Januar 2012

Lady Gaga und der Geist der verstorbenen Tante

Ihre Drogensucht hat der amerikanischen Diva Lady Gaga fast das Leben gekostet. Wie sie in ihrer Autobiographie offenbart, hat schließlich ihre verstorbene Tante sie zurück ins Leben geholt.

„Ich war kein fauler Junkie. Ich wollte unbedingt Künstler sein“, sagt sie. „Ich nahm Demotapes auf und schickte sie los. Zu dem Zeitpunkt habe ich nicht gedacht, dass etwas mit mir verkehrt wäre.“ Erst ein Gespräch mit einem Freund habe ihr deutlich gemacht, in was für einem Sumpf sie steckte, heißt es in dem Buch. Halt habe sie schließlich bei der Schwester ihres Vater gefunden – obgleich diese seit vielen Jahren tot ist. „Ich habe damals begriffen, dass Joanne, die mit 19 Jahren starb, ihren Geist in mich hat fließen lassen. Sie war eine Malerin und eine Poetin – und ich hatte die spirituelle Erkenntnis, dass ich ihr Werk vollenden muss.“ Bis heute ist ihre Tante ihre wichtigste Bezugsperson. Ihr widmete sie sogar ihre „Fame Ball“-Tournee. „Ich habe sie nie getroffen“, räumt Lady Gaga ein, „aber sie ist eine der wichtigsten Personen in meinem Leben.“

Mehr bei Focus: www.focus.de.

Der Glaube der Neuen Atheisten

Magnus Klaue hat für die FAZ die Neuauflage von Fritz Mauthners voluminösen Werk Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande vorgestellt, das der Alibri Verlag in einer von Ludger Lütkehaus verantworteten Edition neu aufgelegt hat.

Klaue referenziert in seinem Artikel ein Argument gegen den Neuen Atheismus, das beispielsweise auch bei Timothy Keller in seinem Buch Warum Gott? zu finden ist. Die Neuen Atheisten glauben ebenfalls. Sie vertrauen auf die Ungeschichtlichkeit ihrer vom Positivismus und Pragmatismus geformten Argumente. Sie fangen nicht bei „Null“ an, sondern sind – das ist jetzt meine Perspektive – in einem naturalistischem Positivismus gefangen. Oder: Der Mensch wird seine Seele nicht finden, wenn er sich röntgen lässt.

Klaue schreibt (FAZ vom 18.01.2012, Nr. 15, S. N4):

Trotz der schon hier erkennbaren Neigung, geistige Phänomene nicht nur als geschichtliche zu begreifen, sondern sie auf soziale und natürliche Ursachen zu reduzieren, sie nicht in ihrer Autonomie, sondern als „Produkte“ wahrzunehmen, schließt diese Betrachtungsweise nicht aus, die Religionen auf ihren Wahrheitsgehalt zu befragen. Der moderne Atheismus dagegen nimmt die vermeintliche wissenschaftliche Unbegründbarkeit des Glaubens und seine Unvereinbarkeit mit den Erfordernissen gesellschaftlicher Praxis unmittelbar als Beweis gegen ihn. Die Geschichtlichkeit der positivistischen und pragmatistischen Denkform selbst zu erwägen, fällt ihnen nicht ein. Sie wird als überhistorisch aufgefasst, wenn etwa Dawkins in „Der Gotteswahn“ dekretiert, Gottes Existenz oder Nicht-Existenz sei „eine wissenschaftliche Tatsache“, die prinzipiell, „wenn nicht sogar praktisch“ entscheidbar sei. Ähnlich begreift Schmidt-Salomon das religiöse Bedürfnis als wissenschaftlich ableitbare „Tatsache“, nicht aber als Erscheinungsform des Bewusstseins mit eigenem Geltungsrecht, wenn er im „Manifest des evolutionären Humanismus“ erläutert, dass religiöse Visionen auf Überaktivitäten im Schläfenlappen zurückzuführen seien. Dass der Glaube eine ihm immanente Logik und Sinnhaftigkeit, eben eine Theologie besitzen könnte, erscheint aus dieser rein innerweltlichen Perspektive als unlogische und sinnlose Annahme.

Genau diese rein innerweltliche Axiomatik erschwerte auch den Autoren des Buches Heilige Scheiße den Zugang für das, was für den Glauben an Gott spricht.

Was kommt nach der Postmoderne?

