Film

Ulrich Parzany: Wo gehen wir hin?

Michael Diener, Vorsitzender der Evangelischen Allianz in Deutschland, hat durch ein Gespräch mit der Tageszeitung DIE WELT und ein Interview mit dem Medienmagazin pro eine intensive Debatte innerhalb der Evangelikalen Bewegung in Deutschland ausgelöst. Es geht – wie kann es anders sein – um Themen wie Sexualethik, Mission und Politik. Ulrich Parzany hat in einem offenen Brief  inzwischen auf den Beitrag in der WELT geantwortet.

Da die Dokumente öffentlich zugänglich sind, kann sich jeder, der das will, ein Bild über die unterschiedlichen Sichtweisen und Argumente verschaffen. Die Debatten um die christliche Sexualethik oder das richtige Verständnis von Mission sind allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Es geht um viel mehr, nämlich um den Wahrheitsanspruch der christlichen Offenbarung, die Bibelfrage und unsere theologische Arbeitsweise (Methodologie). Kurz: Folgt aus dem „Ja“ zu Jesus Christus ein „Nein“ zu anderen Heilsversprechen? Gehört zum Zeugendienst der Nachfolger Jesu der aktive Widerstand gegenüber falschen Lehren? Ist das Wort Gottes tatsächlich verstehbar und autoritativ, oder so uneindeutig, dass wir gezwungen sind, konkurrierende Auslegungen auch in wichtigen Fragen nebeneinander stehen zu lassen?

Inzwischen hat Ulrich Parzany eine eindringliche Stellungnahme veröffentlicht, die nach dem „Wohin?“ der Evangelikalen fragt. Bezugnehmend auf die Initiative „Zeit zum Aufstehen“, heißt es dort:

Aber wer Ja sagt, muss auch Nein sagen. Zum „Wir bekennen“ gehört auch das „Wir verwerfen die falsche Lehre“. Das ist im Aufruf „Zeit zum Aufstehen“ teilweise formuliert, an wichtigen Stellen aber nicht ausgesprochen und konkretisiert. Wir brauchen den entschiedenen Widerstand gegen die Irrlehren, die in den evangelischen Kirchen z.T. ausdrücklich vertreten und gefördert werden. Das ist angesichts der Erinnerung an die Reformation vor 500 Jahren besonders geboten.

Ich setze die sieben Thesen des Aufrufs als bekannt voraus. (https://www.zeit-zum- aufstehen.de/) Ich weise jetzt nur auf einige wichtige, kontroverse Punkte hin, zu denen wir deutlicher Stellung nehmen müssen:

• Die Bibel ist Gottes Wort. Sie ist Urkunde der Offenbarung Gottes. Die historisch- kritische Bibelauslegung wird dieser Tatsache nicht gerecht und ist zu überwinden. Es ist völlig unakzeptabel, dass die historisch-kritische Bibelauslegung in der Ausbildung der Pfarrer nach wie vor eine beherrschende Rolle hat. Es ist auch völlig unakzeptabel, dass die EKD im Grundlagentext ihres Rates zu 500 Jahre Reformation, „Rechtfertigung und Freiheit“ (S. 84), behauptet, dass die biblischen Texte heute wegen der Erkenntnisse der historisch-kritischen Forschung nicht mehr wie von den Reformatoren als Wort Gottes verstanden werden könnten.

• Jesus Christus allein ist Retter für alle Menschen. Wir bekennen mit der ganzen Christenheit seine Menschwerdung, sein stellvertretendes Leiden und Sterben am Kreuz, seine Auferweckung und sein Wiederkommen zur Auferweckung der Toten und zum Gericht. Wir verwerfen die falsche Lehre, es gäbe auch andere Wege zum Heil, und das Evangelium von Jesus Christus müsse nicht allen Menschen zu ihrer Rettung verkündet werden. Es gilt auch daran festzuhalten, dass die rettende Botschaft von dem Messias Jesus nach wie vor den Juden zuerst gilt.

Ich kann nur empfehlen, den Aufruf von Ulrich Parzany sorgfältig zu lesen: Wo-gehen-wir-hin.pdf.

Einzelkämpfer

Sandra Kaudelka hat einen beeindruckenden Film über Leistungssportler aus der ehemaligen DDR gedreht. Es handelt sich um berührende Portraits von vier ehemaligen Sportlerstars, die bis an die Grenzen ihrer mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit gegangen sind. Möglich war das, da sie – selbst ehemalige Leistungssportlerin – das Vertrauen ihrer vier Protagonisten gewinnen konnte: Marita Koch (Läuferin), Udo Beyer (Kugelstoßer), Brita Baldus (Springerin) und Ines Geipel (Sprinterin).

Eine seltene, auch filmisch absolut empfehlenswerte, Innenansicht, nicht nur für Leute, die mit der Welt des DDR-Leistungssports in Berührung gekommen sind.

