Missiologie

Evangelisierung im Fußballstadion

Christliche Fußballer, die sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennen, werden gerade von einer windigen oder sogar verlogenen Presse abgestraft. Die Tagesschau warf ihnen vor, Mission zu betreiben:

„Es wird als göttlicher Auftrag aufgefasst, Menschen zum ‚richtigen Glauben‘ zu bekehren, um so viele Seelen wie möglich zu erlösen“, sagt Freudenberg. Ansonsten drohten große Qualen für Sündiger. „Deswegen sehen Evangelikale es als Lebensaufgabe an, nicht nur die eigene Seele durch die Bekehrung zu retten, sondern auch andere für diesen Glauben zu gewinnen.

Ob den Verantwortlichen beim ÖRR aufgefallen ist, dass auch sie warnen und missionieren? Noch fragwürdiger ist ein Videobeitrag, den die ARD über die sozialen Medien verbtreitet. Ein dort kommunizierter Vorwurf: „Manche Fußballprofis leben ihr Glauben ganz offen“. Oh, wie schlimm! Die allseits geforderte Coming-out-Culture gilt also nicht für Christen, die ihre Identität „in Christus“ ernst nehmen? Oder wie soll ich das verstehen? 

Da ist es ermutigend, dass DIE TAGESPOST sich der hochbezahlten Schwarmintelligenz entgegenstellt und Folgendes schreibt: 

Es ist müßig, an dieser Stelle auf das profunde Missverständnis hinzuweisen, dass dem Bild von Religion als einzig und allein im stillen Kämmerlein zu betreibender Privatsache entspricht. Vielmehr darf man sich freuen, dass jungen erfolgreichen Fußballern das, wovon ihr Herz überfließt, wichtiger ist als die strategische Anpassung an die Erwartungen der Öffentlichkeit. Klar, Fußball war vor der Ära der Regenbogen-Armbinden auch deshalb mal so entspannend, weil es einfach einmal nicht um Politik ging – und agnostische Zuschauer mögen Glaubensbekenntnisse in gleicher Weise ärgern, wie den politisch dissidenten Zuschauer die plakative Zurschaustellung politischer Korrektheit. Hinzu kommt: vermutlich werden viele, die sich jetzt über Doué freuen, weniger Glücksgefühle erfahren haben, als sich der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger mit der auch bei Islamisten beliebten Geste des „Tauhid-Fingers“ zum Islam bekannte.

Und doch darf man als Christ ruhig so parteiisch sein, Doué, Felix Nmecha, Yemisi Ogunleye oder andere Sportler mit christlichem Bekennermut mit ungeteilter Freude und Dankbarkeit zu begegnen. Schließlich entspricht ihre Haltung schlicht dem Missionsbefehl Christi. Einige weitere Aspekte machen Mut: Offensichtlich schaffen im Spitzensport auch stark religiöse Menschen unterschiedlicher Religionen, als Team zusammenzuwirken. Dass migrationsbedingte Diversität jedenfalls auch christlich-religiöse Potentiale mit sich bringt, mag ein Allgemeinplatz sein, ist aber trotzdem schön.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Doppeltes Hören bei John Sott und Tim Keller

Auf der TGC-Konferenz 2023 sprach Christopher Watkin über Tim Kellers Vermächtnis und Vision für kulturelles Engagement und kommt dabei auf das sogenannte „Doppelte Hören“ zu sprechen. 

Watkin beginnt seinen Vortrag ab Minute 27: 

Was ist das Evangelium?

Andreas Köstenberger hat für das Buch Faith Comes by Hearing: A Response to Inclusivism (hrsg. von Christopher W. Morgan und Robert A. Peterson, InterVarsity, 2008) das Kapitel „The Gospel for All Nations“ (dt. Das Evangelium für alle Völker, S. 201–219) beigesteuert. Er beschreibt dort fünf Beobachtungen: 

  1. Das Evangelium ist göttlich, nicht menschlich: Es ist die rettende Botschaft Gottes an eine in Finsternis lebende Welt und eine in ihrer Sünde verlorene Menschheit. Das Evangelium ist keine menschliche Botschaft, und seine Entstehung geht auch nicht auf menschliche Initiative zurück, sondern sein Ursprung und sein Anstoß kommen allein von Gott.
  2. Das Evangelium ist notwendig, nicht optional: Die Annahme des Evangeliums ist für die Errettung nicht optional, sondern aufgrund der allgegenwärtigen menschlichen Sündhaftigkeit erforderlich.
  3. Das Evangelium ist christologisch, nicht nur theologisch: Es ist nicht vage theologisch, als ob es verschiedene Heilswege geben könnte, je nachdem, ob man an einen bestimmten Gott glaubt oder ob man in der Lage ist, das Evangelium in klarer Weise zu hören; es ist entschieden und konkret christologisch, das heißt, es konzentriert sich auf die Erlösung durch den stellvertretenden Kreuzestod des Herrn Jesus Christus. 
  4. Kein anderes Evangelium: Das messianische Motiv, das die ganze Heilige Schrift durchdringt und in dem Herrn Jesus Christus seinen Mittelpunkt hat, und der „Missionsbefehl“ des auferstandenen Jesus an seine Nachfolger, zu den Völkern zu gehen und sie zu Jüngern zu machen, verbinden untrennbar das Verständnis des Evangeliums als der ausschließlichen Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus mit dem Auftrag der Kirche, missionarisch tätig zu werden.
  5. Kein anderer Name als Jesus: Angesichts der oben erwähnten eindeutigen Bibelstellen und angesichts der starken und durchdringenden Verweise der Bibel auf das Evangelium gibt es keine angemessene Grundlage, um für eine Erlösung zu argumentieren, wenn man nicht ausdrücklich an Jesus Christus glaubt. 

Mehr: biblicalfoundations.org.

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Ohne Glaubenssubstanz keine Mission

Missionarischer Gemeindeaufbau braucht einen klaren theologischen Kompass, meint  Philipp Bartholomä und schreibt:

Dekonstruktion ist ein zentraler Ansatz unserer heutigen postmodernen Zeit. So ist es auch nicht mehr nur in Kreisen üblich, die man herkömmlicherweise als „theologisch liberal“ bezeichnet hat, zentrale theologische Wahrheiten zu „dekonstruieren“, also zu hinterfragen, umzudeuten und gegebenenfalls ganz aufzugeben. Auch unter Evangelikalen sind früher unantastbare Glaubensinhalte nicht mehr selbstverständlich. Theologisch steht vieles zur Disposition, wie etwa die Inspiration, Wahrheit und Einheit der Heiligen Schrift, die vollkommene Sündhaftigkeit des Menschen, die Jungfrauengeburt, das stellvertretende Sühneopfer des Mensch gewordenen Gottessohnes, der doppelte Ausgang des Endgerichts zu ewigem Leben mit Gott oder ewiger Trennung von Gott.

Auch im ethischen Bereich kommt es zu grundlegenden Neubewertungen, beispielsweise im Blick auf vorehelichen Geschlechtsverkehr oder Homosexualität. Man müsse, so häufig die Argumentation, traditionelle theologische Deutungen im Licht heutiger Erkenntnisse neu beurteilen. Durch einen solch „neuen Blick“ auf bisher missverstandene oder falsch angewendete biblische Texte könnte man dann auch angemessener auf die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen reagieren und somit die Relevanz des Glaubens wieder deutlicher machen. In dieser Hinsicht sei es vielfach notwendig, sperrige, unbequeme und mit vorherrschenden kulturellen Empfindungen in Konflikt stehende Aussagen der Heiligen Schrift auszublenden, umzudeuten oder der beschriebenen Neubewertung zu unterziehen.

Dass die Kontextualisierung biblischer Inhalte notwendig ist, um intellektuelle wie emotionale Brücken zu bauen und den kulturellen Abstand zu denen zu verringern, die wir erreichen wollen, steht außer Frage. Problematisch wird es dann, wenn die theologische Substanz und damit zentrale Glaubensinhalte in ihrem Kern verändert werden. Oft kann man den Eindruck gewinnen, dass nicht mehr biblische Einsichten für Fragen des Glaubens und der Lebensgestaltung maßgeblich sind, sondern postmoderne Befindlichkeiten und Überzeugungen.

Demgegenüber wird in der Bibel immer wieder deutlich: Es schadet dem Volk Gottes, wenn Gottes Wort infrage gestellt, verdreht oder gar bewusst ignoriert wird:

„Dies ist’s, was ich dir heute gebiete: dass du den HERRN, deinen Gott, liebst und wandelst in seinen Wegen und seine Gebote, Gesetze und Rechte hältst, so wirst du leben und dich mehren, und der HERR, dein Gott, wird dich segnen in dem Lande, in das du ziehst, es einzunehmen. Wendet sich aber dein Herz und du gehorchst nicht, sondern lässt dich verführen, dass du andere Götter anbetest und ihnen dienst, so verkünde ich euch heute, dass ihr umkommen und nicht lange in dem Lande bleiben werdet, in das du über den Jordan ziehst, es einzunehmen.“ (5Mo 30,16–18, vgl. Jer 44,4–6; Neh 9,29–30; Ps 89,31–33 u.v.a.)

„Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.“ (Mt 7,24–27)

Jesus hat oft davon gesprochen, dass die Liebe zu ihm und der Gehorsam gegenüber seinen Geboten zusammengehören, wie zwei Seiten einer Medaille. Wer ihm nachfolgt und ihn liebt, soll sich nicht dadurch auszeichnen, dass er göttliche Maßstäbe allzu leicht relativiert, sondern dass er sie gern befolgt, auch wenn einem der gesellschaftliche Gegenwind ins Gesicht bläst:

„Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. … Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt.“ (Joh 14,15.21; vgl. 1Joh 5,3 u.a.)

Schließlich findet sich im Neuen Testament die eindringliche Mahnung, an der Schrift als glaubwürdigem und autoritativem Wort Gottes festzuhalten und Gottes Wahrheit nicht an zeitgenössische Meinungen und kulturelle Trends anzupassen:

„Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt. … Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihrem eigenen Begehren werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren.“ (2Tim 3,14–16 und 4,3–4; vgl. Offb 3,8.10 u.a.)

Mehr: www.evangelium21.net.

George Leslie Mackay

Mackay
George Leslie Mackay (Bild: Wikidata).

Der Theologe Hong-Hsin Lin, der übrigens unter anderem in Tübingen promovierte, hat für CT einen interessanten Bericht über das Leben des Taiwan-Missionars George Leslie Mackay veröffentlicht. Im Jahr 1872 kam der kanadische presbyterianische Missionar im Norden Taiwans (damals Formosa genannt) an. In den folgenden 29 Jahren gründete Mackay mehr als 60 Gemeinden im Norden Taiwans und taufte über 3.000 Menschen. Er gründete das Oxford College, eine Schule, die er nach seinem Heimatbezirk benannte und aus der heute die Aletheia University und die Taiwan Graduate School of Theology hervorgegangen sind. Das Mackay Memorial Hospital, das ihm zu Ehren benannt wurde, ist heute ein großes Krankenhaus in der Innenstadt von Taipeh.

Mit welcher Einstellung Mackay arbeitete, geht aus einem 1888 veröffentlichen Missionsbericht hervor. Er schrieb damals:

Vor dem allmächtigen Gott erkläre ich, dass harte Arbeit und Mühen und Wachen, Beten und Weinen – Trauer und Freude – die Zeitspanne von sechzehn Jahren ausgefüllt haben. Ich hatte schlaflose Nächte, Fieberanfälle ohne Zahl, mehr als einmal war ich an der Pforte des Todes. Aber niemals war ich entmutigt. Gebt Gott die Ehre, dass er die armseligen Bemühungen in seiner eigenen Sache segnet.

George Leslie Mackay wurde unter anderem für die durch ihn organisierte medizinische Hilfe bekannt. Aber er erlebte auch, wie Gott durch Wunder Menschen heilte. Für ihn war das kein Widerspruch.

Hier der Lebensbericht in englischer Sprache: www.christianitytoday.com.

Missions By The Book

Wer einmal auf dem Missionsfeld im Ausland oder Innland tätig war, macht oftmals die Erfahrung, dass Missionare viel Leidenschaft mitbringen, die Methoden und die Leiterausbildung betont werden, die Theologie jedoch keine große Rolle spielt. Das ist nicht nur schade. Es führt in der Regel zu toxischen Langzeitfolgen, die die Ausbreitung des Evangeliums bremsen.

Benjamin Trachsel stellt ein leicht lesbares Buch vor, in dem genau diese Fragen erörtert werden. Er schreibt über Missions By The Book (Founders Press, 2022):

Gerade in der evangelikalen Missionslandschaft liegt der Fokus aktuell sehr stark auf schnellem Wachstum und Multiplikation, was an sich auch sehr wünschenswert ist. Die Kehrseite ist allerdings oft, dass Missionare ausgesandt werden, die charakterlich und lehrmäßig unqualifiziert sind. Das kann oft zu pragmatischen Methoden und fragwürdigen Lehren führen.

Im Verlauf des Buches sprechen die Autoren einige dieser missiologischen Methoden an (etwa das Disciplemaking Movement oder das Insider Movement) und zeigen ihre Schwachstellen auf. Diese Strategien zielen darauf ab, das Evangelium unter unerreichten Volksgruppen rasch zu verbreiten und schnelle Erfolge zu erzielen.

Meiner Meinung nach schaffen Chad Vegas und Alex Kocman es sehr gut, diese verschiedenen Trends in der Mission zu bewerten und zu kritisieren, ohne dabei polemisch oder extrem zu werden. Immer wieder betonen sie, dass sie das Anliegen und den Eifer der Missionare schätzen, dass es allerdings auch wichtig ist, biblisch zu sein („Was sagt das Wort?“) und nicht pragmatisch („Was funktioniert?“).

Mehr: www.evangelium21.net.

Der Missionsbefehl – heute?

Die bekenntnisorientierten Kirchengemeinden Deutschlands brauchen deshalb nicht nur ein Herz für die Weltmission, sondern auch für die Inlandsmission. Die Gründung und geistliche Neuausrichtung von Gemeinden wird in den nächsten Jahrzehnten eine der größten Herausforderungen für die Christen in Zentraleuropa werden. Ein paar Gedanken dazu habe ich in dem Beitrag „Der Missionsbefehl – heute?“ geäußert: 

Mitte und Haupt der Gemeinde ist unser Herr Jesus Christus. Er ist Gottes Antwort auf unsere menschliche Not. Die Frohbotschaft von seinem Kommen, der von ihm erwirkten Erlösung, von seiner Herrschaft und seiner Wiederkunft, soll seine Gemeinde ausfüllen. Eine Kirche, die von diesem Evangelium erfüllt ist, will – ja, muss! – davon erzählen und Menschen einladen, zu diesem Christus zu kommen. Wer so einen Schatz entdeckt hat, will nichts anderes mehr haben (vgl. Mt 13,44–46). Die Frohbotschaft vom Reich der Himmel ist das Einzige, was die Welt sich nicht selbst geben kann, was ihr also jemand bringen muss. Deshalb gehört es zum Auftrag der Gemeinde, sich selbst die Botschaft von der freien Gnade Gottes zu predigen und sie zu allen Völkern zu tragen.

Mehr: www.evangelium21.net.

Die Fischer

Das kleine Video „Die Fischer“, nicht mehr ganz neu, ist liebevoll gemacht und sehr gut eingesprochen. Vor allem hält es uns den Spiegel vor. Prädikat besonders wertvoll.

VD: IF

Ermordet in Kabul

Fuehrer Ermordet in KabulIm Frühjahr 2017 erhielt ich die Einladung zu einer Trauerfeier für Simone Beck. Simone war Missionarin und brach 2003 nach Afghanistan auf, um dort als Lehrerin und Spracherkunderin zu arbeiten. Ihre Liebe zu Jesus Christus und den Menschen in dem fernen Land kostete sie das Leben. Am 20. Mai 2017 wurde sie in Kabul brutal ermordet.

