Apologetik

Welche Richtung schlägt die christliche Apologetik ein?

Mit freundlilcher Genehmigung gebe ich hier einen kurzen Beitrag von Douglas Groothius zum Status der christlichen Apologetik wieder. Ich teile übrigens seine Einschätzung (auch wenn ich Psalm 119 nicht auswendig kann ;-).  

Also: 

Die explosionsartige Verbreitung von Apologetik auf YouTube und in Podcasts macht mir Sorgen. Früher gab es kaum Apologetik. Die Menschen lasen keine Bücher, hielten keine Seminare ab, besuchten keine Seminare, predigten keine apologetischen Predigten und setzten Apologetik gegenüber Ungläubigen so gut wie nicht ein! Das ist immer noch ein Problem. Doch jetzt, als alter, unverbesserlicher Philosoph und Apologet, der Bücher liest und schreibt, mache ich mir Sorgen wegen einer billigen Apologetik.

Ideen werden für erhöhte Aufmerksamkeit präsentiert (um Likes, Follower und Abonnenten zu bekommen), ohne dass sie in Studien, Fakten, Logik, Beweisen, Debatten und Dialogen verwurzelt sind – und ohne dass man sich im Gebet um verlorene Seelen und Nationen kümmert.

Jeder öffentliche Apologet sollte mindestens in den folgenden Bereichen kompetent sein:

  1. Haben Sie eine biblische Weltanschauung und können Sie das Evangelium gegenüber falschen Evangelien klar artikulieren? Siehe Galater 1,6–11; 1. Johannes 4,1–6.
  2. Kennen Sie Ihre Bibel? Können Sie wichtige Stellen in der Heiligen Schrift finden, um Argumente zu untermauern und Irrtümer zu widerlegen? Wie viel haben Sie auswendig gelernt? Siehe Psalm 119.
  3. Kennen Sie die Grundzüge der Geschichte der Philosophie?
  4. Kennst du die grundlegenden Lehren der Weltreligionen?
  5. Weißt du, welche Argumente du für bestimmte Themen verwenden kannst, sowohl für das Christentum als auch gegen nichtchristliche Ansichten?
  6. Kennst du die grundlegenden Formen der Argumentation, Induktion, Deduktion, Abduktion, Syllogismen?
  7. Kennst du die grundlegenden logischen Fehlschlüsse, wie man sie erkennt und wie man sie vermeidet?
  8. Können Sie die Grundprinzipien der Rhetorik in Ihrer Verteidigung des Christentums anwenden?
  9. Haben Sie sich mit apologetischen Methoden befasst, sodass Sie diese effektiv anwenden können? 1. Petrus 3,15; Judas 3; Apostelgeschichte 17,16–34.
  10. Kennen Sie die grundlegenden Irrtümer von Sekten und wissen Sie, wie man ihnen begegnet? Kolosser 2,8; 2. Korinther 11,13–15.

Sie müssen nicht all dies wissen, um eine Grundlage für Ihre Hoffnung zu haben, aber wenn Sie sich als öffentlicher Apologet präsentieren, werden Sie an höheren Maßstäben gemessen, nämlich denen eines Lehrers (vgl. Jakobus 3,1–3; Titus 2,7–8; Maleachi 2,7–8).

Solide und kluge apologetische Fähigkeiten erwirbt man nicht im Handumdrehen und ohne Aufwand. Man erlernt sie in der Akademie, in den Schützengräben der Beweisführungen und in langen Stunden des Lesens, Wiederlesens, Schreibens, Umschreibens, Betens, Scheiterns, Gelingens und ohne jemals alles zu wissen. Dann gibt man sein Bestes.

Man kann keine göttliche Apologetik betreiben mit einem Grinsen im Gesicht oder mit Exhibitionismus in der Seele. Vielmehr braucht man das Feuer des Heiligen Geistes in den Knochen (Jeremia 20,9; Apostelgeschichte 20,24), Liebe im Herzen (Matthäus 22,37-39; 1. Korinther 13), Wissen im Verstand (Römer 12,1–2; Kolosser 2,1–3) und ein starkes Rückgrat (1. Johannes 4,4).

