Februar 2018

„Die Bewegung der Political Correctness hat den Zenit überschritten“

Condoleezza Rice hat der NZZ erklärt, was für von der Politischen Korrektheit an den Universitäten hält und wie sie selbst mit den Studenten umgeht. Sehr interessant: 

PC ist eine ernstzunehmende Bedrohung für die Existenz von Universitäten. Wenn ich höre, dass Studenten sich wohl fühlen wollen, hört bei mir der Spass auf. Es ist nicht meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich Leute in meinen Kursen wohl fühlen, im Gegenteil – es ist mein Job, sie dazu zu bringen, die Wohlfühlzone zu verlassen. … Der Prozess, der mit den besten Absichten begann, verlief schleichend. Zuerst ging es um gleichen Respekt für alle – das war gut. Doch das Blatt hat sich gewendet, eine kleine extreme Minderheit begann so zu argumentieren: Wann immer du etwas sagst, das mich als Angehöriger einer Minderheit beleidigt, auch wenn du es nicht so gemeint hast, habe ich das gute Recht, beleidigt zu sein und dir den Mund zu verbieten. Eines Tages haben wir gemerkt, dass die Studentenschaft – und auch die Gesellschaft – in immer kleinere Identitätsgruppen zerfällt, die nichts mehr miteinander zu tun haben wollen. Jede Gruppe fühlt sich benachteiligt, klagt ihre eigenen Missstände an, jede hat ihr eigenes Narrativ. … Zu Beginn meiner Kurse sage ich allen ehrlich und direkt: Keiner von euch hat das Recht, nicht beleidigt zu werden. Ihr könnt euch nicht auf die amerikanische Verfassung berufen, um euch unangenehmen intellektuellen Erfahrungen zu entziehen. Lernt, damit umzugehen.

Mehr: www.nzz.ch.

E21-Regionalkonferenz Süd 2018: „Machet zu Jüngern“

Was würden wir tun, wenn wir drei Jahre Zeit hätten, um die Welt mit dem Evangelium vertraut zu machen? Jesus suchte sich zwölf Männer, mit denen er sein Leben teilte und die er auf den Bau seiner Gemeinde vorbereitete. Nachdem er von den Toten auferstanden war, trat er vor seine Jünger und sprach (Matthäus 28,18–20): „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Dieser Auftrag zur Mission, Taufe und Jüngerschaft gilt auch uns.

In der der Zeit vom 23. bis 24. März 2018 veranstaltet Evangelium21 in München die E21-Regionalkonferenz Süd zum Thema: „Machet zu Jüngern: Jüngerschaft, wie sie Jesus gelehrt hat.“ Die Redner Matthias Lohmann, Christian Wegert und Ron Kubsch werden auf der Grundlage von Matthäus 28,18 – 20 verschiedene Vorträge halten.

Anmeldungen werden auf der Website von Evangelium21 entgegen genommen. Weitere Informationen rund um die Konferenz finden Sie im Konferenz-Flyer. Gedruckte Flyer können über das Kontaktformular bestellt werden.

Wurde eine Jesaja-Inschrift gefunden?

Archäologen in Israel behaupten, dass sie eine 2700 Jahre alte Inschrift mit einem Verweis auf den Propheten Jesaja gefunden haben. Das Ton-Artefakt sei bei einer Ausgrabung am Fuße der Südmauer des Jerusalemer Tempelbergs entdeckt worden. Zu Zeiten von Jesaja wurden derartige Sigel verwendet, um Dokumente oder Gegenstände zu beglaubigen. Sollte die Interpretation des Fundes zutreffen, wäre das die erste außenbiblische Referenz auf den Propheten Jesaja.

Hier der Artikel „This the Prophet Isaiah’s Signature?“ aus Biblical Archaeology Review, Nr. 44 (2), March/April May/June 2018: members.bib-arch.org.

