Martin Luther

Bibelwissenschaft, Bücher

Deutsche Bibeldrucke vor Luther

Bern Kollmann schreibt über deutsche Bibelausgaben vor Luthers Septembertestament 1522 (Martin Luthers Bibel, 2021, S. 47, siehe auch hier):

Der Buchdruck ermöglichte nicht nur eine Herstellung der Vulgata in höheren Stückzahlen, sondern trug auch zur raschen Verbreitung deutscher Bibeln bei. Vor allem das zahlungskräftige städtische Bürgertum hatte ein starkes Verlangen danach, zur persönlichen geistlichen Erbauung eine Bibel in der Umgangssprache zu besitzen. Die Aussage von Johannes Aurifaber aus dem Jahr 1566, die Bibel habe voller Staub unter der Bank gelegen, bis Luther sie hervorzog und mit seiner Übersetzung allen Menschen in verständlicher Sprache zugänglich machte, ist eine Übertreibung. Vor dem Erscheinen von Luthers Septembertestament 1522 sind 14 hochdeutsche und vier niederdeutsche Druckausgaben der Bibel belegt. Die Zentren des hochdeutschen Bibeldrucks waren Straßburg, Augsburg und Nürnberg. Im Jahr 1466 brachte Johannes Mentelin in Straßburg die erste gedruckte Bibel in deutscher Sprache auf den Markt. 

Syst. Theologie

Luther: So wird Gott alle Menschen richten

In seiner Römerbriefvorlesung von 1516/17 erläuter Luther im Zusammenhang der Erörterung von Röm 2,15 das Jüngste Gericht wie folgt (Vorlesung über den Römerbrief 1515/1516, 2017, S. 62–62):

So wie sie selbst aber vor sich selbst von sich selbst gerichtet werden durch ihr Gewissen, das ihnen Zeugnis gibt, und durch „die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder entschuldigen“, so werden sie auch durch dieselben Zeugen von Gott gerichtet werden. Denn sie richten sich nicht nach dem Urteil, das andere über sie fällen, und nach ihren Worten, ob sie lobend oder tadelnd sind, sondern nach ihren eigensten, innersten Gedanken, die so tief im Herzen sitzen, dass die Seele ihnen nicht entrinnen und ausweichen, sie auch nicht beschwichtigen kann, so wie sie’s mit Menschenurteil und Menschenwort vermag. So wird auch Gott alle Menschen nach diesen ihren innersten Gedanken richten, wird unser Innerstes enthüllen, so dass es keine Möglichkeit mehr gibt, sich nach innen in noch geheimere Schlupfwinkel zu flüchten; sondern es wird unausweichlich vor aller Augen entblößt und offen daliegen, wie wenn Gott sagen wollte: Siehe, ich richte dich nicht, sondern ich stimme nur deinem Urteil über dich selber zu und bekräftige es. Weil du anders über dich selbst nicht urteilen kannst, darum kann’s auch ich nicht tun. Also verdienst du nach dem Zeugnis deiner eigenen Gedanken und deines Gewissens entweder den Himmel oder die Hölle. So sagt der Herr: „Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden und aus deinen Worten wirst du verdammt werden (Mt 12,37). Wenn dies schon von den Worten gilt, wie viel mehr von den Gedanken, die doch viel geheimere und zuverlässigere Zeugen sind.

Syst. Theologie, Zitate

Hans Joachim Iwand: Glaube und Werke

Hans Joachim Iwand schreibt über Glaube und Werke bei Luther (Glaubensgerechtigkeit, Gesammelte Aufsätze II, 1980, S. 84–86):

