Kotau vor Christen-Fundis

Daniel Bax hat für die taz einen spannenden Kommentar über die Evangelikalen geschrieben. Dort heißt es unter anderem:

Kann man Evangelikale und Islamisten vergleichen? Unter Fachleuten ist das überhaupt keine Frage, der Vergleich liegt schließlich nahe. Evangelikale Christen bezeichnen sich selbst als bibeltreu, weil sie das Evangelium wörtlich leben wollen. Und Islamisten werden all jene Muslime genannt, die ihre Vorstellungen von Staat und Gesellschaft am Wortlaut des Korans ausrichten. In Abgrenzung zu anderen Christen und Muslimen, die das nicht tun, werden sie auch als – christliche oder muslimische – Fundamentalisten bezeichnet.

Es braucht nicht viel Verstand, um zu erkennen, dass sich Herr Bax nicht besonders gut auf dem Gebiet auskennt, über das er hier urteilt. Seine Fundamentalismus-Definition geht nicht auf. Jeder Muslim, der seinen Glauben ernst nimmt, möchte sein Leben und das der Gesellschaft am Koran ausrichten. Der Glaube an den göttlichen Ursprung des Koran gehört zu den Grundfesten des Islam. Daher müsste, hielten wir uns an Bax, jeder Muslim ein Fundamentalist im engeren Sinne sein. Das ist natürlich völliger Quatsch. So wie eben auch Quatsch ist, dass jeder Christ, der das Evangelium wörtlich nimmt (was auch immer das bedeutet), Gesinnungsterror verbreitet.

Ob Herr Bax weiß, dass Evangelikale keine ›Sharia‹ in der Gesellschaft installieren möchten und gern für die Freiheit und den Schutz Andersdenkender eintreten? Welche Freiheitsrechte wollen evangelikale Christen denn abschaffen?

Auffällig der agitatorische Stil, die Verwendung emotional stark besetzter Begriffe (Fundamentalismus, Kirchenstaat, gebrochenes Verhältnis zur Meinungs- und Pressefreiheit) und die Aneinanderreihung von Behauptungen, die nicht begründet werden. Wo konkret sind die Expertenstimmen, die sagen, Evangelikale und Islamisten gehören in die gleiche Kategorie?

Und:

Der Fall zeigt, welchen großen Einfluss evangelikale Gruppen hierzulande bereits besitzen – und wie stark ihr Wille ist, diesen Einfluss weiter auszudehnen: in Staat, Politik und an den Schulen.

Mal davon abgesehen, dass Bax hier die Evangelikalen völlig überschätzt, möchte ich wissen, ob er ihnen denn verbieten möchte, Einfluss zu nehmen. Könnte man nicht das Subjekt einfach austauschen:

Der Fall zeigt, welchen großen Einfluss die Grünen, die Homosexuellen-Lobbyisten, die Linken (taz!) hierzulande bereits besitzen – und wie stark ihr Wille ist, diesen Einfluss weiter auszudehnen: in Staat, Politik und an den Schulen.

Alle diese Gruppen nehmen Einfluss und das ist völlig o.k. Aber bitte spielt nicht die ›Diskurspolizei‹ und verbietet bekennenden Christen, sich an den Meinungsbildungsprozessen zu beteiligen!

Hier noch der Verweis auf einen guten Aufsatz zum ›Islamismus‹:

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