Religionswissenschaft

Donald Wiseman (1918-2010)

wisemann.jpgDas Tyndale House hat darüber informiert, dass Professor Donald Wiseman am Dienstag heimgegangen ist. Wiseman war einer der Gelehrten, der Gottvertrauen und akademische Exzellenz auf faszinierende Weise miteinander verbinden konnte. Die evangelikale Bewegung wird ihn schmerzlich vermissen.

Hier ein Nachruf von Professor Alan Millard:

The passing of Donald Wiseman on 2nd February, 2010, marks the end of an era in the story of Tyndale House and the Tyndale Fellowship. After a year reading history at King’s College, London, W. J. Martin persuaded him that study of the biblical world and its languages would be more valuable to the church and biblical studies, so he turned to Hebrew and Assyriology. Martin had been the major stimulus in the creation of Tyndale House and Donald Wiseman saw its strategic potential. He gave much time and thought to the affairs of the House, serving as Chairman of the Biblical Research Committee, which had the initial responsibility and of the Tyndale House Council, which inherited it, from 1957 to 1986. As Chairman of that and other committees, he guided discussion with wisdom, patience and humour, ensuring sensible decisions were made. When there were doubts in UCCF (then IVF) circles about continuing financial support, he insisted that the House was providing a service which no other evangelical institution offered and had potential for much more. When problems of space for the Library arose, it was Donald who suggested the annexe which was built as The Hexagon in 1984.

He saw the priority for Tyndale House lay in biblical research, supplying positive information and arguments to oppose widely taught liberal views about Scripture. His vision was well expressed by John Stott in 1992, ‚We shall never capture the church for the truth of the gospel unless and until we can re-establish biblical scholarship, hold (and not lose) the best theological minds in every generation, and overthrow the enemies of the gospel by confronting them at their own level of scholarship‘ (Quoted by Tom Noble, Tyndale House and Fellowship, 239).

Like Martin, Donald Wiseman was a great enthusiast and encourager of others, in Britain and abroad. He chaired the Tyndale Old Testament Study Group from 1951 to 1981, taking time and trouble to find young scholars whom he could introduce to the Group so that they would know there were others who could support them in their often lonely research. The Bible is a product of the ancient Near East, so he recognized that it should be read and assessed in the light of knowledge about that world. With that in mind, aware of the value of the archaeological contexts of ancient artefacts, he set up the Tyndale Biblical Archaeology Study Group in 1958, which, although not functioning regularly in recent years, brought together linguists and archaeologists to evaluate and apply new and old discoveries to biblical studies. On his initiative papers were brought together as Notes on Some Problems in the Book of Daniel (1965) and Essays on the Patriarchal Narratives (1980) and he stimulated other publications by fellows of Tyndale House (e.g. David Tsumura, The Earth and the Waters in Genesis 1 and 2, 1989). A volume of essays by members of the Old Testament Study Group was dedicated to him in gratitude for his many years of devotion (R. S. Hess, G. J. Wenham. P. Satterthwaite, eds., He Swore an Oath (1994).

His experience and knowledge marked Donald as a major contributor to, and Editor of, the New Bible Dictionary (1962, 1982, 1996) and The Illustrated Bible Dictionary (1980). For many years he was Editor for Tyndale Old Testament Commentaries and gave his skills to a variety of other Christian publications.

Donald was always ready to help a cause he thought would be fruitful in the service of his Saviour, preaching and teaching and holding informal groups for Bible Study. The number who faced the claims of the Gospel through meeting him cannot be told, neither can the number whose lives and careers he has influenced or guided.

As one of the latter, I give thanks for his life, his service and his fellowship.

Alan Millard

VD: RB

Verbindet das Weihnachtsfest Christen und Muslime?

In Diskussionen um gesellschaftliche Integration und interreligiöses Zusammenleben wird nicht selten die Harmonisierung christlicher und islamischer Glaubensvorstellungen gefordert. Sie scheitert aus Sicht von Pfarrer Eberhard Troegers vom Institut für Islamfragen vor allem an den unterschiedlichen Aussagen der Bibel und des Korans über die Identität und Botschaft Jesu. Ein konstruktives gesellschaftliches Miteinander von Menschen christlichen und muslimischen Glaubens brauche daher neben dem aufmerksamen Blick für das Gemeinsame auch die Bereitschaft und den Mut, wesentliche Unterschiede im Menschen- und Gottesbild offen anzusprechen und auszuhalten. Denn Toleranz bedeute nicht, alles für richtig zu halten, sondern den anderen zu respektieren, ohne seine Überzeugung zu teilen. Während viele Muslime ihre Hochachtung vor dem Propheten Isa, wie Jesus im Koran genannt wird, betonten, und Jesus in verschiedenen Strömungen des Sufismus als großes geistliches und moralisches Vorbild der Demut und Askese verehrt werde, lehne der Koran den christlichen Glauben an die Menschwerdung Gottes in Christus, also die Weihnachtsbotschaft, als gotteslästerlich ab, erklärte Troeger anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes.

