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Die EKD-Orientierungshilfe: Ein linkes Parteiprogramm?

Die Orientierungshilfe der EKD erinnere an ein linkes Parteiprogramm, schreiben Schirrmacher und sein Kollege Titus Vogt in ihrer „soziologischen und theologischen Kritik des Familienpapiers“. Schon die Zusammensetzung der zuständigen Kommission ließe eine bürgerliche Stimme vermissen. Entsprechend fielen auch die Forderungen des Papiers aus. Sie seien „praktisch identisch“ mit dem Parteiprogramm von Bündnis 90/Die Grünen, stimmten zum Teil aber auch mit dem der Linken überein. In Fragen der Familienpolitik sei auch eine Nähe zur SPD gegeben, „auch wenn man dort in Bezug auf die völlige Entthronung der Ehe viel zurückhaltender formuliert“, schreiben die Autoren.

Eine Zusammenfassung des Gutachtens ist im Magazin des Evangelischen Arbeitskreises der Union „Evangelische Verantwortung“ erschienen und kann hier heruntergeladen werden: 10_2_2014-15_18_07-ev_1+2_14_web.pdf. Das vollständige Gutachten gibt es hier: EKD_Familie_2013__Gutachten_TS_TV_.pdf.

Prof. Slenczka: Stellungnahme zur EKD-Orientierungshilfe

Professor Dr. Reinhard Slenczka hat eine theologische Stellungnahme zur EKD-Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“ verfasst. In einer Zusammenstellung der gröbsten Fehler heißt es:

Zum Schluss eine Zusammenstellung der gröbsten theologischen Grundfehler: Hier geht es nicht um eine Vielfalt von Theologenmeinungen, sondern um Grundlagen christlichen Glaubens und christlicher Lehre, die allgemeinverbindlich sind und dem „magnus consensus“ der katholischen (also nicht nur römischen) Kirche entsprechen:

  1. Der Dreieinige Gott ist nicht eine zeitbedingte Vorstellung von Göttlichem. Er spricht in seinem Wort der Heiligen Schrift, er rettet, aber er richtet und straft auch. Von Gott und seinem Reden und Handeln ist in dem Text an keiner Stelle die Rede.
  2. Heilige Schrift (S. 13) als Offenbarung des Dreieinigen Gottes enthält das wirkende Zeugnis des Wortes Gottes, durch das er handelt in Gericht und Gnade, in Verstehen und Verstockung (z.B. Jes 6, 10; Mat 13, 14 f; Mark 4, 11; Apg 28, 26). Das ist nicht eine „Vielfalt biblischer Bilder“ in „historischer Bedingtheit“. Vor allem aber ist es nicht die Aufgabe des Rates der EKD, die Schrift autoritativ auszulegen. Der Rat bzw. die Kirche stehen nicht über der Schrift, sondern deren Entscheidungen stehen unter der Schrift und sind an ihr zu messen.
  3. Rechtfertigung (S.. 61, 65, 71) ist nicht ein Verzicht auf Werke und Leistung unter Aufhebung der Gebote und Verbote Gottes (Antinomismus), sondern die Rettung des Sünders, der seine Sünde, die am Maßstab der Gebote erkannt wird, bekennt, aus dem Gericht Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, der für uns Sünder am Kreuz gestorben und für unsere Rettung von den Toten auferstanden ist. Von Umkehr und Vergebung ist an keiner Stelle die Rede.
  4. Schöpfungsordnung (58, 59, 67 u. a.) ist ein wichtiger Sachverhalt, der darauf hinweist, dass der Dreieinige Gott diese Welt, den ganzen weiten Kosmos geschaffen und vom Größten bis zum Kleinsten geordnet hat. Diese Ordnung Gottes durchzieht die belebte und unbelebte Natur ebenso wie das Leben und Zusammenleben der Menschen. Wer das leugnet, aufhebt oder verändert, trägt die Verantwortung für die Straffolgen aus dem Gericht Gottes für Zeit und Ewigkeit (Ez 3, 16-21; 33, 7-9; Mat 7, 15-23).

Hier die gesamte Stellungnahme: aufklaerungzureheekd2013.pdf.

EKD-Orientierungshilfe zur Familie vorgestellt

Der Vorsitzende des Rates der EKD, Nikolaus Schneider, hat heute die EKD-Orientierungshilfe zum Thema Familie vorgestellt. Er hat es sich nicht nehmen lassen, den neuen Kurs der Evangelischen Kirche mit Martin Luther zu begründen:

Das „geschichtliche Gewordensein und der Wandel familiärer Leitbilder“ setze die Orientierungshilfe der EKD voraus, so Schneider. Dabei könne sie sich auch auf Martin Luther beziehen, denn bei aller Hochschätzung als „göttlich Werk und Gebot“ erklärte Luther die Ehe zum „weltlich Ding“, das von den Partnern gestaltbar sei und gestaltet werden müsse.“ Schneider: „Aus einem evangelischen Eheverständnis kann heute eine neue Freiheit auch im Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen erwachsen – im Umgang mit Geschiedenen genauso wie mit Einelternfamilie oder auch mit gleichgeschlechtlichen Paaren.“

Was soll man dazu noch sagen? Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden?

Die Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit: Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland kann hier im PDF-Format heruntergeladen werden: familie_als_verlaessliche_gemeinschaft.pdf.

