Autorenname: Ron

Menge-Bibel wird neu herausgegeben

Der CLV-Verlag hat für November 2019 eine überrarbeitete Fassung der Menge-Bibel angekündigt. Johannes Otto stellt den Übersetzer Menge für Evangelium21 vor:

Clv menge 2020 256020 1Hermann Menge pflegte schon zu Studienzeiten 14 Stunden täglich zu arbeiten. Dieser Fleiß prägte sein Lebenswerk. In seinem Unterricht entwickelte er neue Lehrmethoden, die den Schülern das Sprachwissen in einer Kombination von Fragen und Antworten vermittelten. Daraus entstanden seine Lehrbücher, die er eigentlich nur zum eigenen Gebrauch verfasste, weil ihm das vorliegende Lehr- und Lernmaterial für seine Schüler unbrauchbar erschien. Menges Werke stießen aber bei Kollegen und dann auch in der Fachwelt auf so große Begeisterung, dass sie bis heute genutzt werden. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen wurde Menge 1876 der Ehrentitel eines Professors verliehen.

Der pädagogische Erfolg Menges beruhte auch auf seiner Menschlichkeit und seinem großen Einfühlungsvermögen gegenüber seinen Schülern. Er schaffte es immer wieder, Probleme auf unkonventionelle Weise zu lösen und auf die damals übliche „Schulzucht“ zu verzichten. Bei aller Strenge und Disziplin, die seine Arbeit und seinen Unterricht durchzogen, war Menge immer für einen Spaß zu haben. So kam es auch vor, dass Professor Dr. Menge mit seinen Schülern bei einem Bier in einer Kneipe plauderte – was für die damalige Zeit doch recht außergewöhnlich war. Außergewöhnlich war auch, dass der sonst so stille und zurückgezogen lebende Mann sich bei seinem Ärger über die damalige Schulreform sogar mit Kaiser Wilhelm II. anlegte.

Trotz des Arbeitseifers von Hermann Menge zerrten Schulreformen und Schulalltag an dem gesundheitlich angeschlagenen Mann. Außerdem sehnte er sich nach der ruhigen wissenschaftlichen Arbeit an seinem Schreibtisch. Um das Jahr 1900 erbat er sich mit 59 Jahren den Eintritt in den Ruhestand, was durch ein entsprechendes ärztliches Gutachten ermöglicht und bewilligt wurde. Auf der Suche nach einer passenden Wohnstätte für seinen „Lebensabend“ zog Menge zunächst von Wittstock nach Braunschweig und dann nach Bad Harzburg. Beide Städte waren ihm zu laut. Die gesuchte ruhige Arbeitsumgebung fand er schließlich in der Thomasstraße in Goslar, wo er bis zu seinem Heimgang lebte.13 Niemand hätte geahnt, dass hier das eigentliche Lebenswerk des nunmehr etwa 60 Jahre alten Philologen erst beginnen würde.

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Selbstgerechtigkeit passt nicht zur Guten Nachricht

John Stott schreibt in einem Buch Die große Einladung über die Befreiung durch Christus (Brunnen, 2004, S. 126–128):

«Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken» (Matthäus 11,28). Diese Einladung richtet sich ausdrücklich an alle Menschen, auch an uns. Mit der Einladung macht uns Jesus nicht gerade ein Kompliment. Er beschreibt uns als «mühselig und beladen». Offenbar vergleicht er uns mit Ochsen, denen ein schweres Joch den Nacken wund scheuert und die eine schwere, ja erdrückende Last tragen.

Jesus geht also davon aus, dass alle Menschen eine Bürde tragen, und was mich betrifft, so habe ich keinen Zweifel daran, dass seine Diagnose zutrifft. Da sind die Lasten unserer Ängste und Sorgen, unserer Versuchungen, unserer Verantwortung und unserer Einsamkeit. Da ist dieses schreckliche Gefühl, das uns manchmal überfällt, dass das Leben weder Sinn noch Ziel hat. Vor allem aber ist da die Bürde unseres Versagens oder (um das Kind beim Namen zu nennen) unserer Sünden, die Gottes Gericht verdienen. Klagt unser Gewissen uns niemals an wegen einer Schuld? Senken wir niemals den Blick unter einem Gefühl der Scham und der Entfremdung? Haben wir niemals ausgerufen (wie das anglikanische Gebetbuch es vorsieht), dass «die Last unserer Sünden unerträglich» ist, dass wir sie also nicht mehr tragen können?

