Die tollste Sache der Welt, Kinder bekommen und aufziehen, ist in unserer Gesellschaft für viele zu einem Albtraum geworden. Die persönliche Bestandsaufnahme von Antonia Baum kann als Zeichen einer tiefgreifenden Verunsicherung mit einigen feinen Beobachtungen gelesen werden.
Bei all diesem Durcheinander frage ich mich vor allem: Warum soll ich ein Kind bekommen, wenn ich gar keine Zeit dafür haben und es pausenlos wegorganisieren werde? Wann soll denn da eine Beziehung zu dem Kind entstehen? Mit einem Jahr in die Kita, zack, Schule, Ganztagsschule. Auf dem Weg zur Kita rennen, damit ich nicht zu spät komme, aber mein Kind will sich vielleicht irgendeine Blume ansehen oder findet einen Lastwagen toll, und dann muss ich es da wegziehen, weil ich, im Dienst der Arbeit, keine Zeit habe. Ich verstehe dieses Selbstausbeutungskonzept nicht, welches natürlich schon vor den Kindern anfängt – perfekte Arbeit, perfekte Beziehung, perfekter Körper, perfekte Bildung und perfekte Einrichtung – und sich nach den Kindern, nur unter verschärften Bedingungen, fortsetzt, denn da möchte man natürlich weiterhin alles haben und perfekte Kinder obendrauf, wobei es eben die Kinder sind, die sich dem Perfektions- und Timing-Wahn nicht unterwerfen lassen, aber ich lebe inzwischen dermaßen effizient, dass mir bestimmt alle naselang der Geduldsfaden reißen würde. So: Es ist jetzt aber total unpassend, dass du schlecht träumst, muss das sein? Ich habe zu tun!
Die Werke von Johann Sebastian Bach schlagen auch heute noch viele Menschen in ihren Bann. Gerade diese vereinnahmende Wirkung machte sie in Kirchenkreisen mehr als verdächtig. Ihm wurde vorgeworfen, eine Musik mit „teuflischer Versuchung“ zu schaffen. Dabei ging es Bach vor allem um die Ehre Gottes: „Mit aller Musik soll Gott geehrt und die Menschen erfreut werden. Wenn man Gott mit seiner Musik nicht ehrt, ist die Musik nur ein teuflischer Lärm und Krach.“
Hier ein empfehlenswerter DLF-Beitrag über Johann Sebastian Bach:
Ich kann der sorgfältigen und fairen Analyse von Michael Korthaus (Kreuzestheologie, 2007, S. 294) nur zustimmen:
In Moltmanns Theologie vom gekreuzigten Gott und ihrer Fortschreibung im passionstheologischen Teil in „Der Weg Jesu Christi„ ist die Theologie des Kreuzes in einer Theologie der politisch instrumentalisierten Eschatologie untergegangen: das Kreuz Christi stellt auch dort nicht die Mitte des Moltmannschen Denkens dar, wo dieses den ausdrücklichen Titel Kreuzestheologie führt. Stattdessen steht hier stets eine auf Gott projizierte Vorstellung von Gerechtigkeit und Menschenwohl im Hintergrund, die dann als Auftrag Gottes an den Menschen deklariert im politisch-gesellschaftlichen Handeln vom Menschen verwirklicht werden soll.
Noch deutlicher und m.E. zutreffend fällt das Urteil Ulrich Körtners aus. In seinem bemerkenswerten Aufsatz „Das Wort vom Kreuz“ (P.-G- Klumpiges u. D.S. Du Toit, Paulus – Werk und Wirkung, 2013, S. 625–646, hier S. 641–642) schreibt er:
Während er in seiner Monographie „Der gekreuzigte Gott“ mit Emphase forderte, alle Theologie habe Kreuzestheologie zu sein und den Tod Christi am Kreuz als Kreuzestod Gottes zu begreifen, ist die Theologie des Kreuzes in Moltmanns späterer Christologie, wie er sie in seinem Buch „Der Weg Jesu Christi“ entfaltet hat, völlig in den Hintergrund getreten, um nicht zu sagen aufgegeben worden. Moltmann selbst erklärt den Sinneswandel damit, dass die Leiden Christi nicht auf Jesus von Nazareth beschränkt seien, sondern eine universale Dimension hätten, „weil sie im apokalyptischen Horizont der für alle befristeten Zeit stehen. Die apokalyptischen Leiden ‚dieser Zeit‘ aber sind in den ,Leiden Christi‘ auf Golgatha zusammengefaßt. […] Ich wähle damit einen neuen Ansatzpunkt gegenüber der Kreuzestheologie, die ich 1972 in ,Der gekreuzigte Gott‘ entwickelt hatte. […] Ich habe von dem dort Gesagten nichts zurückzunehmen, sondern setze es für diese apokalyptische Theologie der Leiden Christi voraus.“ Bereits in seinem Buch „Trinität und Reich Gottes“ (1980) ist Moltmann nach eigenem Bekunden über „Kreuz und Auferstehung“ „hinausgegangen“ und hat einerseits „die Sendung des Sohnes“, andererseits „die Zukunft des Sohnes“ in eine „trinitarische Christologie integriert“. Nunmehr sind die Leiden Christi „Teil der Leidensgeschichte Israels und der Propheten Gottes“. In Wahrheit hat Moltmann damit jedoch seine Theologie des Kreuzes und schon gar nicht diejenige des Paulus vertieft und fortgeführt, sondern sich von ihr verabschiedet. Auch seine Vorschläge zur inhaltlichen Erweiterung des Nicäno-Konstantinopolitanums und des Apostolikums verlieren kein Wort zur theologischen Deutung des Kreuzes.
