Kunst

Wo ist die christliche Kunst geblieben?

Hans Rookmaaker schreibt in Modern Art and the Death of a Culture (1994, S. 67):

Was geschah im Anschluss an die Aufklärung eigentlich mit der „christlichen Kunst“ oder besser gesagt mit der Kunst, die biblische Geschichten oder Themen mit Bezug zum christlichen Glauben darstellt? Vor der Erörterung konkreter Werke fallen zwei Dinge auf. Erstens sind die rechtgläubigen evangelikalen Gruppen trotz des großen Erweckung im 18. und frühen 19. Jahrhundert auffallend abwesend, denn der neu belebte Evangelikalismus war oft von einer unbiblischen, anti-intellektuellen und anti-kulturellen Einstellung geprägt (deren Hintergrund wir bereits in einem früheren Kapitel gesehen haben). Zweitens war der „Zeitgeist“ nicht wirklich christlich im biblischen Sinne. Vielleicht liegt einer der tragischsten Aspekte des 19. Jahrhunderts in der Tatsache, dass nur sehr wenige Christen die tiefgreifenden entchristlichenden Einflüsse der Aufklärung wirklich erkannt haben.

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Francis Schaeffer: Kunst als schöpferisches Werk

Francis Schaeffer schreibt über den Wert von Kunst (Kunst und die Bibel, 1981, S. 31–32):

Als Christen wissen wir, warum ein Kunstwerk Wert besitzt. Warum? Erstens, weil es ein Produkt schöpferischer Tätigkeit ist, und das ist wertvoll, weil Gott der Schöpfer ist. Der erste Satz in der Bibel erklärt, daß der Schöpfer schuf: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Gleichermaßen lauten die ersten Worte des Prologs zum Johannesevangelium: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort … Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und oh ne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist“ (Joh. 1,1.3). Der erste Grund, warum schöpferische Tätigkeit wertvoll ist, besteht also darin, daß Gott der Schöpfer ist.

Zweitens ist ein Kunstwerk als ein Schöpferwerk des halb wertvoll, weil der Mensch nach dem Bilde Gottes gemacht ist, und darum kann der Mensch nicht nur lieben, denken und Emotionen empfinden, sondern er hat eben falls die Fähigkeit, schöpferisch tätig zu werden. Weil wir nach dem Bilde Gottes geschaffen worden sind, sind wir dazu berufen, schöpferisch zu sein und zu wirken. Ein Tier wird niemals ein Kunstwerk anfertigen. Nirgendwo jedoch werden wir Menschen oder eine Kultur finden können, die keine Kunst hervorbringen. Kreativität ist eines der Unterscheidungsmerkmale zwischen Mensch und Nicht-Mensch. Alle Menschen sind in gewissem Maße schöpferisch. Kreativität ist ein Grundbestandteil unseres Menschseins.

Aber diese Aussage läßt sich nicht einfach umkehren. Nicht jede Schöpfung ist große Kunst. Auch ist nicht alles, was der Mensch macht, gut, sei es vom moralischen oder intellektuellen Standpunkt her betrachtet. Wenn Kreativität an sich selbst etwas Gutes ist, bedeutet das nicht, daß jedes Produkt der menschlichen Kreativität unbedingt gut ist. Denn obwohl der Mensch nach dem Bilde Gottes erschaffen wurde, befindet er sich jetzt in einem gefallenen Zustand. – Abgesehen davon haben verschiedene Menschen unterschiedliche Gaben und Talente, und deshalb kann auch nicht jeder alles gleich gut schaffen. Wir wollen jedoch festhalten, daß Kreativität an sich etwas Gutes ist.

Neo Rauch: Die Documenta huldigte dem Kollektivismus

Der deutsche Maler Neo Rauch hat der NZZ ein feines Interview gegeben und fordert darin mehr Rückbesinnung auf Vernunft: „Die pseudoreligiöse Anmutung vieler Protestbewegungen im Augenblick treibt mich sehr um. Das schreit nach einer aufklärerischen Einflussnahme. Aber das Lager der Aufklärer ist dünn geworden.“ Bemerkenswert und vollkommen zutreffend finde ich seine Sichtweise auf die Kunstaustellung Documenta 2022 in Kassel, die übrigens indirekt auch als Seitenhieb auf Joseph Beuys gelesen werden darf („Jeder Mensch ist ein Künstler.“): 

Das zentrale Skandalon drückte sich in antisemitischen Vulgaritäten aus. Daneben fand aber auch eine tiefergreifende Attacke auf den Künstler als solchen statt. Ich halte viel von dem Prinzip, dass der Künstler in seiner Daseinsform ein Sonderling ist, ein von gesellschaftlichen Grundmassstäben in bestimmter Weise abweichender Könner. Kassel huldigte hingegen dem Kollektivismus. Und dieser erinnert natürlich an grauenvolle Zustände, die wir hinter uns gebracht wähnten. Die Documenta war eine Attacke auf den nicht normierbaren Sonderling, der etwas kann, was andere nicht können, und der Anlass gibt zum ehrfürchtigen Staunen. Wenn dieser verschwindet, dann verschwindet mehr, als sich manch einer zu erträumen wagt.