Wenn uns all diese Lasten fremd sind, dann – fürchte ich – werden wir niemals die Einladung Christi annehmen, zu ihm zu kommen und uns von ihm befreien zu lassen. Es sind die Beladenen, denen er Erquickung verspricht. Wie er an anderer Stelle sagte: «Die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken!» (Matthäus 9,12). Wer sich gesund fühlt, wird nicht zum Arzt gehen. So werden wir auch nicht zu Jesus Christus kommen, solange wir nicht die Last unserer Sünde verspüren.

Der erste Schritt, Christ zu werden, ist das demütige Eingeständnis, dass wir Jesus brauchen. Nichts kann uns so sicher vom Reich Gottes fern halten wie unser Stolz und unsere Selbstgerechtigkeit.

Aber was bietet Jesus nun eigentlich an? Er verspricht uns, wenn wir zu ihm kommen, unser Joch leichter zu machen, unsere Last von uns zu nehmen, uns zu befreien und uns zu erquicken.

Märchen für Erwachsene

Claas Relotius nannten manche in der SPIEGEL-Redaktion einen „Jahrhundertjournalisten“.  Über 40 Auszeichnungen hat er erhalten. Er galt unter den Journalisten als Supertalent. Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen hat für die NZZ beschrieben, warum das wirklichkeitsfremde Storytelling so erfolgreich war und wie es schließlich – trotz massiver Widerstände in der Redaktion – von Juan Moreno aufgedeckt wurde.

Es gibt eine grosse, fundamentale Frage, die der Philosoph Immanuel Kant einmal formuliert hat. Was ist der Mensch? Man kann, wenn man das Buch des Journalisten Juan Moreno zu Ende gelesen hat, jenes Mannes, der den «Spiegel»-Fälscher und Branchen-Star Claas Relotius mehr oder minder im Alleingang entlarvte, eine ziemlich düstere Antwort formulieren. Sie lautet: Der Mensch ist das Wesen, das die Lüge liebt, bestätigungssüchtig, gefangen im Kokon der eigenen Vorurteile, von denen er auch dann nicht lassen will, wenn sich die Realität längst laut dagegen sperrt.

Was ist passiert? Juan Moreno, freier Autor des «Spiegels», hat einen der grössten Medienskandale in Deutschland aufgedeckt, Claas Relotius, einen gefeierten, mit Preisen überhäuften Reporter als Hochstapler demaskiert. Und er hat mit seinem neuen Buch, «Tausend Zeilen Lüge», ein Lehrstück verfasst, das von der Manipulationsanfälligkeit des Menschen handelt (und letztlich, aber dazu später, auch von der Möglichkeit, dem Irrtum und der Illusion zu entkommen).

Mehr: www.nzz.ch.

Bankrott des Christentums

Reiner Hank problematisiert den Niedergang des christlichen Glaubens in der westlichen Welt: 

Angesichts der beispiellosen Kirchenaustritte seit fünfzig Jahren bekommt die alte These Max Webers über die Entzauberung der Welt neue Freunde. Robert Barro, ein Harvard-Ökonom, der mit Arbeiten über rationale Erwartungen und die Rolle der Geldpolitik berühmt geworden ist und als Kandidat für den Ökonomie-Nobelpreis gehandelt wird, hat zusammen mit seiner Frau Rachel McCleary, einer Religionswissenschaftlerin, immer schon viel über die Ökonomie des Religiösen geforscht. Jetzt haben die beiden in einem spannend zu lesenden Buch die Summe ihres Nachdenkens vorgelegt („The Wealth of Religions“, Princeton University Press).

Zwei Fragen stehen im Zentrum: Trägt religiöser Glaube zum Wohlstand der Nationen bei? Und: Führt wachsender Wohlstand zu einem Schwund religiöser Praxis und religiösen Glaubens? Letzteres ist die klassische, ebenfalls von Max Weber stammende Säkularisierungsthese, welche von Barro/McCleary rehabilitiert wird. Das bedeutet nicht, dass Religion am Ende ganz aus der Welt verschwände und durch atheistische Rationalität ersetzt würde. Doch seit der religionskritischen Aufklärung haben die Menschen mehr Optionen, wie und woher sie ihrem Leben Sinn geben können. Der Wettbewerb wurde schärfer.

Mehr: www.faz.net.

Nadia Bolz-Weber: Unverschämt schamlos

419UtxiqmGL SX327 BO1 204 203 200Ich habe im Februar unter „Warum Pastorin Nadia Bolz-Weber für das Abtreibungsrecht kämpft“ den Verdacht geäußert, dass ihr desaströses Buch über die Sexuelle Revolution im Christentum bald in Deutschland erscheinen wird. Nun ist es soweit. Unverschämt schamlos ist im christlichen Brendow-Verlag erschienen und wird mit folgenden Worten beworben:

Sex sollte etwas Besonderes und Erfüllendes sein. Doch ständig scheinen Christen irgendein Problem mit dem Thema zu haben. Oder anders gefragt: Wenn der Kirche Sex so wichtig ist, warum scheitert sie so oft daran, Menschen darin zu begleiten und zu unterstützen? Und warum erzählt sie so wenig von der leidenschaftlichen Seite der Sexualität, wie sie im Hohelied der Bibel beschrieben ist? Stattdessen scheinen Christen geradezu besessen davon zu sein, im Umgang mit dem eigenen und anderen Geschlecht nur ja alles richtig machen zu wollen mit oft verheerenden seelischen Folgen für die Betroffenen. Schamlos erzählt Nadia Bolz-Weber von ihren eigenen Erfahrungen und lässt Menschen zu Wort kommen, denen aufgrund ihrer Gefühle, Empfindungen oder sexuellen Vorstellungen Scham und Schuld auferlegt wurde. Sie will aufklären, welche Schaden all diese Moralvorstellungen angerichtet haben und fordert eine Reformation der Kirche in Sachen Sex.

Das Medienmagazin Pro hat eine hilfreiche Rezension veröffentlicht. Darin heißt es:

Nadia Bolz-Weber ist so etwas wie der Star der Emergenten und progressiven Evangelikalen – und zwar vor allem wegen ihres Umgangs mit dem Thema Homo- und Transsexualität. Die US-Pastorin hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht, in denen sie über ihre Bemühungen berichtet, LGBTI-Menschen in die christliche Gemeinde zu integrieren. Sie selbst stammt aus einem streng religiösen Elternhaus, kritisiert eine Gesetzlichkeit der Evangelikalen, bemüht sich aber auch um eine Verbindung der frommen und ihrer eigenen liberalen lutherischen Lebenswelt.

Und weil die volltätowierte Theologin gerne aneckt, ja, unter anderem deshalb sogar gefragte Rednerin und Buchautorin geworden ist, dürfte es niemanden wundern, dass sie nun das wohl heißeste Eisen anfasst, dass bei Christen im Feuer liegt: Sex. Zunächst auf Englisch hat sie Ende Januar ein Buch veröffentlich, das nicht weniger fordert als eine sexuelle Reformation. Der Autorin geht es darum, Sex aus der Verbotszone christlicher Gemeinden herauszuholen. Ihr Plädoyer kann so zusammengefasst werden: Was im Schlafzimmer von Christen geschieht, soll nicht dort bleiben. Es braucht einen offenen Umgang mit Sexualität und eine Abschaffung althergebrachter und fälschlicherweise als biblisch verstandener Ideen wie der Ablehnung von gleichgeschlechtlicher Liebe oder Sex vor der Ehe.

So einfach ist das. Mit der Verletzung eines Tabus lässt sich – zumindest im frommen Raum – immer noch gutes Geld verdienen.

Mehr: www.pro-medienmagazin.de.

Jesus als Schlüssel zur Freiheit

John Stott schreibt in einem Buch Die große Einladung über die Freiheit (Brunnen, 2004, S. 84–86):

Ich habe festgestellt, dass Jesus Christus der Schlüssel zur Freiheit ist. Und das ist der fünfte Grund, weshalb ich Christ bin. Viele Menschen sind regelrecht getrieben von der Suche nach Freiheit. Bei den einen geht es um die nationale Freiheit, um die Emanzipation von einem kolonialen oder neokolonialen Joch. Für andere ist es die bürgerliche Freiheit, die Freiheit von Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit. Doch für uns alle kennzeichnend ist vor allem die Suche nach persönlicher Freiheit. Selbst diejenigen, die am entschiedensten für jene anderen Freiheiten kämpfen, wissen oft, dass sie persönlich nicht frei sind. Sie fühlen sich frustriert, unausgefüllt und unfrei. John Fowles, der gefeierte britische Romanautor, wurde einmal gefragt, ob es in seinen Büchern ein besonderes Thema gebe. «Ja», erwiderte er, «Freiheit. Wie man Freiheit erlangt. Das beschäftigt mich. Davon handeln alle meine Bücher.»