Gerade weil das Gesetz tötet [vgl. 2Kor 3,6], stellt es den Christus erst recht heraus als „den Tod des Todes“, als den Sieger über Tod und Hölle. Darum sagt Luther: „Die evangelische Verzweiflung, zu der das Gesetz hintreiben soll, ist nicht böse und bleibt nicht immer, sondern sie macht gleichsam Bahn für den Empfang des Christusglaubens, wie geschrieben steht: Den Armen wird das Evangelium verkündigt.“ [Jes 61, 1; Mt 11,5 par.] Die Verzweiflung an dem eigenen Tun vor Gott ist also gerade das Gegenteil von jener Verzweiflung, die den Menschen in den Untergang treibt, zu der Verzweiflung an der Vergebung der Sünden. Denn diese „Höllenfahrt der Selbsterkenntnis“, in der der Mensch erkennt, wie es um ihn steht, bringt ihm die Wahrheit. Die bittere Wahrheit über sich selbst ist der Preis, aber die selige Wahrheit über Gott ist der Lohn. Und das ist die Frage, vor die uns Luther stellt: Ob wir meinen, ohne diese beiden Wahrheiten ans Werk gehen zu können und zu sollen. Kann denn ein auch nur irgend denkbares Mehr an Leistung diesen Mangel an Wahrheit aufheben? Wird nicht in dem aus dem Wahn geborenen Werk der Wurm stecken, der es zerfrit? Wird nicht das Werk, das diese Wahrheit im Rücken hat, ein ganz anderes sein – mag es auch nach außen hin dem Gesetzeswerk gleichen wie ein Ei dem anderen? Muß nicht der aus dem Gesetz lebende Mensch immer wieder versuchen, mit seinen Werken dem Menschen ein Denkmal zu setzen, vielleicht dem frommen, dem heiligen, dem weisen Menschen – aber eben doch dem Menschen? Verdirbt nicht diese Unterschrift: Hoc ego feci – das habe ich getan -, jedes Werk? Müßte nicht der Mensch hinter seinem Werk, wenn es wirken soll, ebenso zurücktreten in die Unsichtbarkeit wie Gott, der auch hinter seinen Werken verborgen ist [vgl. Jes 45,15]? So versteht Luther das Werk des Glaubens. Es ist nicht substantiell verschieden vom Werk des Gesetzes, aber es fehlt der Ruhm, den der Mensch darin sucht [vgl. Röm 3,27]. Denn der Glaube kann nicht leben, ohne zu wirken, aber er lebt nicht davon, daß er wirkt, sondern davon, daß Gott wirkt, daß Christus „nicht müßig ist“. 

Zitate

Luther als „Doktor der Sünde“

Ilars Plume schreibt die flache Anthropologie der Neuzeit („Verzerrungen des Evangeliums“, Theologische Handreichung und Information, 42. Jg., August 2024, Nr. 3, S. 48–72, hier S. 53–54):

Luthers Weg zur Wiederentdeckung des Evangeliums begann mit dem richtigen Verständnis der Sünde. Die von Rom angebotenen Heilmittel gegen die Sünde waren nicht wirksam, weil die Diagnose nicht richtig gestellt wurde. Dies tat Luther wie ein Arzt, als er die Sünde als „den Tod in uns“ definierte. Daniel Olivier1, Historiker an der Universität Paris, nennt Luther deshalb einen „Doktor der Sünde“ und beklagt, dass leider nicht Luther, sondern die Anthropologie des Erasmus von Rotterdam die westliche Welt erobert habe. War Luther nach gründlichem Studium der Heiligen Schrift zu der Überzeugung gelangt, dass die menschliche Natur hoffnungslos verdorben und böse ist, so war der Mann aus Rotterdam – wie Aristoteles vor ihm – der Meinung, dass der Mensch gut genug ist, um durch Erziehung oder Moralunterricht geheilt zu werden. Fast alles, was wir in diesem Zusammenhang in der modernen Welt sehen, steht unter dem Joch des „Tausendkünstlers“ und ist abgeleitet von seinen großen Schülern Aristoteles und Erasmus. Die römische Kirche lehnte Luther ab, während die Protestanten ihn einfach vergaßen, so dass der Positivismus129 zum größten Problem der westlichen Kultur werden konnte.