Mehr: www.nzz.ch.

Documenta: Eine Kunstausstellung ohne Künstler

Erstmals führt ein Kollektiv von nichtwestlichen Kuratoren Regie an der Weltkunstausstellung Documenta in Kassel. Was dabei herausgekommen ist, hat mit Kunst nur am Rand zu tun. Es geht um Kolonialismus, Rassismus, Klima und Nachhaltigkeit.

Philipp Meier schreibt:

So sind diesmal die Namen der allermeisten vom indonesischen Kuratorenteam Ruangrupa Eingeladenen weisse Flecken auf der internationalen Kunstkarte. Genauer gesagt, findet man kaum wirkliche Künstler auf den Teilnehmerlisten. Eingeladen wurden Plattformen, Archive, Workshops, Agenturen und Verlage, Aktivisten, Queergruppierungen und Frauenorganisationen, die nun in Kassel eine Bühne erhalten. Und diese wurden nicht nach Nationen ausgewählt, sondern nach Zeitzonen: Berücksichtigt wurde etwa die westindonesische, die ostafrikanische oder die usbekische Zeit und, ja, sogar die mitteleuropäische Zeit.

Bei vielen Gruppen an der Documenta geht es indes nur am Rand um Kunstspezifisches. Ihre Anliegen sind vielmehr sozialer Natur. Da geht es um Gender, aber auch um Kolonialismus und Rassismus oder um Klima, Nachhaltigkeit und alternative Formen der Landwirtschaft. Wo Künstler als Einzelpersonen in Erscheinung treten, sind sie oft Aktivisten, die sich künstlerischer Mittel bedienen.

Mehr: www.nzz.ch.

Oscar-Akademie: Ein historischer Einschnitt

Die Oscar-Akademie hat eine Entscheidung getroffen, die es wirklich in sich hat. Filme, die nicht bestimmte inhaltliche Standards erfüllen, sollen in Zukunft gar nicht mehr für den besten Film nominiert werden dürfen. Gefordert wird mehr Inklusion und Diversität.

Die Zeitschrift Die Welt meldet:

Den Produzenten stehen dabei mehrere Optionen offen. Beispielsweise könnte eine Darstellerin oder ein Darsteller in einer wichtigen Rolle einer Minderheit angehören, etwa asiatischer oder hispanischer Abstammung sein.

Als ein weiteres Kriterium führt die Filmakademie inhaltliche Aspekte an: Filmbeiträge sollten demnach ein Thema behandeln, das sich um Frauen, Minderheiten, Menschen mit Behinderungen oder LGBT-Inhalte dreht – also Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans-Menschen.

Weitere mögliche Standards erhebt der Filmverband nun via Diversitäts-Quoten für die gesamte Rollenbesetzung oder für das Produktionsteam. Denkbar sei etwa, dass mindestens 30 Prozent der Zweitrollen von unterrepräsentierten Gruppen besetzt werden müssen. Möglich ist auch, dass es inhaltlich insgesamt um eine „unterrepräsentierte Gruppe“ geht – laut der Filmakademie könnten dies Frauen, Minderheiten, Menschen mit Behinderung sowie Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender sein.

Aus meiner Sicht wird auf diese Art und Weise die künstlerische Freiheit stark eingeschränkt. Ich kann nur hoffen, dass mit so einem Eingriff die Bedeutung der Oscars weiter zurückgeht. Produzenten, Drehbuchautoren, Regisseure oder Schauspieler sollten keine Belehrungsgehilfen einer kulturellen Elite sein, sondern die Freiheit haben, die Kunst zu schaffen, die sie erschaffen wollen. Kunst, die aufgrund von politischen Vorgaben für die „Volkserziehung“ instrumentalisiert wird, hat schon genug Schaden angerichtet.

Hier die Meldung: www.welt.de.

Das Dilemma der Künstler

Hans Rookmaaker (aus: Art Needs No Justification): 

Wir wollen, dass Künstler ernsthaft sind und tiefe Dinge schaffen, die fast einen ewigen Wert haben, Dinge, über die die Menschen der Kultur noch Jahrhunderte später sprechen können. Aber wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sich die Künstler dem gegenwärtigen Geschmack beugen, kommerziell sein und den Clown spielen, statt den Weisen. Künstler stehen also inmitten widersprüchlicher Anforderungen.

