Der Markensoziologe Oliver Errichiello geht mit der Werbenbranche hart ins Gericht: Eine kleine Gruppe kosmopolitischer Agentur-Arbeiter maße sich an, ihre Lebensentwürfe für allgemeingültig zu erklären. Anstatt ein Produkt zu bewerben, werde politische Propaganda vermarktet.
Ein Auszug aus dem WELT-Gespräch:
Errichiello: Ich glaube, die Werber machen Werbung für ihresgleichen. Sie kommunizieren ihren eigenen Lebensstil und hoffen auf Anerkennung im eigenen Milieu. Deshalb spiegelt die Arbeit die Werte einer kleinen Gruppe gut ausgebildeter, junger, kosmopolitischer Menschen aus großen Städten, die in Werbeagenturen arbeiten.
WELT: Sie schreiben in Ihrem Buch, diese Leute wollten eigentlich keine Werbung machen, sondern die Gesellschaft verändern.
Errichiello: Genau, und dafür werde ich sehr geprügelt, aber das halte ich aus. Das ist einfach meine Lebenserfahrung: Kreativität trauen die Auftraggeber in der Regel nicht Menschen in meinem Alter zu, sondern jüngeren Menschen, die vermeintlich offen und am Puls der Zeit sind. Menschen zwischen 25 und 35 Jahren, oft ohne Kinder und Verpflichtungen, haben aber ganz andere Themen im Leben als die Mehrheitsgesellschaft. Das Problem ist, dass diese Minderheit die Idealbilder für alle entwirft. Da muss doch die Mehrheitsgesellschaft das Gefühl haben, sie bestehe aus Freaks und Lumpenproletariat, das überkommenen Vorstellungen anhängt.
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