VD: WH

Konfessionsverschiedene Ehen und die Eucharistie

Die Deutsche Bischofskonferenz hat auf der Frühjahrs-Vollversammlung 2018 beschlossen, in Einzelfällen konfessionsverschiedene Ehepaare zur Eucharistie zuzulassen. Im Abschlussbericht heißt es dazu:

Erneut haben wir uns mit dem Thema „Konfessionsverschiedene Ehen und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie“ befasst. Hintergrund ist der hohe Anteil konfessionsverschiedener bzw. konfessionsverbindender Ehen und Familien in Deutschland, bei denen wir eine herausfordernde und dringende pastorale Aufgabe erkennen. In den vergangenen Monaten haben die Ökumenekommission und die Glaubenskommission an einem Dokument gearbeitet, das sich – anknüpfend an die weltkirchlichen und kirchenamtlichen Bezugstexte der vergangenen Jahrzehnte bis hin zu Amoris laetitia – als Hilfestellung versteht, um im seelsorglichen Gespräch die konkrete Situation anzuschauen und zu einer verantwortbaren Entscheidung über die Möglichkeit des Kommunionempfangs des nichtkatholischen Partners zu kommen. Deshalb sind die Personen, an die sich das Dokument richtet, zuallererst die Seelsorger: Ihnen geben wir eine Orientierung für die seelsorgliche Begleitung von konfessionsverschiedenen Ehepaaren, die für sich klären wollen, ob eine gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie in der katholischen Kirche möglich ist.

Im nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia („die Freude der Liebe“) hat Papst Franziskus im achten Kapitel eine Bemerkung hinterlassen, die zu vielen Diskussionen geführt hat. Er schreibt (AL 305):

Aufgrund der Bedingtheiten oder mildernder Faktoren ist es möglich, dass man mitten in einer objektiven Situation der Sünde – die nicht subjektiv schuldhaft ist oder es zumindest nicht völlig ist – in der Gnade Gottes leben kann, dass man lieben kann und dass man auch im Leben der Gnade und der Liebe wachsen kann, wenn man dazu die Hilfe der Kirche bekommt.

Die Bischofskonferenz nimmt das situationsethische Verständnis dieser Aussage auf und erklärt, dass in Einzelfällen ein schwerwiegendes geistliches Bedürfnis rechtfertigen kann, den evangelischen Ehepartner eines Katholiken zum Tisch des Herrn zuzulassen.

Meines Erachtens wird an dieser Entscheidung deutlich, dass die Betonung des Gewissens und der Subjektivität die eigentlichen Beschwernisse nicht beseitigt, sondern nur verschleiert.

Was meine ich damit? Nun, wenn man die Erklärung genau liest, wird deutlich, dass die Vertreter der Bischofskonferenz davon ausgehen, dass Teilnehmer an der Eucharistiefeier den katholischen Glauben teilen. Der evangelische Ehepartner darf nämlich nur dann zum Tisch des Herrn, „wenn er den katholischen Eucharistieglauben bejaht“. Die Eucharistie ist für die Katholische Kirche der Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens. Im Katechismus heißt es entsprechend: „Die heiligste Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, das Osterlamm“ (KKK 1324).

Aus katholischer Sicht ist diese Erwartungshaltung, also die Bejahung des katholischen Glaubens, allzu verständlich. Die gemeinsame Feier des Heiligen Mahles setzt ja die Gemeinschaft im Glauben voraus. Aber die theologischen und geistlichen Probleme werden so nicht gelöst. Hinter einer vermeintlich auf Gemeinschaft und Versöhnung abzielenden Praxis verbirgt sich das Einverständnis mit dem katholischen Abendmahlsverständnis. Der Priester, der die Hostie reicht, darf beim Empfänger etwa die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi, den Opfercharakter oder auch die Einbeziehung der in Christus Gestorbenen während der Messe („Wir opfern den für unsere Sünden hingeopferten Christus. Dadurch versöhnen wir den menschenfreundlichen Gott mit ihnen [also den Verstorbenen] und mit uns“ (Cyrill von Jerusalem, catech. myt. 5,10 zitiert aus KKK 1371)) voraussetzen.

Zeit für eine Wurzelbehandlung.

Die deutsche Ausgabe von Logos 7

Meinen ersten Computer kaufte ich 1985. Ich war damals 20 Jahre alt. Damit gehöre ich weder zu den „digitalen Ureinwohnern“, die eine Welt ohne Computer nicht mehr kennengelernt haben, noch zu den „digitalen Einwanderern“, die erst als Erwachsene der Computerwelt begegnet sind. Ich bin irgendetwas mittendrin.