Dorothy Sayers über den Anspruch an christliche Kunst

Dorothy Sayers schreibt in The Man Born to be King (S. 24):

Meine Absicht [beim Schreiben von „The Man Born to be King“] war, die Geschichte mit meinem Medium so gut zu erzählen, wie ich konnte –kurz gesagt: ein so gutes Kunstwerk zu schaffen, wie es mir möglich war. Denn ein Kunstwerk, das nicht als Kunst gut und wahr ist, ist auch in keiner anderen Hinsicht gut und wahr und ist für nichts zu gebrauchen – auch nicht zur Erbauung – denn es ist eine Lüge und der Teufel ist der Vater aller Lügen. Diese Stücke [„The Man Born to be King“] bestehen oder scheitern als Dramen. Die Vorstellung, dass religiöse Stücke nicht an den üblichen Standards von Dramen gemessen werden sollten, entwächst einer engen, einseitigen Theologie, die nicht anerkennt, dass alle Wahrheit in Christus ist – die Wahrheit des Künstlers eingeschlossen – sondern darauf besteht, den Herrn der Wahrheit aus seinem eigenen Herrschaftsbereich auszuschließen.

VD: MV

Christliche Künstler: Lasst die Bibel nicht links liegen

Painting 3135875 1280In seinem neuesten Buch A Peculiar Orthodoxy: Reflections on Theology and the Arts verbindet Jeremy Begbie Themen wie Schönheit, natürliche Theologie, göttliche und menschliche Freiheit und die Rolle der Emotionen.

Jennifer Craft hat für CT mit dem Theologen über Kunst gesprochen und dabei ans Licht gebracht, dass es unter Künstlern ein neues Interesse an der reformierten Theologie gibt:

CT: Sie heben den Wert der reformierten Theologie für Gespräche über die Künste hervor. Wie sehen Sie die Art und Weise, wie wir über die Kunst in christlichen Gemeinschaften denken und sie praktizieren?

JB: Es ist schwer, Trends zu erklären. Aber in der immer größer werdenden Auseinandersetzung zwischen Theologie und Kunst gibt es Anzeichen für ein neues Interesse an der reformierten Tradition. Die müde, alte Karikatur des Calvinismus als Anti-Kunst wurde radikal korrigiert. Das Erbe von Schriftstellern wie Hans Rookmaaker, Nicholas Wolterstorff und Calvin Seerveld ist nach wie vor spürbar, und viele finden, dass eine reformierte Sichtweise eine dringend benötigte Frische in alte Debatten bringt. Sein vielleicht wichtigster Beitrag ist die Weigerung, die Grenze zwischen Gott und der Welt zu verwischen. Das bedeutet nicht, Gott als von der Welt geschieden oder gleichgültig zu behandeln. Aber es bedeutet, den Kosmos als geschaffen zu sehen, um Gott in seinen geschaffenen Werken zu preisen – und zu glauben, dass die Künste Gott am stärksten bezeugen, wenn sie nicht versuchen, Gott zu sein. Der Künstler kann die erstaunliche Vielfalt der physischen Welt erforschen, feiern und entwickeln, aber ohne die Welt so zu behandeln, als wäre sie Gott in Verkleidung oder in der Vorstellung, dass der Künstler göttlich ist. Dazu kommt, dass eine reformierte Perspektive jede Sentimentalität meidet – das Kreuz zeigt, dass diese Welt grundsätzlich gut ist, aber verdorben und entstellt. Der von Christus inspirierte Künstler wird zum Beispiel die natürliche Welt als glorreich, aber schmerzhaft lädiert darstellen und auf ihre kulminierende Befreiung in der neuen Schöpfung warten.

Mehr (leider nur im bezahlten Angebot von CT): www.christianitytoday.com.

 

Makoto Fujimura: Stille und Schönheit

Ein großartiger Künstler:

Der Verlag schreibt über sein neues Buch:

Endo’sSilence took internationally renowned visual artist Makoto Fujimura on a pilgrimage of grappling with the nature of art, the significance of pain and his own cultural heritage. His artistic faith journey overlaps with Endo’s as he uncovers deep layers of meaning in Japanese history and literature, expressed in art both past and present. He finds connections to how faith is lived in contemporary contexts of trauma and glimpses of how the gospel is conveyed in Christ-hidden cultures. In this world of pain and suffering, God often seems silent. Fujimura’s reflections show that light is yet present in darkness, and that silence speaks with hidden beauty and truth.

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