Das Evangelium ist …

„1. trinitarisch: Es ist die Frohe Botschaft des Vaters über den Sohn, der als Sohn Gottes eingesetzt ist in Kraft nach dem Heiligen Geist (vgl. Röm 1, 4).

  1. biblisch: Es wird in der Heiligen Schrift verkündet.
  2. christuszentriert: Es geht dabei um den Sohn Gottes.
  3. Geist-gewirkt: Der Sohn wird durch den Heiligen Geist offenbart.“ (S. 11)

Das Evangelium steht also „im Einklang mit der Heiligen Schrift“, es „dreht sich um Christus und sein Erlösungswerk“ und schafft als „Botschaft des persönlichen Heils“ neues Leben (S. 14). Reeves argumentiert,

„dass der wahre Evangelikalismus eine klare Theologie hat, in deren Zentrum drei essentielle Lehren verankert sind, aus denen sich alles Weitere ergibt:

  1. Die Offenbarung durch den Vater in der Bibel.
  2. Die Erlösung durch den Sohn im Evangelium.
  3. Die Wiedergeburt durch den Geist in unseren Herzen.“ (S. 16)

Eine trinitarische Struktur

Reeves erläutert das Evangelium demnach als ein Werk des dreieinen Gottes. Der Person des Vaters ordnet er die Offenbarung zu und erläutert in Kapitel 2 „Die Vorrangstellung der Heiligen Schrift“, „Die Inspiration der Heiligen Schrift“ und „Die Vertrauenswürdigkeit der Heiligen Schrift“. „Die Erlösung durch den Sohn“ (Kapitel 3) gliedert sich auf in „Die einzigartige Identität Christi“, „Das Werk Jesu“ und „Die Rechtfertigung durch Glauben allein“. In Kapitel 4 behandelt er das Wirken des Heiligen Geistes: „Die Wiedergeburt“, „Das neue Leben“ und „Das neue Volk“.

Auf Seite 17 ist diese Struktur des Buches in einem Kreisdiagramm anschaulich dargestellt. In der Mitte steht „Die Dreieinigkeit“, also Gott selbst. Diese Betonung ist nur zu begrüßen, denn so wird eins klar: Es geht nicht in erster Linie um Menschen, die eine Bekehrung erfahren haben; um Menschen, die in Mission und Diakonie aktiv sind; oder um Menschen und ihre Mission. Vielmehr steht im Mittelpunkt des Evangelikalismus niemand anders als Gott, der durch sein Evangelium Wahrheit mitgeteilt, Erlösung geschenkt und neues Leben geschaffen hat.

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Praktische Theologie, Zitate

Vergebung ohne Reue?

Es gibt einen Unterscheid zwischen der Vergebungsbereitschaft und dem Zuspruch der Vergebung. John Stott bringt das gut auf den Punkt:

In Lukas 17,3-4 wird eine ähnliche Lehre Jesu aufgezeichnet, jedoch mit einem wichtigen Zusatz: „Wenn dein Bruder oder deine Schwester gegen dich sündigt, so weise sie zurecht; und wenn sie es bereuen, so vergib ihnen. Auch wenn sie siebenmal an einem Tag gegen dich sündigen und siebenmal zu dir zurückkommen und sagen: ‚Ich bereue‘, musst du ihnen vergeben.“

Der Abschnitt im Matthäusevangelium konzentriert sich auf das Zurechtweisen eines Bruders; dieser Abschnitt im Lukasevangelium konzentriert sich eher auf das Vergeben. Wir sollen einen Bruder zurechtweisen, wenn er gegen uns sündigt; wir sollen ihm vergeben, wenn er bereut – und nur, wenn er bereut.

Wir müssen uns davor hüten, die Vergebung zu bagatellisieren. Obwohl Gottes Vergebung für uns und unsere Vergebung füreinander ganz unterschiedlich sind (da Gott Gott ist und wir nur Privatpersonen und außerdem Sünder sind), sind beide doch von der Reue abhängig. Wenn ein Bruder, der gegen uns gesündigt hat, sich weigert, Buße zu tun, sollten wir ihm nicht verzeihen.