Theologiegeschichte

Luther und die Autorität der Schrift

Heinrich Karpp beschreibt Luthers Weg zum Schriftprinzip wie folgt (Schrift, Geist und Wort Gottes, 1992, S. 146–147):

Fassen wir die wichtigsten Schritte auf Luthers Weg ins Auge. Eifrige Lektüre der Bibel gehörte selbstverständlich zu seinen Pflichten im Erfurter Kloster. Die kursorische Auslegung oblag ihm, als er 1509 an der Wittenberger Universität Baccalaureus biblicus wurde; danach hatte er Dogmatik zu lehren. Als Professor widmete er sich seit 1513 ausschließlich – das war eine Neuerung – der Exegese. Kenntnisse der hebräischen, später auch der griechischen Sprache und die Benutzung der neuesten wissenschaftlichen Hilfsmittel machten ihn zunehmend selbständiger gegenüber der Auslegungstradition; vollends taten dies einige neue theologische Erkenntnisse.

Schon früh wurde ihm bewußt, daß Gott seine Gnade ohne menschliche Leistungen und Verdienste schenken wolle; doch war das nur, wie er später einmal sagte (WA 54,183,27), „der Anfang (primitiae) der Erkenntnis Christi und des Glaubens an ihn“. In der Psalmenvorlesung von 1513-15 erklärte er schon, die Schrift bezeichne mit Gottes „Gerechtigkeit’u nicht nur seine Eigenschaft beim Richten, sondern auch seine Gabe an den Menschen. Beide Einsichten konnte man auch bei älteren Exegeten, besonders bei Augustin finden, aber die Scholastik hatte ihnen wenig Einfluß auf ihre von der Philosophie bestimmte Dogmatik verschafft (s. § 7, III, 1).

Bei der Auslegung des Römerbriefes (1515-16) trug Luther seinen Hörern als eine neue, aus der Bibel (Ps 32,1 f.) und den alten (also nicht den mittelalterlichen) Vätern gewonnene Erkenntnis zu Röm 4,7 f. vor, das Heil bestehe im Nichtzurechnen, d. h. in einem Urteil Gottes, nicht in einer Umwandlung des sündigen in einen gerechten Menschen, der das Gesetz erfüllen könnte.

Da der Mensch gerecht wird durch Gottes Verheißung und den eigenen Glauben, gleicht seine Gerechtigkeit der Heilung eines Kranken (die offensicht-lieh noch nicht abgeschlossen ist): der Kranke glaubt dem Versprechen des Arztes und gehorcht in Hoffnung; so ist der Glaubende – mit dem schuldhaften Keim (fomes) der Sünde – „zugleich Sünder und gerecht“ (WA 56,272,17).

So „evangelisch“ auch dieses Verständnis von Röm 1,17 und verwandter Schriftworte schon war, hat Luther doch in späterer Rückschau die abschließende Erkenntnis noch auf eine besondere Erfahrung (das sog. Turmerlebnis) zurückgeführt.2 Erst darin sei ihm aufgegangen, daß Röm 1,17 nicht „abstrakt“ von Gottes Vollzug seines Gesetzes rede, sondern „konkret“ dem einzelnen mit dem Glauben auch „Leben“ verheiße, so daß die Offenbarung der „Gerechtigkeit“ Gottes selbst „das Evangelium“ ist. Damit rückte ihm aber die Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium in die Mitte des christlichen Glaubens (s. TR 5518), und so verstanden wurde für ihn Röm 1,17 aus einem schweren Anstoß zum Schlüsselwort der Schrift.

Luthers neues Verständnis schloß wichtige andere Gedanken ein. Gottes Gericht mußte paradoxerweise als Akt der Gnade aufgefaßt werden, die unter dem Gegenteil erscheint. Aus Gal 5, 6 durfte nicht mehr geschlossen werden, der Glaube rette nur, wenn er, durch die tätige Liebe vervollkommnet, eine fides (caritate) formata sei. Wichtig war auch der – an sich nicht neue – Gedanke, wenn der Geist dem biblischen Wort Glauben verschaffe, sei darin „das Wort“, Christus, selbst gegenwärtig (vgl. §3,1,2 Anfang; §7,11,3 und III, 2; §9,1,2).

Seine Zweifel und exegetischen Anstöße hatte Luther durch die Schrift selber überwunden. Wenn nun das gewonnene persönliche Verständnis von Evangelium und Gesetz das von der Schrift – und damit von Gott, ihrem Urheber – gemeinte war, woran Luther nicht zweifelte, dann mußte es das Verständnis der ganzen Kirche werden. Das konnte nur geschehen, wenn – um des Inhaltes willen! – die Autorität der Schrift jeder anderen in der Kirche übergeordnet würde. Das neue Schriftverständnis empfahl also die Ausbildung eines Schriftprinzips.

