Wissenschaft

Kritische Rassentheorie wirkt toxisch

Eine Gruppe farbiger Intellektueller hat einen Offenen Brief an die National School Boards Association und an lokale Schulbehörden in der gesamte USA verfasst, in dem sie diese auffordern, Lehrpläne, die von der „Critical Race Theory“ (dt. Kritische Rassentheorie, abgekĂĽrzt „CRT“) inspiriert sind, fallen zu lassen. In dem Schreiben, das auf der Website 1776 Unites veröffentlicht wurde, einer Organisation, die Lehrpläne als Gegengewicht zum 1619 Project der New York Times entwickelt hat, heiĂźt es, dass die Kritische Rassentheorie und das „Narrativ der rassischen Missstände“ eine „schädigende Wirkung“ auf Kinder aus einkommensschwachen Familien und Minderheiten haben. Die 21 Gelehrten schreiben:

Das vorherrschende Narrativ der Rassismuskritik verdirbt den Unterricht in amerikanischer Geschichte und Geisteswissenschaften schon seit vielen Jahrzehnten, hat sich aber im letzten Jahr gefährlich beschleunigt. Die schädlichsten Auswirkungen eines solchen Unterrichts haben Kinder aus einkommensschwachen Minderheiten, denen implizit vermittelt wird, dass sie hilflose Opfer sind, die keine Macht haben und ihre Zukunft nicht selbst gestalten können.

Der Initiative scheint es darum zu gehen, den Hass aus der Aufarbeitung von Sklaverei und Apartheid zu nehmen. In ihrem „Woodson Center’s 1776 Unites“-Lehrplan schlagen sie vor:

Kontinuität, nicht Bruch. 1776 Unites konfrontiert mit den Realitäten der Sklaverei und des Rassismus in der amerikanischen Geschichte und erkennt sie gleichzeitig als Verrat an den höchsten Prinzipien unserer Gründung an. Führungspersönlichkeiten wie Thomas Jefferson werden in unserer Geschichte trotz, nicht wegen, ihrer persönlichen und politischen Fehler gefeiert. Der Kampf der Amerikaner, sich zu erheben und unsere eigenen Werte zu verwirklichen, ist Teil unserer Geschichte – so war es schon immer.

Würde, nicht Missgunst. Während 1776 Unites offen mit der düsteren Realität der Rassentrennung umgeht, zeigt es auch, wie schwarze Amerikaner ihr eigenes Schicksal in die Hand genommen haben und trotz harter Beschränkungen aufblühten, wie die Entwicklung von fast 5.000 ländlichen Schulhäusern unter der Leitung von Booker T. Washington und Julius Rosenwald zeigt. Diese Schulen wurden zu Quellen des lokalen Stolzes und trugen dazu bei, die Bildungslücke zwischen Weißen und Schwarzen zu schließen.

Widerstandsfähigkeit, nicht Zerbrechlichkeit. Das Wissen um die Errungenschaften der Vergangenheit hilft den Schülern, ihre Verantwortung als amerikanische Bürger besser zu verstehen. Eine Lektion über die „Woodson-Prinzipien“, die individuelle Verantwortung und Stärke im Angesicht von Widrigkeiten feiern, fordert die Schüler auf, wichtige Unterstützung aus der Familie, dem Glauben, der Gemeinschaft und der Teilnahme am staatsbürgerlichen Leben zu ziehen.

Hier der Offene Brief: 1776unites.com.

VD: DG

Ăśbergriffige Gender Studies

Inzwischen mehren sich Wortmeldungen, die vor einer Übergriffigkeit der Gender Studies warnen. Die Genderforschung in der Tradition von Judith Butler setzt voraus, dass das Geschlecht nur ein soziales Konstrukt ist und von einem Individuum durch einen reinen Sprechakt entworfen werden kann (z.B. „Ich fühle mich als Mann.“). Das Geschlecht steht demnach nicht in einer Beziehung zum Körper, sondern kann sich in gnostischer Weise von leiblichen Vorgaben emanzipieren.

