Römerbrief

Der Brief, der das Leben von Augustinus, Luther und Wesley veränderte

John V. Fesko stellt drei Grundwahrheiten des Römerbriefes heraus und zeigt, wie diese herausragende Persönlichkeiten der Kirchengeschichte „erweckt“ haben. Ein Punkt lautet: Wenn Gott uns allein aus Gnade durch den Glauben an Christus rettet, dann mit einem Ziel:

Wenn Gott uns allein aus Gnade, allein durch den Glauben und allein in Christus rettet, dann tut er das mit dem Ziel, damit wir in einem neuen Leben wandeln können, in Heiligkeit und Gerechtigkeit. Die Gabe des Evangeliums und der Glaube an Christus sind kein Freibrief zur Sünde, wie Paulus nachdrücklich betont: 

„Sollen wir in der Sünde verharren, damit das Maß der Gnade voll werde? Das sei ferne! Wie sollten wir, die wir der Sünde gestorben sind, noch in ihr leben? Oder wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus hinein getauft sind, in seinen Tod getauft sind? Wir sind also mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt worden ist, so auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ (Röm 6,1–4)

Gott konfrontierte Augustinus mit dieser Wahrheit, als er die Kinder „Nimm und lies“ singen hörte und Römer 13,13–14 öffnete. Augustinus wusste, dass er von seinen Sünden umkehren musste, und nur die Gnade Gottes in Christus konnte ihn befähigen, in Heiligkeit zu leben.

Mehr: www.evangelium21.net.

Das Herrsein des Christus

Emil Brunner beschreibt das Thema des Römerbriefes anhand von Röm 1,1–7 mit folgenden Worten (Der Römerbrief, 1959, S. 9): 

Damit ist bereits das Thema des ganzen Briefes angegeben. Von Gott aus:
das Herrsein des Christus, des Offenharers der Gottesliebe; vom Menschen aus: der „Gehorsam des Glaubens“. Daß Christus wirklich mein Herr wird: das ist der Glaube; und nicht anders kann Christus mein Herr sein als dadurch, daß ich in ihm den erkenne und anerkenne, indem Gott mich zu seinem Eigentum macht.

Jospeh Fitzmyer: Romans

51Sj+E3QXZL SX338 BO1 204 203 200Logos Bible Software bietet im Monat Oktober 2017 einen katholischen Bibelkommentar zum Römerbrief als Buch des Monats gratis an. Der Autor, Jospeh Fitzmyer, gilt als bedeutender Exeget neutestamentlicher Schriften.

  • Fitzmyer, Joseph A., Romans : A New Translation With Introduction and Commentary, Yale University Press, 2007.

Das Buch kann hier angefordert werden: www.logos.com.

Gott wahrhaft lieben

Luther sagte 1515/1516 in seiner Vorlesung zu Römer 9,3:

Einer über die Maßen herrlichen und wahrhaft apostolischen Liebe entstammt also dies Wort: »Ich habe gewünscht« usw., einer Liebe sowohl zu Christus als zu den Juden. Denn er wünscht Christus aus dieser überschwänglich großen Liebe zu ihm großen Ruhm von den Juden. Und damit er diesen Ruhm habe, wollte er selber gerne von ihm geschieden sein, ohne ihn aber zu hassen. Diese unter ihrem Gegenbild verhüllte Liebe ist die allerstärkste und größte, wo einer durch das Zeichen des höchsten Hasses gegen sich selbst die höchste Liebe zum andern offenbar macht. So wünscht er auch den Juden höchstes Heil, und damit sie dieses Heil erlangten, wollte er gerne seines Heils verlustig gehen. So tut er es auch an einer anderen Stelle (2.Kor 12,15), wo er sagt: »Ich aber will sehr gerne hingeben und hingegeben werden für eure Seelen.«

Merke: Diese Worte kommen denen wunderlich, ja töricht vor, die sich heilig dünken und Gott mit der Liebe sündigen Begehrens lieben, d.h. um ihres Heils und um der ewigen Ruhe willen oder um der Hölle zu entgehen, d. h. nicht um Gottes, sondern um ihrer selbst willen. Sie schwätzen davon, dass die »geordnete« Liebe bei sich selbst beginne, und jeder müsse zunächst sich selbst das Heil wünschen, danach wie sich, so auch dem Nächsten. So denken sie, weil sie nicht wissen, was das heißt: selig und erlöst sein. Es sei denn, sie verstehen darunter ein vergnügliches Dasein führen und es sich gutgehen lassen, wie es sich ihre Phantasie ausmalt, wo doch »Seligsein« heißt, den Willen Gottes und seinen Ruhm in allen Dingen wollen und nichts Eigenes wünschen weder hier noch im zukünftigen Leben.

Für die aber, die Gott wahrhaft lieben mit der Liebe eines Kindes und Freundes, die nicht von Natur da ist, sondern allein vom Heiligen Geist kommt, sind diese Worte wunderschön und Zeugnisse eines Vorbildes von vollkommener Art. Solche fügen sich freiwillig in jeglichen Willen Gottes, auch in die Hölle und den ewigen Tod, wenn es Gott so will, dass sein Wille völlig geschehe. So sehr suchen sie nichts von dem, was das Ihre ist.

 

Die Vorlesung zum Römerbrief 1515/16 wurde von Evangelium21 neu aufgelegt und kann über den 3L Verlag wahrscheinlich bereits auf der E21-Konferenz in Hamburg erworben werden.

Die Gerechtigkeit gewährenden Offenbarung Gottes

Eckhard Schnabel schreibt zu Römer 3,24 (Der Brief des Paulus an die Römer: Kapitel 1–5, HTA, Witten; Gießen: R. Brockhaus; Brunnen, 2015 S. 389–390):

Mit dem Verb δικαιόω betont Paulus den forensischen Aspekt der Heil schaffenden, Gerechtigkeit gewährenden Offenbarung Gottes (s. zu 1,17). Die Sünder, die die Teilhabe an der Realität der Herrlichkeit Gottes verspielt haben (V. 23), werden von Gott für gerecht erklärt. Im Kontext der Rechtssprache beschreibt die Rechtfertigung des Sünders seinen Freispruch als Angeklagter. Dieser Freispruch ist nur möglich, wenn die Ungerechtigkeit des Sünders (1,18; 3,5.10) gegen die Gerechtigkeit Gottes ausgetauscht wird: Der Sünder steht vor Gott nicht als Sünder, sondern als Gerechter, was nur möglich ist, wenn er ein Gerechtfertigter ist. Der Freispruch ist keine Amnestie, nach der begangenes Unrecht für folgenlos erklärt wird, sondern effektive Vergebung der konkreten Sünden der Ungerechten infolge des Sühnetodes Jesu Christi. Das Rechtsurteil Gottes, das Sünder für gerecht erklärt, hat forensisch effektive Bedeutung: Es hat „schöpferische Kraft“. Im Kontext des Hinweises auf den Verlust der Realität der Herrlichkeit Gottes in V. 23 bedeutet dies, dass Gott dem gerechtfertigten Sünder eine „eschatologisch gewandelte Existenz“ zuspricht und ermöglicht, die von Friede mit Gott (5,1) und von der Bewahrung vom Zorn Gottes (5,0) gekennzeichnet ist sowie von einem Leben, in dem sich der gerechtfertigte Sünder Gott zur Verfügung stellt und die Glieder seines Leibes als Waffen der Gerechtigkeit für Gott (6,13). Die Rechtfertigung des Sünders kann nicht vom Sünder selbst, sondern nur durch Gott bewerkstelligt werden. Dies wird durch die Passivform den Partizips (δικαιούμενοι) angezeigt. Gott selbst ist derjenige, der den Sünder gerecht spricht (8,33: θεὸς ὁ δικαιῶν; vgl. 3,26; 4,5; Gal 3,11). Das Präsens des Partizips ist im Kontext von V. 19-20 einerseits futurisch auf das Endgericht zu beziehen, in dem Gott sein gerechtes Gerichtsurteil offenbaren wird (vgl. 2,5), andererseits im Kontext von V. 25 auf das Geschehen im Sühnetod Jesu in der Vergangenheit, in dem Gott Heil geschaffen hat.

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