6. Auch war ihm [d.h. dem Psalmbuch] nicht unbekannt, dass Christus [eines Tages] selbst kommen würde. Davon spricht besonders der Psalm 44 [45]: »Dein Thron, o Gott, in Ewigkeit, ein Stab der Gerechtigkeit ist der Stab Deiner Herrschaft, du liebtest Gerechtigkeit und hasstest Ungerechtigkeit. Darum salbte dich Gott, dein Gott, mit dem Öle der Freude vor deinen Genossen.«
Und damit niemand glaube, dass er nur dem Scheine nach komme, so gibt der Psalm 86 [87] an, dass eben dieser Mensch werde, und dass er es sei, durch den alles geworden ist: »Die Mutter Zion wird fragen: ›Ein Mensch und ein Mensch wurde in ihr geboren, und er der Allerhöchste, hat sie gegründet.‹« Denn damit ist so viel gesagt wie: »Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alles ist durch dasselbe entstanden.«
Da das Buch der Psalmen aber auch die Geburt aus einer Jungfrau kannte, so schwieg er nicht davon, sondern gibt im Psalm 44 [45] sogleich eine kleine Andeutung mit den Worten: »Höre, Tochter, und schaue, neige dein Ohr und vergiss dein Volk und das Haus deines Vaters, weil der König nach Deiner Schönheit Verlangen trug, weil er dein Herr ist.« Denn das ist ähnlich den Worten des Gabriel: »Begrüßt seiest du, Gnadenvoller, der Herr ist mit Dir.« Denn da er ihn Christus genannt hat, hat er sogleich auch die menschliche Geburt aus der Jungfrau bekannt gemacht mit den Worten: »Höre, Tochter!«. Gabriel nennt sie mit ihrem Namen Maria, da er ihr der Abstammung nach fremd war; David aber nennt sie Tochter, da sie aus seinem Samen ist.
Brief des Athanasius über die Psalmen (Teil 2: Jedes biblische Buch erfüllt eine spezielle Aufgabe)
2. Unsere ganze Schrift, mein Sohn, das Alte und das Neue Testament, ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, wie es geschrieben steht. Das Buch der Psalmen bietet allerdings dem aufmerksamen Leser etwas Besonderes.
Jedes Buch hat eine spezielle Aufgabe, mit der es sich befasst. So befasst sich der Pentateuch mit der Erschaffung der Welt, den Taten der Patriarchen, dem Auszug Israels aus Ägypten und neben der Gesetzgebung auch mit der Anordnung des Zeltes und mit dem Priestertum. Der Triteuch [Josua, Richter und Ruth] beschäftigt sich mit der Landnahme, den Taten der Richter und dem Stammbuch Davids, die Bücher der Könige und Paralipomenon schildern die Taten der Könige, das Buch Esras die Befreiung aus der Gefangenschaft, die Rückkehr des Volkes und den Bau des Tempels sowie der Stadt. Die Propheten schreiben über die Ankunft des Heilands und Erinnerungen an die Gebote und Tafelsprüche gegen die Übertreter sowie Prophezeiungen für die Heiden.
Das Buch der Psalmen aber trägt wie ein Garten in sich die Früchte aller anderen Bücher und spiegelt wider, was ihnen eigen ist, indem es darüber Lieder singt.
Robert bloggt hier nicht mehr
Robert Basic, Deutschlands meistzitierter Blogger, möchte seinen Blog basicthinking.de bei ebay.de versteigern und rechnet mit 10.000 bis 100.000 Euro. Dieser Verkauf spiegelt einen Trend, den die FAZ beim Namen nennt:
Kommerziell bleiben deutsche Blogs trotz aller Vermarktungsversuche bedeutungslos. Seit gut einem Jahr stagnieren die Besucherzahlen, auch die gegenseitigen Verlinkungen gehen zurück. Wer attraktiv für Werbekunden sein will, für den ist das Bloggen ein aufreibendes, hochfrequentes Geschäft.
Hier der Artikel von Thomas Thiel: www.faz.net.
