Philosophie

TV-Philosophie: Sloterdijk schimpft über Precht

Es sollte jetzt keinesfalls der Eindruck entstehen, ich sei ein Bewunderer von Peter Sloterdijk. Aber in diesem Fall stehe ich auf seiner Seite und bin zugleich überrascht, dass er so überrascht ist. Es geht ums Fernsehen und da zählt vor allem Telegenität und Quote:

„Precht ist vom Handwerk her Journalist und als solcher Popularisator von Beruf,“ wettert Sloterdijk gegen die Frischzellenkur, die das ZDF dem Sendeplatz angedeihen lassen will. Ob dieser wirklich, wie das ZDF annehme, zu einer Verjüngung des Publikums beitragen werde, bezweifle er allerdings – und legt noch mal nach: „Seine Klientel gleicht eher der von André Rieu, den hören auch vor allem Damen über fünfzig in spätidealistischer Stimmung.“

Mehr hier: www.spiegel.de.

Ein säkulares Zeitalter?

Gestern hat der TV-Sender BR-Alpha Mittschnitte eines Streitgespräches zur Gottesfrage zwischen Prof. Dr. Gerhard Schurz und Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter gesendet. BR-Alpha schreibt:

Die Frage nach Gott ist auch heute noch aktuell. Gibt es zwingende Gründe für seine Existenz? Gegenwärtige Weltbilder bauen eher auf innerweltliche Grundlagen. Dennoch sind Religionen von Bedeutung für Demokratie und Staat.

Leider sind nur wenige Auszüge aus der Diskussion im Beitrag enthalten. Überwiegend wird die Arbeit der Akademie vorgestellt. Eingegangen wird auch auf die Gastvorträge von Professor Charles Taylor; sein öffentlicher Vortrag vom Dezember 2011 wird auszugsweise wiedergegeben.  Die TV-Sendung Lógos kann nachträglich in der Mediathek angeschaut werden: www.br.de.

Michael Schmidt-Salomon hat recht

Die Basler Zeitung hat in einer vierteiligen Serie zum Thema Atheismus Michael Schmidt-Salomon interviewt. Der Philosoph spricht davon, dass die Vernunft über den Glauben gestellt werden müsse (man stelle sich mal vor, ein fünfjähriges Kind würde das so machen). Daraufhin gab es so viele Kommentare von Lesern, dass die Zeitung beschloss, Auszüge aus der Diskussion ebenfalls zu veröffentlichen.

Das Medienmagazin pro schreibt:

Der 44-Jährige hofft, dass die Menschheit der „kollektiven Wahnidee“ der Religion absagt und sich endlich ausschließlich des Verstandes bedient. Die Evolution soll dabei helfen. Im Interview mit der Schweizer Zeitung stellt er indes klar: „Für den evolutionären Humanismus gibt es keine ‚ewigen Wahrheiten‘, keine ‚heiligen Schriften‘ und selbstverständlich auch keine unfehlbaren Propheten, Priester oder Philosophen.“

Er sei sich „sicher, dass Moses, Jesus und Mohammed irgendwann im kollektiven Bewusstsein der Menschheit ebenso verblassen werden wie zuvor Atum, Thot, Horus, Isis, Amun, Zeus, Dionysos, Pan, Poseidon, Hera, Jupiter, Venus, Vesta, Teutates, Taranis, Odin oder Thor.“ Es sei nicht zu erwarten, dass die Menschheit in 20.000 Jahren „ausgerechnet an den abrahamitischen Religionen festhalten wird“.

Aber Achtung: Hier stimme ich Schmidt-Salomon (ausnahmsweise) herzlich zu:

Schmidt-Salomon kritisiert im Interview den „aufgeklärten Glauben“ als „logisch inkonsistent“. „Denn kann man sich redlicherweise noch als ‚Christ‚ bezeichnen, wenn man weder an die ‚Schöpfung‘ noch an die ‚Auferstehung von den Toten‚ glaubt? Meine Erfahrung ist: Viele aufgeklärte ‚christliche Theologen‘ sind in Wahrheit getarnte ‚säkulare Humanisten‘, die aus sozialen Konventionen heraus noch einen ‚religiösen Dialekt‘ sprechen, der einigermassen fromm klingt, es aber längst nicht mehr so meint.“

Mehr: www.pro-medienmagazin.de.

Bullshit

Ich möchte an dieser Stelle auf einen Blogeintrag vom Juli 2007 hinweisen. Im Eintrag „Über Lüge, Bullshit und die Wahrheit“ habe ich auf das Buch Bullshit von Harry G. Frankfurt aufmerksam gemacht. Von ihm kommt der bemerkenswerte Satz:

Zu den auffälligsten Merkmalen unserer Kultur gehört die Tatsache, daß es so viel Bullshit gibt.

Das originale Manuskript „On Bullshit“ aus dem Jahre 1986 gibt es inzwischen in englischer Sprache online: on-bullshit.pdf.

Eifer braucht Vernunft

Der Logiker und Religionskritiker Christoph Zimmer fährt in seinem Aufsatz „Theist – Atheist“ schwere Geschütze auf:

Gutes täte Mensch kraft Religion, Böses, da er ungläubig und widerspenstig. Ein solches System, abgesehen von seiner vulgären Primitivität, und abgesehen auch von seiner Schäbigkeit und Perfidie, setzt Moral und Amoral in eins. Theist hat es installiert. Wer ethische Orientierung sucht, Anstand in sein Leben bringen will, ist mit Theismus auf der falschen Fährte. Er muß umkehren, sich auf Vernunft besinnen. Atheist, wenn er des Theismus Fallen zu umgehen lernt, je ferner er sich von ihm hält, je weniger durch ihn noch infiziert, desto eher ist er der bessere Mensch.