Ayaan Hirsi Ali: Warum ich zum Christentum konvertierte

Alex O’Connor hat kürzlich die ehemalige Atheisten Ayaan Hirsi Ali zu ihrer Konvertierung zum christlichen Glauben befragt. Ein sehr interessantes und ehrliches Gespräch. Ein wesentlicher Punkt für ihre Bekehrung war die Tatsache, dass sie jetzt akzeptieren kann, Fehler zu machen. Sie kann nun mit ihrem Sündersein angemessen umgehen. 

VD: WH

John Warwick Montgomery (1931–2024)

Am 25. September 2024 ist John Warwick Montgomery heimgegangen. Montgomery war nicht nur ein exzellenter Anwalt, er war vor allem ein scharfsinniger, lutherischer Apologet des christlichen Glaubens. Hohe Bekanntheit erlangte er innerhalb der christlichen Szene durch seine Konfrontationen mit Cornelius Van Til. Während Van Til als Pionier der tranzendentalen Apologetik gilt, machte sich Montgomery einen Namen als evidenzbasierte Apologet (vgl. hier).

Vor etlichen Jahren habe ich Montgomery bei der Realisation einiger seiner Buchprojekte unterstützt, darunter der Tractatus logico-theologicus, Christ as Centre and Circumference und Christ Our Advocate [#ad]. In der Zusammenarbeit mit ihm konnte ich viel lernen, vor allem Akribi.

In Erinnerung an John Warwick Montgomery möchte ich nochmals veröffentlichen (vgl. hier), wie er sich an eine Vorlesung von Karl Barth erinnerte:

Barth in Chicago

Als ehemaliges Mitglied der theologischen Fakultät der Universität von Chicago besuchte ich vom 23. bis zum 27. April 1962 die Vorlesungen und Diskussionen von und mit Karl Barth. Ich hatte beträchtliche theologische Erwartungen, verließ die Veranstaltung jedoch auf sehr zwiespältige Weise bewegt.

Positiv betrachtet kann man Barth die stärkste, klarste Darstellung des Evangeliums zuschreiben, die es an der Universität von Chicago je gegeben hat. Ohne jegliche Entschuldigung oder anspruchsvolle Sinnverschleierung predigte Barth eine treffende, auf objektive Weise Christus in den Mittelpunkt stellende Botschaft von Gottes barmherziger Annahme des sündigen Menschen durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes.

Eine solche Botschaft hätte in keinem größerem Kontrast zu Chicagos theoogischer Fakultät stehen können, die ihrer „Divinity School“ schon in frühen Zeiten der Universitätsgeschichte durch ihre sozialgeschichtliche Interpretationsmethode des Christentums einen Namen gemacht hatte. Diese Methode wurde hauptsächlich von Shailer Mathews, Shirley Jackson Case, G.B. Smith, und J.M.P. Smith entwickelt und vertritt im wesentlichen die Meinung, dass
„Religion vor allem ein Phänomen des sozialen Erlebens eines bestimmten kulturellen Zeitalters“ ist, so die Bescheibung eines derzeitigen Mitgliedes des theologischen Fachbereiches, Bernard Meland. Barths Auffassung zufolge, die sich durch seine Kirchliche Dogmatik hindurch zieht, dürfe man das Christentum nie als „Religion“ in diesem Sinne bezeichnen, denn letztendlich ist es nicht das Produkt sozialer Erfahrungen des Menschen, sondern vielmehr das Ergebnis des offenbar gewordenen Wirkens des Wortes Gottes. Als Antwort auf eine Diskussionsfrage, gestellt von Schubert Ogden (ehemals tätig an der SMU und nun ebenfalls an der Universität von Chicago), entgegnete Barth:

Es ist stets eine meiner primären Absichten gewesen, die Eigenständigkeit der Theologie gegenüber der Philosophie und somit auch gegenüber dem zugehörigen Feld der Religion deutlich zu machen.