Es tut sich was
In der christlichen Bloggerszene bewegt sich etwas. Immer mehr reformatorisch orientierte Christen publizieren in eigenen Blogs zu spannenden Themen. Auf vier verhältnismäßig junge Projekte möchte ich kurz hinweisen:
- Johannes Otto beschäftigt sich in seinem NachfolgeBlog mit der Frage, wie Nachfolge Jesu heute aussehen kann (und natürlich mit vielen anderen Dingen). Johannes hat entscheidende Anstöße durch die Lektüre von Bonhoeffers »Nachfolge« empfangen und so wundert es nicht, dass ihn der Tiefgang mehr interessiert als das seicht-fromme Gerede.
- Einen ähnlichen Schwerpunkt setzt Christian Meyer (Hitsch) aus der Schweiz in seinem Blog: Unterwegs in Seinen Fußspuren. Christians drittes Blog-Projekt ist theologischer konzipiert als die Vorgänger und dennoch sehr verständlich, vielfältig und authentisch gestaltet.
- Daniel Dangendorf ist ein begeisterter Theologiestudent und zugleich professioneller Musiker, der sich gern und intensiv mit fast allem in diesen Bereichen und besonders mit den dazugehörigen Schnittstellen befasst. Es lohnt sich, seinen Blog Theologia et musica zu abonnieren.
- Nicht jeder, der die Institutio von Johannes Calvin kennenlernen möchte, wird sie sich kaufen (können). Matthias Viraureus veröffentlicht (sicher mit viel Aufwand) Abschnitte der Institutio in seinem Blog Institutio Reformata. So kann jeder Interessierte die Texte via RSS-Feed abonnieren oder sich per eMail häppchenweise zustellen lassen. Ein disziplinierter Student könnte auf diese Weise im Calvinjahr 2009 das ganze Werk lesen.
Ich möchte an dieser Stelle diesen Betreibern und den vielen anderen (mir noch unbekannten), die sich in ihren Blogs für eine gesunde biblisch-reformierte Weltsicht einsetzen, herzlich danken. Was für ein Segen, wie ermutigend. Weiter so!
Brief des Athanasius über die Psalmen (Teil 1: Marcellinius studiert mit Eifer die Psalmen)
Die Auszüge des Briefes sind wiedergegeben nach der Übersetzung von Josef Fisch. Der Text wurde sprachlich überarbeitet. Auf Nennung biblischer Referenzstellen und erklärender Anmerkungen wird an dieser Stelle verzichtet (sie werden aber irgendwann in einem Buch zu finden sein).
1. Ich bewundere dich, lieber Marcellinius, wegen deiner Festigkeit in Christus. Denn du erträgst nicht nur die gegenwärtigen Prüfungen, von denen du schon so Viele erdulden musstest, in angemessener Weise, sondern vernachlässigst auch die geistliche Arbeit nicht. Denn als ich mich bei dem Überbringer des Briefes darüber erkundigte, was du nach überstandener Krankheit für ein Leben führst, erfuhr ich, dass du dich mit der ganzen göttlichen Schrift beschäftigst. Mit noch größerem Eifer befasst du dich jedoch mit dem Buch der Psalmen und bist besonders darauf bedacht, den in jedem Psalm verborgenen Sinn zu finden. Deshalb spende ich dir nun meinen Beifall, da auch ich mich von diesem Buch wie von der ganzen Schrift außerordentlich angezogen fühle.
In so einer Gemütslage traf ich einmal einen rüstigen Greis. Ich will dir schreiben, was dieser mir mit dem Psalterium in der Hand damals sagte. Das, was er vortrug, war anziehend und scharfsinnig entwickelt. Er sagte Folgendes: …
Athanasius von Alexandrien

Athanasius von Alexandria (ca. 298–373 n.Chr.) war Bischof von Alexandria in Ägypten und ist als ein bedeutender Verteidiger des christlichen Glaubens in die Kirchengeschichte eingegangen. Schon zu seinen Lebzeiten wurde er als Säule der Kirche und Vater der Orthodoxie bezeichnet. Wegen seiner kleinen Gestalt und der dunklen Hautfarbe haben ihn seine Gegner den »kleinen schwarzen Zwerg« genannt.
Athanasius genoss eine exzellente griechische Erziehung, studierte Plato, Homer, Aristoteles, den Neuplatonismus und ganz besonders die Heilige Schrift. Seine profunde Bibelkenntnis und die auch seine Gegner beeindruckende Selbstdisziplin kamen ihm bei der Bewältigung seiner Lebensaufgabe – der Verteidigung der Gottheit von Jesus Christus gegen die Lehre der Arianer – sehr zugute. Während dieser Streitigkeiten wurde Athanasius mindestens fünf Mal auf Betreiben seiner Gegner verband und verbrachte ungefähr siebzehn Jahre in der Fremde (unter anderem wurde er in das heutige Trier verbannt).
