Kunst

Die Postmoderne: Ein erster Rückblick

Das weltweit größte Museum für Kunst und Design, das Victoria und Albert Museum in London, hat heute eine Ausstellung mit dem vielsagenden Titel: »Postmodernismus – Stil und Subversion 1970–1990« eröffnet. Das Magazine Prospect schreibt über diesen ersten größeren Rückblick auf eine künstlerische Epoche »Der Postmodernismus ist tot«:

I have some good news—kick back, relax, enjoy the rest of the summer, stop worrying about where your life is and isn’t heading. What news? Well, on 24th September, we can officially and definitively declare that postmodernism is dead. Finished. History. A difficult period in human thought over and done with. How do I know this? Because that is the date when the Victoria and Albert Museum opens what it calls »the first comprehensive retrospective« in the world: “Postmodernism—Style and Subversion 1970-1990.”

Wait, I hear you cry. How do they know? And what was it? Postmodernism—I didn’t understand it. I never understood it. How can it be over?

You are not alone. If there’s one word that confuses, upsets, angers, beleaguers, exhausts and contaminates us all, then it is postmodernism. And yet, properly understood, postmodernism is playful, intelligent, funny and fascinating. From Grace Jones to Lady Gaga, from Andy Warhol to Gilbert and George, from Paul Auster to David Foster Wallace, its influence has been everywhere and continues. It has been the dominant idea of our age.

Der Postmodernismus ist philosophisch und künstlerisch erschöpft, wie ich hier schon 2007 geschrieben habe. Trotzdem wird er uns, dank Popkultur, Kino, TV, politisch korrektem Geplänkel und dem emergenten Allerlei noch länger beschäftigen. Schade eigentlich.

Hier der Prospect-Artikel: www.prospectmagazine.co.uk. Siehe auch den Artikel von Collin Hansen. Das Buch zur Ausstellung gibt es hier.

The Four Holy Gospels

Kürzlich habe ich hier ein Interview mit dem großartigen Künstler Makoto Fujimura beworben. Inzwischen ist das Buch The Four Holy Gospels erschienen.

Hier nun Teil I einer Serie zum Buch mit Hintergrundinformationen (aus denen übrigens deutlich wird, dass Francis Schaeffer etwas mit der Arbeit zu tun hat). Außerdem ein Exzerpt aus dem Buch: four.holy.gospels.excerpt.download.pdf.

Dieses Video stellt uns den Künstler kurz vor:

VD: JT

Vorsicht, Broder!

Anselm Kiefer hat den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels schon bekommen. Der böse Henryk M. Broder plädiert nun dafür, dass der Terrorist Carlos den Preis ebenfalls erhält. Ich sage nur: Vorsicht, Broder!

Man muss schon sehr viel Fantasie haben, um Kiefers Werke als einen Beitrag zum Frieden zu verstehen. Was sie vor allem verbreiten ist die schlechte Laune ihres Urhebers, manche Besucher einer Kiefer-Ausstellung eilen sofort in die Ambulanz einer psychiatrischen Klinik, um nicht wie Bojen, die aus ihrer Verankerung gerissen wurden, im tiefen Meer der Depressionen zu versinken.

Nun ist es nicht unbedingt Aufgabe der Kunst, gute Laune zu verbreiten, aber muss ein Künstler, der für seine friedensstiftende Arbeit ausgezeichnet wurde, so weit gehen, einen Massenmord zu einem Kunstwerk zu erklären? Anselm Kiefer hat vor kurzem während einer Vorlesung am Pariser College de France gesagt, Osama bin Laden habe am 11. September 2001 in New York »das perfekteste Bild geschaffen, das wir seit den Schritten des ersten Mannes auf dem Mond gesehen haben«, dabei sei es ihm nicht um einen terroristischen Akt gegangen, sondern allein darum, symbolträchtige Bilder zu produzieren.

Hier: www.welt.de.

