Der Soziologe und Journalist Uwe Bork sprach im DLF über die gottesfernen Landschaften auch im Westen der Republik:
Zu den Märchen – oder etwas intellektueller formuliert: zu den Narrativen des deutschen Bewusstseins gehört es zwar, dass der Westen Deutschlands Teil der christlichen Kernlande dieser Welt war, während im Osten jahrzehntelang die Heiden herrschten und statt die Dreifaltigkeit lieber das Dreigestirn Marx, Engels und Lenin anbeteten.
Dieses Bild ist jedoch falsch. Sicher, in der DDR gehörte der Atheismus trotz einer Blockflöte spielenden Ost-CDU gleichsam zum Tafelsilber einer im dialektischen Materialismus geschulten Elite. Aber auch im Westen ist das Bekenntnis zum christlichen Gott schon lange nicht mehr zwingend für Seelenheil und Karriere.
Hier wie dort vielleicht blühende, doch gottesferne Landschaften. Nur, dass im Westen der schöne Schein des Christentums noch gerne aufrechterhalten wird und den Pastoren wenigstens zu Weihnachten ein volles Haus garantiert. Im Osten erfolgte der Bruch mit den Resten der christlichen Tradition hingegen offen und Rituale wie die Konfirmation fielen als Jugendweihe in staatliche Hände.
Borgs Plädoyer für einen öffentlichen Diskurs über die Wahrheitsansprüche der Religionen kann ich nur unterstützen. Leider haben sich die christlichen Kirchen auf den diakonischen Auftrag zurückgezogen und stellen sich kaum noch der Religionskritik. Fehlt ihnen der Glaube an die eigene Sendung?
Hier: