Väter sind mehr als schlechte Mütter

Wie wichtig Väter für ihre Kinder sind, erforscht die Anthropologin Anna Machin (Universität Oxford, England). Die Einsichtigen sind faszinierend. Hier ein Auszug aus einem Interview mit der NZZ: 

Wie zeigt sich das [Anm. das die Väter den Kindern Sicherheit beim Entdecken von Neuem vermitteln]?

Zum Beispiel, wenn das Kind in den Kindergarten oder in die Schule geht. Der Bindungsforscher Daniel Paquette hat bei Kindern, die eine neue und ungewohnte Umgebung betreten, ihre Beziehung zum Vater untersucht. Es zeigte sich: Jene Kinder mit einer engen Bindung zum Vater hatten eher den Mut, diese neue Welt zu entdecken, initiativ und selbstsicher in der Nähe von fremden Personen zu sein. Wenn das Kind erstmals in den Kindergarten geht, ist es zum ersten Mal ein Individuum in einer neuen sozialen Umgebung, ausserhalb seiner Familie. Kinder, die eine sichere Bindung zu ihrem Vater haben, kommen also nachweislich besser in dieser Situation zurecht.

Und Mütter haben keinen Einfluss darauf?

Wir sehen den Zusammenhang bei Müttern in diesen Situationen weniger. Die bisherige Studienlage zeigt: Väter sind der entscheidende Elternteil, wenn es um emotionale Resilienz geht.

Wie kommt das?

Wenn Väter ihre Kinder für die Welt fernab der Familie rüsten wollen, müssen sie sie mit Herausforderungen konfrontieren und sie ermutigen, physische und emotionale Risiken einzugehen. Das ist es, was Resilienz ausmacht. Die chinesische Psychologin Baoshan Zhang und ihr Team haben Hunderte Oberstufenschüler zu ihren Vätern befragt, und das Resultat war faszinierend: Teenager, die ihren Vater als warmherzig beschrieben haben, wiesen eine deutlich höhere Resilienz auf als jene, die ihren Vater als bestrafend bezeichneten. Studien weltweit kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Das zeigt: Es ist wirklich global anwendbar.

Das Verhalten eines Vaters hat also Folgen für die psychische Gesundheit seiner Kinder?

Ja, wir können die psychische Gesundheit von Jugendlichen anhand ihrer Beziehung zu ihren Vätern ziemlich gut voraussagen: Kinder, die eine sichere Bindung zu ihrem Vater haben, haben ein geringeres Risiko, später Angstzustände oder Depressionen zu erleiden. Wenn Kinder einen sensiblen und involvierten Vater haben, entwickeln sie einen höheren Selbstwert und können besser mit Stress umgehen.

Bei Teenagern ist der Effekt besonders ausgeprägt, weil sie sich an der Schwelle zur Selbständigkeit befinden. Studien aus aller Welt sprechen eine klare Sprache: Die Beziehung zum Vater während der Teenagerjahre beeinflusst unsere psychische Gesundheit bis ins Erwachsenenleben. Wenn Sie also Vater von Teenagern sind: Verbringen Sie Zeit allein mit Ihrem Kind.

Mehr: www.nzz.ch.

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