Athanasius hat der Kirche bedeutende theologische Schriften und Dokumente hinterlassen. Bereits vor Ausbruch des Arianischen Streites verfasste er die Schriften »Gegen die Heiden« und »Über die Inkarnation des Logos«. In seinem Osterbrief aus dem Jahre 367 n.Chr. werden erstmals alle 27 Bücher des Neuen Testamentes als kanonisch bezeichnet. In seinen »Vier Reden gegen die Arianer« verteidigt er die Göttlichkeit des Sohnes. Neben diesen theologischen Werken verfasste Athanasius auch erbauliche Schriften, so beispielsweise eine Biographie über Antonius den Großen, die binnen kurzer Zeit eine beeindruckende Verbreitung fand.
Aus seinen erbaulichen Werken ragt sein »Brief an Marcellinus« heraus. Der weise Mönchsvater, dem im Brief die Psalmenunterweisung zugeschrieben wird, ist wahrscheinlich Athanasius selbst.
Obwohl im 4. und im 5. Jahrhundert Pslamenhomilien sehr beliebt waren, nimmt dieser Brief eine besondere Stellung ein, da er nicht die Textauslegung, sondern den praktischen Umgang mit dem Psalter thematisiert. Athanasius empfiehlt das Nachsprechen, Beten und Singen der Psalmen, da sie auf diese Weise einen tiefen Eindruck in der Seele hinterlassen und ihre heilsame und auferbauende Wirkung entfalten. Josef Fisch schrieb 1875 in seinen einleitenden Notizen:
Die Psalmen haben nämlich das Eigentümliche, dass der, welcher sie hört oder liest, sie auf sich beziehen, sie in seinem eigenen Rahmen vortragen kann und die Bewegungen seiner eigenen Seele ausgedrückt findet.
So ist die Erklärung der Psalmen von Athanasius insbesondere auch für Christen in der Verbannung oder Verfolgung eine Anleitung dafür, Trost und Ermutigung durch das Lesen, Singen und Beten der Psalmen zu finden.
Ich werde in den nächsten Tage einige Abschnitte aus diesem Brief hier publizieren.
Jungs haben keine Lobby
In den 70er-Jahren entwickelte sich unter dem Druck der Frauenbewegung ein Trend, Mädchen in der Schule spezifisch und nachhaltig zu fördern. Eine Lobby, die sich für die Jungen stark macht, gibt es bislang jedoch nicht. Zudem fehlen männliche Lehrkräfte, die den Jungen eine Indentifikationsfläche bieten. 86 Prozent der Lehrerschaft an Grundschulen ist weiblich.
Annette Kuhn hat für DIE WELT recherchiert, warum Jungs in der Schule oft die Verlierer sind: www.welt.de.
The God Who Smokes
Trevin Wax hat mit Timothy Stoner über sein neues Buch The God Who Smokes: Scandalous Meditation on Faith gesprochen.
Ich kann dieses Interview über die Stärken und Schwächen des emergenten Christseins, das Trevin freundlicherweise auf seinem Blog zugänglich gemacht hat, sehr empfehlen.
Hier die Links zu dem zweiteiligen Gespräch:
Intelligenz ist nicht erlaubt
Der Dokumentarfilm »Expelled«, der sich kritisch mit der Polemik gegen ›Intelligent Design‹ auseinandersetzt und die Diskriminierung evolutionskritischer Wissenschaftler problematisiert, kann inzwischen bei YouTube eingesehen werden.
Rob Bradshaw hat freundlicherweise die entsprechenden Mitschnitte verlinkt: biblicalstudiesorguk.blogspot.com.
Ich empfehle die anderen Beiträge zum Thema:
David Wells: Wie sollen wir in einer (postmodernen) Welt predigen?
Das Henry Center hat einen Vortrag von Prof. David Wells als Video und mp3-Mitschnitt online gestellt.