Neue Sehnsucht nach Religiosität in der Kunst

Die zeitgenössische Kunst hat die Religiosität wiederentdeckt. Es gebe einen »neuen Hang zum Heiligen«, berichtet das Kunstmagazin art in der Titelgeschichte seiner Februar-Ausgabe. idea schreibt:

Unter der Überschrift »Christus wird heute in Hollywood gekreuzigt« weist die Zeitschrift auf Exponate, Skulpturen und Filme mit religiösen Bezügen hin. So sei das Kino heute ein Raum der Magie, »in dem wir bereit sind, alles Mögliche zu glauben«. Zwar seien die zahlreichen Kunstwerke mit religiösen Bezügen nicht unbedingt Ausdruck einer neuen Gläubigkeit der Künstler, so »art«. Jedoch lasse sich die »Imprägnierung der Kunst mit Religion bis in den Alltag des Kunstbetriebs beobachten«: »Museen haben Kirchen als vornehmste Bauaufgabe der Architektur abgelöst und sind zu Kunsttempeln und Meditationsstätten geworden. Viele Besucher erwarten im Museum Erbauung.« Die Kunst sei heute gegenüber der Religion autonom geworden. Sie wolle sich nicht mehr in den Dienst von Glaubensgemeinschaften spannen lassen und keineswegs die 2.000 Jahre alte Tradition fortsetzen‹ »religiöse Inhalte in die Herzen der Betrachter zu senken«.

Mehr: www.idea.de.

Samuel Bak: In Bilder geschrieben

Der Künstler Samuel Bak wurde 1933 in Wilna (Litauen) geboren. Der Jude überlebte das Ghetto und den Holocaust und fand zusammen mit seiner Mutter nach einer abenteuerlichen Flucht zurück ins Leben. Nach Stationen in Israel, Frankreich, Italien und der Schweiz lebt und arbeitet der international renommierte Künstler seit 1993 in der Nähe von Boston in den USA. Seine Bilder wurden seit 1959 in über 100 Einzelausstellungen in Galerien und Museen gezeigt, u.a. in New York, Boston, Tel Aviv, Jerusalem, Zürich und im Dezember 2006 in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem.

Seine Werke fragen nach Gott (an den er nicht mehr glauben kann) und dem unaussprechlich Bösen, zu dem wir Menschen fähig sind. In den Bildern, schreibt Amoz Oz, »setzt Bak nicht nur der Schoah (hebräisch: ›Untergang‹) und den ermordeten jüdischen Menschen ein Denkmal; vor allem schafft er eine persönliche, einzigartige Welt. Diese Welt ist voller Sehnsucht und Ironie, gesättigt von Albträumen und Verlorenheit, hier und da durchstoßen von einem Schrei theologischer Empörung. Es ist eine Welt des Grauens und der kosmischen Trauer, der zerrissenen Zeit und metaphysischen Angst.«

Bak verarbeitet in seinen Werken die Kriegserfahrungen, aber sie zeigen mehr als die Katastrophe des jüdischen Volkes, verweisen auf das Grauenhafte des menschlich Möglichen. Er selbst sagte: »Von Anfang an war ich überzeugt, dass eine nur auf den Holocaust bezogene Interpretation die Bedeutung meiner Bilder einengen würde. Denn schließlich versuche ich, eine universelle Malaise unserer condition humaine auszudrücken«. Rückblickend schreibt er: »Meine Bilder enthielten keine Antworten, sondern nur Fragen.«

Ja, seine Bilder stellen Fragen. Diese Fragen zuzulassen, kann weh tun.

Hier eine Mappe mit Werken von Samuel Bak. Sie verzaubern, stören und stellen viele Fragen: Final.Bak.WDD.pdf. Ausserdem gibt es bei Vimeo eine englischsprachige Dokumentation aus dem Jahre 2001.

