Da ich 2003 in Uganda war (und damals noch gerade mit dem Leben davon gekommen bin, siehe Foto), habe ich viel über LRA und Joseph Kony gehört. Was dieser Mann mit seiner Armee in Uganda und anderswo angestellt hat, ist unvorstellbar grausam und bedrückend. Zugleich muss ich bekennen, dass ich gegenüber der Video-Produktion von „Invisible Children“ skeptisch bin. Mein erster Gedanke war: Das ist gut gemeint, aber hier wird der Zuschauer manipuliert. Wenn ich nun Sätze wie:
Kony 2012 wird in die Geschichte der erfolgreichsten Viralkampagnen und in die Lehrbücher für Propaganda eingehen, soviel steht fest.
lese, wird mein Misstrauen beflügelt.
Um dem Hype um Konie 2012 zu relativieren, hier der Verweis auf einige kritische Berichte:
- Julius Ändert (ZDF): blog.zdf.de
- Spreeblick: www.spreeblick.com
- DIE ZEIT: blog.zeit.de
- THE CUARDIAN: www.guardian.co.uk
VD: AW
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Ich halte den erhobenen Zeigefinger für übertrieben. Ich hab den Film gesehen und es wird dafür geworben, Kony bekannt zu machen und nicht so sehr darum, Geld zu spenden. War es in den USA bisher noch kein „nationales Interesse“, den Kindern in Uganda zu helfen und Kony zu jagen, so ist es durch die Kampagne nun gelungen. Ist der Film manipulativ? Natürlich sieht man weinende Kinder und in einer Sequenz auch verstümmelte Gesichter, aber soll man das weglassen? Ich halte die Kampagne für fast schon biblisch (Spr 31:8), indem sie denen eine Stimme gibt, die sonst keine haben und für die sich sonst auch niemand wirklich interessiert. Wie will man es denn besser machen? Vorschläge hab ich keine gefunden…
@Rami: Es lassen sich nicht immer die Probleme dadurch lösen, dass ein Bewusstsein geschaffen wird oder „Söldner“ in ein Land einfliegen und ein paar Leute festnehmen. Ich schließe mich den Kritikern an und sage: Das Problem ist deutlich komplexer als im Film dargestellt.
Die SZ bringt es ganz gut auf den Punkt:
Liebe Grüße, Ron
Um es vorweg zu nehmen: Kony ist weit davon entfernt, der Samariter Ugandas zu sein. Daß sein Tun „unterirdisch“ ist, steht außer Frage. Der Punkt, der mich aufhorchen läßt ist vielmehr der, wie eben damit umgegangen wird. Es wird suggeriert, in eine bestimmte Richtung „gefragt“ und mit entsprechenden Bildern gedrängt. Wenn hier mit Kindern operiert wird, ist allerhöchste Vorsicht geboten. Nur weil Kinder weinen, nur weil Kinder „interviewt“ werden (wenn das Kind das schon kapiert … und dann noch so einfach!), dann muß das auch so sein! Dann ist das richtig! Und ob die Fragen, die gestellt werden, immer die richtigen sind und der Wahrheit auf den Grund gehen, sei ganz dahin gestellt. Man könnte auch Propaganda dazu sagen; ein Vertreter der Propaganda ist ja auch im Film vertreten! Daß auch viel Richtiges im Video angesprochen wird, steht ebenso außer Frage: Warum interessiert es die Welt nicht? Wenn nur ein westlicher Staatsbürger – noch dazu ein Amerikaner – umgekommen wäre,… Weiterlesen »
Es freut mich zu sehen, dass Kony 2012 hier kritisch hinterfragt wird. @ Rami Ich glaube, du siehst die Sache zu einfach. Ja, mir kam auch der Gedanke, dass es doch eigentlich gut ist, wenn Leute sich für die Benachteiligten einsetzen. Dem stimme ich voll zu, aber ich glaube die Art und Weise wie es hier geschieht ist zu hinterfragen. Ich habe ebenso einen kritischen Blick auf Kony 2012 geworfen. Hier mein Blogartikel. http://himmelwaerts.eu/2012/03/12/kony-2012-eine-kritischer-blick/
Die hinter KONY 2012 stehende Organisation Invisible Children hat einen ‚LRA Crisis Ticker‘ eingerichtet zum Nachweis von LRA-Aktionen. Dieser Ticker verzeichnet seit Anfang 2011 *zwei* Morde im Nord-Kongo, die nachweislich auf das Konto der LRA gehen. Jeder Mord ist ein Mord zuviel. Aber hat vielleicht noch jemand den Eindruck, dass KONY 2012 sich damit nicht irgendwie selbst ad absurdum führt? Sollen die Amis (oder die Weltgemeinschaft) jetzt vielleicht überall in die Welt Truppenkontingente versenden, wo irgendwelche Verbrecherbanden innerhalb eines Jahres zwei Menschen umbringen?? (Der letzte nachgewiesene Mord durch die LRA datiert übrigens aus der Woche vom 30. Januar 2011.)