Die Bibel erobert China – millionenfach
Eine Million Heilige Schriften laufen Monat für Monat in China vom Band. Die Gesamtauflage der chinesischen Bibel kommt bald an die Mao-Bibel heran, das kleine rote Buch mit den Aussprüchen des Großen Vorsitzenden. Dennoch darf sie in staatlichen Läden nicht verkauft werden. DIE WELT schreibt:
Der atheistische Staat hat 1987 der evangelischen Kirche die Bibeldruckerei genehmigt. Die lässt nun neben anderen religiösen Schriften vor allem die Heilige Schrift am laufenden Band produzieren. Der oberste Religionsbeauftragte der Partei, Ye Xiaowen, gratulierte erstmals im Dezember 2007 offiziell: »Es macht uns froh zu sehen, wie hier die Bibeln hergestellt werden.« Anlass für seine Glückwünsche, mit denen Chinas Partei um die Mitarbeit der Religionen bei ihrer »Einheitsfront zum harmonischen Aufbau Chinas« wirbt, war der Druck der 50.000.000. Bibel in Nanking.
Mehr zur Verbreitung der Bibel in China gibt es hier: www.welt.de.
Frohe Weihnachten!
Johannesevangelium 8,12:
Nun redete Jesus wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens haben.
Nachfolge ist etwas anderes, als sich daran zu erinnern, dass man irgendwann einmal eine Entscheidung getroffen hat. Nachfolge heißt: »Hinterhergehen der Schüler hinter ihrem Meister«. Nachfolge bedeutet auch: Lösung von falschen Bindungen und ganz feste Verbundenheit mit seinen Meister in Wort und Tat, das »so Leben«, wie er er es will. Wer Jesus nachfolgt, hält sich nicht in der Finsternis auf, sondern folgt dem Licht.
Gott ist so gut zu uns. Er sandte seinen Sohn Jesus Christus, um uns mit dem Vater zu versöhnen. Was können wir da anderes tun als ihn anzubeten und ganz in seiner Nähe zu bleiben?
Ich wünsche allen Lesern des Blogs frohe Weihnachten und ein gesegnetes Jahr 2009!
Liebe Grüße, Ron
P.S. Meiner Kollegin Beate Hebold danke ich für die Grafik!
Volker Beck: Kein Nachgeben gegenüber dem Druck der Evangelikalen
Volker Beck will den »Evangelikalismus« erneut zum bundespolitischen Thema machen und ruft zum Kampf gegen die Moralethik der Katholischen Kirche auf.
Wieder bemüht er die foucaultsche These: »Es geht ihr [gemeint ist die Evangelische Allianz] um Macht und Einfluss.« Ihm geht es – so scheint er es wohl zu sehen – nur um Aufklärung und Freiheit. Warum habe ich nur das Gefühl, dass er unter Berufung auf die Freiheit mit Hilfe des Staates verbieten möchte, anders zu denken, als er es für richtig hält?
Hier seine Meldung: www.volkerbeck.de.
Die Top-Downloads 2008
Folgende PDF-Dateien wurde im Jahr 2008 am häufigsten abgerufen (Position 1 entspricht dem Beitrag mit den meisten Zugriffen):
- Eine kleine Bibliografie zu Francis Schaeffer
- Wider die Privatisierung des Glaubens
- Wie viel Umgestaltung verträgt der christliche Glaube
- Karl Barth und die Kontextualisierung
- Die Accordance Bibel 7.4
- Brauchen wir einen Kulturevangelikalismus?
- Karl Barth in Chicago
- Die Entwertung des Menschlichen
- Was heißt hier ›liberal‹?
- Was ist Wahrheit?
Die Top-Beiträge 2008
Folgende Beiträge wurde im Jahr 2008 am häufigsten abgerufen (Position 1 entspricht dem Beitrag mit den meisten Zugriffen):
- Cindy Sherman – Meisterin der Verfremdung und Irritation
- Wo sind die türkischen Christen?
- Wie viel Umgestaltung verträgt der christliche Glaube?
- Christus den Weg versperren
- Peter Stuhlmacher über die Neue Paulusperspektive
- Vorlesung über christliche Wirtschaftsethik abgesetzt
- Das Sühneopfer von Jesus Christus
- Märtyrer 2008: Das Jahrbuch zur Christenverfolgung heute
- Robert Spaemann äußert sich über Intelligent Design
- Er wollte die Literatur nicht revolutionieren