Zitate

Gott steht hinter seinem Wort

Hans von Campenhausen sagt in seinen Ausführungen zu Luthers Beichtverständnis (Hans von Campenhausen, „Die Schlüsselgewalt der Kirche“, EvTh 1937 (4), S. 143–169, hier S. 149):

Gott steht weder hinter dem Meinen noch hinter dem Fühlen des eigenen Herzens, sondern hinter seinem Wort. Darum findet ein Mensch, der sich auf seine eigenen Überzeugungen und Empfindungen stützen möchte, niemals den Frieden und niemals die Vergebung. Er verzehrt sich höchstens in immer neuen sittlichen Anläufen und Versuchen zur Selbsterziehung, die ihn doch nicht besser und nicht frei und nicht froh machen.

Homiletik, Praktische Theologie

Luther: Träger des Wortes Gottes sein

Martin Luther sagte in seiner Auslegung des Galaterbriefes (Kommentar zum Galaterbrief 1519, Calwer Luther-Ausgabe, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Mohn, 1979, S. 16):

Was ist aber ein »Apostel« anderes als einer, der das Wort Gottes herträgt? Wer aber kann das Wort Gottes hertragen, wenn er nicht Gott gehört hat? Wenn aber einer Lehren daherbringt aus seinem eigenen Kopf oder aus menschlichen Gesetzen und Erlassen oder aus Philosophenweisheit, – ist der wohl ein »Apostel« zu nennen? Nein, der kommt von selbst und ist ein Dieb, ein Räuber, ein Verderber, ein Würger der Seelen … „Er“ — nämlich Gott -„sandte sein Wort und machte sie gesund“ (Psalm 107,20). Es kommt der Mensch und sein eigenes Wort, – und macht es mit dem Blutfluß nur ärger. Das heißt, um es klar zu sagen: So oft das Wort Gottes gepredigt wird, schafft es frohe, weite, ruhige Gewissen zu Gott; denn es ist das Wort der Gnade, der Vergebung, köstlich und süß. So oft Menschenwort verkündet wird, schafft es ein bei sich selbst trauriges, enges, furchtsames Gewissen; denn es ist das Wort des Gesetzes, des Zorns und der Sünde; es zeigt nur, was der Mensch versäumt hat und wie viel er schuldig ist.

Zitate, Kirchengeschichte

Die entstellte Gestalt der Kirche

Was Martin Luther vor rund 500 Jahren über die Verwüstung der Kirche geschrieben hat, trifft die Kirche, die katholische wie die evangelische, heute mehr als damals. Gerhard Ebeling schreibt zur Klage des Reformators (Luthers Seelsorge an seinen Briefen dargestellt, 1999, S. 226–228):

[Die] geistliche antichristliche Verwüstung der Kirche ist in Christi natürlichem Leib präfiguriert, was in Ps 89 (88),39–46 unverhüllt vorausgesagt ist. Von dort aus rückblendend auf Ps 22 (21) wird nun geradezu lawinenartig die geistliche Verwüstung der Kirche vorgeführt.

Ohne die Bezüge zum Psalmtext jetzt im einzelnen hervorzuheben, sei in Kürze nur die Fülle kirchlicher Mißstände angedeutet, die Luther hier beklagt. Die Kirche sei trotz des Übermaßes an religiösen Aktivitäten glaubensverlassen (im Sinne von „Gott-verlassen“), bei allem christlichen Anschein ohne Glaube und Liebe. Glaube und Christus seien zum Gespött geworden. Nicht der gelte als Christ, der an Christus glaubt, sondern wer dem Papst gehorcht. Unter der Herrschaft des vicarius Christi sei es mit der res Christiana aus. Die Bischöfe, unter deren Druck die Kirche steht, seien weder Priester noch Fürsten, sondern Monstren, etwas Widernatürliches, nur geschminkt nach dem Aussehen beider Stände. Die auf Christus getauften und durch sein Blut erlösten Seelen werden geringgeachtet wie verschüttetes Wasser. Mit dem Evangelium gehe man aufs nachlässigste um. So sei die Kirche in des Todes Staub gelegt, das heißt: zu Grabe getragen. Welch ein grauenhafter Anblick!