In einem theologischen Umfeld, das beständig von einer Verwirrtheit im Bezug auf besondere und allgemeine Offenbarungen geprägt ist, erschien Barth wie ein wiedererstandener George Fox, der ausruft „Wehe dir, elende Stadt Chicago“.

Doch unglücklicher Weise scheint die Wirkung der Verkündigung Baths durch seine andauernde Vernachlässigung angemessener erkenntnistheoretischer Theologie teilweise zunichte gemacht. Dieses Problem wurde von Jakob Petuchowski, einem Mitglied des „Hebrew Union College“, aufgegriffen, der in aller Aufrichtigkeit fragte, ob das Herantragen des christlichen Evangeliums an die Juden nicht das Einbeziehen eben jener textuellen und historischen Annahmen fordere, die Barth für gewöhnlich als irrelevant in Bezug auf die zentrale Verkündigung des Christus abwertet. Dieser Sachverhalt wurde umso schmerzhafter deutlich, als Edward John Carnell, ein neo-evangelikaler Vertreter, folgende Frage an Barth richtete: „Inwiefern bringt Dr. Barth seinen Standpunkt, dass die Schrift das objektive Wort Gottes ist, mit seiner Annahme, dass die Schrift mit Fehlern besudelt ist, theologisch, historisch oder sachlich in Einklang?“ Barth verbat sich zu Recht den Gebrauch des Ausdruckes „besudelt“ im Bezug auf seine Position, seine Antwort griff jedoch nicht den Kern der Frage auf, nämlich den Gegenstand angeblicher „theologischer Fehler“ in der Schrift. Dass Barth genau das frei heraus anerkennt, wurde in seiner Antwort auf eine andere Frage Carnells deutlich. Carnell stellte Barths Ablehnung, die ontologische Existenz des Teufels anzuerkennen, in Frage, und bezog sich in diesem Zusammenhang auf das bekannte Zitat Billy Sundays: „Aus zwei Gründen glaube ich daran, dass der Teufel existiert: Erstens, weil die Bibel es sagt, und zweitens, weil ich schon mit ihm zu tun hatte“. Barth konterte, dass die Einstellung Jesu und der Schreiber der Evangelien hinsichtlich der Existenz des Teufels nicht Grund genug sei, diese zu bejahen; eine Aussage die ihm Applaus von Seiten der Divinity School einbrachte.

Keine 20 Minuten später jedoch stellte Barth eine sehr detaillierte (und tadellose) Analyse der exakten Bedeutung des griechischen Ausdrucks „hypotassesthai“ in Römer 13,5 vor, und deutete an, dass dieser Abschnitt das „bewusste Mitwirken an gesellschaftlichen Ordnungen“ für den Christen zur Pflicht mache. Aber wieso sollte man sich bemühen, irgendein neutestamentliches Wort auf seine vollständige theologische Bedeutung hin auszulegen, wenn die eindeutige Position des Evangeliums zur Existenz des Satans schlichtweg abgetan werden kann? In gleicher Weise bot Barth in seinem abschließenden Vortrag über den Heiligen Geist keine Erörterung der Gegenwart des Geistes dar, sondern lediglich das vage Bild „menschlicher Freiheit“, denn „der Wind weht, wo er will“. Doch der Gebrauch der physischen Analogie erfordert die Fähigkeit, objektiv zwischen einer mit Kohlenstoffdioxid durchdrungenen Atmosphäre und einer, die mit Kohlenstoffmonoxid verunreinigt, ist zu unterscheiden.

Nicht-Christen auf der Suche nach Wahrheit, die sich im akademischen Publikum befanden, konnten nicht viel anders, als daraus zu schließen, dass es letztendlich Barths persönliche Vorliebe ist, die für ihn theologische Wahrheit ausmacht – und, dass sie somit jedes Recht dazu hatten, „seine“ Theologie lediglich als eine weitere Möglichkeit unter den zahlreichen existierenden Behauptungen unserer Zeit, von Alan Watts Zen hin zu Satres Existenzialismus, zu sehen.