Schwester Heidemarie Führer, Diakonisse der Aidlinger Schwesternschaft, hat mit ihrem Buch Ermordet in Kabul einen berührenden und aufrüttelnden Lebensbericht vorgelegt. Sie kannte Simone nicht persönlich, hat aber akribisch Briefe, E-Mails, Fotos und sonstige Dokumente ausgewertet und sich mit Simones Familie und anderen wichtigen Kontaktpersonen eingehend ausgetauscht. Herausgekommen ist ein gut lesbarer Band über eine alleinstehende Frau, die in einem islamischen Land für die Weitergabe des Evangeliums alles gegeben hat.

Ich empfehle das Buch sehr gern. Wer mehr darüber wissen möchte, sollte diese Rezension lesen: www.evangelium21.net.

Hier ein Auszug:

Es ist eine Stärke des Buches, dass es die Leser mit den Entbehrungen und Kämpfen konfrontiert, die Missionare im Verborgenen auszuhalten haben. Auf Simone warteten viele Prüfungen. Zu dem Gedicht „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Jochen Klepper notierte sie: „Wir wünschen uns sehr, dass auch die Khiva erfahren, dass Gott sie vom Dunkel ins Licht führt, dass ihre Rettung von Gottes Angesicht herkommt! Manchmal scheint die Dunkelheit hier überwältigend“ (S. 175). Nicht nur körperliche und seelische Erschöpfung und menschliche Konflikte führten Simone an ihre Grenzen. Wiederholt klopften Selbstzweifel bei ihr an:

„Stichflammen der Anfechtung und des Zweifels züngelten aus der Tiefe ihrer Seele immer wieder herauf und wollten ihren Glauben versengen: War alles, alles umsonst? Was habe ich falsch gemacht? War ich zu ungeschickt, die wichtigen Leute zu überzeugen? War ich am falschen Ort? Wegen äußerer Umstände musste ich mein Tal verlassen. Ich habe nichts zu Ende gebracht. Habe ich mich getäuscht in der Einschätzung der Lage? Habe ich versagt? Warum hilft mir Gott nicht? Warum bin ich nicht nach meiner Geburt gestorben? Wofür habe ich so gekämpft? Ich bin ausgelaugt, zerbrochen in tausend Stücke …“ (S. 184)

Christlam

Missionswissenschaftler diskutieren seit vielen Jahren über die sogenannten „Insider-Bewegungen“ (engl. Insider Movements). „Insider“ sind Menschen aus einer nicht-christlichen Religion, die nach ihrem Selbstverständnis zugleich Nachfolger Jesu sind (vgl. hier). Ein Insider kann etwa die Moschee besuchen und an islamischen Kulthandlungen teilnehmen und sich gleichwohl als Jesusbekenner verstehen. Jaap Hansum hat vor etlichen Jahren den Ansatz der „Insider Bewegung“ in dem Aufsatz „Jesus-Muslime, eine (Un)Möglichkeit für Evangelikale?“ wohlwollend vorgestellt. Dabei führt er zum Einstieg ein Beispiel an, das sich bei einem „US National Prayer Breakfast“ ergeben hat  (evangelikale missiologie, Nr. 24, 3/2008, S. 88–94):