Orientierungshilfe zum Islam

orientierungshilfe.jpgDie westfälische Kirche hat eine Orientierungshilfe zum Islam für evangelische Christen herausgegeben. Die Broschüre mit 51 Seiten solle dazu beitragen, den Dialog in religiösen Fragen zu versachlichen und das Zusammenleben zu verbessern, teilte die Kirche am 28. Februar in Bielefeld mit. Die Materialsammlung gibt Anregungen für multireligiöse Gebetsfeiern sowie Eheschließungen von christlichen und muslimischen Partnern. Auch Hilfestellungen für den Umgang mit Muslimen in evangelischen Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen werden gegeben. Gottesdienste oder Gebetsfeiern, in denen Christen und Muslime gemeinsam beten, lehnt der Herausgeber ab. Ein Muslim könne nur als Muslim und ein Christ nur als Christ beten, heißt es.

Nach Auffassung von Pfarrer Eberhard Troeger, Vorstandsmitglied des Instituts für Islamfragen, lehne sich die Orientierungshilfe an die EKD-Schrift Klarheit und gute Nachbarschaft vom November 2006 an. Eine Wertung des Islam aus biblischer Sicht werde in dem Dokument vermieden.

Die Pressemeldung der Evangelischen Kirche von Westfalen sowie ein Downloadangebot für die Orientierungshilfe ist hier zu finden: www.ekvw.de.

Rede frei! Mit Recht über das Evangelium sprechen

2019 RedeFreiWie können und dürfen Christen in ihrem Beruf, in der Schule und in der Öffentlichkeit über ihren Glauben reden? Fragen wie diese beantwortet eine 60-seitige Orientierungshilfe unter dem Titel „Rede frei! Mit Recht über das Evangelium sprechen“. Herausgeber sind die Deutsche Evangelische Allianz, die Juristenvereinigung „Christ und Jurist“ sowie die christliche Menschenrechtsorganisation ADF International (Allianz zur Verteidigung der Freiheit). Vertreter dieser drei christlichen Verbände haben die 60-seitige Broschüre auf der Bundestagung von „Christ und Jurist“ am 24. Mai in Wiesbaden erstmals vorgestellt.

Hier die Broschüre: 2019_RedeFrei.WEB.pdf.

Verfolgt in Deutschland

Leider sind besonders Christen in den europäischen Asylbewerberheimen Übergriffen durch fanatische Muslime ausgesetzt, berichtet Max Klingberg in einem Beitrag für DIE WELT. Für Konvertiten ist die Lage geradezu bedrohlich.

Ich arbeite  seit über 10 Jahren mit Max Klingberg zusammen und schätze seine Expertise. Er gehört nicht zu den Krawallmachern, sondern setzt sich als Sachkundiger für Menschenrechtsfragen und Asylantenbetreuer für eine besonnene und selbstkritische Berichterstattung ein. Seine Beobachtungen sind durchaus ernst zu nehmen.

„Natürlich bringen Flüchtlinge auch ihre eigenen Konflikterfahrungen mit, zum Beispiel zwischen Schiiten und Sunniten oder Christen und Muslimen“, bestätigt der Migrationsforscher Klaus J. Bade. Er verlangt für die anstehenden Integrationsfragen gesellschaftspolitische Visionen und zukunftsorientierte Konzepte. Auch er fordert ein verstärktes Leitbild, mit dem sich die Deutschen, aber auch die Flüchtlinge identifizieren können – und müssen. „Das ist der Preis, den jeder Zuwanderer zahlen muss, der in Deutschland leben will.“ Bade fordert an den Integrationskurs angegliederte Orientierungshilfen, die zugeschnitten sind auf das jeweilige Herkunftsland.

„Häufig geht die Aggression von Afghanen oder Pakistanern aus, sie sind oft noch islamistischer als manche Syrer und Iraker“, sagt Max Klingberg von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, seit 15 Jahren in der Flüchtlingsbetreuung aktiv. Er geht davon aus, dass die Gewalt in den Asylunterkünften weiter ansteigen wird. „Wir müssen uns von der Illusion befreien, dass alle, die hier ankommen, Menschenrechtsaktivisten sind. Unter den jetzt Ankommenden ist ein nicht kleiner Anteil in ihrer religiösen Intensität mindestens auf dem Niveau der Muslimbrüder.“

Je enger die Menschen zusammenlebten, desto eher brächen Konflikte hervor. „Ehrenamtliche berichten von Aggressionen bis hin zu Enthauptungsdrohungen von Sunniten gegen Schiiten, doch am härtesten trifft es Jesiden und Christen“, sagt Klingberg. „Bei christlichen Konvertiten, die ihren Glauben nicht verheimlichen, geht die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Übergriffen oder Mobbing zu werden, gegen 100 Prozent.“

Hier der Beitrag der Redakteurin Freia Peters: www.welt.de.

Ohne mich

Die Redakteurin Liane Bednarz beschreibt für Christ & Welt, warum sie aus der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgetreten ist und was sie an der Katholischen Kirche anzieht. Authentisch und irgendwie verständlich! Ein tieferer Blick hinter die Kulissen der Katholische Kirche dürfte freilich zeigen, dass dort die Nöte vergleichbar groß sind. Das Zeugnis verdeutlicht insgesamt, dass wahrheitssuchende Menschen sich vom „sozialen Evangelium“ betrogen fühlen und der Bedarf für einen geistlichen und intellektuellen Aufbruch immens ist. Kyrie eleison.