In meinem Freundeskreis war ich der Erste, der seine Nächte mit dem Rechner verbrachte. Ich interessierte mich damals für das Programmieren, das Entwickeln von kleinen Datenbanken und natürlich die enorm nützlichen Textverarbeitungen. „Digital Kids“ können sich gar nicht mehr vorstellen, was es bedeutet, eine Hausarbeit mit einer Schreibmaschine und „Tippex“ (eine Korrekturflüssigkeit zum Überdecken von Tippfehlern) zu schreiben. Für uns war das damals ein gewaltiger Entwicklungsschritt, Texte vor dem endgültigen Ausdruck stilistisch überarbeiten und korrigieren zu können. Zwar haben wir gelegentlich Wochen damit verbracht, Druckertreiber zu schreiben, die in der Lage waren, Sonderzeichen und Altsprachen zu drucken. Aber es war trotzdem eine große Erleichterung und machte riesigen Spaß.

In dieser Zeit lernte ich auch meine ersten digitalen Bibeln kennen. Mit einfachen Textdateien auf Disketten (Datenträger, die man in so genannte Laufwerke geschoben hat, um Daten zu lesen oder zu schreiben) fing es an. So waren wir nicht mehr gezwungen, Bibeltexte mühsam abzuschreiben, sondern konnten sie in unsere Ausarbeitungen hineinkopieren. Später kamen einfache Bibelprogramme mit schlichten oder bereits diffizilen Suchmöglichkeiten hinzu.

Die erste kommerzielle Bibelsoftware war für mich Elbikon und lief unters Windows 3.1. Später erwarb ich das BibleWorks-Paket, das ebenfalls unter Windows läuft und einschließlich der Ursprachen über Jahre hervorragende Dienste geleistet hat. BibleWorks zählt noch heute zu den führenden Bibelanwendungen (www.bibleworks.com). Als ich 2006 vollständig in die Welt von Apple wechselte, musste ich mich von Bibelworks trennen, da es damals keine praktikable Möglichkeit gab, unter dem Macintosh-Betriebssystem damit zu arbeiten. Ich verkaufte BibleWorks und wechselte zur Bibel-Software Accordance (www.accordancebible.com). Accordance war damals unter Theologen, die mit einem „Apple“ arbeiteten, das Programm der Wahl. Es eröffnete völlig neue Möglichkeiten im Umgang mit biblischen Texten und bibelnahen Referenzen. Damals veröffentlichte ich eine Rezension über Accordance und stehe noch heute zu der Begeisterung, die aus ihr spricht. Accordance ist in der aktuellen Version 12 eine exzellente Anwendung und gerade dort, wo schnelle Verarbeitung und große Exaktheit erwartet werden, etwa in der Forschung, sehr zu empfehlen.

Im Jahre 2016 bin ich trotzdem zur Bibel-Software Logos gewechselt. Dafür gibt es vor allem fünf Gründe:

Erstens liebe ich die Möglichkeit, in meinen Texten Begriffe, Sätze und Abschnitte zu markieren. Das geht unter Logos ganz hervorragend. Zwar kann das eine Software wie Accordance auch. Aber die Markierungen und Anmerkungen werden dort nicht auf dem Server gespeichert, sondern lokal auf dem genutzten Gerät. Leider sind mir beim Synchronisieren meine Hinterlegungen mehrfach verloren gegangen. Unter Logos läuft das ganz hervorragend und ich kann mir inzwischen diese Option nicht mehr wegdenken.

AugustinusZweitens nutze ich Logos nicht nur zum Bibelstudium, sondern auch zur Lektüre von eBooks. Das Angebot unter Logos ist einfach gigantisch und meist sind die Bücher untereinander verknüpft. Das bedeutet, dass, wenn ich etwa in der Dogmatik von Herman Bavinck einen Verweis auf den Gottesstaat von Augustinus finde, ich über ein Popup-Fenster die Referenzstelle sofort einsehen und – wenn ich das möchte – auch in das Buch „springen“ kann. Das setzt natürlich voraus, dass ich das entsprechende Werk unter Logos auch besitze. Ich habe durch diese Funktion schon immens viel Zeit gespart.