In der englischsprachigen Welt organisieren sich inzwischen Naturwissenschaftler, die eine Vereinnahmung der Naturwissenschaft durch Gender-Ideologen wahrnehmen (siehe dazu das „Project Nettie“). Aber auch in Deutschland formiert sich Protest gegen diesen unwissenschaftlichen Essentialismus eines gefĂĽhlten Geschlechts. Hans Peter Klein, emeritierter Professor fĂĽr Didaktik der Biowissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt, warnt etwa davor, dass die Gender-Forschung in etliche Fachbereiche hineinregiert. Die FAZ schreibt in der heutigen Ausgabe (18.08.2021, Nr. 190, S. N 4): 

Das bedeutet nichts anderes, als dass jetzt die Biologie, erforscht durch alte weiße Männer, komplett neu erforscht werden muss aus der Perspektive einer politischen Ideologie heraus“, sagt Hans Peter Klein, emeritierter Professor für Didaktik der Biowissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt. Besonders verwundert ihn die Übergriffigkeit und eine gewisse kulturalistische Arroganz: „Es ist ein Kennzeichen aller Fachbereiche, sich nicht in die Inhalte anderer Fachbereiche einzumischen. Die Gender Studies aber schwingen sich zu einer Metadisziplin auf, die genau das betreiben.

Gerade im Raum der medizinischen Genderforschung wird deutlich, dass es elementare Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Vera Regitz-Zagrosek, Kardiologin und Gründungsdirektorin des „Berlin Institute for Gender in Medicine“ an der Charité Berlin, erklärt das am Beispiel des Immunsystems:

So ist zum Beispiel das Immunsystem der Frauen schlicht ein anderes: Es ist effektiver in der Abwehr akuter Infektionen wie zum Beispiel mit Coronaviren. Männer sterben deutlich häufiger an Covid-19 … Die Immunantwort weiblicher Entzündungszellen ist selbst in der Petrischale deutlich unterscheidbar von der männlicher Entzündungszellen. (Ebd.)

Die FAZ fasst die Sichtweise von Hans Peter Klein so zusammen:

Selbstverständlich spielen Rollenklischees, Zuschreibungen, Kultur und Tradition eine Rolle bei Gesundheit und Krankheit – auch diese Aspekte bezieht die Gendermedizin mit ein. Daher auch der Name der Disziplin, schlieĂźlich benennt „Gender“ das soziale Geschlecht, „Sex“ das biologische. Doch empirisch belegt ist eben auch die Tatsache, dass biologisches Geschlecht sehr wohl auĂźerhalb von gesellschaftlichen Zuschreibungen existiert – es ist Fakt, dass fĂĽr Menschen kein anderer Fortpflanzungsweg existiert als ĂĽber die Zweigeschlechtlichkeit. Es ist gerade Kennzeichen der naturwissenschaftlichen Forschungsmethodik, dass sie ihre Thesen mit Daten beweisen muss. Sichere Medikamente und Impfstoffe mĂĽssen verschiedene Phasen der Erkenntnisgewinnung erfolgreich durchlaufen, bevor sie auf den Markt kommen, ansonsten werden sie verworfen. „Dies steht im Gegensatz zu einer Ideologie, die wie die Gender Studies ihre Theorie gerade nicht empirisch untermauern, sondern als eine Wahrheit vorgeben, die keines Beweises bedarf – sehr zum Leidwesen vieler empirisch arbeitender Sozialwissenschaftler, in deren Fachbereich sie meistens verortet sind”, so Hans Peter Klein. (Ebd.)

Hat die Wissenschaft Gott ĂĽberflĂĽssig gemacht?

Die Ăśberzeugung, dass Wissenschaft und Religion in grundlegendem Widerspruch zueinander stehen, ist weit verbreitet. So spricht der junge Sheldon Cooper (Young Sheldon) im Spin-off der phänomenal erfolgreichen amerikanischen Sitcom-Serie The Big Bang Theory offen aus, was fĂĽr viele unumgänglich scheint: „Wissenschaft ist Fakt. Religion ist Glaube. Ich ziehe Fakten vor.“

Aber ist es so einfach? Jonathan Dawson, selbst in der Forschung aktiv, sieht das anders. Er schreibt: 

Tatsächlich wird die These eines Konflikts zwischen Wissenschaft und Religion von Wissenschaftshistorikern heute rundweg als purer Mythos zurĂĽckgewiesen. Peter Harrison fasst zum Beispiel in seinem Artikel „Christianity and the Rise of Western Science“ zusammen: â€žDiejenigen, die fĂĽr die Inkompatibilität von Wissenschaft und Religion argumentieren, finden in der Geschichte wenig Beistand. […] Den Mythos eines andauernden Konfliktes zwischen Wissenschaft und Religion wĂĽrde kein Wissenschaftshistoriker unterschreiben.“

Mehr: www.evangelium21.net.

Westliche Wissenschaft unter Generalverdacht

Andreas Bikfalvi ist Professor fĂĽr Biomedizin an der Universität Bordeaux und dem Institut National de la SantĂ© et de la Recherche MĂ©dicale in Frankreich. In einem Gastbeitrag fĂĽr die FAZ beschreibt er, wie die Kritische Rassentheorie inzwischen die freien Naturwissenschaften bedroht (28.07.2021, Nr. 172, S. N4). Demnach finden identitäre Ideologien  immer mehr „Einzug in unsere Gesellschaft und haben bedenkliche Auswirkungen auf alle Aktivitäten des menschlichen Geistes, besonders auf die Wissenschaft und ihre verschiedenen Anwendungsbereiche wie die Medizin und Technik“. Es gibt inzwischen Aktivisten, die die neuzeitlichen Wissenschaften als Errungenschaft der WeiĂźen zerstören wollen.

Bikfalvi schreibt zu Richard Delgado, einem der Väter der Kritischen Rassentheorie: 

Richard Delgado, einer der Begründer der Theorie, und seine Ehefrau und Mitautorin Jean Stefancic nennen als charakteristische Elemente der kritischen Rassentheorie den Antirationalismus, die Anti-Aufklärung, die Ablehnung von Egalität im klassischen Sinne, von Liberalismus und der Neutralität des Rechts, dazukommen Referenzen auf nach eigenen Vorstellungen zu Recht interpretierte Denker wie Gramsci und Derrida sowie die Intersektionalitätstheorie mit ihren schematischen Opferhierarchien. Rassismus wird als gesellschaftlicher Normalzustand behauptet.

Als Grundlage von Wissen gilt nicht die rationale Analyse, sondern die subjektive Erfahrung und der soziale, ethnische und sexuelle Hintergrund eines Sprechers, sein Sprechort. Dazu kommt eine Obsession, jedes wissenschaftliche Faktum als soziales Konstrukt zu bezeichnen, was dazu berechtigen soll, ĂĽber methodisch erworbenes Wissen nach Belieben hinwegzugehen. Tatsächlich ist eine auf möglichst objektive und gesetzmäßige Erkenntnis von Naturerscheinungen ausgerichtete Naturwissenschaft auf dieser Grundlage nicht zu betreiben.

Man möchte den Autoren nicht den Besuch eines Krankenhauses empfehlen, in dem nach ihren Prämissen gearbeitet wird. Der innere Widerspruch dieser Theorie ist, dass sie zwar einerseits jedes essentialistische Konzept verwirft, am Ende aber selbst auf eine umso stärkere Betonung von Rasse und anderen Identitätsmerkmalen hinausläuft: Rasse ist die Trennlinie zwischen verschiedenen Gruppen.

Der Fall Freud

Ich lese aus beruflichen GrĂĽnden derzeit Sigmund Freud und Literatur der Freud-Gegner. Einer der schärftsten Freud-Kritiker ist der Soziologe Han IsraĂ«ls. IsraĂ«ls kann mich nicht mit allen Thesen und Argumenten ĂĽberzeugen. Aber seine Kritik an den Forschungsmethoden Freuds ist schon sehr substantiell. Zum Beispiel zeigt er, dass Freud oft selbst die Versuchsperson war, mit der er seine „Entdeckungen“ begrĂĽndete (z.B. im Blick auf die Wirkung von Kokain oder den Ă–dipuskomplex). Wenn man bedenkt, wie wirkmächtig tiefenpsychologische Theorien heute noch sind, stimmt das wirklich nachdenklich.

Hier mal ein Beispiel aus dem Buch Der Fall Freud (1999, S. 125–126):

In den Studien ĂĽber Hysterie aus dem Jahre 1895 vertraten Freud und Breuer die Ansicht, daĂź Hysterie meist durch sexuelle Faktoren verursacht werde und sich die Krankheitssymptome beseitigen lieĂźen, wenn es gelinge, die Erinnerung des Patienten an die Situation wachzurufen, in der ein solches Symptom erstmals aufgetreten war. Eine Hysterikerin namens »Anna O.« war die erste Patientin, die – lange vor der Veröffentlichung ihres Falles – von Breuer auf diese Weise behandelt worden war. Ein Jahr nach den Studien ĂĽber Hysterie, 1896, behauptete Freud dann, die Ursachen hysterischer Symptome lägen sehr viel tiefer, nämlich in unbewuĂźten Erinnerungen an einen sexuellen MiĂźbrauch in der frĂĽhen Kindheit der Patienten, und formulierte damit erstmals seine Verfuhrungstheorie.

Wir sahen in den vorangegangenen Kapiteln, daĂź Freud sein Plädoyer fĂĽr die Verabreichung von Kokain bei der Morphiumentwöhnung mit dem Hinweis auf einen therapeutischen Erfolg zu stĂĽtzen versucht hatte, den es in Wahrheit niemals gegeben hatte. Bei seinen frĂĽhen Theorien ĂĽber Hysterie tat Freud dasselbe: sowohl bei der gemeinsam mit Breuer formulierten Theorie als auch bei der Darstellung seiner VerfĂĽhrungstheorie konnte Freud es nicht lassen, sein Publikum ĂĽber das erzielte AusmaĂź des therapeutischen Erfolges zu beschwindeln.

Hatten er und Breuer 1893 sowie 1895 noch behauptet, ihre neue »kathartische« Methode führe zum sofortigen und endgültigen Verschwinden der hysterischen Symptome, schrieb Freud bei der Vorstellung seiner Verführungstheorie im Jahre 1896, die neue Theorie sei der Einsicht geschuldet, daß sein vorheriger Ansatz in der Mehrzahl der Fälle zu keiner Veränderung in der hysterischen Symptomatik geführt habe. Dieses offenherzige Eingeständnis früheren Scheiterns ist übrigens ein einmaliges Ereignis im Leben Freuds geblieben.

Im Jahre 1896 behauptete Freud, er habe eine stattliche Anzahl hysterischer Patientinnen vollständig heilen können, indem er ihnen vergessene Erinnerungen an frühen sexuellen Mißbrauch ins Bewußtsein zurückgerufen habe. Aus der Privatkorrespondenz jener Zeit geht jedoch hervor, daß Freud sich schmerzlich der Tatsache bewußt war, in Wahrheit noch keine einzige Analyse wirklich erfolgreich abgeschlossen zu haben. Als ihm dies auch anderthalb Jahre nach Veröffentlichung der Verführungstheorie noch nicht gelungen war, verlor er den Glauben an seine Theorie. Öffentlich hat er jedoch niemals zugegeben, bei der Darstellung seiner Verführungstheorie über das Ausmaß des therapeutischen Erfolgs geblufft zu haben.

Ein kurzes Interview mit Han Israëls gibt es übrigens hier: www.juedische-allgemeine.de.

Lehrer sollen mit ihren SchĂĽlern Pornos schauen

Im Jahre 2020 schrieb ich in dem Beitrag „Pornophobie“:

Also, wer nicht damit überrascht werden möchte, dass seine Kinder in den Schulen staatlich subventionierte Pornofilme konsumieren, um eine Erweiterung ihres Lustrepertoires zu stimulieren, der sollte jetzt nicht still abwarten, sondern sich einmischen. Die sexuelle Verwahrlosung hat Gründe!

Meine Befürchtungen könnten schneller bedient werden, als ich es erwartet habe. Zumindest in der Schweiz. Denn dort fordert ein ehemaliger Chefarzt, dass Lehrer gemeinsam mit den Schülern Pornos schauen, um Porno-Kompetenz zu erwerben. Noch geht es nicht um steuerfinanzierte Produktionen und noch steht nicht der Lustgewinn im Vordergrund. Aber ein Anfang wäre gemacht. Armes Europa!