Befürworter einer Harmonisierung beziehen sich laut Troeger vor allem auf die positiven Beschreibungen Jesu, die aus der frühen Zeit Muhammads stammen. Muhammad war damals verfolgter Prediger einer neuen religiösen Gemeinschaft in Mekka. Diese Beschreibungen knüpfen offensichtlich an Schilderungen des Neuen Testaments und verschiedener apokrypher Schriften an. Sure 19,20 bezeugt die Jungfrauengeburt Jesu. In Sure 3,45-49 heißt es, dass Jesus durch die Kraft des Wortes Gottes geschaffen und im Diesseits und Jenseits angesehen werde und zu denen gehöre, die Gott nahe stehen. Engel verkünden Maria, dass Gott Jesus die Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium lehren wird. Seine Botschaft des Evangeliums (injil) wird in Sure 5,46 als Licht und »Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen« bezeichnet. Nach Sure 3,49 heilt Jesus Blinde und Aussätzige und erweckt Tote zu neuem Leben. In Sure 5,112-115 wird beschrieben, wie Jesus seine Jünger mit einem wundersamen Essen aus dem Himmel versorgt.

Als sowohl Juden als auch Christen mit Berufung auf diese Wunder Jesu von Muhammad ähnliche Beglaubigungszeichen für seine göttliche Sendung forderten, verwies Muhammad auf die Einzigartigkeit des Korans als größtes Wunder. Erst in späteren Überlieferungen finden sich zahlreiche Berichte über Wunder Muhammads, deren Glaubwürdigkeit jedoch unter muslimischen Gelehrten umstritten ist. Im Vergleich mit Muhammad erscheint es aus Sicht von Troeger auch erstaunlich, dass Jesus weder im Koran noch in der Überlieferung einer einzigen Sünde bezichtigt wird, während gleich mehrere Koranstellen (Suren 40,55; 47,19; 48,2) beschreiben, dass Muhammad um Vergebung seiner Sünden beten musste. Unter muslimischen Theologen setzte sich später in offensichtlicher Reaktion auf die interreligiösen Auseinandersetzungen die Vorstellung von der Sündlosigkeit Muhammads und aller anderen Propheten durch, so Troeger.

Während Jesus in verschiedenen Koranstellen als »Wort von Gott«, Geist von Gott und Messias (z.B. Sure 4,171) beschrieben wird, wandte sich Muhammad insbesondere in seiner späteren Zeit als mächtiger religiöser und politischer Führer der wachsenden muslimischen Gemeinschaft in Medina immer entschiedener gegen den christlichen Glauben an Jesus als Gottessohn. Den Christen wird in Sure 5,72 vorgeworfen, mit der Verehrung Jesu Gott andere Götter beizugesellen und damit die schlimmste Sünde, nämlich die der Vielgötterei (schirk), zu begehen. Der Jesus des Korans und der islamischen Theologie erscheint damit lediglich als ein wichtiger prophetischer Vorläufer und Wegbereiter Muhammads. Wo die Bibel über diese Rolle Jesu hinausgeht, galt sie Muhammad als christliche Verfälschung der ursprünglichen göttlichen Botschaft.

»Jesus, wahrer (wirklicher) Gott vom wahren Gott ist Mensch geworden« (Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel, im Jahr 381 nach dem 1.Weihnachten) – dieser Anspruch galt schon den jüdischen Theologen und Führern zur Zeit Jesu als Gotteslästerung. Deswegen ließen sie Jesus zum Tod verurteilen und hinrichten. Der gekreuzigte Gottessohn – »für die Juden ein Ärgernis (skandalon), für die anderen eine Dummheit«. Das schrieb Paulus, der als jüdischer Theologe wegen dieser »Irrlehre« die jüdischen Christen verfolgt hatte, nach seiner Kehrtwendung zum christlichen Glauben an die Christen in Korinth (1. Korinther 1,23). Demnach trenne gerade die Weihnachtsbotschaft, dass Gott nicht unnahbar bleibt, sondern in Jesus Mensch wird, Christen und Muslime, erklärte Troeger.