@Danny: Analytischer Blick. Danke!
Liebe Grüße, Ron
@alle: Hier ein Bericht des DLF über den Film:
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1701905/
Liebe Grüße, Ron
@alle: In diesem Bericht kommen Opfer der LRA zu Wort.
http://www.theage.com.au/world/joseph-konys-victims-aghast-at-white-campaign-20120315-1v495.html
Liebe Grüße, Ron
@alle: Noch eine Meldung:
http://www.idea.de/index.php?id=891&tx_ttnews%5Btt_news%5D=103435&cHash=be0131347b477c37b352c0d5e72c9f35
Liebe Grüße, Ron
Ich stimme allen zu: So einfach ist es wohl nicht. Aber wie komplex ist es nun genau? Und vor allem: Was ist die bessere Lösung als solch eine Kampagne? Mir fehlen immer noch die Vorschläge, wie man es besser machen sollte. Bisher scheint mir die Welt einfach nur geschwiegen zu haben. Zum Kritikpunkt Manipulation: Ein Problem der Medien allgemein, das ist nicht nur bei Kony so und m.E. vor allem ein Problem auf Seiten der Konsumenten, die sich viel zu leicht manipulieren lassen. Aber wovor fürchtet man sich nun? Dass nun alle aus dem Haus gehen, in blinder Wut Kony verfolgen und dabei mehr schaden als helfen? Das wird wohl kaum geschehen. Und zuletzt hab ich den Eindruck, manche argumentieren nach dem Motto „So schlimm ist Kony nun auch wieder nicht.“ Aber wenn hier nur ein Sack Reis umfällt, gehen alle auf die Barikaden. Ich stimme dem Fazit von idea zu: „In einem sind sich alle Beteiligten jedoch einig: Der… Weiterlesen »
@Rami A: Nein, die Welt hat nicht geschwiegen. Als ich 2003 in Uganda war, habe ich mich zuvor gründlich informiert. Es gab schon damals erhebliche Aufmerksamkeit, auch in den Medien (z.B. einen großen Artikel über die LRA). Das Problem war damals bereits in seinem Ausmaß bekannt. Auch im Land war das immer wieder ein (trauriges) Thema.
So hart das klingt: es ist zunächst einmal ein ugandisches oder afrikanisches Problem, dass nicht auf Kony reduziert werden darf. Ohne entsprechend nutzbare korrumpierte Strukturen usw. hätte die LRA niemals so viel Schaden anrichten können. Eine Lösung muss vor allem auf die Unterstützung der Menschen vor Ort rekrutieren. Söldner könnten vielleicht Kony verhaften oder töten, aber nicht das Problem lösen.
Liebe Grüße, Ron
Ich muss mich korrigieren! Die LRA ist doch weiterhin ein großes Problem. Seit Anfang *dieses* Jahres hat es 35 Tote durch LRA-Attacken gegeben, 104 Personen sind entführt worden, etwa 17.000 auf der Flucht, s. hier auf der UNHCR-Seite. Aber: Das findet alles im Nord-Kongo statt und nicht in Uganda. Insofern bleibt die Kritik an Kony 2012 bestehen: Die Kampagne konzentriert sich auf Uganda und da herrscht offenbar seit Jahren Ruhe. Auch die Kritik an einem geplanten militärischen Eingreifen ist weiterhin berechtigt: 1) Wie soll das in der Democratic Republic of Congo überhaupt funktionieren? 2) Und viel wichtiger: Wer sagt, dass ein militärisches Eingreifen nicht zu noch mehr Blutvergießen und Unruhe führt?
Je mehr ich darüber lese, desto mehr scheint mir die Frage: Eingreifen oder nicht?, die sprichwörtliche Wahl zwischen Pest und Cholera zu sein.
[…] Blogger, hat seine Gedanken zu Kony 2012 in diesem Blogartikel aufgeschrieben. Ron Kubsch stellt ebenso die Frage, ob es sich nicht um Manipulation handelt. Er fügt weitere […]