Erschreckt Sie das? Es ist das, was Jesus gelehrt hat. Oh, wir müssen ihm in dem Sinne „vergeben“, dass unsere Gedanken ihm gegenüber frei von jeder Feindseligkeit und voller Liebe sind. Aber das ist nicht die christliche Vergebung. „Vergebung“ bedeutet mehr als das; sie beinhaltet die Wiederherstellung der Gemeinschaft. Wenn wir einem sündigenden und unbußfertigen Bruder die volle und innige Gemeinschaft mit uns selbst wiedergeben können, offenbaren wir nicht die Tiefe unserer Liebe, sondern ihre Oberflächlichkeit, denn wir tun das, was nicht zu seinem höchsten Wohl ist. Eine Vergebung, die die Notwendigkeit der Reue umgeht, entspringt nicht der Liebe, sondern der Sentimentalität.

Apologetik, Neues Testament, Zitate

Michael Green: Frühe Christen hatten Sinn für historische Korrektheit

Michael Green schrieb einmal über die Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments (I Believe in the Holy Spirit, Hodder and Stoughton, 1975, S. 48):

Viele Gelehrte des Neuen Testaments scheinen zu glauben, dass die frühen Christen keinen Sinn für historische Korrektheit hatten und es ihnen ein Leichtes war, sich irgendeinen Spruch auszudenken und ihn Jesus zuzuschreiben oder eine Botschaft von einem der christlichen Propheten in der Gemeinde zu hören, um sie dann dem historischen Jesus in den Mund zu legen … Es ist ein verblüffendes Kompliment für ihre historische Zuverlässigkeit, dass wir fast nichts von den großen Problemen, die die Urkirche beschäftigten, in den Evangelien wiederfinden. Wie leicht hätten sie versuchen können, ihre Probleme in Bezug auf Gesetzestreue, Geistbesitz, Beschneidung, Gesetz und Gnade zu lösen, indem sie ‚Worte Jesu‘  erfanden, um die fraglichen Angelegenheiten zu regeln.

Das Zitat habe ich übrigens in diesem Logos-Lexham-Produkt gefunden: John Stott, The Preacher’s Notebook: The Collected Quotes, Illustrations, and Prayers of John Stott, Lexham Press, 2018, das es gerade im Sonderangebot gibt: www.logos.com.

Bücher

Stott on the Christian Life

Chester Stott on the Christian LifeJohn Stott gehört zweifelsohne zu den prägendsten Gestalten der Evangelikalen Bewegung im 20. Jahrhundert. Noch heute beeinflusst sein Vermächtnis Theologen, Missionswerke und Kirchengemeinden in vielen Ländern der Welt. Er half dabei, ein zeitgenössisches Verständnis des christlichen Glaubens zu entwickeln, das auf der Heiligen Schrift gründet, sich zugleich um das Kreuz dreht und sich zudem dadurch auszeichnet, dass es in allen Lebensbereichen nach Christusähnlichkeit strebt.

Der englische Theologe und Pastor Tim Chester legt mit seinem neuen Buch dar, wie John R.W. Stott das Leben als Christ sieht. Das Buch ist in der Themenreihe Theologen über das christliche Leben erschienen, die vom Crossway Verlag verantwortet wird. Es gibt dort ebenfalls Bände zu den Sichtweisen anderer großer Theologen, darunter Aurelius Augustinus, Martin Luther, Jonathan Edwards, John Owen oder Dietrich Bonhoeffer.