Warum Brian McLaren am Ramadan teilnimmt

Brian McLaren, Vaterfigur der Emerging Church-Bewegung, wird in diesem Jahr zusammen mit einigen anderen Christen am Ramadan teilnehmen. Er zitiert auf seiner Internetseite dazu aus einer gemeinsamen Erklärung:

Our main purpose for participating will be our own spiritual growth, health, learning, and maturity, but we also hope that our experience will inspire others to pray and work for peace and the common good, together with people of other faith traditions. May God bless all people, and teach us to love God and love one another, and so fulfill our calling as human beings.

Ich weiß nicht, ob gläubige Muslime das wirklich so gut finden. Der Ramadan ist eine Vorschrift für (geistig reife) Muslime, denen in Sure 2,183 befohlen wird: »Ihr, die ihr glaubt, euch ist das Fasten vorgeschrieben wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, damit ihr vielleicht gottesfürchtig werdet.«

Das Fest des Fastenbrechens ist damit eines der beiden islamischen Hauptfeste (Idul-Fitr und Idul-Adha) und hat für unsere muslimischen Freunde ungefähr die gleiche Bedeutung wie Weihnachten für Christen. Das Fasten im Ramadan ist eine unmittelbare Angelegenheit zwischen dem Einzelnen und seinem Schöpfer, also ein Gottesdienst. Die Seele des Fastenden wird nach muslimischem Glauben dabei gereinigt und geläutert und seine Beziehung zu Gott und seinen Mitmenschen gefestigt. Sehr wichtig ist bei diesem Fest, dass ein Gläubiger nicht heuchelt, also irgend etwas vorspielt.

Während Muslime sehr wohl den Respekt vor den heiligen Festen anderer Religionen kennen, feiern sie selbst keine religiösen Feste anderer Religionen. Die aktive Teilnahme an solch einem Fest kann für sie nur Heuchelei oder Apostasie bedeuten. So wie sie nicht darüber begeistert sind, wenn ein Muslime an christlichen Festen teilnimmt, wird es sie nicht beeindrucken, wenn ein Christ den Anweisungen der Sunna zu folgen versucht. Sie vermissen die Authentizität. Ich auch.

Der Koran fiel vom Himmel, die Bibel nicht

Nachfolgend ein Interview mit dem Religionswissenschaftler und Theologen Thomas Schirrmacher über sein neues Buch »Koran und Bibel«:

Theoblog: Professor Schirrmacher, den Inhalt von Koran und Bibel zu vergleichen, ist sicher interessant, aber sich dabei nur auf ihr Selbstverständnis als ›Gottes Wort‹ zu beschränken – ist das sinnvoll?

TS: Nun, es hat viel mit der Fundamentalismusdebatte zu tun. Evangelikalen, die die Bibel für zuverlässig halten, wird oft vorgeworfen, sie hätten dasselbe fundamentalistische Schriftverständnis wie Muslime. Das ist einfach nicht wahr. Die wissenschaftliche Arbeit am Bibeltext geht etwa auf die Kirchenväter zurück, wurde von den Reformatoren zugrunde gelegt und der pietistische Vater Johann Albrecht Bengel hat eine wichtige textkritische Ausgabe des Neuen Testamentes vorgelegt. Etwas Entsprechendes gibt es bei frommen Muslimen bis heute nicht, weil der Koran gar nicht als menschlicher Text gilt.

Vergleicht man die beiden größten Weltreligionen, in denen ein einzelnes Buch als Heilige Schrift und ›Gottes Wort‹ eine zentrale Rolle spielt, zeigt sich, dass das Verständnis ihres jeweiligen Buches unterschiedlicher kaum sein könnte. ›Wort Gottes‹ ist hier überhaupt nicht gleich ›Wort Gottes‹. Oder anders gesagt: Der fundamentale Unterschied von Christentum und Islam kann allein schon am jeweils traditionellen Verständnis ihrer heiligen Bücher und an deren Selbstverständnis aufgezeigt werden.

Theoblog: Können Sie ein Beispiel nennen?

TS: Der Koran war aus islamischer Sicht als ewige ›Mutterschrift‹ im Himmel immer schon fertig und wurde nur offenbart. Deswegen ist er allein Gottes Wort und hat keine menschliche und irdische Entstehungsgeschichte und keinen menschlichen Autor. Die Bibel dagegen entstand aus christlicher Sicht historisch in Jahrtausenden und wurde von vielen Menschen geschrieben. Sie ist nicht deswegen Gottes Wort, weil keine Menschen an ihr beteiligt waren, sondern weil Gottes Geist diese Menschen mit ihren ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten inspiriert hat.