Man verstehe mich bitte nicht falsch: Natürlich ist auch ein religiöser empathieloser Rigorismus abzulehnen, der nur noch auf das Jenseits starrt und sich allein um das eigene Seelenheil sorgt. Aber die Umdeutung zentraler biblischer Begriffe wie »Friede« und »Gerechtigkeit« in diesseitige Politik schreckte mich zutiefst ab. Und meistens, wenn ich diese Irritation gegenüber Vertretern der evangelischen Kirche zum Ausdruck brachte, stieß ich auf Verständnislosigkeit.

Eigentlich wurde fast alles, was in der Bibel steht, relativiert. Im Jahre 2013 mit der »Orientierungshilfe« sogar das grundsätzlich auf die Ewigkeit angelegte Versprechen der Ewigkeit der Ehe. Wenn man selbst miterlebt hatte, wie allein der Vers »Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen« (Markus 10,2), die Ehe von zwei Menschen ungeachtet aller Turbulenzen an dem einstigen Versprechen hat festhalten lassen, war man verwundert. Gleichzeitig, auch das soll nicht verschwiegen werden, hat mich der enorm strenge, oftmals antiintellektuelle Kurs einiger Freikirchen abgeschreckt. Und so bin ich jahrelang zwischen evangelischen Landeskirchen einerseits und Freikirchen andererseits mäandert.

Im Mai 2011 schließlich kam es für mich zu einer Wende. Ausgelöst durch das Buch »Das katholische Abenteuer« des Journalisten Matthias Matussek begann ich, mich mit dem Katholizismus zu beschäftigen, und entdeckte in diesem eine aus meiner Sicht stringentere und sowohl intellektuelle als auch im Herzen verankerte Form der Suche nach der ewigen Wahrheit, die letztlich zu meinem Austritt führte.

Ich erlebe vor allem in den Predigten katholischer Priester insgesamt eine größere Ernsthaftigkeit der Erhabenheit Gottes und der Frage nach dem Jenseits gegenüber. Auch wenn ich damit vielen Menschen in der evangelischen Kirche ihren tiefen Glauben selbstverständlich nicht absprechen möchte. Konvertiert bin ich noch nicht, da ich immer noch offene Fragen habe. Aber ich glaube, ich befinde mich auf dem Weg dorthin.

Mehr: www.christundwelt.de.

VD: AG

Ehe und Familie in der Bibel und in unserer Zeit und Kultur

Jonas hat sich mit der EKD-Desorientierungshilfe zur Familie auseinandergesetzt. Er verfängt sich aber nicht in der Kritik, sondern entwickelt hilfreiche Empfehlungen für Christen und Gemeinden, die sich  dem Zeitgeist nicht widerstandslos unterwerfen wollen. Jonas:

Es wurde lediglich versucht, dagegen zu argumentieren, ohne Alternativen zu bieten. Dies fand ich schade, denn es beendete den Dialog noch bevor er begonnen hatte und untergrub in gewisser Weise auch die Kraft der jeweiligen Kritik. Zweitens vermisste ich Stimmen aus den Gemeinden den Freikirchen. Zwar hatte die Evangelische Allianz Deutschlands relativ bald reagiert, aber diese zählt ja bekanntlich nicht als Gemeindebund. Aus diesem zweifachen Mangel heraus entstand nach einem knappen halben Jahr des Wartens der Entschluss, etwas daran zu ändern. Und nach einem weiteren halben Jahr und einer sehr spannenden Auseinandersetzung mit dem Thema „Ehe und Familie“, für die ich außerordentlich dankbar bin, möchte ich eine erste Antwort auf das Familienpapier vorlegen. Sie stellt keineswegs den Anspruch, vollständig zu sein. Es mag auch sein, dass sie Fehler enthält und weiterer Überarbeitung bedarf. Wer welche findet, darf sich gerne jederzeit bei mir melden. Ich bin dankbar für Korrektur und Rückmeldung.

Die Schrift: „Ehe und Familie in der Bibel und in unserer Zeit und Kultur Eine Auseinandersetzung mit der EKD-Orientierungshilfe: Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ kann hier heruntergeladen werden: Familienpapier_JE.pdf.

Eröffnung des EKD-Studienzentrums für Genderfragen

Die EKD macht es den in ihr verbliebenen bekenntnisorientierten Mitgliedern wirklich schwer. Nach dem Desaster mit der Orientierungshilfe und der „Eine Tür ist genug“-Kampagne wurde gestern ein Studienzentrum für Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover eröffnet. Da sage jemand, die EKD setze keine Prioritäten!

Einschlägige Agenturen wie idea oder Medienmagazin pro haben hinlänglich darüber berichtet. Wer sich die Mühe macht, die „Tischreden“ zur Eröffnung zu lesen, wird schnell erkennen, in welche Richtung es geht. Der Ertrag steht fest. Mit Skeptikern will die Kirche nachsichtig umgehen. Bei der wissenschaftlichen Arbeit und deren Vermittlung müssen – so Nikolaus Schneider – die Ängste und Vorurteile gutwilliger Verächter berücksichtigt werden. Prof. Dr. Claudia Janssen, Studienleiterin des Zentrums, läßt uns in ihrem Statement wissen:

Ich wünsche mir für das Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie, dass es ein Ort des Dialogs wird. Der Begriff Gender öffnet sich für den ganzen Reichtum an Forschungsdiskursen, an die wir anknüpfen können: Feministische Theologien, Rassismus-Diskurse, insbesondere den christlich-jüdischen Dialog, queer-Theologien, ökumenische, unterreligiöse und postkoloniale Diskurse… Ich persönlich nähere mich den Fragen des Geschlechterverhältnisses aus feministischer Perspektive an und will aus den Dialogen lernen: nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern zwischen allen Geschlechtern, zwischen Menschen, die hetero-, bisexuell, lesbisch, schwul, transgender, intersexuell, queer sind.