Drittens liebe ich die Logos-Software für mein Tablet. Da ich viel unterwegs bin, lese ich sowohl meine Bibel als auch sonstige Literatur auf dem iPad. Die Logos-Anwendung ist mir inzwischen ein nicht mehr wegzudenkender Begleiter geworden. Ich studiere damit (fast) täglich meine Bibeltexte, führe Gebetslisten und gehe der theologischen Literatur auf den Grund. So kann ich etwa die Zeitschrift Themelios im Logos-Format abonnieren und komfortabel lesen. Die 2018 erschienene mobile Logos-Anwendung hat einige Funktionen gründlich überarbeitet. Ich kann jetzt beispielsweise mehrere Bücher öffnen und einfach zwischen den Texten hin- und herspringen. Verbesserungen wünsche ich mir noch bei der Suchfunktion. Eine nüchterne Suche innerhalb des Buches, das ich gerade lese, würde das Erschließen von Inhalten vereinfachen. Derzeit muss ich noch in ein extra Suchmenü wechseln und eine entsprechende Auswahl vornehmen.

Viertens schätze ich die dynamische Preisgestaltung. Ich muss das kurz erklären: Manchmal kommt es vor, dass ich zum Beispiel einen Kommentar aus einer Kommentarreihe gekauft habe. Wenn ich später die gesamte Reihe erwerbe, zum Beispiel im Rahmen einer Rabattaktion, erkennt Logos beim Bestellvorgang, dass ich bereits einen Kommentar aus dieser Reihe besitze und kalkuliert entsprechend günstiger. Gleiches gilt auch für Paketangebote. Die Funktion hat mich schon mehrfach davor bewahrt, Bücher doppelt zu erwerben.

Besonders hervorheben möchte ich den fünften Grund für meinen Systemwechsel: Ich kenne keine Bibel-Software, die so viele deutsche Werke anbietet wie Logos. Der Hersteller hat sich vor Jahren entschlossen, auf dem deutschsprachigen Markt Fuß zu fassen und dafür personell und lizenzrechtlich enorm investiert. Schon mit der deutschen Version von Logos 6 Gold sind bedeutende Werke ausgeliefert worden. Ich nenne mal Siebenthals Griechische Grammatik zum Neuen Testament, das Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament (ThWAT) oder den Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch von Strack und Billerbeck (3 Bände).

Mit der deutschsprachigen Version 7 legt Logos noch einmal nach. So gehört bei der Version Gold Herders Theologischer Kommentar zum NT (24 Bände) dazu. Schon in der Version Silber ist mein geliebtes Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament (EWNT) von Balz und Schneider oder auch das Theologische Handwörterbuch zum Alten Testament von Jenni und Westermann (2 Bände) enthalten. Nicht alle Werke können derzeit ausgeliefert werden. Es wird noch an ihnen gearbeitet. Wer allerdings jetzt Logos 7 erwirbt, bekommt die Produkte im Laufe der nächsten Monate nachgeliefert.

Wortstudie

Hinzu kommt, dass in der Version 7 die Datensätze für das Nachschlagen und Visualisieren von exegetischen Befunden überarbeitet und erweitert worden sind. Dank ihnen lässt sich in Logos jedes Wort des Bibeltextes nun auch in deutscher Sprache gründlich analysieren. Neben Bedeutungen und Wortformen stehen viele andere Informationen bereit, wie etwa Paralleltexte, Stilfiguren oder syntaktische Funktionen (die meisten Funktionen allerdings erst ab der Version Gold).

Für Einsteiger hält der Hersteller eine kleine Version bereit, die derzeit mit einem Frühveröffentlichungsrabatt von 20 Prozent erworben werden kann. Theologiestudenten und Theologen werden bei Silber oder Gold einsteigen. Ich kann das jedenfalls sehr empfehlen!

Hier der Link für mehr Informationen: de.logos.com.

Kinderrechte ins Grundgesetz? Eltern, hört die Signale!

In dem Beitrag „Kinderrechte im Grundgesetz“ habe ich die GroKo-Absicht kommentiert, Kinderrechte ausdrücklich im Grundgesetz zu verankern. Das die Kinderrechte nicht so gut sind, wie sie klingen, meint auch Moritz Breckner in einem Kommentar für das Medienmagazin PRO:

Denn wer bestimmt, was im Interesse der Kinder ist, und was nicht? Die Gruppen, die bei Kleinkindern ein reges Interesse an vielfältiger Sexualkunde vermuten, sind bereits sehr laut und einflussreich. Wer kommt als nächstes? Es gibt auch Gruppen, die behaupten, eine atheistische Erziehung sei im Interesse von Kindern, da Religion schädlich sei.