Theoblog: Ist das nicht eine moderne Sicht?

TS: Nein, schon der Kirchenvater Clemens von Alexandrien oder die gesamte frühe Theologie seit Origenes legte größten Wert darauf, dass der Heilige Geist die Persönlichkeit der Autoren nicht ausgeschaltet, sondern eingeschaltet habe und wir in der Bibel die typische Sprache eines Mose, David oder Paulus vor uns haben. Schon lange vor Mohammed verstanden Christen unter ›Wort Gottes‹ in Bezug auf die Bibel etwas völlig anderes als Muslime, wenn sie den ›Koran‹ als Wort Gottes bezeichneten.

Theoblog: Aber ist denn Jesus nicht sowieso wichtiger als die Bibel?

TS: Ja, sicher. Im Mittelpunkt des Islam steht unter Gott der Koran, also ein Buch, weil es aus der Ewigkeit in die Welt gesandt wurde. Im Mittelpunkt des Christentums steht neben Gott Jesus Christus, also eine Person, weil sie aus der Ewigkeit in die Welt gesandt wurde. Im Islam steht der Religionsstifter Muhammad unter der Heiligen Schrift. Er erhält seine Bedeutung von der Schrift, da er ihr Empfänger und Verkündiger ist. Im Christentum steht der Religionsstifter Jesus über der Heiligen Schrift. Sie erhält ihre Bedeutung von ihm. Jesus ist das eigentliche ›Wort Gottes‹, die Schrift legt als ›Wort Gottes‹ von ihm Zeugnis ab. Nur ist das ja nichts Neues, das haben alle Christen seit 2000 Jahren so gesehen, und auch Evangelikale sehen das nicht anders.

Theoblog: Sind Evangelikale Fundamentalisten?

TS: Also zunächst einmal: Fundamentalisten sind immer die anderen! Mit solch emotionalen Totschlagwörtern ist nur schwer umzugehen und seriöse Menschen sollten sie entweder meiden oder vorher klar definieren. Zudem: Man kann mit jeder Weltanschauung Fundamentalist sein, auch etwa mit einer grünen Ideologie. Also ist immer erst einmal die Frage, was man darunter versteht. Versteht man unter Fundamentalist, dass man seine eigene Sicht mit Gewalt und Zwang durchsetzen will, dann stehen Evangelikale dem Fundamentalismus bestimmt konträr gegenüber, oder haben Sie schon einmal Angst vor einem evangelikalen Selbstmordattentäter gehabt oder befürchtet, ein Evangelikaler könnte Sie um ihren Arbeitsplatz bringen? Versteht man unter Fundamentalismus wie in der Religionswissenschaft üblich den Wunsch, den ursprünglichen Zustand der eigenen Religion wiederherzustellen – also etwa die Zeit Mohammeds oder der Urgemeinde –, so gilt das im christlichen Bereich nur für kleine Gruppen, die zudem gerade deswegen meist pazifistisch sind. Die Masse der Evangelikalen und Bibeltreuen wollen jedenfalls nicht den Zustand des 1. Jahrhunderts wieder herstellen – dazu ist etwa ihr Gottesdienststil alleine schon viel zu modern.

Theoblog: Der baptistische Theologieprofessor Strübind hat den ›Bibeltreuen‹ kürzlich vorgeworfen, sie vergewaltigten den Verstand und seien dialogunfähig.

TS: Der Verstand ist ein herausragendes Beispiel für unsere Ebenbildlichkeit Gottes und war schon für die Kirchenväter ein wichtiges Werkzeug für das Studium der Bibel. Bis heute halten sehr intelligente Leute die Bibel für zuverlässig. Prof. Strübind hat wohl die Falschen getroffen.

Wir hatten auf dem Kirchentag eine große Diskussion zur Bibelfrage. Es ging kontrovers zu, aber ich wurde fair behandelt und alle Beteiligten arbeiteten auf eine Verständigung hin. Ich bin international an solchen Gesprächen beteiligt, etwa beim Weltkirchenrat oder orthodoxen Patriarchaten. Das sind fruchtbare Gespräche für beide Seiten. Dialogunfähigkeit und fehlende Dialogbereitschaft – wie sie Strübind selbst ja massiv an den Tag legt – gibt es bei Theologen und Menschen aller Richtungen, aber ich kann nicht erkennen, dass dies bei Evangelikalen oder Bibeltreuen wirklich sehr viel häufiger vorkommt, als bei anderen.