Barths Vorträge in Chicago wiesen dieselben Stärken und Schwächen auf, die sich auch in seinem epochalen Kommentar zum Römerbrief von 1919 wiederfinden: starke Verkündigung, aber die Weigerung, die Quelle dieser Verkündigung erkenntnistheoretisch zu rechtfertigen. Aber in einer Zeit, in der ein Mangel an mutiger, kerygmatischer Verkündigung herrscht, sollte Barths Einsatz nicht abgewertet werden. Die Hymne Mozarts, die für die Eröffnungsfeier der Vortragsreihe ausgesucht worden war, hatte einen passenden Liedtext: „Laudate Dominum, Quoniam confirmata est supernos misericordia ejus, et veritas Domini manet in aeternum …“ [„Lobet den Herrn, denn seine Barmherzigkeit ist befestigt über uns und die Wahrheit des Herrn bleibt in Ewigkeit …“].

Prof. Dr. Dr. John Warwick Montgomery

Die Übersetzung und Wiedergabe des Beitrages erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Autors. Übersetzt wurde der Text freundlicherweise von Daniela Stöckel. Der originale Beitrag stammt aus dem Buch: John Warwick Montgomery, The Suicide of Christian Theology, Newburgh, IN: Trinity Press, 7. Aufl. 1998, S. 191–193.

Im 21. Jahrhundert wird die Nachfolge jeden Jünger etwas kosten

Timothy Paul Jones hat im Februar 2023 am Seminar der Südlichen Baptisten (Louisville, Kentucky, USA) einen bemerkenswerten Vortrag über die Verteidigung des christlichen Glaubens gehalten (in der Fachsprache „Apologetik“). Ähnlich wie James R. Wood in seinem Aufsatz „Warum ich mich von Tim Kellers Apologetik abgenabelt habe“ (Glauben und Denken heute, Nr. 22/2022, S. 28–30), macht Jones darauf aufmerksam, dass die Apologetik nicht länger davon ausgehen darf, die Gesellschaft sei für die Option der christlichen Sichtweise aufgeschlossen. Die Zeit, in der die westliche Kutlur gegenüber dem Christentum hin- und hergerissen war, sei vorbei. Die Stimmung sei inzwischen so sehr gekippt, dass die Kirche für die Probleme in der Welt verantwortlich gemacht würde. 

Timothy Paul Jones erwartet dabei interessanterweise nicht, dass die Apologetik viele Menschen überzeugt. Vielmehr sei sie notwendig, um den gesellschaftlichen Anspruch der christlichen Kirche zu verteidigen. Vor allem gebrauche Gott die „neue Apologetik“, um seine Kirche dafür zuzurüsten, beharrlich ihren Glauben trotz Gegenwind öffentlich zu praktizieren und verkündigen. Er schreibt („Brothers and Sisters, We Are All Apologists Now“, SBJT, Nr. 27/2, 2023, S. 110-127, hier S. 122): 

Ich bin nicht sonderlich zuversichtlich Blick darauf, dass diese Argumente [für den christlichen Glauben] irgendeinen zeitgenössischen säkularen Progressivisten davon überzeugen werden, dass christliche Berufe und Praktiken gut für die Welt sind. Soweit man das heute beurteilen kann, haben die Entschuldigungen von Aristides, Justin und Athenagoras die kaiserliche Wahrnehmung des Christentums nicht verändert. Im zweiten Jahrhundert standen die schlimmsten Verfolgungen ja noch bevor. Warum also habe ich Ihnen diese antiken Beispiele angeführt? Und warum habe ich es gewagt, zu erklären, dass wir jetzt alle Apologeten sind? Nicht, weil ich erwarte, dass diese Praktiken jeden Säkularisten vom sozialen Nutzen des Christentums überzeugen werden. Sondern weil Gott uns durch Handlungen wie diese zu einer Gemeinschaft formt, die über den Aufstieg und Fall jeder Macht, die sich der Wahrheit Gottes widersetzt, hinaus Bestand hat. Was durch diese besonderen Handlungen wahrscheinlich Gestalt annimmt, ist nicht die Überzeugung der Welt, sondern die Formung eines Volkes – eines Volkes, das beharrlich seinen Glauben öffentlich praktiziert und verkündet.