Wer die gesellschaftliche Deutungshoheit zu sensiblen Themen gewinnt, der wird auch versuchen, die Deutungshoheit darüber zu erlangen, welche Rechte Kinder haben – oder er wird sich zumindest im Diskurs auf die Kinderrechte im Grundgesetz berufen. Es ist zu befürchten, dass diese Rechte eben doch gegen die Eltern durchgesetzt werden. Gut, dass Kinder Menschen sind – denn die Menschenrechte sind bereits in der Verfassung verankert. Gesonderte Kinderrechte braucht es nicht.

Mehr: www.pro-medienmagazin.de.

Gewährte Selbstvergessenheit

Oswald Bayer schreibt in Aus Glauben leben (Stuttgart: Calw Verlag, 1990, S. 34–35)

Der neu Geborene ist nicht mehr in sich selbst verfangen, sondern von der Selbstverfangenheit und unentwegt das Seine suchender Selbstreflexion frei; in diesem Sinn ist Glaube Selbstvergessenheit. Nicht Selbstbetäubung, nicht Flucht vor Besinnung und Verantwortung, aber gewährte Selbstvergessenheit. Das Wort der passiven Gerechtigkeit des Glaubens sagt: Du gehst dich selber gar nichts an! Indem Gott das Entscheidende in dir wirkt, lebst du außerhalb deiner selbst allein in ihm! So bin ich mir selbst verborgen und dem eigenen Urteil sowie dem der anderen über mich, sofern es ein letztes Urteil sein will, entnommen. „Wer bin ich?“ Solche Selbstreflexion kommt nicht in sich zur Ruhe. Sie löst sich vielmehr im Gebet, in das Bonhoeffer sie hineingibt, in dem er sie aufgehoben sein läßt: „Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“ Diese neue Grundbefindlichkeit kann sich nicht in sich selbst festigen, so gewiß sie gerade die Befreiung von jedem Versuch einer Selbststabilisierung und Selbstorganisation ist. Können wir doch schon physisch keinen einzigen Augenblick lang aus eigenen Kräften Bestand haben, in uns bestehen, uns Zusammenhalten und nicht in das Nichts auseinanderfallen. Und wie ich physisch nur lebe, wenn mir jeden Augenblick Luft gewährt und nicht entzogen wird, so hat die neue Grundbefindlichkeit ihre Wirklichkeit allein im Atemholen des Gebets. „Bitte Gott, daß er Glauben in dir wecke, sonst bleibst du wohl ewiglich ohne Glauben, du dichtest und tuest, was du willst oder kannst.“ Ein solches Gebet ist uns von dem Lutheraner Tobias Clausnitzer (1618-1684) überliefert:

„Unser Wissen und Verstand
ist mit Finsternis verhüllet,
wo nicht deines Geistes Hand
uns mit hellem Licht erfüllet;
Gutes denken, tun und dichten
mußt du selbst in uns verrichten.“

Auf ein Wort … Gott

Das Gespräch zwischen Michel Friedman und Wolfgang Huber über Gott zeigt, dass die großen Fragen noch da und relevant sind. Es zeigt allerdings auch, wie kraftlos die spätmoderne Theologie ist. 

Es lohnt sich, da mal reinzuhören: www.dw.com.

Debatte um Offenen Theismus

Der ICF-Pastor Manuel Schmid hat in der Schweizer Ausgabe von ideaSpektrum kürzlich den „Offenen Theismus“ (engl. Open Theism) vorgestellt und verteidigt. So sagt er etwa:

Der OT versucht, die Freiheit der Schöpfung sehr konsequent ernst zu nehmen und landet zum Beispiel bei der Behauptung, dass Gott die Zukunft nicht als definitiven Ereignisverlauf, sondern als einen «Raum der Möglichkeiten» kennt. Er besitzt vollkommene Kenntnis der Vergangenheit und der Gegenwart und hat daher auch alle möglichen Verläufe der Zukunft im Blick, weiss aber noch nicht – vor allem dort, wo es von menschlichen Freiheitsentscheidungen abhängt –, welche Version der Zukunft tatsächlich Realität wird. Das hat in der evangelikalen Szene viele Leute verunsichert und regelrecht für Aufruhr gesorgt. Man warf den Offenen Theisten vor, dass sie behaupten würden, Gott wäre nicht allwissend und würde von der Zukunft unvorbereitet «erwischt».