Ein erfülltes Leben

Obwohl es sich bei dem Buch nicht um eine Biographie handelt,1 folgt der knappen Einleitung (S. 11–13) ein Abriss zu John Stotts Lebensgeschichte. John wurde als drittes Kind seiner Eltern am 27. April 1921 in gut bürgerlichen Verhältnissen geboren. Der Schüler besuchte die traditionsreiche Rugby School, wo er unter dem Einfluss des anglikanischen Evangelisten E.J. Nash zum Glauben an Jesus Christus fand. Im Oktober 1940 begann er mit dem Studium der französischen und deutschen Sprache an der Universität von Cambridge (England). Schon damals entwickelter er die eiserne Selbstdisziplin,2 die für sein gesamtes weiteres Leben kennzeichnend werden sollte. Er stand 6 Uhr morgens auf (später dann sogar 5 Uhr), um vor dem Frühstück eineinhalb Stunden Zeit für sein Bibelstudium und das Gebet zu haben. Meistens ging er bereits um 21:30 Uhr zu Bett, um für den nächsten Tag fit zu sein (vgl. S. 18–19). Stott integrierte früh die persönliche Evangelisation in seinen Lebensstil und durfte miterleben, wie Menschen, die er mit dem Evangelium bekanntmachte, zum lebendigen Glauben fanden. Daneben leitete er schon als junger Christ andere in Bibelgruppen dazu an, die Heilige Schrift gründlich zu studieren. Nach seinem zweiten Studienjahr wechselte Stott zum Theologiestudium ans Trinity College in Cambridge. Am 21. Dezember 1945, also kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde er zum Pastor der All Souls-Kirchengemeinde in London ordiniert. 1950 wurde er ihr Rektor und blieb bis zu seinem Rücktritt 1975 in diesem Amt, obwohl er zahlreiche Angebote für andere kirchliche oder akademische Stellungen erhielt. Die Liebe zur eigenen Gemeinde prägte seinen gesamten Dienst, auch wenn er darüber hinaus viele andere verantwortliche Aufgaben im In- und Ausland übernahm. (Eine Liste seiner Ämter ist auf S. 28 zu finden.) Für uns in Deutschland ist herauszuheben, dass er 1974 an der Seite von Billy Graham eine Schlüsselfigur auf dem Lausanner Kongress für Weltevangelisation gewesen ist und für viele Jahre das Netzwerk Fellowship of European Evangelical Theologians (FEET) mitprägte.3 Nach einem sehr erfüllte Leben im Dienst für das Evangelium starb John Stott am 27. Juli 2011 im Alter von 90 Jahren.

Das Entscheidende im Leben eines Christen

Dem biographischen Abriss folgen zehn Kapitel, die jeweils bestimmende Anliegen John Stotts vorstellen und erläutern. Zu finden sind dort etwa Kapitel über „Das christliche Denken“ (S. 37–63), „Predige das Wort“ (S. 65–90), „Genugtuung durch Stellvertretung“ (S. 91–112), „Leben im Geist“ (S. 135–153) oder „Liebe für eine bedürftige Welt“ (S. 189–210). Jedes dieser Kapitel stellt die Besonderheiten von Stotts Ansichten auf diesen Gebieten heraus. Wir finden hilfreiche Erläuterungen etwa zu Stotts „Dialektischer Methode“ (vgl. S. 53–63), seinem Konzept des „Doppelten Hörens“ (vgl. S. 52–56), seinem Streit mit Martyn Lloyd-Jones zur Frage der Einheit der Kirche (vgl. S. 163–175), seinem „Annihilationismus“4 oder seiner Auffassung von einer „irrtumslosen Heiligen Schrift“ (S. 88–90). Es fehlt der Raum, um dies alles im Einzelnen zu erörtern. Erfreulicherweise sind jedoch die meisten dazugehörigen Bücher in deutscher Sprache erschienen, so dass jeder, der Interesse hat, sich schlaumachen kann.5 Kurz besprechen möchte ich hingegen drei Aspekte seiner Sichtweise auf das christliche Leben, die im deutschen Sprachraum weniger bekannt sind.

Selbstverleugnung versus Selbstliebe und Selbsthass

In seinem Buch Das Kreuz hatte Stott nachgewiesen, dass der Tod von Jesus Christus mehr ist als das inspirierendes Beispiel für ein aufopferungsvolles Leben. Stott zählt zu jenen, die das Geschehen auf Golgatha als stellvertretendes Sühnehandeln verstehen. Es bringt all jenen, die daran glauben, dass Jesus für sie persönlich gestorben ist, Vergebung der Sünden und ewiges Leben. Aber das Kreuz ist für Stott nicht nur der Weg, auf dem Menschen errettet werden. Er war zutiefst davon überzeugt, dass es obendrein das Kennzeichen der Nachfolge Christi schlechthin ist. „Das Kreuz“ so schrieb er, „ist nicht nur ein Anstecker, durch den wir erkannt werden“, sondern es ist „der Kompass, der uns Orientierung in einer orientierungslosen Welt gibt“ (S. 106). Das Kreuz verändert die Art und Weise, wie wir Gott, uns selbst, die Gemeinde und die Welt sehen. Ein Christ gibt, so Stott, sein Leben täglich in den Tod, um unter der Herrschaft Gottes zu leben (vgl. 106).

Nun hat Stott bemerkt, dass viele Menschen mit lähmenden Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen haben. Oft hängt das mit Erfahrungen in der Kindheit und Jugend und kulturellen Einflüssen zusammen.6 Die Botschaft der täglichen Selbstverleugnung (vgl. z.B. Lk 9,23) wird von solchen Christen bisweilen so aufgenommen, dass sie sich noch weniger zutrauen, als dies sowieso schon der Fall ist. Deshalb rief Stott weder zum Selbsthass noch zur Selbstliebe auf,7 sondern zur Selbstverleugnung und zur Selbstbejahung: „Er hebt sowohl die biblischen Appelle zur Selbstverleugnung hervor – insbesondere den Aufruf Jesu, uns selbst zu verleugnen und unser Kreuz auf uns zu nehmen (Mk 8,34) – als auch die Bejahung unseres Menschseins, die wir in der Lehre und Haltung Jesu erkennen“ (S. 107).

Wie ist dieser scheinbare Widerspruch zu verstehen? Stott löst die Spannung auf, indem er von einer zweifachen Identität des Christen spricht. „Diese doppelte Identität hilft uns zu erkennen, was Selbstverleugnung beinhaltet: ‚Das Selbst, das wir verleugnen, ablegen und kreuzigen sollen, ist unser gefallenes Selbst, alles in uns, was mit Jesus Christus unvereinbar ist“ (S. 107). Weil das so wichtig ist, zitiere ich das im Zusammenhang aus der deutschen Ausgabe von Das Kreuz. Zunächst schreibt er:

„Was wir sind (unser Selbst oder unsere persönliche Identität) ist zum Teil das Resultat der Schöpfung als Ebenbild Gottes und zum Teil das Resultat des Sündenfalls als entstelltes Ebenbild. Das Selbst, das wir verleugnen, von dem wir uns lossagen und das wir kreuzigen sollen, ist unser gefallenes Selbst, alles in uns, was nicht mit Jesus Christus vereinbar ist (daher seine Aufforderungen ‚verleugne er sich selbst‘ und dann ‚folge mir nach‘). Das Selbst, das wir bejahen und wertschätzen sollen, ist unser erschaffenes Selbst, alles in uns, was mit Jesus Christus vereinbar ist (daher seine Aussage, dass wir uns selbst finden werden, wenn wir uns durch Selbstverleugnung verlieren). Wahre Selbstverleugnung, die Verleugnung unseres falschen, gefallenen Selbst, ist nicht der Weg zur Selbstzerstörung, sondern zur Selbstfindung.“8

Das bedeutet, wir verneinen in uns das, was zu dem gefallenen Selbst gehört, bejahen aber, was unter der Verheißung des neuen Menschen steht. Stott schreibt weiter:

Was immer wir also durch die Schöpfung sind, müssen wir bejahen: Unsere Rationalität, unser Bewusstsein moralischer Verpflichtung, unsere Sexualität (sei es Männlichkeit oder Weiblichkeit), unser Familienleben, unsere Begabung zu ästhetischem Empfinden und künstlerischer Kreativität, unsere Haushalterschaft über die fruchtbare Erde, unseren Hunger nach Liebe und unser Erleben von Gemeinschaft, unser Bewusstsein der transzendenten Majestät Gottes und unseren angeborenen Drang, niederzufallen und ihn anzubeten. All dies (und mehr) ist Teil unserer erschaffenen Menschlichkeit. Es stimmt, dass es durch Sünde befleckt und verbogen wurde. Doch Christus kam, um es zu erlösen, nicht um es zu vernichten. Deshalb müssen wir es dankbar und positiv bejahen. Was immer wir hingegen durch den Sündenfall sind, müssen wir verleugnen oder ablehnen: Unsere Irrationalität; unsere moralische Verderbtheit; unsere Verwischung sexueller Unterscheidungsmerkmale und unseren Mangel an sexueller Selbstbeherrschung; die Selbstsucht, die unser Familienleben verdirbt; unsere Faszination für das Hässliche; unsere träge Weigerung, Gottes Gaben zu entwickeln; unsere Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt; die antisozialen Tendenzen, die wahre Gemeinschaft behindern; unsere stolze Autonomie und unsere götzendienerische Weigerung, den lebendigen und wahren Gott anzubeten. All dies (und mehr) ist Teil unserer gefallenen Menschlichkeit. Christus kam nicht, um sie zu erlösen, sondern um sie zu vernichten. Deshalb müssen wir sie entschieden verleugnen oder ablehnen.9

Das Kreuz ruft uns demnach zur Selbstbejahung und Selbstverleugnung zugleich auf. Das ist eine erhellende Klarstellung. Sie hilft nämlich, eine unnötig weltverleugnende Haltung zu vermeiden, in der wir die guten Gaben Gottes aus der Sorge heraus ablehnen, dass wir uns nicht ausreichend selbstverleugnen. Noch wichtiger ist, dass sie den positiven Wert der Selbstverleugnung aufzeigt. Wahre Selbstverleugnung führt zur Selbstentdeckung, die uns von unserer Selbstbezogenheit befreit und dazu befähigt, ein Leben der Selbsthingabe zu führen. Zu einem hingegeben Leben gehören nach Stott auch Verzichts- und Leidensbereitschaft.

War John Stott ein reformierter Theologe?

Im deutschsprachigen Raum wurde John Stott vor allem als evangelikaler und weniger als reformierter Theologie wahrgenommen. Stott hat – anders als etwa Martyn Lloyd-Jones – die Bezeichnung „Calvinist“ selten gewählt. Aus seinen Schriften ist hingegen ersichtlich, dass er ein moderater Vertreter reformierte Theologie gewesen ist (vgl. S. 104). Er verteidigte die völlige Verdorbenheit des Menschen, die göttliche Erwählung, das Geschenk eines geistgewirkten Glaubens und die Bewahrung der Heiligen (vgl. S. 104–105). Seine Einführung in den christlichen Glauben für Nichttheologen eröffnet er mit folgenden Worten (vgl. 104):

Die Sache ist die: Wir können Gott niemals überraschen, geschweige denn ihm zuvorkommen. Er macht immer den ersten Schritt. Er steht immer ‚am Anfang‘. Bevor es uns gab, war Gott schon am Werk. Bevor wir uns auf den Weg machen, um Gott zu suchen, geht Gott uns schon entgegen. Es geht in der Bibel nicht darum, dass Menschen versuchen, Gott zu entdecken, sondern dass Gott sich nach uns ausstreckt, um uns zu finden.10

An anderer Stelle schreibt er zur Sünde: „Weil Sünde eine innere Korruption der menschlichen Natur ist, sind wir darin gefangen.“11 Tim Chester fasst den Befund treffend zusammen: „Eine hohe Sicht des Kreuzes“ geht bei Stott „also Hand in Hand mit einer tiefen Lehre von der Sünde“ (S. 105), was für die reformierte Theologie charakteristisch ist.

Notwendige Konfrontationen

Stott war von seiner Persönlichkeit her ein sehr gewinnender Typ. Dass er sich als Ireniker12 verstand, ist schon daran ablesbar, dass er es schaffte, zerstrittene Evangelikale in vielen Fragen immer wieder zueinander zuführen.