Gender ist ein offener Begriff, der mit Leben gefüllt werden muss. Eine geschlechterbewusste Theologie, die wir im Studienzentrum weiterentwickeln wollen, steht für eine Kultur der Wertschätzung in unserer Kirche: eine Kultur, die Unterschiede hoch achtet und gleichzeitig auch darauf schaut, was uns verbindet. Der Erfolg der Arbeit der letzten Jahre zeigt, dass die Idee des Studienzentrums von vielen unterschiedlichen Menschen, Haupt- und Ehrenamtlichen getragen wird, die in der Entwicklung einer geschlechterbewussten Theologie eine innovative Kraft für unser Kirche sehen.

Die Bibel ist in diesem Prozess der Veränderung eine Kraftquelle – spirituell und politisch. Eine geschlechterbewusste Hermeneutik für die Auslegung der Bibel zu entwickeln, bedeutet festgefügte Geschlechterklischees zu überwinden und die Aktualität ihrer befreienden Aussagen neu zu entdecken. Geschlechterbewusste Bibelauslegung ist immer kontextuell. Sie speist sich aus vielfältigen Dialogen: zwischen allen Geschlechtern, den Generationen, Dialogen zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Gesellschaft, Politik und Theologie und Dialogen zwischen den Religionen; sie lebt vom Austausch weltweit.

Dialog und Nachsicht gibt es allerdings nur für Leute, die sich für die neue Genderkultur als anschlussfähig erweisen. Das wird jeder merken, der an einer Gebotsethik festhält. Wolfgang Thielmann erklärt beispielsweise in der Ausgabe 13/2014 von Christ & Welt, die Kirche habe auf dem gegenderten Kurs zu bleiben, solange es in ihr noch „Stinos“ (gemeint sind heterosexuelle Spießer) gibt, die zwischen Mann, Frau oder __ unterscheiden:

Und natürlich protestieren die Evangelikalen. Die konnten schon immer gut mit der CDU. Sie sind die protestantischen Stinos. „Ich bin zutiefst geschockt und sehe alle christlichen Werte verraten!“, zitiert der Nachrichtendienst idea einen ihrer Vertreter mit Namen Alexander Schick. Das Video spüle alle ethische Autorität der Protestanten durch den Abfluss. Ein anderer Evangelikaler, er heißt Ron Kubsch und ist Dozent für Apologetik, empfiehlt in idea: „Man kann ja austreten.“ Eben nicht, Herr Kubsch, eben nicht, solange Sie die einzige Tür in der Kirche blockieren!

Na dann. Gute Nacht!

Die EKD legt vor

Die EKD spricht gern über Sexualität. Nachdem mit der Orientierungshilfe eine Richtung vorgezeichnet worden ist, wird missionarisch nachbereitet. Die Aktion „Eine Tür ist nicht genug – Beziehungsgeschichten im Jetzt“ bringt es wie folgt auf den Punkt:

Eine Tür ist genug — alle gehören dazu: Frauen und Männer, vom anderen oder vom gleichen Geschlecht angezogen, in Paarbeziehung lebend oder alleinstehend, Männer die sich als Frauen fühlen, Frauen, die sich als Männer fühlen, Menschen mit ganz individueller Geschlechtsidentität. Alle können miteinander leben, ohne sich gegenseitig Angst machen zu müssen. Niemand soll sich verstecken oder verbiegen müssen, niemand sollte sich überlegen fühlen.

Gegenseitiges Verständnis, gegenseitiger Respekt, gegenseitige Wertschätzung und gegenseitige Unterstützung sind noch keine Selbstverständlichkeit. Wir möchten dazu beitragen, dass sich das ändert.

Hier das dazugehörige Video:

Leider höre ich immer wieder, dass Anmerkungen und Kommentare, die bei der EKD hinterlegt werden, einfach verschwinden. Die grenzenlose Vielfalt kennt ihre Grenzen sehr genau, besonders dann, wenn mal jemand für das christliche Familienbild plädiert. Ich selbst habe in dieser Woche ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass die Pluralismus versessene Ev. Kirche bestimmte Meinungen dem vermeintlich offenen Diskurs entzieht. Damit das gleich geklärt ist: Nein,  ich habe mich nicht homophob geäußert.

Ähnlich erging es einem jungen Mann, den ich mal einfach Max nenne. Sein Kommentar wurde bei „Eine Tür ist nicht genug“ nicht angenommen. Die Tür war also verschlossen. Mit dem Einverständnis von Max hinterlege ich seine Einlassung dann eben hier:

Es ist immer wieder erschütternd, wie sehr sich manche Christen von Gott und Gottes Wort entfernt haben und den Menschen falsche Dinge bringen, um sie zu verderben. Ich bin sehr froh, dass ich als homosexueller Mann damals, als ich nach meiner Bekehrung auf Gemeindesuche war, von Gott von den Gemeinden, die zur EKD gehören, weggeholt, ja geradezu „weggerettet“ wurde. Mich erinnert das sehr stark an 2. Timotheus 4,2-4 / Matthäus 7,15 / Apostelgeschichte 20,28-30 / Jesaja 5,20 / 1. Johannes 2,18-19 / 2. Thessalonicher 3,6 und vor allem an Matthäus 7,21. Da in Gottes Wort steht, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist, will ich mich gerne daran halten und darum bemüht sein, ein Leben nach SEINEN Maßstäben und nach SEINEM Willen zu leben. Was irregeleitete Menschen lehren, damit man es sich in Sünde und Gottlosigkeit schön bequem machen kann, muss mir egal sein, mögen die Worte solcher Leute auch noch so süß und verführerisch sein. Bereits in der Apostelgeschichte steht ja, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Es tut mir übrigens für so viele bibeltreue Christen in der EKD unendlich leid, dass ihre Kirche anscheinend inzwischen dem Zeitgeist und links-grüner Politik zum Opfer gefallen ist, aber man kann ja auch austreten und sich Christen anschließen, die Gott und Gottes Wort achten und lieben und darum bemüht sein wollen, sich Gott unterzuordnen … Wen mein Zeugnis interessiert, der kann es hier nachlesen: www.idealisten.net.

Max

Kritik des Familienpapiers der EKD

978 3 86269 079 4Das bisher umfangreichste Gutachten der Orientierungshilfe zur Familie der EKD ist erschienen als:

  • Thomas Schirrmacher u. Titus Vogt: „Ein neues normatives Familienmodell“ als „normative Orientierung“ – Eine soziologische und theologische Kritik des Familienpapiers der EKD, Bonn: VKW, 2013, 160 S.

 

Im Vorwort heißt es:

Das vorliegende Gutachten erging am 9.9.2013 als Entwurf an den Rat der EKD für seine Sitzung zum Thema, sowie an den Vorstand der EKD-Synode und einige Kirchenleitungen und Fachleute zur kritischen Rückmeldung. Da das Gutachten auch auf parteipolitische Positionierungen eingeht, sollte seine Veröffentlichung bewusst auf die Zeit nach der Bundestagswahl verlegt werden. Aufgrund von Ankündigungen von Korrekturen wurden sodann eine Fachtagung und die EKD-Synode abgewartet. Inzwischen hat die EKD die Vorträge der Fachtagung und die meisten der Stellungnahmen und Zeitungsberichte in einem Sammelband veröffentlicht. Da erhebliche Teile der Argumentation dieses Gutachtens dort jedoch nicht erscheinen und nachdem sich die EKD-Synode am 13.11.2013 die Forderungen der Orientierungshilfe zu eigen gemacht hat und nachdem der Ratsvorsitzende der EKD in einem Weihnachtsinterview mit den Ruhr Nachrichten auch nach der breiten Diskussion noch einmal alle Forderungen der Orientierungshilfe bekräftigt hat, entschlossen wir uns, das Gutachten nach Durchsicht von Fachleuten trotz der zeitlichen Distanz zu aktualisieren und zu veröffentlichen.

Hier das Inhaltsverzeichnis: EKDFamilie2013.pdf.

Das Buch kann hier bestellt werden: www.genialebuecher.de.

Das Evangelium für Litauen

lahayneEs ist mir eine Freude, das Blog meines ehemaligen Kollegen Holger Lahayne vorzustellen. Holger lebt mit seiner Familie in Litauen und arbeitet dort für die Studentenmission IFES (in Litauen LKSB) sowie als Dozent am Ev. Bibelinstitut. Ausserdem übersetzen Holger und seine Frau Rima christliche Literatur in die litauische Sprache, derzeit arbeiten sie an einer Neuübersetzung des Heidelberger Katechismus.

Holger ist Kurator der Evangelisch-reformierten Kirche Litauens. Die Kirche hat kürzlich einen „Kanon zu Ehe und Scheidung“ herausgegeben, der im Auftrag der Synode ins Deutsche übersetzt wurde (der Text kann hier eingesehen werden). Der Beschluss der Ev.-reformierten Kirche Litauens ist bibelbezogen und hebt sich damit deutlich von der Orientierungshilfe der Ev. Kirche in Deutschland ab. In einem ideaSpektrum Leserbrief schrieb Holger Lahayne kürzlich:

Eine Kluft zwischen den Protes­tanten Europas entsteht Kardinal Meisner warnt vor einem „tiefen Riss in der Ökumene“, verursacht durch die jüngste „Orientierungshilfe“ der EKD zum Thema Ehe und Familie. Eine immer größere Kluft tut sich auch innerhalb der Protes­tanten Europas auf. Aufgrund ganz unterschiedlicher Ansichten zu Ehe und Sexualität haben beispielsweise die Lutheraner der baltischen Länder schon seit Jahren keine Gemeinschaft mehr mit der Kirche Schwedens. Nun nahm bei der Synode im Juni die Evangelisch-refomierte Kirche Litauens einen Kanon zu Ehe und Scheidung an und kehrte damit zu biblischen und reformatorischen Grundsätzen zurück. Die Ehe wird dort als „ein heiliger Bund zwischen einem Mann und einer Frau“ bezeichnet, und es ist Gottes Wille, dass dieser Bund ein Leben lang hält. Unzucht wird biblisch definiert, und bei den Scheidungsgründen und der Wiederheirat wird die traditionelle reformierte Lehre bekräftigt. Diese Sicht wurde von Deutschland her schon als biblizistisch gebrandmarkt. Sie würde eine evangelikal-fundamentalistische Weltanschauung widerspiegeln. Die Kirche Litauens wird ihre Position auch in der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, zu der einige EKD-Kirchen gehören, verteidigen. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass manche Kirchen des Westens und die Zentral- und Osteuropas unterschiedliche Wege gehen.