Vor fünf Jahren habe ich eine Renaissance des marxistischen Denkens angedeutet (Die Postmoderne, 2007, S. 61–62). Der Ökonom, Soziologe und Globalisierungskritiker Oliver Nachtwey schätzt in seinem am 18. Januar veröffentlichten Beitrag mit dem Titel „Geschichte ohne Parteibewusstsein“ die Lage ähnlich ein (FAZ vom 18.01.2012, Nr. 15, S. N3). Obwohl mit dem Fall der Mauer 1989 der gesellschaftliche Marxismus eine tiefe Demütigung hinnehmen musste, macht sich im elitären Raum der Universitäten seit Jahrzehnten ein von der marxistischen Philosophie inspiriertes Denken breit. Dass auch die Theologie der Hoffnung von Jürgen Moltmann, die mit ihrem eifrigen Drang auf Weltveränderung derzeit in den post-evangelikalen Kreisen entdeckt wird, „ohne die Richtungsstöße des Marxismus nicht denkbar“ ist, hat DER SPIEGEL bereits 1968 angemerkt (Nr. 4, 1968, S, 95).

Hier Auszüge des Artikels von Oliver Nachtwey mit einigen Zwischenbemerkungen [Hervorhebungen von mir]:

Der Marxismus schien nach 1989 endgültig bankrott. Doch auch die Bilanz des liberalen Kapitalismus rutschte schnell in die roten Zahlen, und die postmodernen, neoinstitutionalistischen und Rational-Choice-Theorien kamen in Erklärungsnöte. Börsenkurse sind für die poststruktualistischen Theoretiker nur ein Text in einer dezentrierten Welt, aber ihre Auswirkungen sind dann doch recht handfest.

Noch spürt der Otto Normalverbraucher nicht, dass die Aktienkurse keine rein selbstreferentiellen Zeichen sind. Durch die Aufnahme neuer Schulden lässt es sich vorübergehend so weiterleben, als wäre alles so wie es sein soll. Der Tag, an dem wir aufwachen, kann allerdings schneller kommen, als wir uns das wünschen. Spätestens nachfolgende Generationen werden mit den Tatsachen konfrontiert, dass wir unser Leben seit Jahrzehnten durch Kredite finanzieren.

Während in den kontinental- und südeuropäischen Ländern der Marxismus seinen Zenit erreicht hatte, kamen 1968 in den Vereinigten Staaten und Großbritannien erst mal viele junge, von Marx inspirierte Wissenschaftler an die Universitäten. Ironischerweise war es die liberale und wettbewerbliche Kultur der angelsächsischen Universitäten, die es dem Marxismus erlaubte, sich nachhaltig zu etablieren.

Warum „ironischerweise“? Ich würde – freilich etwas überspitzt – behaupten, dass es logischerweise die offenen Gesellschaften sind, die Andersdenkenden Entfaltungsräume zur Verfügung stellen. Die Geschichte des Marxismus ist eine Geschichte der geschlossenen Gesellschaften. Auch Rosa Luxemburgs „Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden“ hat leider daran nichts ändern können.

So entstand die Paradoxie, dass der akademische Marxismus nunmehr in jenen Ländern am stärksten ist, die sowohl in der Soziologie – das gilt für England – als auch im Marxismus Nachzügler waren und nie über starke kommunistische Bewegungen verfügt haben. Es entstand eine marxistisch orientierte Wirtschafts-, Geschichts-, Literatur- und Politikwissenschaft, Geographie, Soziologie, Kulturtheorie und Ethnographie, deren Forschungsprogramme auch von nichtmarxistischer Seite große Aufmerksamkeit erfuhren.

Der allgemeine Rückzug in die Nischen, die fatale Konzentration auf das Partielle und die Details – beispielsweise in der Philosophie –, hat der marxistischen Wirklichkeitsdeutung in zahlreichen Bereichen Auftrieb verschafft. Kurz: Wir denken heute marxistisch, ohne es zu ahnen.

Ein alles in allem überaus lesenswerter Beitrag, der m.W. online bisher nicht veröffentlicht wurde.

Der letzte Held der Titanic

3582_0.jpgPassend zum „COSTA CONCORDIA“-Drama eine Empfehlung für das Buch:

  • Adams: Der letzte Held der Titanic: John Harper – die Geschichte des Passagiers und Predigers, Bethanien Verlag 2011, 126 S. 6,90 Euro

Der Verlag schreibt:

ls im April 1912 die Titanic ihre Jungfernfahrt nach New York bestritt, reiste mit ihr auch ein Prediger, der unterwegs zur Moody Church in Chicago war. John Harper sollte dort eine Zeitlang predigen und womöglich der neue Pastor werden. Doch dann geschah die Katastrophe. Harper half bis zuletzt, die Passagiere nicht allein vor dem leiblichen Tod zu retten, sondern zeigte ihnen die Rettung für ihre Seele.

