Man kann das nachfolgende Zitat von zwei Perspektiven gleichzeitig her deuten. Einmal im Sinne von: Vor einhundert Jahren war auch nicht alles Gold, was glänzt. Und zugleich: Bullinger spricht geradezu prophetisch in unserer Zeit hinein.
Allerdings gehe ich davon aus, dass Bullinger sich damals nicht vorstellen konnte, wie sich diese Dinge entwicklen können. Er schreibt („Der christliche Ehestand“, in: Schriften I, S. 425–575, hier S. 425–226):
Unter den schweren Sünden und schändlichen Lastern, die in der letzten Zeit, die übel und unheilvoll ist, leider stark zunehmen und denen viele Menschen verfallen sind, sind der Ehebruch, die schamlose Unzucht und allerlei Schmutzigkeiten in unflätigen Worten und unkeuschen Werken nicht die geringsten. Dies alles rührt daher, dass die Laster nicht mehr ihren eigentlichen Namen tragen und sie deshalb niemand mehr so einschätzt, wie sie an sich und vor Gott sind. Den blutrünstigen Totschläger — um hier keinen gröberen Ausdruck zu verwenden — nennt man nun einen gottesfürchtigen, rechtschaffenen Soldaten. Den Wucherer nennt man einen kundigen, fähigen Mann. Betrunken werden heißt nun „einen kleinen Schwips haben“. Wenn Unverheiratete miteinander Unzucht treiben, heißt das „menschliche Werke ausüben“ und „tun wie junge Leute, die sich nicht zum Himmel erheben können“. Viele rühmen sich des Ehebruchs, viele treiben Scherz, Spott und Gelächter damit. Schmutzige Reden führen und unflätige, grobe Lieder singen heißt nun „gute Sprüche reißen und guter Dinge sein«.
Ja, vielerorts ist es sogar so, dass diese und ähnliche Laster gar nicht richtig als Sünde betrachtet werden und es eher eine Sünde ist, von Gott und seiner Wahrheit zu reden.
J. Habermas: “ ….Die Postmoderne hatte vollmundig das Ende der grossen Erzählungen verkündet. Mit seiner Auch-Philosophiegeschichte liefert Habermas ein schlagendes Gegenargument: Wenn auch nicht zwingend, so doch durchaus erhellend lässt sich die Geschichte der abendländischen Philosophie als ein Diskurs über Glauben und Wissen erzählen, der sich zunehmend auf eine vernünftige Freiheit hinbewegt. Das Telos könnte allerdings problematisch sein. Nicht das Leitmotiv, die vernünftige Freiheit, wohl aber ein unausgesprochenes Element. Habermas erkennt zwar das religiöse Bewusstsein an, solange sich dieses in der liturgischen Praxis einer Gemeinde von Gläubigen verkörpere. Nach jüdischem, vielleicht noch deutlicher christlichem Verständnis geht es jedoch um entschieden mehr. Denn danach soll der Glaube, sollen beispielsweise die Gedanken der Gottebenbildlichkeit, der Menschwerdung der Gottheit und der göttlichen Gnade eigene, das säkulare Freiheitsverständnis teils erweiternde, teils korrigierende Freiheitschancen enthalten. Ohne Zweifel ist einem Wissen, das letztlich von griechischer Rationalität geprägt wird, die Nichtpräsenz dieser Chancen hochwillkommen. Theologen hingegen, wenn sie denn ihr Metier noch ernst nehmen, müssten hier Einspruch… Weiterlesen »
..auch nachdankenswert, passt das ?
Falls nicht, hoffe ich, dass Ron mir nicht böse ist, oder den „Post“ löscht.
….Männliches Christentum
Das Christentum, der Grundstein der westlichen Kultur, war einst eine sehr männliche Religion. Jesus kam mit einem Schwert, nicht mit einem Gedicht. Er stürzte die Tische der Geldwechsler im Tempel und versuchte nicht, eine friedliche Lösung zu vermitteln.
Er sagte: „Geh nun und sündige nicht mehr“ und nicht „Keine Sorge, tu was du willst, ich werde das schon mit Papa klären.“
Das moderne westliche Christentum ertrinkt in weiblicher Liebe. Selten wird man hören, wie ein amerikanischer oder europäischer Priester oder Pastor mit seiner Gemeinschaft jemals hart ins Gericht geht. Sie werden in den meisten westlichen Kirchen nur sehr wenig darüber hören, wie man auf Sünde verzichtet oder das Böse verurteilt.
…“
Ganzer Artikel:
https://www.epochtimes.de/meinung/gastkommentar/die-gesellschaft-braucht-mehr-maennlichkeit-a3062401.html
Und ganz ehrlich, gestern habe ich mit meiner geliebten alten (82)Schwester im Glauben telefoniert und auch uns entschlüpfte: wo sind die echten Christenmänner ? …
Ich kenne natürlich den Vers mit dem Schwert, aber tatsächlich hat Jesus bis jetzt noch nicht zum Schwert gegriffen und auch nicht von seinen Jüngern verlangt das zu tun, im Gegenteil, er mahnte Petrus das Schwert in die Scheide zu stecken. Und die Parabeln Jesu sind ja oft so schön wie ein Gedicht.
Wenn man schon mit Geschlechterstereotypen spielen will, dann ist die Bergpredigt mit ihrem Aufruf zum Gewaltverzicht und zur Sanftmütigkeit stark weiblich konnotiert. Das Christentum der Kreuzzüge war eine „männliche“ Religion, aber nicht das Urchristentum.
Wenn man Hingabe und Unterordnung als spezifisch weiblich verstehen will, dann soll der Mensch in der Gottesbeziehung den weiblichen Part einnehmen, den der Braut.
Seinen eigenen Kopf durchsetzen und ein starkes Ego haben ist ein traditionell männliches Rollenbild. In der Beziehung zu Gott gilt das als Inbegriff von Sünde.