Wer sich für das wunderschöne Litauen und die Kirchen dort interessiert, wird auf der Seite www.lahayne.lt viele interessante Informationen finden. Holger kommentiert auch Themen, die weit über Litauen hinausreichen, wie z.B. den neuen evangelikalen Moralismus: Sünde Smartphone?.

Holger und Rima brauchen für Ihre Arbeit weitere Unterstützung. Wer ihnen helfen möchte, findet hier weitere Informationen: lahayne.lt.

Offener Brief von Wilfried Härle

Der evangelische Dogmatiker Prof. Dr. Wilfried Härle hat einen Offenen Brief an den Ratsvorsitzenden der EKD zur Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“ verfasst.

Ich zitiere aus dem mir vorliegenden Schreiben:

Die evangelische Kirche ist von ihrem Ursprung her bestimmt von der Grundüberzeugung, dass ihr die Offenbarung Gottes, die sie in dieser Welt zu bezeugen hat, auf keinem anderen Weg überliefert ist als durch die Bibel. Deshalb gewinnt die Kirche ihre Orientierung aus der Heiligen Schrift, die aus sich selbst auszulegen ist. Dieser Grundüberzeugung setzt der EKD-Text (S. 13) die These entgegen: „Angesichts der Vielfalt biblischer Bilder und der historischen Bedingtheit des familialen Zusammenlebens bleibt entscheidend, wie Kirche und Theologie die Bibel auslegen und damit Orientierung geben“. Damit wird die Orientierungsfunktion der Bibel für Kirche und Theologie ersetzt durch die Orientierungsaufgabe, die Kirche und Theologie durch die Art ihrer Auslegung der Bibel wahrnehmen sollten. Und woran orientiert sich diese Auslegung, wenn nicht am Wortlaut der Bibel und damit an dem durch ihn bezeugten Inhalt der Schrift? In der vorliegenden Orientierungshilfe ist es offensichtlich die „historische Bedingtheit des familialen Zusammenlebens“, wie die Verfasser dieses Textes sie sehen. Eine Folge dessen ist, dass die schöpfungstheologische Aussage über das Zusammenleben von Mann und Frau (Gen 2,24), die im Neuen Testament, insbesondere von Jesus, so oft zitiert wird, wie kein anderer Text, faktisch auf die mehrfach zitierte Formel reduziert wird: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“. Und der EKD-Text versteigt sich sogar zu der Behauptung, ein normatives Verständnis der Ehe als göttliche Stiftung entspreche nicht dem biblischen Zeugnis. Und das nennt er selbst „Theologische Orientierung“.

Der zweite Bruch mit einer evangelischen Grundüberzeugung findet dort statt, wo der EKD-Text sein erweitertes Familienverständnis gegen alle normativen Aussagen über (geschlechtsbedingte) Lebensformen in Stellung bringt: „Wo Menschen auf Dauer und im Zusammenhang der Generationen Verantwortung füreinander übernehmen, sollten sie Unterstützung in Kirche, Gesellschaft und Staat erfahren. Dabei darf die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werden, nicht ausschlaggebend sein. Alle familiären Beziehungen, in denen sich Menschen in Freiheit und verlässlich aneinander binden, füreinander Verantwortung übernehmen und fürsorglich und respektvoll miteinander umgehen, müssen auf die Unterstützung der evangelischen Kirche bauen können.“ (S. 141) Wenn man diese Aussagen ernst nimmt, heißt das, dass die evangelische Kirche in Zukunft Bigamie, Polygamie, sexuelle Dauerbeziehungen in Kommunen, inzestuöse Lebensverhältnisse etc. tatkräftig unterstützen muss, wenn diese Lebensformen in Freiheit, Verlässlichkeit, Verantwortung, Fürsorge und Respekt eingegangen und geführt werden.

Sollte dies tatsächlich die Meinung (des Rates) der EKD sein, dann folgt daraus u. a., dass auch für Pfarrerinnen und Pfarrer künftig die Form, in der sie Familie und Partnerschaft leben, nicht ausschlaggebend sein darf. Sollte man dem Rat der EKD empfehlen, diese beiden fatalen Brüche mit den normativen Grundlagen der evangelischen Kirche nachträglich aus dem Text herauszunehmen und den Rest zu erhalten? Bei diesem Versuch würde sich voraussichtlich zeigen, dass genau dies in methodischer Hinsicht die beiden tragenden Pfeiler des ganzen Textes sind, ohne die er in sich zusammenbräche. Aber ich fände: immer noch besser, der Text bräche zusammen, als dass die evangelische Kirche theologisch den Boden unter den Füßen verliert.

VD: EP

Feministischer Zeitgeist in der EKD

In einem Leserbrief schreibt W.N. zum EKD-Familienpapier (FAZ vom 07.08.2013, Nr. 181, S. 30):

„Die EKD droht im Strudel des Relativismus zu versinken. Sie ist führungslos. Mit Nikolaus Schneider steht ein Zeitgeist-Theologe an der Spitze, der den Überblick verloren hat … Ich habe jetzt nach 58 Jahren die evangelische Kirche verlassen. Eine solche Kirche ist nicht mehr meine Kirche. Und wenn sie diesen Weg fortsetzt, wird sie nicht mehr lange Kirche sein.“

Der Systematiker Horst Georg Pöhlmann hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet. IdeaOnline meldet:

„Pöhlmann zufolge ist die Ehe – entgegen der Darstellung in der Orientierungshilfe des Rates der EKD – eine „göttliche Stiftung“. Das werde mehrfach in der Bibel bezeugt. Pöhlmann gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Jesus sagt ausdrücklich von der Ehe, Gott hat die beiden Ehepartner zusammengefügt“ (Matthäus 19,6).“

Warum hält sich die EKD nicht an die Barmer Erklärung?