Dieses Buch schildert das Leben und Wirken von John Harper und das dramatische Geschehen auf dem Ozeanriesen. Dabei beschreibt es auch bewegende Schicksale einzelner Passagiere. Mitarbeiter von John Harper und Leute, die durch ihn zum Glauben kamen, bestätigen seinen Dienst.

Der abschließende Teil rollt die Tragödie noch einmal als die Illustration auf, die auch der Regisseur James Cameron nannte: „Wir fahren alle auf der Titanic.“ Ihr Untergang ist nicht nur eine der bekanntesten Katastrophen der Welt, sondern auch ein Spiegelbild für den Stolz und das Versagen des Menschen und ein Ruf zur Umkehr.

Das Cover wurde übrigens von Peter Voth gestaltet.

 

Weltverbesserung als Erziehung des Menschengeschlechts?

Bei der Lektüre eine Aufsatzes von Eberhard Busch habe ich einen grandiosen Absatz über den Ausgang der Föderaltheologie in der historisch-kritischen Theologie gefunden. Busch schreibt im Blick auf die erwartete Weltverbesserung (Ökonomiegedanke) bei G.E. Lessing (Eberhard Busch,„Calvins Lehre vom Bund“, in: M. Hofheinz; W. Lienemann u. M. Sallmann: Calvins Erbe: Beiträge zur Wirkungsgeschichte Johannes Calvins, Vandenhoeck & Ruprecht, 2011, S. 168–181, hier S. 179):

Wer heute einen „Paradigmenwechsel“ zu einem Zeitalter des Geistes ausruft, sollte an Lessing denken. Es zeigt, wie leicht sich der Gedanke von der fortschreitenden Offenbarung in den vom Fortschritt der Menschheit umwandelt. Man wollte zunächst das Rechte sagen, dass sich Gott der Schwachheit des Menschen anpasst. Aber man sagte es in unheilvoller Weise so, dass der Mensch eine Macht zugesprochen bekam, nach der sich Gott richten sollte.

Ägyptisches Blasphemiegesetz zwiespältig

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, dass in Ägypten in den vergangenen Monaten vermehrt Angehörige der koptischen Minderheit wegen Blasphemie angeklagt wurden. So fand am 14. Januar die Anhörung des koptischen Milliardärs und Politikers Naguib Sawiris statt, der über Twitter eine Karikatur verbreitete, die Micky Maus mit Bart und Gewand der radikal-islamistischen Salafisten und Mini Maus mit Gesichtsschleier zeigt. „Das Blasphemiegesetz wird anscheinend nur gegen Koppten angewandt“, erläutert Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM. „Wenn Muslime den christlichen Glauben öffentlich schmähen und dämonisieren, sehen die Behörden jedoch darüber hinweg“.

Naguib Sawiris, einer der reichsten Männer Ägyptens und Gründer der liberalen Partei der „Freien Ägypter“ musste sich hingegen wegen „Beleidigung des Islam“ und „Verhöhnung islamischer Symbole und Kleidung“ vor Gericht verantworten. Obwohl sich Sawiris öffentlich entschuldigte und beteuerte, niemanden beleidigen zu wollen, brachte der islamistische Anwalt Mamdouh Ismail den Fall gemeinsam mit vierzehn weiteren Anwälten vor Gericht. Das Verfahren wurde auf 11. Februar vertagt, sollte Sawiris schuldig gesprochen werden, droht ihm eine Haftstrafe.

Ein weiterer Fall ereignete sich Ende Dezember 2011. Der 17-jährige koptische Schüler Gamal Masood wurde in der südlichen Provinz Assuit verhaftet, weil er auf seiner Facebook-Seite eine Zeichnung veröffentlichte, die muslimische Mitschüler als Beleidigung des Propheten Mohammed ansahen. Zahlreiche Muslime protestierten tagelang vor seinem Haus und steckten es schließlich in Brand. Obwohl Gamal Masood die Anschuldigungen zurückwies, wurde er verhaftet, sein Verfahren ist für den 7. Februar angesetzt.