Theoblog: Sie haben vor Jahren die deutsche Ausgabe der Chicagoerklärung ediert. Ist die Chicagoerklärung unfehlbar?

TS: Natürlich nicht. Die Chicagoerklärung war ein Versuch evangelikaler Theologieprofessoren in den USA, sich einerseits gegen einen kritischen Umgang mit der Bibel abzusetzen, andererseits aber auch gegenüber Christen, die den wissenschaftlichen Umgang mit der Bibel grundsätzlich verneinen – letzteres wird von ihren Gegnern oft geflissentlich übergangen, obwohl es erhebliche Teile der Thesen bestimmt. Und 25 Jahre später ist aus der internationalen Diskussion klar geworden, dass man heute manches besser machen würde.

Theoblog: Können Sie uns ein Beispiel dafür nennen?

TS: Ja. Man hat etwa typisch amerikanisch die ganze Bibelfrage völlig losgelöst von der restlichen Dogmatik diskutiert, so dass etwa davon, dass Jesus das erste und wichtigste Wort Gottes ist, nirgends die Rede ist. Auch die bibeltreue europäische Theologie ist da immer anders vorgegangen. Gott offenbart sich in Jesus Christus und die Bibel ist das Buch, das ihn ankündigt, ihn bezeugt und das Heil in Christus verkündigt.

Ich habe gerade in meinem neuen Buch thematisiert, dass im Islam der Religionsstifter unter dem heiligen Buch steht und von diesem autorisiert wird, während im Christentum der Stifter über dem heiligen Buch steht und das Buch von ihm autorisiert wird. Das stand 1978 in den USA nicht zur Debatte und wurde aber damals gleichwohl von allen Beteiligten geteilt, aber leider eben nicht gesagt.

Theoblog: Wie sind Sie denn zu dem Thema Ihres neuen Buches gekommen?

TS: Ich bin seit vielen Jahren an der Diskussion um das richtige Verständnis der Heiligen Schrift beteiligt, als selbstkritischer Vertreter einer evangelikalen Sicht. Ich bin im Gespräch mit Muslimen und Menschen in islamischen Ländern und für die Weltweite Evangelische Allianz engagiert. Wir haben zudem eines unserer Studienzentren in der Türkei, wo ich regelmäßig unterrichte und mit orientalischen Kirchen im Gespräch bin. Ich bin Religionswissenschaftler und mit einer kompetenten Islamwissenschaftlerin verheiratet. All das legte nahe, einmal den Versuch zu wagen, diese Themen und Arbeitsbereiche zu verbinden und das ›Wort-Gottes-Verständnis‹ von Islam und Christentum miteinander zu vergleichen. Das erste Mal habe ich das in einer Vorlesung in der Türkei getan.

Theoblog: Wir danken Ihnen für das Interview!

Download des Interviews als PDF: ts_koranbibel.pdf

Thomas Schirrmacher, Bibel und Koran – Die größten Religionen im Vergleich, Reihe: kurz und bündig, Holzgerlingen: Hänssler-Verlag, 2008. 128 S., 7,95 EUR

Kann man mit Vernunft Gottes Existenz beweisen?

Für den Atheisten von heute ist ein allmächtiger Vater im Himmel nur der Wunsch oder Wahn einer patriarchalischen Gesellschaft. Kann man so einem Atheisten Gott überhaupt noch beweisen?

DIE WELT hat einen Dialog über Gottesbeweise, die Rationalität des Glaubens und die Chancenlosigkeit der Wissenschaft, das Absolute zu widerlegen, publiziert. Der Prälat Walter Brandmüller, Priester und Präsident der Päpstlichen Kommission für Geschichtswissenschaften und Canonicus von St. Peter in Rom, spricht mit Ingo Langner, einem Dokumentarfilmer und Publizisten aus Berlin.

Hier geht es zum Interview: www.welt.de.

Gott, eine Hirnfunktion?

Seit Jahrunderten versuchen Wissenschafter und Philosophen, das Wesen Gottes und der Religion zu erklären. Neue Ergebnisse der Gehirnforschung legen den Gedanken nahe, dass wir von Natur aus zum Glauben programmiert sind. Professor Georg Northoff: »Wir müssen glauben und können nicht anders.«

Lesen die den Artikel, den Georg Northoff in Kantscher Manier für Die Welt geschrieben hat, hier: www.welt.de.

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