Seit dem frühen 20. Jahrhundert sind fundamentalistische Denkströmungen in den USA präsent. Schon ihr Ursprung in den urbanen Zentren weist auf die Tatsache hin, dass sie sich nicht einfach gegen die Moderne, sondern eher auf einer Art parallelem Sonderweg entwickelten. Dies meint Francis Müller und plädiert für eine differenzierte Wahrnehmung des »rechten Christentums« in Nordamerika.
Gerade weil der Fundamentalismus ein genuin modernes Phänomen ist, wäre es eine eurozentrische Simplifizierung, ihn als einen Kampf der Hinterwäldler gegen die voranschreitende Moderne zu betrachten oder gar alle amerikanischen Christen mit den Fundamentalisten gleichzusetzen. Ähnliche Werte wie jene der protestantischen Fundamentalisten findet man auch im säkularisierten Europa. Nicht ganz zu Unrecht wird der Begriff auch auf ideologische Bewegungen angewandt – etwa auf radikale Tierschützer. Das Paradoxe dabei: Die universalistischen Weltbilder dieser Bewegungen tragen in der Gesamtheit zum Wertepluralismus bei, den ihre Anhänger eigentlich ablehnen oder bekämpfen.
Mehr: www.nzz.ch.