Zitate

Augustinus über Wahrheit

Augustinus schreibt in Über die wahre Religion (2006, S. 125):

Jeder, der einsieht, daß er zweifelt, sieht etwas Wahres ein und ist dessen, was er einsieht, auch gewiß. Also ist er eines Wahren gewiß. Jeder also, der daran zweifelt, ob es eine Wahrheit gibt, hat in sich selbst etwas Wahres, woran er nicht zweifelt. Da nun alles Wahre nur durch die Wahrheit wahr ist, kann niemand an der Wahrheit zweifeln, der überhaupt zweifeln kann.

C.S. Lewis über die Liebe Gottes

C.S. Lewis schreibt über die Liebe Gottes (Über den Schmerz, 1978, S. 58):

Wir nennen menschliche Liebe dann selbstsüchtig, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse befriedigt auf Kosten der Bedürfnisse des Geliebten wenn etwa ein Vater seine Kinder zu Hause hält, weil er nicht auf ihre Gesellschaft verzichten kann, während sie doch, um ihres eigenen Interesses willen, in die Welt hinaus müßten. In dieser Situation ist also zunächst ein Bedürfnis oder ein Verlangen auf seiten des Liebenden, ferner ein dem entgegenstehendes Bedürfnis auf seiten des Geliebten, und schließlich auf seiten des Liebenden die Nichtbeachtung oder ein schuldhaftes Nichtkennen der Bedürfnisse des Geliebten. Nichts hiervon findet sich in der Beziehung Gottes zum Menschen. Gott hat keine Bedürfnisse.

Menschliche Liebe ist, wie Platon uns lehrt, das Kind der Armut, eines Bedürfens also oder eines Mangels; sie wird hervorgerufen durch ein, wirkliches oder vermeintliches, Gut im Geliebten, dessen der Liebende bedarf und wonach er verlangt. Gottes Liebe: aber wird nicht nur nicht hervorgerufen durch die Gutheit des Geliebten; sondern sie selbst ruft jegliche Gutheit im Geliebten hervor: Er liebt den Geliebten zuerst ins Dasein und dann in eine zwar abgeleitete, aber dennoch wirkliche Liebenswürdigkeit hinein. Gott ist Gutheit. Er vermag das Gute zu geben; aber es ist undenkbar, daß Er seiner bedürfte oder es erst erlangte. In solchem Sinn ist, kraft Definition, all Seine Liebe sozusagen bodenlos uneigennützig; sie hat alles zu geben und nichts zu empfangen.

Johann Georg Hamann: Von der Selbsterkenntnis

Johann Georg Hamann (1730–1788):

Hieraus sieht man, wie notwendig unser Selbst in dem Schöpfer desselben gegründet ist, so daß wir die Erkenntnis unserer selbst nicht in unserer Macht haben, daß um den Umfang desselben auszumessen, wir bis in den Schoß der Gottheit dringen müssen, die allein das ganze Geheimnis unseres Wesens bestimmen und auflösen kann. 

„Feuer auf dem Dach“

Ich vermute, der Historiker Philipp Blom kommt der Wahrheit näher als er es selbst für möglich hält. Wir kämpfen im Westen mit den Folgen der Gottlosigkeit. 

Blom schreibt:

Es ist Feuer am Dach. Aber hier muss man auch unterscheiden. Die Sinnkrise hat nicht ursächlich etwas mit diesen Phänomenen zu tun, obwohl sie einander sicher verstärken. Die Sinnkrise hat damit angefangen, dass wir, wie Nietzsche gesagt hätte, Gott ermordet haben und seitdem ein Loch in unserem Weltbild und unserer Sehnsucht nach Sinn und Sicherheit haben.

Im 20. Jahrhundert gab es gigantische Massenversuche, dieses Loch mit -Ismen zu stopfen: Faschismus, Sozialismus, Bolschewismus, Kapitalismus, etc. Keiner davon hat es wirklich geschafft, dieses Loch zu füllen, aber wir scheinen ein Bedürfnis danach zu haben, an etwas glauben zu können, an eine objektive Wahrheit, eine letztgültige Ordnung, ein kosmisches Gesetz. Nur ist das in der Metaphysik eben schwerer als in der Physik.

Mehr: www.welt.de.