Hier:

„Night Will Fall“

Im Frühjahr 1945 entdecken die Alliierten das Konzentrationslager Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide. Aus dem Entsetzen über die dort gesehenen Grausamkeiten entsteht das Verlangen, diese filmisch zu dokumentieren. Renommierte Regisseure wie Alfred Hitchcock und Billy Wilder werden beauftragt, aus dem Rohmaterial Dokumente für die Aufklärung der Bevölkerung entstehen zu lassen.

Unter dem Eindruck des beginnenden Kalten Krieges scheint es plötzlich nicht mehr ratsam, die westdeutsche Bevölkerung nachhaltig mit ihren Verfehlungen zu konfrontieren. Der Film landet unvollendet in den Archiven, eine Filmrolle gilt sogar als verschollen. Nach jahrelangen Recherchen und neu aufgetauchtem Material ist es dem „Imperial War“-Museum nun gelungen, den Hitchcock-Film zu rekonstruieren. Er wurde im Rahmen der Berlinale 2014 erstmals öffentlich in Deutschland aufgeführt.

Der Dokumentarfilm „Night Will Fall“ zeigt die Wiederherstellung des Films und liefert bisher ungesehene Bilder aus den befreiten Konzentrationslagern. Ich habe die Dokumentation, die heute (also am 26.01.2015) um 23.30 Uhr bei der ARD ausgestrahlt wird, bereits gesehen. Mir stockte mehrfach der Atem. Was man dort gezeigt bekommt, ist unvorstellbar abgründig. Obwohl die Bilder und Zeugenberichte fast nicht zu ertragen sind, will ich diesen Blick in das finsterste Kapitel deutscher Geschichte empfehlen.

Laura Waters Hinson – die Filmemacherin

Was soll aus mir nur werden? Diese Frage stellen sich viele; besonders natürlich Leute, die mit der Schule fertig sind und über ihre Ausbildung nachdenken. Und wenn jemand auch noch kreativ ist, kann es richtig vertrackt werden.

Im nachfolgenden Video erzählt Laura Waters Hinson authentisch, wie aus ihr eine Produzentin von Dokumentarfilmen geworden ist. Eine gute.

Vielleicht hilft das ja dem einen oder anderen.

Geschlechtergerechtes Kino

Wer in Schweden ins Kino geht, dem zeigt ein Stempel im Programmheft jetzt an, ob ein Film geschlechtergerecht ist. Mal sehen, ob irgendwann aus dem Sigel ein Zulassungskriterium wird. Wir kennen ja inzwischen das Verfahren: Idee, Angebot, Regel, Pflicht.

Schweden ist ein kleines Land – mit großen Ideen. Ikea! Karlsson vom Dach! Muss man mehr sagen? Nun haben die Schweden wieder eine Idee. Sie betrifft das Kino. Die Schweden finden das Kino ungerecht, und zwar ungerecht zu Frauen. Wahrscheinlich denken Sie nun: Jetzt reicht’s! Frauenwahlrecht, das war ja noch in Ordnung. Frauentag, bitte sehr.

Vielleicht denken Sie auch an Kate Winslet. Ihnen fällt Emma Watson ein. Und Nicole Kidman und Natalie Portman. Das Kino, finden Sie vielleicht, ist der einzige Raum der Welt mit Frauen satt. Schöne Frauen, Frauen mit Kraft, einige, wie Emma Watson, sogar mit Zauberkraft. Die Schweden sehen das anders. Auch Filme mit ganz vielen, starken, schönen Frauen können frauenfeindlich sein.

Nämlich dann, wenn diese Frauen immerzu nur über Männer tratschen. Frauen sind zwar oft Hauptdarstellerinnen, die Helden aber sind Männer. Ist doch logisch, dass sich alles um den Helden dreht, auch die Gespräche der Hauptdarstellerinnen.

Hier der WELT-Artikel von Kathrin Spoerr: www.welt.de.

VD: BS

Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten

The_Great_Dictator_(screenshot).jpg„Der große Diktator“ gehört zu den Filmen, die ich mehrmals mit Begeisterung gesehen habe. Ich hoffe, die Satire auf Adolf Hitler, die am 15. Oktober 1940 uraufgeführt wurde, noch einige Male genießen zu können.

2011 ist ein opulentes Werk über Charlie Chaplin und die Nationalsozialisten erschienen. Bettina Klix hat das Buch:

welches die Entstehung des Films eingehend beleuchtet, rezensiert:

„Ich konnte Hitler nicht ernst nehmen. Jede Postkarte zeigte eine andere Pose…Die Gebärde des Grußes, bei der er die Hand über die Schulter zurückwarf, wobei die Handfläche nach oben gerichtet war, erweckte in mir den Wunsch, ein Tablett mit schmutzigen Tellern daraufzustellen. ‚Das ist ein Verrückter!’ dachte ich. Doch als Einstein und Thomas Mann gezwungen wurden, Deutschland zu verlassen, war dieses Gesicht Hitlers nicht mehr komisch, sondern unheimlich.“ Was Charlie Chaplin hier beschreibt, ist eine Art die Gebärde zu studieren, die mit Hilfe grotesker Assoziationen der Wahrheit auf die Spur kommt. Und gleichzeitig schon Ideen für eine Figur sammelt, die sich aus dem Ausgangsmaterial herstellen lässt: Den Diktator Hynkel in der genialen Anti-Hitler-Satire „The Great Dictator“ (1940).

201302141139.jpgChaplin schrieb in seiner Autobiographie, dass er , trotz aller Schwierigkeiten im Vorfeld und der noch zu erwartenden Zensurprobleme – die USA befanden sich noch nicht im Krieg – fest entschlossen war, den Film zu machen, „denn über Hitler sollte gelacht werden.“ Aber: „Hätte ich etwas von den Schrecken der Konzentrationslager gewusst, ich hätte mich über den mörderischen Unsinn der Nazis nicht lustig machen können. “

Für dieses Projekt konnte Chaplin sich die Ähnlichkeit seiner Filmfigur des Tramps Charlie mit Hitler zunutze machen. Äußerer Anhaltspunkt war der zur Verwechslung einladende Schnurrbart, bei Chaplin falsch, bei Hitler echt. Auch zahllose Karikaturen in den Blättern der Auslandspresse – die im Buch zu sehen sind – nahmen die Barttracht zum Anlass für komische Vertauschungen und Verkehrungen.

Chaplin hatte Hitler anhand von Wochenschau-Aufnahmen und Fotos genau studiert. Sein Sohn Charlie Chaplin Junior erzählt: „Dad studierte jede Pose des Diktators, machte sich alle Eigenheiten seines Benehmens zu eigen und war von dem Gesamteindruck gefesselt. ‚Der Kerl ist ein großer Schauspieler’, pflegte er voller Bewunderung zu sagen. ‚Wirklich, er ist der größte Schauspieler von uns allen.’“ „Dieses intensive Studium machte sich für Dad bezahlt.“, erzählt sein Sohn weiter. „Seine Darstellung Hitlers war eine perfekte Imitation, so perfekt, dass Deutsche die den Film sahen, genau hinhören mussten, um sich zu vergewissern, dass es sich nicht um den typischen Tonfall Hitlers handelte, sondern um Dads Kauderwelsch.“

Mehr: www.solon-line.de.

Dienstanweisung für einen Unterteufel

Satan, Beelzebub oder Luzifer – der Teufel hat viele Namen. Aber wer ist er – und was will er eigentlich von uns Menschen? Fragen, die seit Jahrhunderten diskutiert werden. Der Narnia-Autor C. S. Lewis hat einen ganz eigenen Ansatz gefunden, über den Teufel zu reden. In seinem Buch „Dienstanweisung für einen Unterteufel“ stellt er die Vorstellungen von Hölle und Dämonen gehörig auf den Kopf – und gibt einen Hinweis darauf, wie wir den Versuchungen des Bösen widerstehen können.

Der ERF hat eine Dokumentation über eines der brisantesten Werke des beliebten englischen Schriftstellers ausgestrahlt. Sie hilft beim Nachdenken über das Böse, freilich bin ich nicht wie Jospeph Goetz der Meinung, dass Menschen so frei sind wie Gott.

Hier:

VD: JO

„Girls“

Im deutschen Bezahl-TV läuft heute eine Serie an, die uns mit den Abgründen der postmodernen Unmündigkeit konfrontiert. Gezeigt werden junge Menschen, die von Moralvorgaben befreit ihren eigenen Weg (er)finden. „Anstand ist etwas für Verlierer: absolut unsexy. Und Moralapostel sind genau das: Verlierer.“

Sex ist in „Girls“ etwas vergleichsweise Widerwärtiges. „Girls“ porträtiert eine Generation von Männer und Frauen, die mit Pornografie aufgewachsen SIND, keine romantischen Vorstellungen mehr von Sexualität haben. Lena Dunham fängt die entblößten Körper, insbesondere ihren eigenen, ohne Liebreiz ein. Die Mechanik des Koitalen wird wie im Biologieunterricht gezeigt, Tabus gibt es keine mehr.

Außer einem vielleicht, „Liebe“, wie das Jemima, die hübsche Britin, sagt. Sehnsüchte, Fantasien und Begierden erscheinen abwechselnd so kaputt, so verklemmt, so autistisch, dass deutlich wird, dass hier nicht zwei junge Menschen in höchster Intimität zueinanderfinden, sondern sich jeder auf eine Art selbst befriedigt. Der Partner fungiert als Masturbationsassistent. Am Ende besorgen es sich die Mädchen mithilfe ihrer Geliebten selbst. Und wachen auf und haben Angst, schwanger oder aidskrank zu sein.

Ulf Poschardt stellt die Serie vor: www.welt.de.

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