Der Mathematiker Frederik Herzberg hat für TheoBlog.de Zimmers Streitschrift gelesen und meint:

Dr. Christoph Zimmers Schrift „Theist – Atheist“ beeindruckt ihre Leser literarisch und rhetorisch – und stellt auf diese Weise sicher eine wirksame Werbung für die dogmatisch-atheistische Position ihres Verfassers dar. Leider erschöpfen sich hierin im Wesentlichen die Vorzüge dieses Werks, denn der Verfasser argumentiert trotz gelegentlicher einfacher Anwendungen von erststufiger Prädikatenlogik – meist anekdotisch oder assoziativ und nur gelegentlich auf wissenschaftlichem Niveau philosophisch.

Die Kurzbesprechung von Frederik Herzberg mit dem Titel „Eifer braucht Vernunft“ kann hier heruntergeladen werden: FH_TA.pdf.

Was haben Slavoj Žižek und Lady Gaga gemein?

Moritz von Uslar hat den Pop-Philosophen Slavoj Žižek getroffen:

Einige Basisdaten: Žižek, 1949 im slowenischen Ljubljana geboren, wohnhaft in der slowenischen Hauptstadt, in London, New York und den Flughafen-Lounges dieser Welt. Sein Beruf: Philosoph, Psychoanalytiker, Kulturkritiker. Dieser Žižek, so sagt man, verbinde Jacques Laxans Psychoanalyse mit Marx’und Hegels Geschichtsphilosophie. Der Filmfan Žižek liebt es, bei seinen theoretischen Exkursen mit Bezügen aus der Popkultur zu spielen: So findet Indiana Jones zu Karl Marx, Kung Fu Panda zu Jacques Lacan und Star-Wars-Lego zu Judith Butler: unterhaltsame Sache. Die Theorie, so sagt man weiter, habe Žižek aus dem Elfenbeinturm der Universitäten geholt. Neben dem Italiener Antonio Negrid und dem Franzosen Alain Badiou gilt er als wichtigster Denker einer neuen Linken und platterdings als bekanntester und einflussreichster Philosoph Europas.

Vorm Vielsprecher Slavoj Žižek wird gewarnt: Er rede alle in Grund und Boden – schlimmer noch, er spucke beim Reden. Diesem Žižek brauche niemand Fragen zu stellen, er beantworte trotzdem alle Fragen. Wir wollen dem Sprechautomaten Žižek bei seinem Besuch in Frankfurt einmal anders begegnen – ein Experiment: Was erfährt der, der dem Philosophen, der ein Pop-Phänomen ist, drei Tage lang nur zuschaut? Was versteht der, der das Pop-Philosophie-Mysterium sich frei entfalten und agieren lässt? Pop, das wissen wir, hat seine eigene, für sich sprechende Intelligenz, Wahrheit und Tiefgründigkeit: Spannung auf der Oberfläche.

Žižek: großer Verführer, Entertainer, Rockstar, ein Elvis der Kulturtheorie (Untertitel eines Filmporträts über Slavoj Žižek). Mit seinem heruntergekommenen Äußeren und den zahlreichen, in aller Öffentlichkeit zelebrierten Ticks – der vortragende Žižek fummelt sich ununterbrochen an Nase, Bart, Haaren und T-Shirt herum – erfüllt dieser Philosoph ein leicht konjugierbares Klischee: Dieser Denker sieht aus, wie Menschen, die begrenzt viel vom Denken verstehen, sich einen Denker vorstellen. Der »hoffnungslos überfüllte Hörsaal« gehört bei ihm genauso dazu wie die sagenhafte Geschichte, dass er bis vor zwei Jahren mit einem argentinischen Unterwäschemodel verheiratet war. Neueste Gerüchte lauten, von der New York Post lanciert, der New York Times weitergesponnen und vom deutschen Verlag weder bestätigt noch dementiert: Der Philosoph unterhalte ein loses, trotzdem ernsthaftes Verhältnis mit dem Popstar Lady Gaga.

Mehr hier: Kapitalismuskritik-Zizek.pdf.

Wer sind die wahren Fundis?

Die Katholische Akademie in Bayern (München) veranstaltet am 15. September 2011 eine »Nacht der Philosophie« zum Thema: Wer sind die wahren Fundis? Prof. Gerhard Schurz von der Heinrich Heine Universität in Düsseldorf wird als humanistischer Aufklärer und Vertreter einer verallgemeinerten Evolutionstheorie die religionskritische Position vertreten. Prof. Daniel von Wachter, im Jahr 2010 Referent während der Apologetik-Studienwoche in Berlin, verteidigt ein vernünftiges Christentum. Von Wachter:

Es gibt starke Indizien für die Existenz Gottes. Deshalb ist der Theismus vernünftiger als der Atheismus. Nicht die sich als ›Aufklärung‹ bezeichnende Bewegung, sondern das Christentum hat die Vernunft gefördert. Die Behauptung vieler Säkularsten, das Christentum sei an den meisten Kriegen schuld und fördere die Unvernunft, ist falsch. Die größten Feinde der Religions- und Meinungsfreiheit in Europa sind heute Säkularsten. Der einzige Weg zur Religions- und Meinungsfreiheit ist die Achtung des Wertes und der Rechte der Andersdenkenden.

Hier die Einladung zur Veranstaltung: JA_Philosophie.pdf.

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