Ich sehe die Dinge etwas hoffnungsoller als Jones und bete weiterhin für ein geistlichen Erwachen in Europa. Nichtsdestotrotz erkenne ich einen bedeutsamen Wahrheitsmoment in seiner Argumentation. Apologetik ist nicht nur für das Erreichen der Menschen draußen notwendig, sondern auch für die Zurüstung der Gemeinde. Und: Es wird uns in Zukunft etwas kosten, unseren Glauben öffentlich zu bekennen.

Der Aufsatz „Brothers and Sisters, We Are All Apologists Now“ kann hier heruntergeladen werden: SBJT-27.2-We-are-All-Apologists-Now-Timothy-P.-Jones.pdf.

Apologetik in einer Zeit der Verzweiflung

Um im 21. Jahrhundert apologetisch erfolgreich zu arbeiten, ist es wichtig, dass Wesen der modernen Verzweiflung zu verstehen. Gavin Ortlund schreibt:

Als Apologeten in einem Zeitalter der Entzauberung und Verzweiflung müssen wir das Evangelium in seiner ganzen Tragweite auf die tiefsten Sehnsüchte und Nöte moderner Herzen anwenden. Und noch grundlegender müssen wir Gott selbst als die Antwort auf die moderne Verzweiflung erkennen. Augustinus lehrte, Gott sei die einzige ultimative Quelle der Ruhe und Erfüllung für das Herz des Menschen. Gott ist für die moderne Verzweiflung das, was die Nahrung für den Hunger ist. Nur in Beziehung mit ihm steigen wir auf aus den trockenen und alles Leben erstickenden Löchern. Genau deshalb ist die Vergebung der Sünden eine solch gute Nachricht – sie bringt uns in Gemeinschaft mit Gott selbst. Aber in der modernen Welt können wir wie in Apostelgeschichte 17 nicht mehr voraussetzen, dass die Zuhörer diese Punkte miteinander verbinden können.

Das Evangelium in einem Zeitalter der Verzweiflung zu predigen, wird daher Geduld und eine langfristige Perspektive erfordern. Evangelisation wird sehr oft ein längerer und chaotischerer Prozess sein. Denke wieder an Mark aus dem Werk des C.S. Lewis: Erst nachdem er in seiner Gefängniszelle dem „Normalen“ begegnet, ist er in der Lage, auf Christus zu reagieren. Lewis‘ eigene Bekehrung ist ähnlich verlaufen. Er vergleicht seine Reise zum Theismus damit, eine lange, langsame Schachpartie zu verlieren. Und es dauerte sogar zwei weitere Jahre nach seiner Hinwendung zum Theismus im Jahr 1929, bis er im Jahr 1931 Christ wurde. „Dass Christus für eure Sünden gestorben ist“, war eine Botschaft, von der Lewis zwischen 1925 und 1927 noch nicht glaubte, er würde sie brauchen. Genauso wenig ist sie der Ort, an dem wir bei vielen unserer Freunde, Arbeitskollegen, Familienmitglieder und Nachbarn anfangen können.

Wir müssen daher die enorme Größe der vor uns liegenden Aufgabe annehmen. Zur Apologetik in einem Zeitalter der Verzweiflung gehört der Versuch, anderen dabei zu helfen, ein Gespür für Gott zu erwecken, ein Gespür für Ewigkeit und Herrlichkeit. Wir winken Menschen aus den trockenen und alles Leben erstickenden Orten heraus. Wir sagen ihnen das, was Paulus gesagt hat: „Was ihr nun, ohne es zu kennen, verehrt, das verkündige ich euch“ (Apg 17,23). Wir werden unterwegs jeden einzelnen Moment vom Geist abhängig sein müssen.

Mehr: www.evangelium21.net.