Und Freiheit ist ein großartiges christliches Wort. Jesus Christus wird im Neuen Testament als der große Befreier der Welt gerühmt. Er sagte: «Ich rufe Freiheit aus für die Gefangenen» (Lukas 4,18), und fügte später hinzu: «Wenn euch also der Sohn Gottes befreit, dann seid ihr wirklich frei» (Johannes 8,36). Ähnlich schrieb der Apostel Paulus: «Durch Christus sind wir frei geworden, damit wir als Befreite leben» (Galater 5,1).

Im Grunde ist «Freiheit» lediglich ein moderneres Wort für «Erlösung». Durch Jesus Christus erlöst zu sein, heißt nichts anderes, als befreit zu sein. Wenn man allerdings in einem Gespräch das Wort «Erlösung» fallen lässt, wird es manch einem schlichtweg peinlich, und er wechselt schnell das Thema. Andere reagieren gelangweilt. Sie gähnen, statt rot zu werden. Für sie gehören Ausdrücke wie «Sünde» und «Erlösung» zu einem religiösen Wortschatz, der ihrer Meinung nach heute antiquiert und überholt ist. Vielleicht fragt sich manch einer aber auch verwirrt, was denn um alles in der Welt wohl unter «Erlösung» zu verstehen ist. Bei «Freiheit» sind hingegen alle sofort und mit ganzem Interesse bei der Sache.

Es gibt eine schöne Geschichte über B. F. Westcott, einen angesehenen Professor für Neues Testament an der Universität Cambridge. Er war ab 1890 Bischof von Durham und wurde eines Tages im Bus von einer jungen Soldatin der Heilsarmee angesprochen. Ohne sich von den Gamaschen Seiner Exzellenz (wie sie die Bischöfe damals noch trugen!) abschrecken zu lassen, fragte sie ihn ungeniert, ob er erlöst sei. Mit einem Augenzwinkern antwortete der Bischof: «Nun, meine Liebe, das kommt darauf an, was Sie meinen. Meinen Sie sōzomenos oder sesōsmenos oder sōthesomenos?» (Das sind Gegenwarts-, Vergangenheits- und Zukunftsform des griechischen Verbs sōzō – «retten, erlösen».)

Meine Hoffnung ist, dass ich Sie mit diesem Kapitel weder in Verlegenheit bringe noch langweile, noch verwirre. Ich wünschte, wir könnten dieses herrliche Wort «Erlösung» wiedergewinnen und ihm seinen Platz zurückgeben; denn es ist ein zentraler biblischer Begriff (wir können ihn nicht einfach über Bord werfen) und ein umfassender Ausdruck (er beinhaltet die ganze Absicht Gottes). Der Apostel Paulus bekannte: «Ich schäme mich nicht für die rettende Botschaft. Sie ist eine Kraft Gottes, die alle befreit [erlöst/rettet], die darauf vertrauen; zuerst die Juden, aber auch alle anderen Menschen» (Römer 1,16).

Ich erinnere mich noch gut, wie ich als frisch gebackener Christ diesen Vers vorgelesen bekam und man mir die so genannten «drei Zeitformen der Erlösung» erklärte.

Das hörte sich so an:

Erstens bin ich in der Vergangenheit erlöst (oder befreit) worden von der Strafe der Sünde durch den gekreuzigten Erlöser.

Zweitens werde ich in der Gegenwart erlöst (oder befreit) von der Macht der Sünde durch den lebendigen Erlöser.

Drittens werde ich in der Zukunft erlöst (oder befreit) werden von der Gegenwart der Sünde durch den kommenden Erlöser.