Dies ist eigentlich eine Unterhaltung zwischen mir und einem Freund. Mein Freund fragte mich: Welcher Religion gehörst du an? – Ich sagte: Ich bin Moslem und ein Nachfolger Jesu. – Er fragte mich: Wieso bist du dann kein Christ? – Ich antwortete: Jesus kam nicht nur, um die Christen zu retten; er kam für die ganze Welt. – Mein Freund fragte: Steht das so in deinem Buch? – Ich sagte: Selbstverständlich … alle Geschichten und Unterweisungen des Alten Testamentes stehen mit demselben Inhalt im Koran über Abraham, Ismael, Isaak, Jakob, Moses usw. Der Koran bestätigt vieles von dem, was im Neuen Testament über Jesu Leben und Mission steht. Seine unbefleckte Empfängnis ist im Koran wunderschön beschrieben: ‚ … Siehe! Der Engel sagte: Oh, Maria, Gott gibt dir die frohe Botschaft eines Wortes von sich: Sein Name wird Messias Jesus sein’ (3,45). Er wird auch viele Wunder tun in Gottes Namen, zum Bespiel: ‚Ich heile die Blindgeborenen und die Aussätzigen und ich mache Tote lebendig nach Gottes Willen’ (3,49). Der Koran bestätigt, dass Jesus das Evangelium (injil) gepredigt hat, wobei er das Gesetz des Moses bestätigte, das ihm voranging: ‚Wir sandten Jesus, den Sohn Marias, um das Gesetz zu bestätigen, das vor ihm gekommen war. Wir sandten ihm das Evangelium, in welchem Führung und Licht und Bestätigung des Gesetzes ist, das vor ihm gekommen war. Eine Führung und Ermahnung für jene, die mehr von ihm wissen wollten’ (5:46). So lese ich das Neue Testament, das gemäß dem Koran ein heiliges Buch ist, das ich als Moslem zu lesen und zu ehren habe. Ich liebe Seine Prinzipien, Seine Unterweisung, Seine Lebensweise. Ich liebte Ihn mehr und mehr und entschloss mich, Ihn in meinem Herzen aufzunehmen und Ihm zu folgen. – Mein Freund sagte: Dann bist du jetzt also ein guter Christ? – Ich sagte: Das ist deine Sichtweise. Meine Sichtweise ist, dass ich ein guter Moslem bin, weil ich mich dem einen Gott unterwerfe und weil ich Jesus folge. – Er fragte: Was gefällt dir an Jesus? – Ich antwortete: Alles!1

Wirklich alles?

Nun ist ja nichts dagegen einzuwenden, sich auf die Kultur derjenigen einzulassen, die wir mit dem Evangelium erreichen möchten. Allerdings führt die Vermischung, die im obigen Beispiel sichtbar wird, dazu, dass grundlegende Wahrheiten des christlichen Glaubens um der Inkulturation wegen vernachlässigt oder gar völlig ausgeblendet werden. So ist beispielsweise aus einer Untersuchung unter Insidern im asiatischen Raum bekannt, dass im Namen Jesu um Vergebung und Befreiung gebeten wird, aber nur etwa die Hälfte der Beter an die Gottheit von Jesus Christus glauben.2

Können wir Muslimen das Evangelium verkündigen und dabei verschleiern, dass Jesus Gottes Sohn und Gott selbst ist? Elliot Clark begründet in seinem Artikel „Unter Muslimen Jesus als Sohn Gottes verkündigen?“, warum wir in unseren missionarischen Gesprächen nicht verschweigen dürfen, wer Jesus wirklich ist:

Aus diesem Grund wäre es ein schwerwiegender Fehler, im Gespräch die herausfordernde Frage nach der Sohnschaft Jesu zu umgehen oder die Diskussion ganz zu beenden. Wir können nicht – und wir dürfen nicht – „Sohn Gottes“ in einen anderen Titel umformulieren (auch nicht in einen biblisch korrekten). Wir würden dadurch die Worte Gottes manipulieren. Wir würden unsere Empfindlichkeiten über Gottes Selbstoffenbarung stellen. Wir würden den ewigen Charakter der Dreieinigkeit und die innertrinitarischen Beziehungen verzerren. Wir würden das Zeugnis der Bibel umdeuten. Und als ob das nicht genug wäre, würde auch ein neuer Gläubiger daran gehindert, die biblische Typologie und die Entwicklung der Offenbarung schätzen zu lernen. Letztendlich kann das sein Wachstum bremsen, weil es ihm den Glauben an Jesus als Bruder und Gott als Vater vorenthält.

Mehr hier: www.evangelium21.net.

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