Gott als der Ausgangspunkt

Robert L. Wilken schreibt (The Spirit of Early Christian Thought, 2003, P. 251):

In der Debatte zwischen christlichen Denkern und ihren Kritikern war die zentrale Frage, wo bei der Suche nach Gott die Vernunft ansetzen soll. Die Christen argumentierten, dass Christus etwas Neues gebracht habe; das Leben, das er gelebt habe, sei zwar ganz und gar menschlich, aber anders als das aller anderen, die zuvor gelebt hätten. Im „Antlitz Christi“ , so schrieb der heilige Paulus, sei die „Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes“ (2Kor 4,6) aufgeleuchtet. Wenn ein Mensch einen solchen Glanz gesehen hatte, „ist das, was einst Glanz hatte, nun gar kein Glanz mehr“ (2Kor 3,10). Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts hatte Ignatius von Antiochien geschrieben: „Das Evangelium hat etwas Bemerkenswertes: die Ankunft des Erlösers, unseres Herrn Jesus Christus, sein Leiden und seine.“ Und Jahrhunderte später, am Ende der prägenden Periode der christlichen Geschichte im siebten Jahrhundert, sagte Maximus der Bekenner, dass das Leben Christi „seltsam und wundersam“ war, denn es war „geprägt von der neuen Kraft eines Menschen, der das Leben auf eine neue Weise lebte“.

Nach dem Kommen Christi musste sich die menschliche Vernunft mit dem Neuen in der Geschichte befassen, mit der Person Jesu Christi. Für die Griechen war Gott die Schlussfolgerung eines Arguments, das Ende einer Suche nach einer endgültigen Erklärung, ein Rückschluss von der Struktur des Universums auf eine erste Ursache. Für die christlichen Denker war Gott der Ausgangspunkt, und Christus das Ikon, die das Antlitz Gottes zeigt. „Die Vernunft ist Mensch geworden und wurde Jesus Christus genannt“, schrieb Justin. Nun schloss man von Christus auf andere Dinge, nicht von anderen Dingen auf Christus. In ihm war die Vernunft zu finden, der Logos, die Logik, wenn man so will, die allen Dingen innewohnt.

Michael Horton: Kultur ansprechen, ohne das Evangelium zu verlieren

In dem Artile „Wie man die Kultur anspricht, ohne das Evangelium zu verlieren“ stellt sich Michael Horton sieben Fragen rund um das Thema „Evangelium und Kultur“. Dabei betont er die Notwendigkeit, die eigenen Kinder in Familie und Gemeinde apologetisch zu schulen und zu stärken, damit sie den Herausforderungen von Morgen gewachsen sind: 

Auch hier fängt es im kleinsten Kreis an: unsere eigenen Kinder und Enkelkinder, dann die Familie Gottes in unserer Ortsgemeinde. Es wird gesagt, dass die meisten jungen Erwachsenen dem Glauben noch vor dem dritten Studienjahr den Rücken zukehren. Das ist ein Skandal. Warum finden sie diese anderen Geschichten so fesselnd, dass sie die „in Christus“-Geschichte, in die sie durch Katechese und Predigt hineingetauft und hineingewachsen sind, für eine andere „in Adam“-Geschichte dieses vergehenden Zeitalters aufgeben wollen? Tauchen wir sie wirklich in diese Geschichte ein? Wird der Dienst des Wortes und des Sakramentes treu ausgeführt? Und zwar nicht nur von der Kanzel, dem Taufbecken und dem Abendmahlstisch, sondern auch in unseren Jugendgruppen, auf Familienfreizeiten und bei regelmäßigen Interaktionen unter der Woche?