Wohl deutet Moltmann den Kreuzestod Jesu als Tod eines Sklaven und Armen. Er erinnert an die Massenkreuzigungen nach Niederschlagung des Spartakusaufstandes und verweist auf Phil 2, wo von Christus gesagt wird, er habe die Gestalt eines Sklaven angenommen. Dann aber verallgemeinert Moltmann sogleich: Jesus teilt das Schicksal seines jüdischen Volkes. „Jesus ist auch der Lazarus-Christus, und Lazarus ist eine Christusgestalt (Lk 16). Jesus wurde einer von diesen Ärmsten der Armen: ein gefolterter, geschändeter und gekreuzigter Sklave. Die ‚Leiden Christi‘ sind in dieser Hinsicht auch die Leiden der machtlosen, rechtlosen, heimatlosen Massen der Armen in dieser Welt, und ihre Leiden sind in dieser Hinsicht auch die ‚Leiden Christi‘.“
Die Familie sei die „Elementareinheit der Gesellschaft“, schreibt der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm in einem Gastbeitrag für die FAS. Der CDU-Politiker kritisiert „rhetorische Tricks“ in den Urteilen der Karlsruher Richter zur Homo-Ehe.
Der Fall sei Ausdruck einer „hastenden gerichtlichen Assimilation an die launische Wechselhaftigkeit dessen, was gerade ‚in‘ ist“, die in Karlsruhe häufig zu beobachten sei. Dabei handele es sich „teilweise um fundamentale Umdeutungen von elementaren Begriffen des Rechtsstaates“.
Die Argumentation der Richter, ihre Entscheidung „verändere nicht den Schutz von Ehe und Familie, sondern gleiche lediglich diesen an andere Partnerschaftsmodelle an“, nennt Blüm einen „rhetorischen Trick“: „Genauso gut könnte jemand behaupten, er verändere den Schutz im Straßenverkehr nicht, wenn er ihn an Gewohnheiten des Straßenverkehrs anpasse, auch wenn diese unfallträchtiger sind.“ Blüm schreibt weiter: „Die Familie ist die Elementareinheit der Gesellschaft, die auf ihr Weiterleben angelegt ist. Diese Funktion vermögen gleichgeschlechtliche Partnerschaften nicht einzulösen. Kinder, ihr Kommen und Gedeihen, spielen offenbar beim Hohen Verfassungsgericht eine niedere Rolle.“
Während die EKD zeitgeistbeflissen Familie „neu denkt“ und auf der 11. Synode sogar eine Form der Frauenquote für ihre Gremien eingeführt hat, besinnt sich so manche europäische Kirche wieder auf ihren Bezug zum Wort Gottes. Auch in der Lutherische Kirche Lettlands hat es unter der Leitung von Erzbischof Vanags eine Rückbesinnung auf den geistlichen Auftrag gegeben. „Ich glaube“, sagte Vanags in eine Interview, „dass in der Zukunft weiterhin Gesetz und Evangelium gepredigt werden muss, Gottes Wort.“ Zur Ideologie des Relativismus, die in vielen westlichen Gesellschaften eingezogen ist, sagt er im gleichen Gespräch:
Die Herausforderungen für die Kirche haben sich radikal verändert. Unter den Kommunisten gab es Verfolgung und militanten Atheismus, aber nun haben wir die Säkularisierung und die Ideologie der Postmoderne. Unser Volk hat diese neue Ideologie sehr schnell aufgenommen, besonders die junge Generation. Der Unter-schied im Vergleich mit dem Westen ist, dass die Jungen dort besser erkennen, was sie verlassen, wenn sie die neue Ideologie annehmen. Sie sind sich bewusster, dass sie nun die Wertvorstellungen der Eltern verlassen, die christlichen Wertvorstellungen, und sich auf ein anders Wertesystem einlassen. Die jungen Menschen in Lettland haben dieses Empfinden nicht, da sie keinen christlichen Hintergrund haben, sondern ihre Eltern waren schon während der Sowjetzeit säkularisiert. Sie haben den Postmodernismus den totalen Relativismus – als einen Teil der neuen Freiheit übernommen, als einen Teil des Gutes der freien Welt.