Das bewegende Buch:

  • Samuel Bak: In Worte gemalt: Bildnis einer verlorenen Zeit, Belz Verlag, 2007, 381 S.

aus dem auch die Zitate stammen, gibt es hier:

Christ & Kunst

kunst.jpgDas Verhältnis von Christen zur Kunst ist manchmal ein angespanntes. Mehrfach bin ich künstlerisch überaus begabten Christen begegnet, denen ihr eigenes Vermögen Unbehagen bereitete. Im günstigsten Fall lag ihr Charsima einfach brach. Doch kenne ich auch Künstler, denen vermittelt wurde, bildende Künste seien Zeitverschwendung oder würden gar von Gott verachtet. Ich kenne – und das macht mich besonders betroffen – junge Menschen, die meinen, zwischen einem Leben als Christ und dem als Künstler wählen zu müssen und die sich deshalb für einen »glaubenslose» Existenz in der Welt der Künste entschieden.

Wenn ich solchen Menschen begegne und die Gelegenheit habe, ausführlicher mit ihnen zu sprechen, empfehle ich neben einem gründlichem Bibelstudium gern Bücher von Hans Rookmaaker (1922–1977). Rookmaaker war ein außergewöhnlicher Christ, der als Kunst-, Kultur- und Musikkritiker in den akademischen Kreisen Hollands einen brillanten Ruf genoss. Ein wirklich lesenwertes Buch ist:

Im Jahre 2003 ist zudem eine kostbare Werkausgabe erschienen:

Eine kurze Einführung in das Leben von Hans Rookmaaker kann bei Crossway Books herunter geladen werden: www.gnpcb.org. Einen Vortrag mit dem Titel »The Artist Needs No Justification« gibt es als mp3-Datei hier: www.bethinking.org.

Cindy Sherman – Meisterin der Verfremdung und Irritation

cindy_berlin.jpgDie New Yorker Fotokünstlerin Cindy Sherman stellt bis zum 17. September 2007 im Berliner Martin Gropius-Bau ihre Bilder aus. Gezeigt werden 250 Fotoarbeiten aus der Zeit von 1975 bis 2005.

Cindy Sherman Untitled # 71, 1980Shermann gelingt es auf einzigartige Weise, die Entpersönlichung von Menschen in der Gegenwartskultur zu thematisieren. Die Spezialistin für inszenierte Fotografie erscheint in den meisten ihrer zahlreichen Arbeiten selbst als Motiv. Der Betracher hat dabei den Eindruck, es handle sich jeweils um ein anderes Modell, da Sherman durch Posen und Kostüme ihre eigene Identität geradezu »vernichtet«. So wirken die Bilder merkwürdig seelenlos. Shermans Werk ist deutlich geprägt von einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Bild der Frau, das in der Massenkultur vermittelt wird.

Cindy Sherman: Untitled # 316, 1995Die 1954 geborene Sherman arbeitete später mit Puppenkörpern, die oft in obszönen Gesten gezeigt werden und vertraute Wahrnehmungsmuster erheblich verstören. Masken sind die bisher wichtigsen Ausdrucksträger ihres künstlerischen Werkes. In der Serie »Masks« (1995-1996) verschwindet das menschliche Subjekt ganz hinter einer unbelebten Figur, die selbst ein Eigenleben zu führen beginnt. Die verstümmelten Plastikmasken zeigen die Grenze zwischen Abscheu und Verzauberung. Die gleichzeitig entstandene Serie »Horror and Surrealist Pictures« (1994-1996) treibt das Element des zerstückelten Körpers noch weiter und provoziert beim Betrachter fast vollkommene Fassungslosigkeit.

Das Bild Untitled # 316 (1995) fand Eingang in das Buch Die Postmoderne: Abschied von der Eindeutigkeit. Bücher mit Werken von Cindy Sherman gibt es hier.

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Die Bilder Untitled # 71 und Untitled # 316 wurden hier wiedergegeben mit freundlicher Genehmigung von Metro Pictures.

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