Sebastian Moll stellt bezüglich der EKD-Orientierungshilfe zur Familie eine treffliche Frage: „Warum hält sich die EKD nicht einfach an die Barmer Erklärung von 1934?“ Dort lesen wir (der Text geht bekanntlich fast vollständig auf Karl Barth zurück, siehe hier):

„Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.“

Let’s talk about Sex

In den letzten Wochen haben sich sonderbare Konstellationen ergeben. Im SPIEGEL, in der WELT oder in der FAZ wird die EKD-Orientierungshilfe zur Familie schonungslos verrissen (vgl. z.B. hier). Im Dunstkreis des Evangelikalismus finden sich hingegen Stimmen, die sich mit dem Abschied vom christlichen Familienbild solidarisieren (z.B.  bei Peter Aschoff von der Lausanner Bewegung oder bei Rolf Krüger von dem Internetportal Jesus.de).

Da macht sich ganz natürlich Unsicherheit breit, besonders unter jungen Leuten. Dankbar empfehle ich Zweifelnden den Aufsatz „Let’s talk about Sex: Eine Revolution, die sich an der Bibel orientiert“ von Konstantin Mascher (Salzkorn 3/2013, 120–125), der sowohl einen Rückblick als auch einen herausfordernden Ausblick zu Familie und Geschlechtlichkeit anbietet.

Das Reden über Sex hat inflationäre Ausmaße angenommen – auch in der Kirche. Zugleich aber herrscht eine erstaunliche Sprachlosigkeit unter uns, wenn es um die Gabe der Sexualität als Aufgabe geht. Prüderie unter Christen hat viele Formen: Sie kann den Menschen durch restriktives Moralisieren beschämen, sie kann ihn aber auch durch schamloses Verwischen der Grenzen demoralisieren. Darüber hinaus hat es vielen Ehepaaren schlichtweg die Sprache verschlagen, weil die Realität des Scheiterns in der eigenen Sexualität dominiert. Enttäuschungen, Frustrationen und Verletzungen sind kaum zu vermeiden; die Sprachlosigkeit darüber sollte aber nicht hingenommen werden. Die Heilung der Herzen und der Ehen beginnt, wenn Menschen dazu befähigt werden, das Erlebte oder Nichterlebte in ihrer Sexualität zu benennen und die damit einhergehende Scham auf angemessene und behutsame Weise in Worte zu kleiden. Es braucht daher in der Kirche insgesamt, aber auch in den Gemeinden vor Ort, ein neues, an der kraftvollen, lebenshaltigen Verheißung der Bibel ausgerichtetes Reden über Sex!

Die Revolution der Liebe, die das zeitlos aktuelle Modell propagiert, dauert an. Diese in der Zweiheit von Mann und Frau liegende kreatürlich-kreative Kraft der Geschlechtlichkeit soll wider den Zeitgeist behauptet und in seiner ganzen Schönheit, Fülle und Freude lebendig werden!

Hier: www.ojc.de.

Protestantische Desorientierung

Der Ratsvorsitzende der EKD hat sich nochmals festgelegt: Es wird keine Änderung am Orientierungspapier der EKD geben. Die Kritik aus den eigenen Reihen wird ignoriert. Es scheint so, als seien die Nebelkerzen in der Evangelischen Kirche in die Serienproduktion gegangen. Zu lesen ist in dem FAZ-Interview:

Ich halte das „Neudenken“ von Familie nicht für einen Bruch. Denn das Neue besteht darin, dass Familie nicht mehr allein auf die traditionelle Ehe beschränkt wird. Aber das ist kein Abschied von der Hochschätzung der Ehe.

Immer wieder argumentieren übrigens die Verteidiger des EKD-Papieres mit einem Schluss vom Sein auf das Sollen: Weil die gesellschaftliche Wirklichkeit so oder so aussieht, sollen wir so oder so handeln. Das ist keine protestantische, sondern dilettantische Ethik.

Der DLF hat in einem Beitrag den verschiedenen Parteien im Streit um die EKD-Orientierungshilfe Raum gegeben. Scharfe (und völlig berechtigte!) Kritik übt der emeritierte Bonner Ethiker Prof. Ulrich Eibach.

Ehe und Familie als Gaben Gottes entdecken

Hans-Jörg Voigt, Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK), hat auf dem Hintergrund der aktuellen Debatte um die Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema „Familie“ ein Hirtenwort veröffentlicht. Voigt schrieb das Hirtenwort, „um bei all diesen Verunsicherungen besonders junge Menschen zu ermutigen, sich auf eine Eheschließung und auf die Gründung einer Familie mit Kindern einzulassen“.

Das Schreiben: „Ehe und Familie als Gaben Gottes entdecken“ kann hier abgerufen werden: Hirtenwort_Ehe-Familie.pdf.

Das Armutszeugnis der evangelischen Kirche

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, bemüht sich um Schadensbegrenzung. Er verteidigt die umstrittene Orientierungshilfe zur Familie. Gleichzeitig erzählt er, die traditionelle lebenslange Ehe bleibe das Leitbild der Evangelischen Kirche. Das ist Bullshit (siehe dazu hier)!