Von Selbstbejahung und Selbstverleugnung

John Stott schreibt in einem Buch Die große Einladung über die Selbstliebe (Brunnen, 2004, S. 81–82):

Was die psychologischen Konsequenzen des menschlichen Paradoxes betrifft [dass wir voller Würde und zugleich Verdorbenheit sind, Anm. RK], so wissen wir alle, wie wichtig ein ausgewogenes Selbstbild für unsere seelische Gesundheit ist. Manche Menschen leiden unter entsetzlichen Minderwertigkeitsgefühlen und einem sehr negativen Bild von sich selbst. Andere fallen in das entgegengesetzte Extrem. Der Amerikaner Carl Rogers zum Beispiel, der Begründer der «klientbezogenen Psychotherapie», kam zu der Überzeugung, dass der tiefste Kern des Menschen, die tiefsten Lagen seiner Persönlichkeit, der Grund seiner «animalischen» Natur, einen positiven Charakter haben. Und deshalb sollten wir, wenn es nach ihm geht, eine «bedingungslos positive Sicht von uns selbst» entwickeln.

Dieses Denken floriert auch in der Selbstverwirklichungsbewegung und hat viele Christen eingeholt. Sie vertreten die Meinung, wir sollten Gott, unseren Nächsten, aber zuallererst uns selbst lieben. Doch in Wirklichkeit lautet das biblische Gebot, dass wir unseren Nächsten so lieben sollen, wie wir uns selbst bereits lieben, da wir ja selbstsüchtige Menschen sind. Dass das biblische Gebot keine Aufforderung ist, uns selbst zu lieben, wird aus drei Argumenten deutlich. Erstens bestätigt Jesus das alttestamentliche Doppelgebot (Lukas 10,27), Gott zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Von einem weiteren Gebot: «Du sollst dich selbst lieben», ist nicht die Rede. Zweitens ist Selbstliebe die Essenz der Sünde (2. Timotheus 3,2). Drittens ist die Liebe, die unser Leben prägen soll, jene göttliche Agape-Liebe, die sowohl Opferbereitschaft als auch Dienstbereitschaft beinhaltet, deren «Gegenstand» wir also nicht selbst sein können. Wie könnten wir uns selbst aufopfern, um uns selbst zu dienen?

Was also ist ein angemessenes Selbstbild? Wenn wir uns selbst weder hassen noch lieben sollen, wie sollen wir dann zu uns selbst stehen? Hier kommt wieder das menschliche Paradox ins Spiel. Wir Menschen sollten daran denken, dass wir sowohl ein Produkt der Schöpfung als auch ein Produkt des Sündenfalls sind. Somit bejahen wir dankbar alles in uns, was unserer Erschaffung nach dem Bild Gottes zuzuschreiben ist, während wir alles in uns entschlossen ablehnen oder verneinen, was dem Sündenfall zuzuschreiben ist. Wir sind also sowohl zur Selbstbejahung als auch zur Selbstverleugnung berufen, und wir brauchen ein gutes Unterscheidungsvermögen, um zu erkennen, was in welcher Situation angemessen ist.

John Stott’s Ratschläge für Prediger

John Stott (1921–2011) hat vor einigen Jahren in einem Interview Ratschläge für Prediger gegeben, die sehr hilfreich sein. Leider nur in englischer Sprache.

Hier: 

Pelagius, der Progressive

Charlotte Allen hat für das Journal FIRST THINGS das Interesse der Progressiven an Pelagius unter die Lupe genommen. Tatsächlich wird seit Jahrzehnten Pelagius rehabilitiert und der Eindruck erweckt, er sei das Opfer eines machtbesessenen Bischofs mit dem Namen Augustinus gewesen. Ali Bonner hat gar in ihrem Buch The Myth of Pelagianismus behauptet, so etwas wie einen Pelagianismus habe es nie gegeben. 

Allens Analyse ist sehr hilfreich, sieht sie doch die Gründe für das Interesse an Pelagius ganz woanders. Seine Sicht von Gott und dem Menschen passt viel mehr in das moderne Weltbild als das seiner Gegner.

In Bonner, we find the true reasons behind this historical revisionism. The rhetorical battle between Pelagius and Augustine boiled down to a political struggle between “ascetic Christians seeking imitation of Christ’s way of life as near perfect as they could achieve in a situation of autonomy,” versus “bishops wanting to extend their control over all Christians through control of access to salvation.” Augustine is the big, bad wolf of “authoritarianism,” while Pelagius is the great patron of authenticity, diversity, and other postmodern gods. The resurrection of Pelagius is, at bottom, a renunciation of Augustine’s vision of God and man, which is to say, the justification of our modern selves.

Hier der vollständige Artikel: www.firstthings.com.

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