Nach Angaben des Anwalts Naguib Gubrail, Vorsitzender der „Ägyptischen Union der Menschenrechtsorganisationen“ wurde seine Klage, die er wegen „Beleidigung des Christentums“ gegen Yasser Borham, einer Führungsperson der radikal-islamistischen Salafisten einbrachte, vom Gericht nicht verfolgt. Wie die gegenüber IGFM berichtete, bezeichnete Borhamy die christliche Lehre gegenüber einer unabhängigen ägyptischen Zeitung als „fehlerhaft“ und vertrat öffentlich die Ansicht, Muslime sollten Koppten keine Weihnachtsgrüße überbringen.

Wo die Freikirchen blühen

Der Schweizer Radiosender SR DRS hat gestern einen fast halbstündigen Beitrag zum Thema „Freikirchen blühen in der Schweiz“ ausgestrahlt.

Während Landeskirchen sich stetig leeren, finden Freikirchen immer mehr Mitglieder. An Wochenenden versammlen sich doppelt so viele Menschen in Freikirchen wie in reformierten Kirchen. Eine Studie des Schweizerischen Nationalfonds dokumentiert diesen Erfolg. Antonia Moser hat den Studienleiter Jörg Stolz befragt und dazu einen Gottesdienst einer Freikirche in Rapperswil besucht.

Ein Abschlussbericht der National Congregations Study Switzerland (NCSS) zur Studie:

  • Jörg Stolz, Mark Chaves, Christophe Monnot, Laurent Amiotte-Suchet: Die Religiösen Gemeinschaften in der Schweiz: Eigenschaften, Aktivitäten, Entwicklung, Université de Lausanne Institut de Sciences Sociales des Religions Contemporaines, 2011

kann an dieser Stelle heruntergeladen werden: 126_Schlussbericht_Stolz_Chaves.pdf.

Hier der Radiobeitrag:

[podcast]http://pod.drs.ch/mp3/kontext/kontext_201201161002_10208234.mp3[/podcast]

Oberstes Gericht der USA stärkt Religionsfreiheit

Das Oberste Gericht der USA hat im Fall „Hosanna-Tabor Evangelical Lutheran Church and School v. Equal Employment Opportunity Commission et al.“ zugunsten der Religionsfreiheit entschieden. Konkret ging es um die Frage, ob Religionsgemeinschaften an ihre Mitarbeiter besondere Erwartungen stellen dürfen (z.B. die Bejahung des Glaubensbekenntnisses). Zur Entscheidung heißt es:

Das Interesse der Gesellschaft an der Durchsetzung von Anti-Diskriminierungsgesetzen am Arbeitsplatz ist zweifellos wichtig. Aber ebenso wichtig ist auch das Interesse der religiösen Gemeinschaften bei der Wahl derjenigen, die ihren Glauben verkündigen, gemäß dem Glaubensbekenntnis lehren und ihre Mission voranbringen.

Hier der Syllabus des Supreme Court of the United States sowie ein Kommentar von Al Mohler: www.albertmohler.com.

CD: AM

Die Ehe und die Religionsfreiheit

Leiter verschiedenster amerikanischer Kirchen haben sich am 12. Januar 2012 in einem Offenen Brief mit dem Titel „Mariage and Religious Freedom: Fundamental Goods That Stand or Fall Together“ entschieden für den besonderen Schutz der Ehe (im herkömmlichen Sinne) ausgesprochen. In dem Schreiben heißt es:

Die Förderung und der Schutz der Ehe – also der Bund eines Mannes und einer Frau als Ehemann und Ehefrau – ist eine Sache des Gemeinwohls und dient dem Wohlergehen des Ehepaares, der Kinder, der Zivilgesellschaft sowie aller Menschen. Bedeutung und Wert der Ehe sind vorrangig und jeder einzelnen Gesellschaft, Regierung oder religiösen Gemeinschaft übergeordnet. Sie ist von allumfassenden Nutzen und die grundlegende Einrichtung für alle Gesellschaften. Sie wird mit der Natur der menschlichen Person als Mann und Frau und mit der lebenswichtigen Aufgabe des zur Welt Bringens und Versorgens von Kindern verbunden.

Als religiöse Leiter verschiedenster Glaubensgemeinschaften sind wir darin übereingekommen, zu bekräftigen, dass die Ehe in ihrer wahren Definition um ihretwegen und um des Wohles der Gesellschaft wegen geschützt werden muss.

Hier der Brief: Marriage-and-Religious-Freedom-Letter-Jan-12-2012-4.pdf.

VD: EP

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner