Joseph Backholm hat auf dem Campus der Universität Washington ein paar Leuten einfache Fragen gestellt. Die Studenten antworten so, wie sie es heutzutage im College erlernen und merken schließlich, dass es irgendwie nicht gut sein kann, wenn jeder denkt, was er fühlt. Lustig!
Der katholische Philosoph Robert Spaemann kritisiert das päpstliche Schreiben „Amoris Laetitia“ (dt. Freude der Liebe) scharf und beschwört sogar die Gefahr einer Spaltung der Katholischen Kirche herauf. Wie schon zuvor Christian Geyer von der FAZ, beanstandet auch Spaemann die fehlende Klarheit. Zudem diagnostiziert er den Bruch mit der kirchlichen Lehrtradition und eine Öffnung zur Situationsethik.
Nach Nachrichtenagentur kath.net meldet:
Es sei jetzt schon eine „Verunsicherung und Verwirrung von den Bischofskonferenzen bis zum kleinen Pfarrer im Urwald“ abzusehen. „Nach den entsprechenden Textstellen von `amoris laetitia´ … (könnten) bei … nicht weiter definierten `mildernden Umständen´ nicht nur die Wiederverheiratet Geschiedenen, sondern alle, die in irgendeiner `irregulären Situation´ leben, ohne das Bemühen ihre sexuellen Verhaltensweisen hinter sich zu lassen, d.h. ohne Beichte und Umkehr, zur Beichte andrer Sünden und zur Kommunion zugelassen werden“. Bischöfe und Priester, die sich an die bisher geltende Sakramentenordnung hielten, könnten gar nicht erst ernannt oder unter Druck gesetzt werden. Durch mangelnde Eindeutigkeit im Bereich Glaube und Moral sei mit einem „Säkularisierungsschub und Rückgang der Priesterzahlen in weiten Teilen der Welt“ zu rechnen. Kardinälen, Bischöfen und Priestern empfiehlt Spaemann in ihrem „Zuständigkeitsbereich die katholische Sakramentenordnung aufrecht zu erhalten und sich öffentlich zu ihr zu bekennen“. „Falls der Papst nicht dazu bereit … (sei) Korrekturen vorzunehmen, … (bleibe) es einem späteren Pontifikat vorbehalten, die Dinge offiziell wieder ins Lot zu bringen“.
Anne Koch, Professorin für Religious Studies an der Universität Salzburg, bekennt sich in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Christ in der Gegenwart (Ausgabe 18, 1. Mai 2016, S. 200) zu einer gegenwartsfähigen Theologie. Man findet Antworten, wie man sie von Kulturwissenschaftlern mit einem Hang zu Michel Foucault gewöhnt ist und deshalb auch erwartet.
Drei Beispiele:
Die Frage zur aufregendsten Bibelstelle beantwortet Professorin Koch mit einem Verweis auf den Gehorsam von Jesus Christus gegenüber dem Willen des Vaters am Kreuz und dem Ansatz eines Psychogramms:
In diesem Augenblick nach Gründonnerstag: die Szene im Garten Getsemani und der Gehorsam Jesu gegenüber dem „Willen“ des „Vaters“ bis hin zur Lebensaufgabe. Parallel dazu lese ich Ahmad Mansours Psychogramm der „Generation Allah“ mit ihren charakteristischen Elementen von autoritärer Erziehung, fehlendem Urvertrauen und der Sehnsucht nach Liebe, Verschmelzung und einem heilen Zustand. So keimt in mir die Frage auf, wie radikal dieser galiläische Wanderprediger war beziehungsweise wie psychisch bekannt und daher wichtig den Überliefernden diese Seite war.
Was ist für das drängendste theologische Problem der Gegenwart? Natürlich das fehlende theologische Modell für die Vielstimmigkeit. Denn:
Aus diesem Grund nimmt man dann meistens eher Rücksicht auf den Konservatismus anstatt auf den Liberalismus, auf das Christentum außerhalb Europas anstatt in Mitteleuropa. Das fehlende theologische Modell für Vielstimmigkeit wird so zu einem Grund des Unrechts gegenüber Gesellschaften, die – um beim obigen Beispiel zu bleiben – sexuelle Orientierungen gleichstellen, Männer und Frauen gleichstellen, psychologisch-therapeutisch arbeiten anstatt mit Droh- und Austreibungsszenarien.
Was hindert Frau Koch dann, schnell zum evangelischen Glauben zu konvertieren und einer modernen Ev. Landeskirche beizutreten? Dort ist die theologische Vielstimmigkeit doch längst Pflicht!
Aber kommen wir zum Höhepunkt. Was ist das schönste Gottesdiensterlebnis von Frau Prof. Koch? Die Frage – da sind wir ganz kantianisch – ist eigentlich zu privat. Jedoch:
Beruflich haben mich verschiedene Ritualerlebnisse bewegt, die ich feldforschend begleitet habe: eine schamanische Krafttierreise, Mantrensingen und mehrtägige Atemübungen beim Pranayama-Yoga.
Na, dann müssen wir uns um die Theologie der Gegenwart ja keine Sorgen machen.
Der neue Bildungsplan für die Schulen in Baden-Württemberg, den die „Demo für alle“ und eine Petition mit über 190000 Unterstützern heftig kritisiert haben, gilt nun. Kurz nach der desaströsen Wahlniederlage seiner Partei setzte Kultusminister Andreas Stoch (SPD) per Ministerverfügung den Bildungsplan an den allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württemberg am 23. März 2016 in Kraft.
Sebastian Krockenberger kritisiert in seinem Beitrag für DIE TAGESPOST sowohl den Ruf nach „Lernkompetenz“ als auch die eingearbeitete Forderung nach Akzeptanz von sexueller Vielfalt:
Wenn die Bildungskybernetiker ihre Konzepte durchsetzen, wird, was ein Schüler lernen soll, sich mehr und mehr daran orientieren, ob es auch mit den Methoden der empirischen Bildungsforschung gemessen werden kann. Um die Kompetenz der Selbstregulation zu verwirklichen, werden die Schüler mehr und mehr sich selbst überlassen, lediglich ihre Leistungsergebnisse werden auf irgendeine Art gemessen. Die Mäeutik, wie Platon sie in seinen Dialogen beschreibt, fällt bei diesen Bestrebungen unter den Tisch. Der Sokrates aus den Dialogen hätte es dann sicher schwer an den deutschen Schulen. Denn er wirkte als philosophischer Lehrer, indem er Fragen stellte und so nach und nach mit seinem Gesprächspartner zum Kern einer Sache vorstieß. Der Lehrer soll also am Erkenntnisprozess der Schüler mitwirken. Deshalb sind die Schüler ja auch in der Schule, weil sie viele Sachverhalte aus eigener Kraft nicht erkennen können und der Anleitung bedürfen. Ein gutes Klassengespräch, auch Frontalunterricht genannt, verwirklicht diese platonische Mäeutik.
…
Der „Bildungsplan 2015 für das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung“ ist noch in besonderer Weise problembehaftet. Er trat bereits im August 2015 in Kraft. Sexualität erscheint in diesem geradezu als wesentliches Element von persönlicher Identität. An dieser Stelle muss gesagt werden: Nach christlicher Tradition findet der Mensch seine Identität nicht über seine sexuellen Empfindungen oder über eine geschlechtliche Orientierung, sondern durch sein Verhältnis zu Gott.
Auch ein Aktionsplan der Landesregierung, der die Interessen der Homosexuellen-Lobby und ähnlicher Gruppen befördern will, ist nach wie vor in Kraft. Dieser „Aktionsplan für Akzeptanz & gleiche Rechte“ fordert die „Verankerung der geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung (LSBTTIQ) in den Bildungsplänen der allgemein bildenden Schulen als Teilaspekt der Leitperspektive ,Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt‘ einschließlich der Weiterbildung der Lehrkräfte zu den neuen Bildungsplänen.“
Rudi Tissen ist Pastor und Musiker und schreibt auch selbst Lieder. Auf der E21-Regionalkonferenz in Bonn wird er für die musikalische Gestaltung zuständig sein und einen Workshop zum Thema „Seht unsern Gott! Christuszentrierter Einsatz von Musik in der Gemeinde“ anbieten.
Ich habe kurz mit ihm gesprochen. Hier ein Auszug:
In den letzten Jahren habe ich überwiegend Lieder geschrieben, die für den gemeinsamen Gesang einer Ortsgemeinde bestimmt sind. Aus diesem Grund versuche ich Lieder zu schreiben, die für eine größere Gruppe singbar sind. Das bedeutet zum einen, dass die Melodie nicht zu kompliziert verlaufen darf und schnell zu lernen ist. Zum anderen wünsche ich mir, dass die Gemeinden die Bibel „singen“. Die Herzen der Kinder Gottes sollen mit den unglaublich großen Wahrheiten aus Gottes Wort gefüllt werden. Ich glaube, dass Lieder ein guter Weg dafür sind. Mir ist es deshalb ein großes Anliegen, Lieder zu schreiben, die klar biblische Inhalte vermitteln und Christus, sein Werk und seine Größe, im Zentrum haben. Leitend ist für mich deshalb immer wieder Kolosser 3,16: „Lasst das Wort des Christus reichlich unter euch wohnen!“
Weltweit rollt eine Welle für die Legalisierung von Cannabis. Ein Signal mit fatalen Folgen. Drogenmediziner sehen sich gezwungen, öffentlich zu warnen: Die Psychose-Gefahr für junge Menschen wird unterschätzt.
Joachim Müller-Jung hat für die FAZ einen sehr guten Kommentar geschrieben:
Einig ist man sich zumindest darin, dass die Entkriminalisierung des Cannabis-Konsums und damit die Duldung als Freizeitdroge, wie sie in einigen amerikanischen Bundesstaaten noch schneller als irgendwo sonst vollzogen wurde, mehr Hoffnung für den Hanfanbau, aber kaum mehr Klarheit über die gesundheitlichen Folgen bringt. Eine drogenpolitische Nonchalance, gegen die nun eine Reihe europäischer, amerikanischer und australischer Wissenschaftler in zwei hochrenommierten medizinischen Zeitschriften, dem britischen „Lancet Psychiatry“ und „Biological Psychiatry“, ein vehementes Veto einlegen „Welche Beweise braucht es noch?“, fragt der britische Psychiater Robin Murray, dass die Gesellschaft den Zusammenhang zwischen starkem Cannabis-Konsum und gefährlichen Psychosen endlich anerkennt? Nicht alle, nicht einmal sehr viele Cannabis-Konsumenten trifft es so hart, dass sie Episoden von Wahnvorstellungen oder Halluzinationen bis hin zu Angststörungen, Denkblockaden oder schizophrene Symptome zeigen. Doch wer früh anfängt als Teenager, setzt sich klar einem erhöhten Risiko aus.
In England werden heute mehr als dreizehntausend behandlungsbedürftige Cannabis-Opfer – 50 Prozent mehr als vor zehn Jahren – in Kliniken eingewiesen. Ein Grund: Haschisch ist nicht gleich Haschisch. In den sechziger Jahren waren Cannabis-Produkte im Umlauf, die weniger als drei Prozent des psychoaktiven Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) enthielten, heute sind zwanzig Prozent üblich. Viele Pflanzen – nicht zuletzt auch synthetisch leicht herzustellende Mittel – enthalten mittlerweile bis zu 40 Prozent THC. In der gleichen Zeit, in der die Wirkung gesteigert wurde, nahm die Scheu der Jugendlichen ab. In den Vereinigten Staaten, so wird die Erkenntnis des Nationalen Instituts für Suchtmittelmissbrauch zitiert, hat die Risikobereitschaft zugenommen, in sieben Jahren sei die Zahl der (erfassten) Cannabis-Konsumenten von 14,5 auf 22,2 Millionen hochgeschnellt.
Die FAZ meldet (26.04.16, Nr. 97, S. 5), dass in China die Religionen in Zukunft stärker gedrängt werden, ihren Glauben mit den Anliegen des Sozialismus abzugleichen. Ein Auszug:
Chinas Führung will die Religionsgemeinschaften des Landes künftig stärker kontrollieren. Bei einer Arbeitskonferenz der Kommunistischen Partei zu Religionsfragen legte Parteichef Xi Jinping am Wochenende neue Richtlinien vor. Danach wird von den Religionsgemeinschaften jetzt auch verlangt, dass sie ihre Lehrsätze der chinesischen Realität anpassen.
Der Parteichef verfügte, dass die Partei die religiösen Führer und die Gläubigen mit Hilfe der „sozialistischen Kernwerte“ führen solle, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Er rief die Religionsgemeinschaften dazu auf, sich den Anweisungen der atheistischen Kommunistischen Partei zu unterwerfen. Xi Jinping warnte vor einer Infiltration durch ausländische Kräfte mit religiösen Mitteln. Die Religionsgemeinschaften müssten den Sozialismus mit chinesischen Charakteristiken unterstützen, sagte Xi Jinping. Dazu sollten sie ihre Lehrsätze so interpretieren, dass sie Chinas Fortschritt dienten und mit der nationalen Kultur in Einklang stünden. Eine „Sinisierung“ der in China praktizierten Religionen sei eine der Hauptaufgaben in der derzeitigen Lage.
Im Dezember 1970 hat die säkulare Journalistin Joan Bakewell Dr. Martyn Lloyd-Jones interviewt. Ich habe die Aufnahmen kürzlich bei Youtube gefunden und war über drei Dinge erstaunt.
Zum einen finde ich beeindruckend, wie gut die Journalistin sich im Vorfeld informiert hatte und das sie in der Lage war, in fairer Weise die richtigen Fragen zu stellen.
Es mag zweitens schon damals erstaunlich gewesen sein, wie klar Lloyd-Jones geantwortet hat. Er spricht beispielsweise davon, dass der christliche Glaube dogmatisch und exklusive ist. Er lässt sich nicht in die Position eines alles tolerierenden Kirchenmanns drängen. Er spricht mit großer Deutlichkeit über Sünde. Dürfen wir heute noch auf so klare Antworten hoffen? Ob wohl Verkündiger und Theologen, z.B. im christlichen TV oder Radio, die Fragen noch eindeutig beantworteten?
Schon damals wurde Martyn Lloyd-Jones mit dem Vorwurf konfrontiert, die Evangelikalen kümmerten sich nur darum, wie Christen in den Himmel kommen. Der große Prediger stellt mit wenigen Sätzen klar, dass so eine Art des Evangelikalismus unbiblisch ist und Christen selbstverständlich eine soziale Verantwortung auf Erden haben.
An einer Stelle stimme ich übrigens nicht mit Martyn Lloyd-Jones überein. Wir sollten nicht behaupten, dass das Gesetz nur im Alten Testament zu finden ist. So, wie wir schon im AT die Gnade und das Evangelium finden, so werden wir im NT mit dem Gesetz und Gericht konfrontiert. Aber das ist hier Nebensache. Reinhören und nachmachen!
Glauben Muslime und Christen an einen Gott? Miroslav Volf meint „Ja!“ und hat das in seinem Buch Allah: A Christian Response zu begründen versucht (vgl. die Besprechung des Buches von Mark Durie hier: Volf.pdf).
Thabiti Anyabwile, im Jahr 2014 Hauptreferent der E21-Konferenz in Hamburg, ist selbst vom Islam zum Christentum konvertiert und entfaltet in dem nachfolgenden Interview seine Sicht der Dinge (leider nur in englischer Sprache):
In der Zeit vom 18. bis 21. Mai veranstaltet Evangelium21 gemeinsam mit dem Martin Bucer Seminar die Spurgeon-Konferenz in München. Andrew Page aus England wird als Hauptreferent mit den Teilnehmern das Johannesevangelium durcharbeiten. Ich habe für Evangelium21 im Vorfeld kurz mit Andrew gesprochen:
Andrew Page ist Hauptredner der Spurgeon-Konferenz in München
Andrew Page (Quelle: A. Page)
E21: Andrew, bald wirst Du in München auf der Spurgeon-Konferenz das Johannesevangelium auslegen. Wir als Veranstalter freuen uns auf Dich. Allerdings kennt Dich nicht jeder im deutschsprachigen Europa. Kannst Du uns etwas über Dich erzählen?
Ich bin nicht in einem gläubigen Elternhaus aufgewachsen und bin mit 14 Jahren Christ geworden. Nachdem ich Französisch und Deutsch studiert habe, war ich zwei Jahre lang Lehrer. Nebenbei habe ich angefangen zu predigen: Meine Vorbilder waren John Stott und David Jackman. Später habe ich Theologie studiert; danach war ich 20 Jahre lang Missionar in Österreich, wo ich unter Studenten gearbeitet habe und dann später Pastor der Innsbrucker Baptistengemeinde war. Seit 2007 bin ich wieder in England.
E21: Denkst Du ab und zu mal an deine Zeit in Österreich?
Selbstverständlich! Wenn ich nicht nach Österreich gegangen wäre, hätte ich fast Angst, was aus mir geworden wäre. Der Herr hat so viel in meinem Leben getan: Ich habe gelernt, was für Gaben er mir gegeben hat, ich habe ihn besser kennen gelernt, und ich bin durch den Kontakt zu österreichischen Geschwistern sehr gewachsen.
E21: Wenn man heute im internationalen Kontext Deinen Namen hört, assoziiert man sofort das Markus-Theater. Kannst Du uns etwas über das Projekt erzählen?
Beim Markus-Theater spielt ein Team von 15 Christen aus einer Gemeinde oder einer Studentengruppe jede Begebenheit des Markusevangeliums als Rundtheater. Ich staune, wie der Herr das wachsen hat lassen: Es findet jetzt in 23 Ländern statt. Und ich bin vom Hintergrund her kein Theater-Typ!