Seine einheitsfördernde Art darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auch ein Kämpfer war. Er war bereit und willens, klare Standpunkte zu vertreten. Er verteidigte das „Stellvertretende Sühneopfer“ zu einem Zeitpunkt, als es auch durch Evangelikale verdunkelt wurde. Zusammen mit J.I. Packer stellte er sich gegen ein quietistisches und subjektivistisches Heiligungsverständnis, wie es innerhalb der Keswick-Bewegung13 befürwortet wurde (vgl. S. 12–13; 118–134). „Die Heilige Schrift war immer seine höchste Autorität, und er war bereit, ihr zu folgen, wohin sie ihn auch führte“ (S. 12). Eines seiner Bücher trägt den Titel ‚Ich aber sage euch‘ … Christus der Polemiker.14 Darin zieht er Lehren aus den Streitgesprächen Christi mit den Menschen seiner Zeit und macht die Vorgehensweise Jesu zu einem Modell für die heutige Bereitschaft, fest zur Wahrheit zu stehen. In dem Kapitel „Der Ruf zur Klarheit“ schreibt er:

Vielleicht kann man die Behauptung, dass der Meinungsstreit manchmal eine schmerzhafte Notwendigkeit ist, am besten dadurch untermauern, dass man sich daran erinnert, dass unser Herr Jesus Christus selbst jemand war, der dem Streit nicht aus dem Weg ging. Er war nicht ‚weitherzig‘ in dem Sinne, dass er bereit war, sich mit allen Ansichten zu jedem Thema einverstanden zu erklären. Im Gegenteil: […] Er ließ sich häufig auf eine Debatte mit den religiösen Führern seiner Zeit ein, den Gesetzeslehrern und Pharisäern, den Herodianern und Sadduzäern. Er behauptete, dass er selbst die Wahrheit sei, dass er gekommen sei, um die Wahrheit zu bezeugen, und dass die Wahrheit seine Anhänger frei machen würde. Seine Loyalität zur Wahrheit bedeutete, dass er sich nicht scheute, offiziellen Verlautbarungen öffentlich zu widersprechen (wenn er wusste, dass sie falsch waren), Irrtümer aufzudecken und seine Jünger vor falschen Lehrern zu warnen. Er war auch extrem unverblümt in seiner Sprache, nannte sie ‚blinde Blindenführer‘, ‚Wölfe im Schafspelz‘, ‚getünchte Gräber‘ und sogar ‚Schlangenbrut‘. Es war nicht nur Jesus selbst. Die neutestamentlichen Briefe machen deutlich, dass auch die Apostel Polemiker waren. Judas zum Beispiel appellierte an seine Leser, ‚für den Glauben zu kämpfen, der dem heiligen Volk Gottes ein für allemal anvertraut worden ist‘. Wie ihr Herr und Meister mussten sie die Gemeinden vor Irrlehrern warnen und sie auffordern, fest in der Wahrheit zu stehen.15

Da manchmal behauptet wird, ein scharfer Disput sei mit der christlichen Liebe unvereinbar, setzte Stott sich gründlich mit diesem Einwand auseinander:

Nehmen Sie zum Beispiel Johannes, der als Apostel der Liebe bekannt ist. Wir haben von ihm die erhabene Erklärung, dass Gott die Liebe ist, und seine Briefe quellen über vor Aufrufen an die Christen, sich gegenseitig zu lieben. Dennoch erklärt er geradeheraus, dass jeder, der leugnet, dass Jesus der Christus ist, ein Lügner, ein Betrüger und Antichrist ist. In ähnlicher Weise spricht Paulus, der uns in 1. Korinther 13 den großen Hymnus auf die Liebe gibt und erklärt, dass die Liebe das höchste Kennzeichen des Geistes ist, dennoch einen feierlichen Fluch über jeden aus, der das Evangelium der Gnade Gottes verdreht. In unserer Generation scheinen wir uns von dieser kraftvollen Leidenschaft für die Wahrheit, die Christus und seine Apostel an den Tag legten, weit entfernt zu haben. Aber wenn wir die Herrlichkeit Gottes mehr lieben würden und wenn wir uns mehr um das ewige Wohl anderer Menschen sorgen würden, wären wir sicherlich eher bereit, uns auf Kontroversen einzulassen, wenn die Wahrheit des Evangeliums auf dem Spiel steht.16