Walter Künneth: Aufblähung ideologischer Tendenzen

Walter Künneth meint, dass die Anfälligkeit für Ideologien wächst, wo der Glaube schwindet (Fundamente des Glaubens, 1977, S. 32–33):

Ohne Frage stehen wir heute vor einem rapiden Anschwellen, vor einer erstaunlichen Eskalation der Ideologien. Diese Aufblähung ideologischer Tendenzen erscheint charakteristisch für die gegenwärtige Weltlage. Das Zeitphänomen einer zunehmenden und universalen Ideologisierung ist zutiefst eine Frucht der ungelösten Existenzkrise des Menschen. Das Unbefriedigtsein des Menschen von einem bloßen ökonomischen Pragmatismus reiner Zweckmäßigkeit treibt ihn zur Öffnung für immer eine ideologische Verbrämung und Rechtfertigung, ist aber unsachlich einseitig in der Beurteilung der Verhältnisse und Vorgänge und polarisiert die Standpunkte immer mehr. Das spezifische Daseinsverständnis der Ideologie drückt sich in der Behauptung aus, sie besitze die Antwort auf die Frage nach der Sinngebung der menschlichen Gesellschaft und damit auch des individuellen Schicksals, das von diesem Kollektiv abhängig ist. Dabei geht es um die Setzung einer Sinnmitte des Lebens, eines Weltmittelpunktes, und damit um die Ausrufung einer Zielvorstellung, deren Verwirklichung einen totalen Lebenseinsatz lohnt! In einer Ideologie vollzieht ich die Ausprägung eines bestimmten menschlichen „Wertbewußseins“. Es kennzeichnet und konkretisiert sich anschaulich und bei spielhaft in einem System von Vorstellungen, wie die Probleme der Gesellschaft am besten zu lösen seien. So entsteht ein gedanklich geordneter Komplex von geistigen, deutenden, regelnden Leitlinien, die das Denken, die irrationalen Vorstellungen und Phantasieprodukte, das Sichverhalten und die Entscheidungen der einzelnen Menschen wie der Gesellschaft in bestimmte Bahnen lenken sollen. Ideologie stellt sich als ein geistiges Koordinatensystem dar, in dem die Fragen der Zeit eingeordnet werden sollen. Wir haben es also mit einem „Antriebs- und Steuerungssystem der menschlichen Gesellschaft und ihrer Gruppen“ zu tun). Eine Ideologie versteht sich als ein wesentliches Angebot einer Lebenshilfe, einer Sinndeutung der Menschheitsgeschichte und ihrer Entwicklung und damit als Motor zur praktischen Bewältigung der Daseins- und Zukunftsaufgaben der menschlichen Gesellschaft.

Pascal: „Wenn Gott das Herz nicht neigt“

Blaise Pascal (Gedanken, 2016, S. 227): 

Seid nicht erstaunt, wenn ihr einfache Menschen seht, die glauben, ohne vernünftig nachtzdenken: Gott gibt ihnen ein, ihn zu lieben und sich selbst zu hassen, er neigt ihr Herz zum Glauben. Man wird nie einsichtig in die eigene Schuld und getreulich glauben, wenn Gott das Herz nicht neigt. Und man wird von da an glauben, wo er es neigt. Und das wusste David wohl. Inclina cor meum, Deus, in, usw. [vgl. Ps 118,36. in der Vulgata].

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Hans Joachim Iwand: Glaube und Werke

Hans Joachim Iwand schreibt über Glaube und Werke bei Luther (Glaubensgerechtigkeit, Gesammelte Aufsätze II, 1980, S. 84–86):