Matthias Kamann zeigt, weshalb die Orientierungsschrift ein einziges Armutszeugnis ist:

Gewiss, ihr [der Ehe] soll laut EKD-Text der Segen bei der Trauung zuteilwerden, als „wirkmächtiger Zuspruch von Zukunft“. Aber Segenshandlungen fasst das Papier dann auch generell bei „Partnerschaften“ ins Auge – „selbst in ihrem Scheitern“. Durchaus, die EKD „würdigt“ die Rechtsform der Ehe als „besondere Stütze und Hilfe“. Aber zum einen ist „würdigen“ ein seltsam schwaches Verb, mit dem eher ein nachträgliches Wertschätzen als ein vorgebendes Normieren gemeint ist. Und zum andern folgt aus der Würdigung mitnichten eine orientierende Funktion dieser Lebensform. Vielmehr wird die Orientierungskraft einer Leitlinie nicht der Ehe, sondern allgemein dem freundlichen Familienleben in verschiedensten Formen zugesprochen: „Leitlinie einer evangelisch ausgerichteten Förderung von Familien, Ehen und Lebenspartnerschaften muss die konsequente Stärkung von fürsorglichen Beziehungen sein.“ Weiter: „Dabei darf die Form, in der Familie und Partnerschaft gelebt werden, nicht ausschlaggebend sein.“ Dadurch verschwindet jede Möglichkeit, der Form „Ehe“ normativen Rang zuzuschreiben. Das führt zu Folgeschäden.

„Liebesleben hoch 6“

Die Bundesverbände „Evangelische Frauen in Deutschland“ e.V. und „Männerarbeit der EKD“ haben heute in Kassel eine Tagung zum Thema  „LiebesLeben – Vielfalt sexueller Identitäten und Beziehungen als Herausforderung für Theologie und Kirche“ durchgeführt. Über das Anliegen der Tagung schreiben die Veranstalter.

Die Fachkonferenz lädt dazu ein, über die Vielfalt sexueller Identitäten und Beziehungsformen nachzudenken und der Frage nachzugehen, in welcher Weise die christlichen Grundwerte der Verantwortlichkeit, Verlässlichkeit, Wechselseitigkeit und Kontinuität in der Gestaltungder Beziehungen gelebt werden können. Die Fachkonferenz ermöglicht eine Auseinandersetzung mit Lebensformen, die bislang von der Kirche kaum oder gar nicht in den Blick genommen wurden. In Impulsreferaten soll die Situation und die besondere Herausforderung verschiedenster Lebensentwürfe aufgegriffen und dargestellt werden. Aus dem großen Bereich verschiedener Geschlechtsidentitäten und Beziehungsentwürfe wurden vier ausgewählt: Homosexuelle,Intersexuelle, Singles sowie polyamouröse Beziehungen.

In Impulsreferaten wird die Frage nach „Freiheit und Bindung“ bedacht. Welche Wertvorstellungen prägen im Kern die verschiedenen Lebensentwürfe? Welche Vorstellungen von Treue, Ehrlichkeit, Transparenz und Verbindlichkeitliegen ihnen zugrunde? Das Ziel der Fachkonferenz ist, Menschen für die Vielfalt von Lebensentwürfen zu sensibilisierenbzw. ihren Blick zu weiten und damit auch Prozesse anzuregen, um neue kirchliche Angebote für Menschen in ihrer heutigen Lebens-, Arbeits- und Beziehungssituation zu entwickeln.Die Fachkonferenz will somit zu einem Klima beitragen, in dem es möglich wird, das gemeinschaftliche Leben in Beziehungen verschiedener Art dankbar als gute Gabe Gotteszu verstehen, anzunehmen und zu leben.

Wie die Nachrichtenagentur Idea berichtet, knüpfte die Tagung nicht nur an das neue Familienbild der EKD an, sondern regte bereits dazu an, einen konsequenten Schritt weiter zu gehen:

Wie der Geschäftsführer der Männerarbeit der EKD, Martin Rosowski (Hannover), sagte, sollte die Tagung an die neue Orientierungshilfe der EKD zum Thema Familie anknüpfen. Das Papier hat eine heftige Debatte um das evangelische Ehe- und Familienverständnis ausgelöst. Darin rückt die EKD von der Ehe als der alleinigen Norm ab und vertritt ein erweitertes Familienbild, das vielfältige Lebensformen – zum Beispiel gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit Kindern – einschließt. Rosowski zufolge ging die Fachtagung noch einen Schritt weiter, weil sie auch polyamouröse Beziehungen thematisiert habe.

Wie die Soziologin und Gender-Forscherin Marianne Pieper (Hamburg) sagte, geht es dabei um die Praxis intimer Liebes- oder sexueller Beziehungen mit mehr als einer Person. Befragungen polyamor lebender Männer und Frauen hätten ergeben, dass die meisten von ihnen die Beziehungen zu mehreren Partnern als Bereicherung empfänden. Einen neuen Partner zu gewinnen, bedeute nicht automatisch, einen anderen zu verlieren. Grundlagen gelingender polyamorer Beziehungen seien Offenheit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Kommunikation. Zudem hätten Befragungen eine Verschiebung moralischer Standards ergeben. So werde Liebe nicht mehr als etwas Unteilbares erlebt, sondern als etwas, das sich vervielfältigen lässt: „Liebe lässt sich potenzieren!“ Die gesellschaftliche Anerkennung dieser Lebensform stehe allerdings noch aus, so die Forscherin.

 

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