Ich glaube, dass dies die große Herausforderung für die Kirche in unserer Zeit ist. Wir sollten uns in erster Linie nicht mit den Kirchen der westlichen Welt während der 60-er Jahre vergleichen, sondern mit der ersten christlichen Kirche in ihrem Gegenüber zum Heidentum.
Professor Reinhard Slenczka (Erlangen), der nach seiner Emeritierung in Riga die theologische Ausbildung der Evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands als Rektor der Luther-Akademie leitete, hat in den protestantischen Kirchen des Westen ebenfalls einen tiefen Abfall von den Grundlagen diagnostiziert. IdeaSpektrum meldete 2010:
Einen „Abfall von den Grundlagen christlicher Gemeinschaft“ wirft der lutherische Theologieprofessor Reinhard Slenczka (Erlangen) den Leitungsgremien von protestantischen Kirchen in Europa und Nordamerika vor. Mit zahlreichen Erklärungen und Resolutionen schadeten sie der Einheit der Christenheit, schreibt er in einem Sonderdruck der konservativen Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“. Als Beispiele für umstrittene Beschlüsse nennt er die Einführung der Frauenordination und die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Viele Veröffentlichungen hätten keine biblische Begründung oder stünden in offenem Widerspruch zur Heiligen Schrift. Theologen, die dagegen unter Berufung auf die Bibel und kirchliche Bekenntnisschriften protestierten, würden als fundamentalistisch und unwissenschaftlich disqualifiziert und diffamiert oder durch Androhung oder Durchführung von Ordinationsverweigerung beziehungsweise Amtsenthebung diszipliniert. Mahnende Stimmen aus russischen, baltischen und afrikanischen Kirchen würden im Westen kaum verbreitet und schon gar nicht ernst genommen. Stattdessen werde mit materiellem Druck versucht, kritische Kirchen zur Einführung der Frauenordination oder zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zu veranlassen. So seien der Theologischen Hochschule in der lettischen Hauptstadt Riga, der Luther-Akademie, Ende der neunziger Jahre aufgrund von Eingriffen aus Deutschland bereits bewilligte Mittel wieder gestrichen worden.
Der DLF hat kürzlich über die Kehrung der Evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands berichtet. Freilich bleibt die Perspektive der Betrachtung den EU-Dispositionen treu.
Mark Dever, 2013 Dozent am MBS-Studienzentrum und Referent der E21-Regionalkonferenz in München, ist in der New York Times zur Renaissance des Calvinismus befragt worden:
Calvinism is a theological orientation, not a denomination or organization. The Puritans were Calvinist. Presbyterians descend from Scottish Calvinists. Many early Baptists were Calvinist. But in the 19th century, Protestantism moved toward the non-Calvinist belief that humans must consent to their own salvation — an optimistic, quintessentially American belief. In the United States today, one large denomination, the Presbyterian Church in America, is unapologetically Calvinist.
But in the last 30 years or so, Calvinists have gained prominence in other branches of Protestantism, and at churches that used to worry little about theology. In 1994, when Mark Dever interviewed at Capitol Hill Baptist Church, a Southern Baptist church in Washington, the hiring committee didn’t even ask him about his theology.
“So I said, ‘Let me think about what you wouldn’t like about me, if you knew,’ ” Mr. Dever recalled. And he told them that he was a Calvinist. “And I had to explain to them what that meant. I didn’t want to move my wife and children here and lose the job.”
Mr. Dever, 53, said that when he took over in 1994, about 130 members attended on Sundays, and their average age was 70. Today, the church gets about 1,000 worshipers, with an average age of 30. And while Mr. Dever tends not to mention Calvin in his sermons, his educated audience, many of whom work in politics, knows, and likes, what it is hearing.
Die Kommunisten in der Sowjetunion, China, Kambodscha und anderswo, aber auf ihre Art auch die Nazis in Deutschland waren entschlossen, die Religionsausübung einzudämmen, um zu verhindern, dass sie die Gesellschaft spaltete oder die Macht des Staates gefährdete. Das Ergebnis war regelmäßig nicht mehr Friede und Harmonie, sondern mehr Unterdrückung. Die tragische Ironie dieser Situation hat Alister McGrath in seiner Geschichte des Atheismus so beschrieben: „Im 20. Jahrhundert finden wir eines der größten und traurigsten Paradoxe in der Geschichte der Menschheit: dass die größte Intoleranz und Gewalt dieses Jahrhunderts von denen praktiziert wurden, die glaubten, dass die Religion zu Intoleranz und Gewalt führt.“