Gerade weil das Gesetz tötet [vgl. 2Kor 3,6], stellt es den Christus erst recht heraus als „den Tod des Todes“, als den Sieger über Tod und Hölle. Darum sagt Luther: „Die evangelische Verzweiflung, zu der das Gesetz hintreiben soll, ist nicht böse und bleibt nicht immer, sondern sie macht gleichsam Bahn für den Empfang des Christusglaubens, wie geschrieben steht: Den Armen wird das Evangelium verkündigt.“ [Jes 61, 1; Mt 11,5 par.] Die Verzweiflung an dem eigenen Tun vor Gott ist also gerade das Gegenteil von jener Verzweiflung, die den Menschen in den Untergang treibt, zu der Verzweiflung an der Vergebung der Sünden. Denn diese „Höllenfahrt der Selbsterkenntnis“, in der der Mensch erkennt, wie es um ihn steht, bringt ihm die Wahrheit. Die bittere Wahrheit über sich selbst ist der Preis, aber die selige Wahrheit über Gott ist der Lohn. Und das ist die Frage, vor die uns Luther stellt: Ob wir meinen, ohne diese beiden Wahrheiten ans Werk gehen zu können und zu sollen. Kann denn ein auch nur irgend denkbares Mehr an Leistung diesen Mangel an Wahrheit aufheben? Wird nicht in dem aus dem Wahn geborenen Werk der Wurm stecken, der es zerfrit? Wird nicht das Werk, das diese Wahrheit im Rücken hat, ein ganz anderes sein – mag es auch nach außen hin dem Gesetzeswerk gleichen wie ein Ei dem anderen? Muß nicht der aus dem Gesetz lebende Mensch immer wieder versuchen, mit seinen Werken dem Menschen ein Denkmal zu setzen, vielleicht dem frommen, dem heiligen, dem weisen Menschen – aber eben doch dem Menschen? Verdirbt nicht diese Unterschrift: Hoc ego feci – das habe ich getan -, jedes Werk? Müßte nicht der Mensch hinter seinem Werk, wenn es wirken soll, ebenso zurücktreten in die Unsichtbarkeit wie Gott, der auch hinter seinen Werken verborgen ist [vgl. Jes 45,15]? So versteht Luther das Werk des Glaubens. Es ist nicht substantiell verschieden vom Werk des Gesetzes, aber es fehlt der Ruhm, den der Mensch darin sucht [vgl. Röm 3,27]. Denn der Glaube kann nicht leben, ohne zu wirken, aber er lebt nicht davon, daß er wirkt, sondern davon, daß Gott wirkt, daß Christus „nicht müßig ist“. 

Über einen irrelevanten Glauben

Nancy Pearcey (Die ganze Wahrheit, 2024, S. 44):

Wir alle würden Dorothy Sayers zustimmen, die sagte: Wenn der Glaube nicht in unser Arbeitsleben hineinspricht, hat er dort nichts zu sagen, wo wir den größten Teil unserer Zeit verbringen. Dann ist es kein Wunder, dass die Leute sagen, der Glaube sei irrelevant! „Wie könnte sich irgendjemand immer noch für den Glauben interessieren, wenn er zu neunzig Prozent seines Lebens anscheinend nichts zu sagen hat?“

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Luther als „Doktor der Sünde“

Ilars Plume schreibt die flache Anthropologie der Neuzeit („Verzerrungen des Evangeliums“, Theologische Handreichung und Information, 42. Jg., August 2024, Nr. 3, S. 48–72, hier S. 53–54):

Luthers Weg zur Wiederentdeckung des Evangeliums begann mit dem richtigen Verständnis der Sünde. Die von Rom angebotenen Heilmittel gegen die Sünde waren nicht wirksam, weil die Diagnose nicht richtig gestellt wurde. Dies tat Luther wie ein Arzt, als er die Sünde als „den Tod in uns“ definierte. Daniel Olivier1, Historiker an der Universität Paris, nennt Luther deshalb einen „Doktor der Sünde“ und beklagt, dass leider nicht Luther, sondern die Anthropologie des Erasmus von Rotterdam die westliche Welt erobert habe. War Luther nach gründlichem Studium der Heiligen Schrift zu der Überzeugung gelangt, dass die menschliche Natur hoffnungslos verdorben und böse ist, so war der Mann aus Rotterdam – wie Aristoteles vor ihm – der Meinung, dass der Mensch gut genug ist, um durch Erziehung oder Moralunterricht geheilt zu werden. Fast alles, was wir in diesem Zusammenhang in der modernen Welt sehen, steht unter dem Joch des „Tausendkünstlers“ und ist abgeleitet von seinen großen Schülern Aristoteles und Erasmus. Die römische Kirche lehnte Luther ab, während die Protestanten ihn einfach vergaßen, so dass der Positivismus129 zum größten Problem der westlichen Kultur werden konnte.

Anselm: Meine Seele flieht zu deinem erquickenden Erbarmen

Gebet des Anselm von Canterbury:

Gedenke, gerechter, heiliger und gütiger Gott, gedenk deines Erbarmens, gedenke, daß du mich erschaffen und erlöst hast! Guter Gott, gedenke nicht deiner Gerechtigkeit wider deinen Sünder, gedenke deiner Güte gegen dein Geschöpf! Gedenke nicht des Zornes gegen den Schuldigen, sondern des Erbarmens gegen den Armen! Gewiß, meine Schuld verdient Verdammung, meine Buße reicht nicht, um Sühne zu leisten, aber dein Erbarmen übersteigt gewiß alle Schuld. Schone also, du guter Herr, der du das Heil verleihst, der du den Tod des Sünders nicht willst, schone meiner sündigen Seele! Verstört flieht sie von deiner schrecklichen Gerechtigkeit zu deinem erquickenden Erbarmen.

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