Fazit

So wie Tim Chester (vgl. S. 11) bin auch ich als junger Mann John Stott mehrfach begegnet. Einmal habe ich ihn am Flughafen in Frankfurt am Main mit dem Auto abgeholt und ihn zusammen mit Alfred Kuen und einem anderen Theologen, dessen Namen ich vergessen habe, zu einer FEET-Tagung gebracht. Während der Gespräche im Auto hat mich Stotts Weisheit und Klarheit so gefesselt, dass ich mich verfahren hatte. So konnte ich länger als geplant zuhören und mitstottern. Als Praktikant war ich damals dafür zuständig, die Konferenzvorträge auf Magnetband aufzunehmen. Eines Tages kam John Stott bei mir vorbei, bedankte sich noch einmal für meinen Chauffeurdienst und verwickelte mich in ein kurzes Gespräch über mein eigenes Leben. Mir erging es exakt so wie Tim Chester: „Diese kurze Begegnung machte einen großen Eindruck auf mich. Stott […] hatte einen unbeholfen aussehenden Teenager gesehen, der allein stand, und er hatte es auf sich genommen, dem jungen Mann das Gefühl zu geben, willkommen zu sein“ (S. 11). Falls mich meine Erinnerung nicht täuscht, war Stott der einzige Konferenzteilnehmer, der sich für mich interessierte.

Tim Chesters Buch Stott on the Christian Life ist eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Ich selbst wurde förmlich „mitgerissen“. Ich sehne mich nach Brüdern und Schwestern, die – wie Stott – einen weiten Horizont haben und um die christliche Einheit ringen, dabei aber ihr Denken und Handeln an der Heiligen Schrift ausrichten und keine faulen Kompromisse eingehen. Wer diese Sehnsucht kennt, sollte das Buch in die Hand nehmen.

Hinweis: Die Rezension erschien zuerst im April 2021 bei Evangelium21.

 

Zitate

John Stott würde wollen, dass wir innehalten, studieren und streiten

John W. Yates hat  zum 100. Geburtstag ein Porträt von John Stott bei CT veröffentlicht und dabei seinen Willen zur Gemeinschaft herausgestellt:

John war ein schüchterner und emotional zurückhaltender Engländer, aber er war äußerst großzügig in der Freundschaft. Er hatte eine besondere Sorge für die Unterbemittelten und Unterprivilegierten und eine bleibende Zuneigung für junge Christen. Er würde mit einem Studenten aus Burundi genauso schnell einen monatelangen Briefwechsel führen wie mit dem Erzbischof von Kenia.

Und er pflegte diese Freundschaften über Jahre hinweg und freute sich, wenn sie auf die nächste Generation übersprangen. Das war die Geschichte meiner eigenen Beziehung zu John, den ich zum ersten Mal kennenlernte, als ich ein kleiner Junge war und er ein häufiger Gastprediger in der Kirche meines Vaters.

Johns Fähigkeit zur Führung war außergewöhnlich. Die Auswirkungen seiner Arbeit sind heute auf der ganzen Welt zu spüren und werden noch viele Jahrzehnte lang zu spüren sein. Sein Einfluss reicht jedoch weit über die von ihm gegründeten Institutionen und die von ihm geprägten Bewegungen hinaus. Er zeigt sich am stärksten in den Beziehungen, die er förderte.

Während dieser langen Zeit der Isolation und Trennung, die durch die Pandemie verursacht wurde, habe ich oft an Onkel Johns Fähigkeit zu persönlichen Beziehungen und sein unermüdliches Engagement für alle Arten von Menschen gedacht, unabhängig von sozialen, kulturellen oder rassischen Schranken. Durch seine Großzügigkeit und Standhaftigkeit in der Freundschaft schuf er um sich herum eine dichte Gemeinschaft von erstaunlich unterschiedlichen Menschen, die in der Gnade Christi verwurzelt sind. Es ist ein wunderbares Bild dafür, was die Kirche für ein Welt, die von Spaltung und Gleichgültigkeit geplagt ist, sein kann.

Mehr: www.christianitytoday.com.

