Die Kirchen in Deutschland verlieren massiv Mitglieder. Im Jahr 2023 werden mehr als 400.000 Katholiken und 380.000 Protestanten ausgetreten sein. Das Phänomen ist noch nicht wirklich verstanden. Derzeit gibt es zwei große Erklärungsansätze: Es könnte sich einmal um einen sogenannten „Kohorteneffekt“ handeln. Demnach wäre der Mitgliederverlust der Kirchen damit zu erklären, dass Menschen jüngerer Kohorten zwar noch getauft und religiös sozialisiert wurden, diese Bindung aber schwach geblieben ist und mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter endet. Demgegenüber postuliert andererseits die Theorie des „Periodeneffekts“ zur Erklärung der Kirchenaustritte, dass bestimmte Ereignisse, wie z.B. die Berichterstattung über die Missbrauchsfälle in den beiden deutschen Amtskirchen, auch ältere, religiös gefestigte Menschen dazu veranlasst haben, ihre Religionsgemeinschaft zu verlassen.
Der Soziologie Daniel Lois hat sich mit beiden Ansätzen beschäftigt und der Artikel „Wie der Mitgliederverlust der Kirchen zu erklären ist“ erlaubt Einblicke in die Debatte. Alles in allem zeigt sich, dass das Säkularisierungstempo zunimmt:
Für die Kirchen sind das alles schlechte Nachrichten. Die aktuelle Entwicklung ihrer Mitglieder sei durch drei parallel wirkende Mechanismen gekennzeichnet, die das Säkularisierungstempo weiter beschleunigten: Ungebrochen negative Kohorteneffekte gingen einher mit sich jüngst verstärkenden, negativen Periodeneffekten sowie einer zunehmenden Abkopplung von der Kirche bei jungen Erwachsenen. Das heißt, auch wenn die Kirchen in Zukunft keine negativen Schlagzeilen mehr produzieren, werden sich die Kohorteneffekte noch verstärken: Die Kinder von bereits religiös kaum noch sozialisierten Personen werden selbst kaum noch den Kirchen beitreten.
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Niemand freut sich über diese Entwicklung,selbst ein substanzloses Namenschristentum hat noch das Potenzial eines positiven Einflusses auf die Gesellschaft. Das setzt aber die Wahrheit nicht außer Kraft, nämlich, dass „die Kirche“ ein “ Netzwerk“ der wahrhaft Gläubigen ist, die wiedergeborenen Kinder Gottes, die Nachfolger Jesu, die ihn als Herrn ihres Lebens angenommen haben. Diese Definition die sich aus dem Wort Gottes speist, sollte zumindest unter Evangelikalen Zustimmung finden. Somit verlieren die angeführten Zahlen ihren Schrecken, obwohl der Schrecken allerorten sichtbar wird !
Ich bin spät dran mit einem Kommentar … Ein Mit-Problem ist, dass sich die wiedergeborenen Kinder Gottes in einigen Regionen kaum noch vernetzen können. Große Gemeinden, mit einem regen Gemeindeleben, findet man sicherlich noch in den Freikirchen, ebenfalls ist dort ein gutes theologisches Allgemeinwissen bei den Mitgliedern präsent. Es kann passieren, dass die nächste Freikirche dann in 60km Entfernung (oder tw. noch mehr) angesiedelt ist. Dazwischen ist dann der Dorfkirchenbereich der evangelischen Landeskirche. Und dort gibt es u.a. folgende Herausforderungen: Es gibt zu wenig Pfarrer / Pastoren, Stellen sind tw. jahrelang nicht besetzt. Ein Pfarrer hat gerne mal 6 – 7 Predigtstellen ( = eine Gemeinde) inne, zzgl. Vertretungen in den vakanten Nachbargemeinden. Dadurch finden Gottesdienste vor Ort nur noch alle 6 bis 12 Wochen statt. Damit fehlt ein wesentlicher Teil des Gemeindelebens. Die meisten Gottesdienstgänger sind nicht mehr mobil, Nachbarorte können daher Sonntags nicht aufgesucht werden. Die Gemeinde kennt sich nicht ortsübergreifend. (Gemeinsame) Veranstaltung außerhalb der Gottesdienste finden nicht… Weiterlesen »