Indem Luther, dem Psalmtext folgend, das Schreckensbild der Kirche entwirft, gelangt er schließlich zu v. 19, dem anscheinend Geringfügigsten, dem Umgang der Kriegsknechte mit Christi Kleidern. Unter ekklesiologischem Aspekt vollzieht sich nun jedoch im Gegenteil eine Steigerung. Wenn alles, was Wort und Glaube betrifft, in der Kirche öffentlich unterdrückt wird, dann bleibe nur eines übrig, was noch an Christus erinnert: die heilige Schrift. In ihr ist die Wahrheit des Glaubens eingehüllt wie Christus in seinen Kleidern. Deshalb widerfährt der Kirche der äußerste Schade, wenn mit der heiligen Schrift leichtfertig umgegangen, sie in einen vierfachen Sinn zerteilt und wie im Würfelspiel aufs Geratewohl hin ausgelegt wird.

Theologie

Der Geist des Erasmus

Warum schrieb Luther eigentlich diese scharfen Worte?

Darauf sind wir aus, daß wir untersuchen, was der freie Wille vermag …, wie er sich zur Gnade Gottes verhält. Wenn wir das nicht wissen, wissen wir rein gar nichts von den Angelegenheiten der Christen und werden schlimmer sein als alle Heiden. … Denn wenn ich nicht weiß, was, wieweit und wieviel ich in bezug auf Gott kann und zu tun vermag, so wird es mir ebenso ungewiß und unbekannt sein, was, wieweit und wieviel Gott in bezug auf mich vermag, da Gott doch alles in allem wirkt. Wenn ich aber die Werke und die Wirkungsmacht Gottes nicht kenne, so kenne ich Gott selbst nicht. Kenne ich Gott nicht, so kann ich ihn auch nicht verehren, preisen, ihm Dank sagen und ihm dienen …

Nun, Luther schrieb betroffen und besorgt, da sein Freund Erasmus von Rotterdam und andere dem menschlichen Willen die Vollmacht zugeschrieben haben, sich Gott zu nähern oder sich von ihm abzuwenden. Es geht bei der Frage um den „unfreien Willen“ also für Luther um nicht weniger als den „Kern der Sache“. Fragen über das Papsttum, das Fegefeuer, den Ablass usw. sind im Vergleich dazu mehr oder weniger Lappalien. Berührt wird nämlich hier die Frage der Glaubensgerechtigkeit.

Und was sagte Erasmus über den Willen des Menschen?

Weiter verstehen wir an dieser Stelle unter dem freien Willen die Kraft des menschlichen Willens, mit der der Mensch sich zu dem hinwenden kann, was zum ewigen Heil führt, oder sich davon abwenden kann.

Wer sich die Mühe macht, das Buch War Augustinus der erste Calvinist? durchzulesen (vgl. dazu hier), wird schnell erkennen, dass der Autor Ken Wilson im Geiste von Erasmus schreibt. Anders ausgedrückt: Das Buch richtet sich nicht gegen Calvinisten, sondern gegen alle Anhänger der Reformation. Wie sagte doch der große Lutheraner H.J. Iwand: „Wer diese Schrift [gemeint ist Luthers Werk Vom unfreien Willen] nicht aus der Hand legt mit der Erkenntnis, daß die evangelische Theologie mit dieser Lehre vom unfreien Willen steht und fällt, der hat sie umsonst gelesen.“

Das und sehr viel mehr kann man nachlesen in dem allgemeinverständlichen Buch Typisch evangelisch von Siegfried Kettling. Ich empfehle zum Thema insbesondere die Lektüre des dritten Kapitels. Zwar ist das Buch vergriffen, erfreulicherweise gibt es aber die Möglichkeit, es hier herunterzuladen: Typisch_Evangelisch_1992.pdf.

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