Heute.at aus Wien schreibt:

Die Vorbeugung gegen schädliche EinflĂĽsse von Pornos auf Kinder und Jugendliche sollte nach Ansicht von Bitzer nicht isoliert, sondern im Rahmen einer allgemeinen Sexualerziehung stattfinden, bei der es um Wissen ĂĽber den Körper und die Biologie, aber auch um Hilfestellung bei der Entwicklung einer eigenen selbstbestimmten Sexualität geht. Ein fixes Alter lasse sich dafĂĽr nicht definieren. Bitzer betont: „Inzwischen gibt es genĂĽgend Studien, die zeigen, dass die Angst vor der frĂĽhen Sexualisierung durch das Sprechen ĂĽber Sexualität unbegrĂĽndet ist. Es ist nicht so, dass die Kinder dann plötzlich ‚aufeinander losgehen‘ oder das GefĂĽhl haben, dass sie jetzt sexuell aktiv werden mĂĽssen.“

Mehr hier: www.heute.at.

Der strukturelle Rassismus

Sandra Kostner hat diesmal in der NZZ einen sehr hilfreichen Artikel über den strukturellen Rassismus bzw. die Critical Race Theory (CRT) veröffentlicht. Sie schreibt:

Der Begriff struktureller Rassismus dient dazu, staatliche Interventionen als unabdingbare Notwendigkeit zu begründen. «Rassismus» erfüllt dabei eine moralische Funktion; «strukturell» wird verwendet, um Rassismus auf eine abstrakte – und damit nicht greif- und belegbare – Ebene zu verlagern.

Solange Rassismus konkreten menschlichen Handlungen zugeordnet werden kann, ist er belegbar. Lassen sich solche Handlungen nicht in hinreichend grosser Zahl nachweisen, entfällt der moralische Druck auf die Institutionen, sich für die Ziele der Aktivisten zu öffnen.

Der strategische Vorteil eines Rassismusbegriffs, der nicht von individuellen Handlungen abhängig ist, liegt auf der Hand. Und genau dieser Vorteil eröffnet sich mit dem Adjektiv «strukturell». Denn «strukturell» heisst im Vokabular der Critical Race Theory nichts anderes, als dass eine von der weissen Mehrheit geprägte Gesellschaftsordnung und somit auch alle von ihr gegründeten Institutionen automatisch diese Mehrheit privilegieren. Wie genau das vonstattengeht, diese Antwort bleibt man schuldig.

Mehr hier: www.nzz.ch.

Katholische Kirche veröffentlicht umstrittenes Papier zur Prävention von Kindesmissbrauch

Die katholische Kirche in Deutschland hat ein Papier zur Prävention von Kindesmissbrauch veröffentlicht. Der Elternverein NRW e.V. schlägt allerdings Alarm. Zurecht. Denn in dem Papier werden ausgerechnet solche Pädagogen in Anspruch genommen, denen eine Nähe zur Pädosexualität nachgesagt bzw. nachgewiesen wurde: nämlich Uwe Sielert und Michel Foucault.

In dem Schreiben heiĂźt es:

Als Vertreter der Elternschaft stehen wir ohne jedes Verständnis und zutiefst besorgt vor der Tatsache, dass die katholische Kirche ihre Präventionsarbeit auf dieser im Ansatz pädophilen „sexuellen Bildung“ aufbauen will. Nicht nur werden dort mögliche Täter geradezu dazu eingeladen, Kinder frühzeitig sexuell zu stimulieren. Hinter diesem Sielert`schen Begriff verbirgt sich darüber hinaus eine bewusste Umerziehung der Kinder und Jugendlichen: „Das heißt also auch, Heterosexualität, Generativität und Kernfamilie zu `entnaturalisieren´ und Sexualpädagogik daraufhin zu überprüfen, inwiefern sie die Möglichkeit zur selbstbestimmten Lebensführung einschränkt, wenn durch ihre Intentionen und Maßnahmen explizit oder implizit nahe gelegt wird, heterosexuell und in Kernfamilien mit leiblichen Kindern zu leben.“ Das nennt man Indoktrination. Entsprechend nennt das Positionspapier „Klischees und gesellschaftliche Bilder, die Normen schaffen.“ Die Kernfamilie aus Vater, Mutter und Kindern, ein Familienbild, das in unserem Land von der Mehrheit der Familien gewünscht und gelebt wird, wird hier als Klischee und einschränkendes Lebenskonzept abgewertet. Im Blick auf die Prinzipien Sielerts verwundert es dann leider auch nicht, dass in diesem „katholischen“ Papier zur Prävention und sexueller Bildung die Worte Ehe, Familie, Liebe und Sexualität als Sprache der Liebe und Kraft der Bindung, sowie Quelle des Lebens nicht vorkommen.

Wir Eltern sind zutiefst beunruhigt über diesen Paradigmenwechsel der Katholischen Kirche im Verständnis von Sexualität, betrifft es doch die Arbeit der Kirche in ihren vielfältigen Jugendgruppen, aber auch in katholischen Kindergärten und Schulen – es geht also um Millionen von Kindern. Wir wünschen unseren Kindern ein glückliches Leben, ein Leben, das ihnen ermöglicht, ihren Traum vom Glück zu verwirklichen: nach wie vor wünschen sich zwischen 70 und 80 Prozent der Jugendlichen eine auf Dauer angelegte Beziehung zwischen Mann und Frau und eigene Kinder.

Zur Verwirklichung dieses Traumes bedarf es seelischer Ressourcen, nämlich der Bindungsfähigkeit, der Selbstdisziplin, der Treue und der Verantwortungsfähigkeit. Wer seine Sexualität isoliert als Quelle der Lust lebt, also Unverbindlichkeit und sofortige Bedürfnisbefriedigung einübt, wird sich den Traum von einer glücklichen Familie kaum erfüllen können.

Die WELT schreibt dazu:

Als heikel kann das Papier der katholischen Kirche auch gelten, weil der einflussreiche französische Philosoph Michel Foucault darin als Experte zitiert und eines seiner Bücher als weiterführende Literatur empfohlen wird.

Foucault verstarb 1984; jüngst gab es aber Aufruhr um ihn. Der Vorwurf: Ende der 1960er-Jahre soll er sich bei seinen Aufenthalten in Tunesien an kleinen Jungen vergangen haben. Das behauptete der Essayist Guy Sorman in einem Buch und in zwei Interviews. Die französische Journalistin Chantal Charpentier bekräftigte diese – nicht bewiesenen – Vorwürfe in einem Interview mit der „Zeit“.

Fakt ist: 1977 unterzeichnete er einen Aufruf gegen ein Gesetz, dass Sex mit Kindern unter 15 Jahren unter Strafe stellen sollte. Seine Erklärung „Jedenfalls hat eine gesetzlich festgelegte Altersgrenze keinen Sinn. Noch einmal, man kann dem Kind zutrauen, selbst zu sagen, ob ihm Gewalt angetan worden ist oder nicht.“

Weiter sagt er, der moderne Staat stilisiere Pädophile zu gefährlichen Individuen und benutze sie, um immer tiefere Eingriffe in das Sexualleben der Bürger zu rechtfertigen. Dies ist etwa im Buch „Die Grünen und die Pädosexualität“ beschrieben.

Etschenberg widerspricht Foucault: „Kinder können überhaupt nicht abschätzen, was bei einem Erwachsenen, der mit ihnen sexuell aktiv wird, passiert.“

Auf Anfrage heißt es seitens der Bischofskonferenz, dass die Vorwürfe gegen Foucault zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Positionspapiers noch nicht bekannt gewesen seien: „Wie damit im Weiteren umzugehen ist, beobachten wir aufmerksam und werden ggf. Konsequenzen ziehen.“ Das stimmt zwar bezogen auf die jüngsten Pädophilie-Vorwürfe. Seine Aussagen sind aber seit den späten 70er-Jahren bekannt.

Newton unter Verdacht

Darwin, Newton oder Linné: Wegbereiter der Naturwissenschaften werden an britischen Hochschulen auf ihre koloniale Schuld untersucht. Auch Maßeinheiten sollen geprüft werden. Gina Thomas schreibt für die FAZ

Auch die Naturwissenschaften bleiben von dem an britischen Hochschulen um sich greifenden Entkolonialisierungseifer nicht verschont. Die Universität Sheffield hat unlängst ein Handbuch für Dozenten und Studenten der Biologie vorgelegt mit dem Ziel, „rassischer Ungerechtigkeit“ durch das „Nachdenken über die Weißheit und den Eurozentrismus unserer Wissenschaft“ entgegenzutreten. Das Handbuch stellt elf „problematische“ Naturwissenschaftler heraus und erläutert, wie sich ihre fragwürdigen Ansichten auf ihre Forschung niedergeschlagen haben.

In der Technischen Fakultät von Sheffield wird Isaac Newton im Bestreben, „langjährige bewusste oder unbewusste Voreingenommenheiten“ anzufechten, ebenfalls als möglicher BegĂĽnstigter des Kolonialismus genannt. Den Studenten wird empfohlen, den Verfasser der Philosophiae Naturalis Principia Mathematica in Zukunft nicht mehr als „GrĂĽndungsvater“ oder „Genie“ zu bezeichnen.

Mehr hier: www.faz.net.

Bullinger: DĂĽrfen Christen einen Arzt aufsuchen?

Heinrich Bullinger schreibt über die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe in seiner Unterweisung für den Umgang mit kranken und sterbenden Menschen (Schriften I, 2004, S. 115–117):

Es gibt viele Menschen, die sich so sehr dem Willen Gottes hingeben wollen, dass sie darüber alle Ärzte und Medikamente verachten und sich selbst dadurch des Öfteren vernachlässigen.

Sie sagen nämlich: »Ich habe mich nun einmal Gott hingegeben, er muss mein Arzt sein, und ich will von keinem Menschen Rat oder Medikamente annehmen.« Diese Menschen handeln zwar nicht falsch, wenn sie sich Gott vertrauensvoll ergeben. Dass sie jedoch nicht erkennen, wie Gott an allen seinen Geschöpfen durch angemessene natürliche Mittel handelt, ist ein Fehler und Missverständnis. Wir reden hier aber nicht von Wundern und Zeichen, sondern vom üblichen Lauf der Natur, wie ihn Gott eingepflanzt und erschaffen hat. Gott könnte alle Welt auf wundersame Weise speisen, wie er im Evangelium fünftausend Mann mit fünf Broten und danach viertausend mit sieben Broten speiste (vgl. Mt 14,13–21; 15,32–39). Aber er hat den Ackerbau eingesetzt, um die Welt zu ernähren. Wer nun sagen wollte: »Ich habe mich Gott hingegeben, der wird mich wohl speisen, ich muss weder säen noch ernten«, der würde nicht nur der Ordnung Gottes widersprechen und ihr zuwiderhandeln, sondern Gott versuchen. Ebenso hätte Gott das Rote Meer in einem Augenblick ohne Mitwirkung anderer Naturgewalten zerteilen können. Er ließ aber die ganze Nacht hindurch einen starken Wind wehen, um seinem Volk den Weg zu bereiten (vgl. Ex 14,21). Genauso könnte Gott auch in einem Augenblick alle Krankheiten über den Menschen ausschütten und sie in einem anderen Augenblick wieder von den Menschen fortnehmen. Gott verwendet aber passende Mittel und schickt den Menschen die Krankheiten durch schlechte und verdorbene Luft, durch Speise und Trank sowie durch Magenbeschwerden. Entsprechend nimmt er die Krankheiten durch Arzneien auch auf angemessene und natürliche Weise hinweg. Denn es kann doch niemand leugnen, dass Gott den Wurzeln und Kräutern eine besondere Kraft und Wirkung verliehen hat. Mein Lieber, warum sollte also niemand mehr als Arzt tätig sein?

Gott wollte König Hiskia von den Geschwüren der Beulenpest heilen und befahl ihm, Arznei für den Körper zu nehmen (vgl. Jes 38,21). Und der heilige König war nicht so ungefügig und widerspenstig, dass er geredet hätte: »Will Gott mich heilen, so kann er es wohl, was sollten da die Feigen auf dem Geschwür nützen?« Denn es steht im zweiten Buch der Könige, Kapitel 20, geschrieben [2Kön 20,7]: »Und Jesaja sprach: Bringt ein Feigenpflaster her. Und als sie es brachten, legten sie es auf das Geschwür, und er wurde gesund.«

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