Wir müssen aufhören, die jungen Menschen in unserer Gemeinde als selbstverständlich zu betrachten. Sie sind nicht „die Kirche von morgen“, sondern Teil der heutigen Kirche, die Schafe, zu denen Christus uns beruft, sie zu weiden und zu pflegen. Sie brauchen mehr Apologetik als Pizza, mehr Möglichkeiten, aufrichtig Fragen zu stellen und diese auch beantwortet zu bekommen, als Rock-Konzerte. Sie brauchen aber auch eine glaubwürdige Gemeinde, die die Wahrheit des Evangeliums widerspiegelt. Das heißt nicht, dass es eine Gemeinde aus perfekten Menschen oder Besserwissern sein soll (was sowieso nur zu Enttäuschung, Verzweiflung und Zynismus führt), sondern aus Sündern, die sich jede Woche zusammenfinden, um Buße zu tun und an das Evangelium zu glauben und gemeinsam in einer Gemeinschaft von Pilgern verbunden zu sein.

Mehr: www.evangelium21.net.

Studientage „Apologetik“

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An dem Wochenende vom 12.05.–14.05.2023 veranstaltet das MBS-Studienzentrum München Studientage zur „Apologetik“, der „Verteidigungswissenschaft“ des christlichen Glaubens. Wir verbringen die Tage in einem Jugendhaus des Chiemgauer Voralpenlandes mit Selbstversorgung. Bisher waren diese Tage sehr gemeinschaftsfördernd und inspirierend. Die Kosten für das Wochenende liegen pro Person bei 100 Euro. Über die Einzelheiten werden die Teilnehmer in einem Teilnehmerbrief informiert. Mehr Informationen gibt es im Flyer: Apologetik Mai-2023-a.pdf.

Gasthörer sind übrigens herzlich eingeladen. Die Veranstaltung bietet auch eine gute Gelegenheit, das Studienzentrum in München näher kennenzulernen. Wer Interesse hat, kann sich über das Kontaktformular bei mir melden. Eine Kurzvorstellung wäre hilfreich.

Rebecca McLaughlin: Kreuzverhör

246231 e85aeab7 ac89 5b1e 8e4e cdb50d53efedDie Christliche Verlagsgesellschaft hat in Kooperation mit dem Christlichen Veranstaltungs- und Mediendienst (cvmd) zwei hilfreiche apologetische Bücher von Rebecca McLaughlin herausgegeben. Das Buch Kreuzverhör: 12 harte Fragen an den christlichen Glauben wendet sich an Jugendliche und Erwachsene und behandelt Fragen wie: Fördert Religion nicht Gewalt? Hat die Wissenschaft den christlichen Glauben nicht widerlegt? Wie kann ein liebender Gott so viel Leid zulassen? usw. Das Buch 10 Fragen über Gott, die sich jeder junge Mensch stellen sollte wendet sich an Teenies und behandelt ähnliche Fragen niederschwelliger. Der Verlag schreibt:

Wie können wir glauben, dass die Bibel wahr ist? Warum können wir uns nicht einfach darauf einigen, dass Liebe Liebe ist? Ist das Christentum nicht gegen Vielfalt und Diversität? Auf dem Weg zur Schule, beim Abhängen mit Freunden oder beim Scrollen durch die sozialen Medien werden Teenager mit Sicherheit vor echte Herausforderungen in Bezug auf den Glauben an Jesus Christus gestellt. Und unabhängig davon, ob Sie sich selbst als Nachfolger Christi betrachten oder nicht, können diese Fragen wie eine Zerreißprobe wirken. Gestützt auf modernste Forschung, persönliche Geschichten, Bilder und Vergleiche aus der Jugendliteratur und sorgfältiges Bibelstudium weicht dieses Buch den schwierigen Fragen nicht aus. Stattdessen lädt es junge Menschen dazu ein, ihre drängendsten Fragen über den christlichen Glauben zu stellen und überraschende, Leben spendende Antworten zu finden.

Die Bücher gibt es es zum Beispiel in den christliche Bücherstuben hier und hier.

Gespräch mit Ranald Macaulay

Frederik Mulder hat sich mit Ranald Macaulay über Francis Schaeffer (Ranald ist mit Susan, einer Tochter von Francis und Edith Schaeffer, verheiratet) und den Einfluss der Christen auf das gesellschaftliche Leben unterhalten. Vielen Dank!

Hier der Teil 1:

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