Verliebt in die KI

Wer nicht glaubt, dass Einsamkeit eine der größten Herausforderungen der Gegenwart ist, sollte zur Kenntnis nehmen, dass inzwischen viele Menschen ihre Hoffnung in KI-Gefährten setzen. Kurz gesagt: Menschen unterhalten sich mit Algorithmen in der Hoffnung, so der Einsamkeit entfliehen zu können.

Die FAZ berichtet: 

KI-Systeme wie ChatGPT werden in erster Linie als neutrale Werkzeuge gesehen, etwa um sich zu informieren oder sich beim Schreiben von E-Mails helfen zu lassen. Aber immer mehr Menschen machen KI auch zu einem Teil ihres Soziallebens und ihrer Gefühlswelt. Sie nutzen Plattformen für KI-Gefährten, die mit ihnen kommunizieren, als ob sie Freunde, Psychotherapeuten oder sogar Liebespartner wären. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe solcher Apps, etwa Character.ai oder Replika. In gewisser Weise funktionieren sie wie soziale Medien, mit dem gravierenden Unterschied, dass die Nutzer sich nicht mit realen Menschen, sondern mit einem Algorithmus unterhalten. Character.ai, ein von zwei vorherigen Google-Mitarbeitern gegründetes Unternehmen, verspricht „menschenähnliche Interaktion“ mit Chatbots, die „Dich hören, Dich verstehen und sich an Dich erinnern“.

Replika beschreibt sein Angebot als „KI-Gefährten, der sich kümmert“ und „immer auf Deiner Seite“ ist. Die Nutzer solcher Dienste können ihre eigenen KI-Freunde entwerfen oder aus einer Vielzahl vorprogrammierter Optionen auswählen, manche von ihnen sind Prominenten oder fiktiven Filmfiguren nachempfunden. Die Illusion wirkt offenbar: Viele Nutzer berichten, dass sie eine emotionale Bindung zu ihren KI-Gefährten entwickelt haben. Und anders als reale Freunde sind die virtuellen Begleiter rund um die Uhr verfügbar.

Ein Grund mehr, die Gabe der Gastfreundschaft ernst zu nehmen.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

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2 Kommentare
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Jan Malcolm
1 Stunde zuvor

Die FAZ „berichtet“ hier nichts, sie fällt auf das Marketing rein, dass sich darum dreht, eine Blase am Finanzmarkt noch weiter aufzublasen. Aber immer mehr Menschen machen KI auch zu einem Teil ihres Soziallebens und ihrer Gefühlswelt. Das verweise ich ins Reich der Financial Fake News, wie sie zu jedem Börsenhype mit anschließendem Crash gehören. Hier werden mit Internet-Content trainierten Textgeneratoren wild Eigenschaften angedichtet, um noch mehr Kapital des „Dumb Moneys“ (böse Bezeichnung für wohlhabende Finanzmarkt-Laien) in diese Anlageblase zu leiten. Nicht jeder hat das Wirtschaftsinformatikstudium, um solche Hype-Artikel als das zu entlarven, was sie sind. Aber auch etwas ältere Laien dürften sich gern an die Dotcom-Bubble erinnern, wo dem Internet allgemein ganz ähnliche Eigenschaften angedichtet wurden. Eine Menge Leute investierten ihr Geld deshalb u. a. in die frisch emittierte Telekom-Aktie, bis die Blase schließlich platzte. Das wiederholt sich hier schlicht. Wenn eine „renommierte deutsche Zeitung“ demnächst behauptet, man könne dank „KI“ mit Gott höchstselbst kommunizieren, würde das beim dummen… Weiterlesen »

Jan Malcolm
43 Minuten zuvor

Und wo wir gerade bei Fake News sind: Die „Bible Society“ behauptet gerade basierend auf einer Online-Umfrage, dass 21 % (einundzwanzig!) aller (!) 18-24jährigen männlichen UK-Bürger (wieder) regelmäßig in die Kirche gingen. Und nicht Johannes Hartl fällt darauf rein, alle evangelikalen Echokammern plappern es gerade eifrig nach.

Der Leib Christi braucht einfach mal besser ausgebildete Leute mit grundlegenden Fähigkeiten zum Factchecking. Denn dass fast ein Fünftel der Rekruten einer wehrpflichtigen Armee plötzlich wieder in die Kirchen rennt, würde keinem draußen auf der Straße entgehen. Denn das käme einer Mobilmachung gleich.

Diese würde auch von Andersgläubigen sofort bemerkt werden. Und das ist das Problem an solchen Fantasiezahlen aus dem protestantischen Elfenbeinturm: Diese würden perfekt in den 1970er passen, aber nicht in das Jahr 2025, wo ein substantieller Anteil der 18-24jährigen Männer einer anderen Religion angehört.

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