Felix Aeschlimann, Leiter der sbt Beatenberg, hat den Open Theism in seinem Gegenbeitrag kritisiert:

Als Vertreter des Offenen Theismus (OT) versteht Schmid die Geschichte Gottes mit den Menschen als ein ergebnisoffenes Abenteuer. Auch wenn ich einige Anliegen des OT verstehen kann, bleibt er für mich eine Sichtweise, die der biblischen Evidenz in keiner Weise gerecht wird. «Ergebnisoffen» bedeutet in letzter Konsequenz, dass Gott die Ausgänge seiner Pläne nicht kennt und mit seinem «Unternehmen» Mensch ein hohes Risiko eingeht. Der OT behauptet zwar, Gott könnte am Schluss schon irgendwie «das gute Ende der Geschichte sicherstellen», er kenne bloss die Details der zukünftigen Geschichte nicht im Voraus und müsse darum immer wieder seine Pläne ändern und ad hoc reagieren.

Wie soll man sich das vorstellen? Kann ich das Reiseziel erreichen, wenn ich bereits auf einer Teilstrecke scheitere? Wer kann mir garantieren, dass ich im Flugzeug sicher von Zürich nach Paris reise, wenn bereits eine gelöste Schraube einen Absturz verursachen kann? Es ist offensichtlich: Wenn das Gesamtresultat stimmen muss, dann dürfen auch die Teilergebnisse keine Fehler enthalten. Der OT verteidigt sich in diesem Fall mit dem Hinweis auf Gottes Weisheit, die es ihm ermögliche, immer einen guten Ausweg zu finden. Tatsächlich? Wenn Gott nicht wirklich allmächtig und allwissend ist, dann ist auch nicht garantiert, dass er stets die richtige Entscheidung trifft bzw. überhaupt fähig ist, seine Ziele zu erreichen.

Eine Mini-Präsentation zum Open Theism mit einigen Verweisen auf kritische Literatur ist hier zu finden: Open Theismus 1.0.pdf.

„Murat spielt Prinzessin“

Eine vom Berliner Senat finanzierte Broschüre schult Erzieher im Umgang mit Homo- oder Transsexualität. Das Heft „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“ setzt voll auf Vielfalt und erwartet von Bezugspersonen und Pädagogen, dass diese sich durch punktuelle Empfindungen von Kindern leiten lassen.

Vorausgesetzt wird dabei:

„Männlich und weiblich sind nur die Endpunkte auf einer Geschlechterskala, zwischen denen es unendlich viele Varianten gibt. Intersexualität zu verstehen, erfordert die Bereitschaft, sich vom überkommenen polaren Denken zugunsten pluraler Geschlechterdifferenzen zu lösen.“ Katrin Ann Kunze (FREITAG, Ausgabe vom 25.10.2002)

Hier eine Handlungsanweisung für Erzieher im Kindergarten:

Wenn also ein Kind sich einen anderen Namen gibt und wiederholt äußert, dass es eigentlich kein Junge bzw. Mädchen sei, wie im Fallbeispiel von Lisa gezeigt, dann sollten Fachkräfte im Gespräch mit dem Kind eine unterstützende und wertschätzende Haltung einnehmen. Im Kita-Alter sind Kinder meist bereit, offen über Gefühle und alles, was sie erleben, zu berichten. Es ist gut möglich, mit ihnen gemeinsam zu erkunden, wie sie ihre Geschlechtszugehörigkeit erleben und sich ihr Leben vorstellen. Wer aufmerksam zuhört, kann überraschend konkrete und vielfältge Zukunftsvorstellungen kennenlernen, wie sie etwa in den Fallbeispielen der Berliner Elterninitatve Trans-Kinder-Netz nachzulesen sind. Diese Vorstellungen müssen nicht unbedingt biologischen Gegebenheiten oder gängigen binären Geschlechterkonzepten entsprechen, sie zeigen aber viel von der Gewissheit, die manche Kinder in Bezug auf ihre Geschlechtsidenttät schon in jungen Jahren besitzen. Von Erwachsenen unterstützt und wertgeschätzt zu werden, kann eine entscheidende Weichenstellung für ihren weiteren Lebensweg sein.

Die Bröschüre ist ein Inlkusionshammer: QF-Kita-Handreichung-2018.pdf.

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