Bücher, Rezensionen

Stott on the Christian Life

41inAA8HQ4L SX331 BO1 204 203 200Heute vor 100 Jahren wurde John Stott, einer der großen Evangelikalen des 20. Jahrhunderts, geboren. Ein guter Tag, um das Buch Stott on the Christian Life von Tim Chester zu besprechen. Ich schreibe dort zum Thema „Selbstverleugnung versus Selbstliebe und Selbsthass“:

Nun hat Stott bemerkt, dass viele Menschen mit lähmenden Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen haben. Oft hängt das mit Erfahrungen in der Kindheit und Jugend und kulturellen Einflüssen zusammen. Die Botschaft der täglichen Selbstverleugnung (vgl. z.B. Lk 9,23) wird von solchen Christen bisweilen so aufgenommen, dass sie sich noch weniger zutrauen, als dies sowieso schon der Fall ist. Deshalb rief Stott weder zum Selbsthass noch zur Selbstliebe auf, sondern zur Selbstverleugnung und zur Selbstbejahung: „Er hebt sowohl die biblischen Appelle zur Selbstverleugnung hervor – insbesondere den Aufruf Jesu, uns selbst zu verleugnen und unser Kreuz auf uns zu nehmen (Mk 8,34) – als auch die Bejahung unseres Menschseins, die wir in der Lehre und Haltung Jesu erkennen“ (S. 107).

Wie ist dieser scheinbare Widerspruch zu verstehen? Stott löst die Spannung auf, indem er von einer zweifachen Identität des Christen spricht. „Diese doppelte Identität hilft uns zu erkennen, was Selbstverleugnung beinhaltet: ‚Das Selbst, das wir verleugnen, ablegen und kreuzigen sollen, ist unser gefallenes Selbst, alles in uns, was mit Jesus Christus unvereinbar ist“ (S. 107). Weil das so wichtig ist, zitiere ich das im Zusammenhang aus der deutschen Ausgabe von Das Kreuz. Zunächst schreibt er: „Was wir sind (unser Selbst oder unsere persönliche Identität) ist zum Teil das Resultat der Schöpfung als Ebenbild Gottes und zum Teil das Resultat des Sündenfalls als entstelltes Ebenbild. Das Selbst, das wir verleugnen, von dem wir uns lossagen und das wir kreuzigen sollen, ist unser gefallenes Selbst, alles in uns, was nicht mit Jesus Christus vereinbar ist (daher seine Aufforderungen ‚verleugne er sich selbst‘ und dann ‚folge mir nach‘). Das Selbst, das wir bejahen und wertschätzen sollen, ist unser erschaffenes Selbst, alles in uns, was mit Jesus Christus vereinbar ist (daher seine Aussage, dass wir uns selbst finden werden, wenn wir uns durch Selbstverleugnung verlieren). Wahre Selbstverleugnung, die Verleugnung unseres falschen, gefallenen Selbst, ist nicht der Weg zur Selbstzerstörung, sondern zur Selbstfindung.“

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Zitate, Praktische Theologie

John Stott: Geistliche Erfahrungen sind nie Kriterium für die Wahrheit

John Stott schreibt zum Verhältnis von Gottes Wort und geistlichen Erfahrungen (Ich glaube an den Heiligen Geist, 1986, S. 6)

Den Willen Gottes können wir in der Bibel entdecken. Gottes Wille für sein Volk ist in seinem Wort verankert. Wir erfahren dort seinen Willen und nicht in erster Liene durch unsere Erfahrungen und Erlebnisse mit anderen Christen. Wir sollten uns weder nach dem ausstrecken, was Gott vielleicht anderen gegeben hat, noch sollten wir anderen aufzwingen, was er uns zugedacht hat, es sei denn, aus der Bibel geht eindeutig hervor, daß es sich um etwas handelt, was alle seine Kinder haben sollten. Was wir für uns selbst suchen, und was wir andere lehren, soll einzig und allein vom Wort Gottes bestimmt werden. Nur wenn das Wort Gottes „reichlich unter uns wohnt“, sind wir in der Lage, die Erfahrungen, die wir und andere machen, auch richtig auszuwerten und zu beurteilen. Erfahrungen dürfen nie das Kriterium für die Wahrheit sein, sondern umgekehrt: unsere Erfahrungen müssen an der Wahrheit gemessen werden und ihr standhalten.

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