September 2012

Lost Generation: Was ist mit den Jungs los?

In gewohnter Qualität spürt Harald Martenstein einem verbreiteten Phänomen nach: Die Jungs sind auffallend antriebsarm:

Eine lost generation. Ich sagte, dass mein Sohn sich eine neue Badehose kaufen möchte. Das Projekt, sich eine Badehose zu kaufen, verfolgt er seit nunmehr acht Wochen. Er hat keine Zeit. Nein, er hat keine Energie. Es ist, als ob jemand den Stecker herausgezogen hätte aus dieser Generation von Jungs. Das wird sich alles auswachsen, sagte ich, das kann ja nicht ewig so weitergehen. Eines Tages wird er sich eine Badehose kaufen. Er wird morgens um neun vor mir stehen, frisch geduscht, und er wird sagen, dass er jetzt zu Karstadt geht und sich die Badehose kauft. Jeden Morgen warte ich darauf. Dann gehe ich ins Büro, er schläft noch, und wenn ich vom Büro heimkomme, ist er gerade aufgestanden, die Cornflakes-Schüssel steht herum, und er macht sich fertig fürs Joggen. Eine Jogginghose hat er ja. Der Kollege sagte: „Es ist überall das Gleiche. Das tröstet dann doch irgendwie.“

Wir haben durchgecheckt, woran es liegen könnte. Ich glaube nicht, dass es an der Erfindung des Computers liegt. Die Mädchen besitzen ebenfalls Computer. Ich glaube auch nicht, dass der Feminismus schuld ist. Gewiss, diese Generation von Jungs wird sich vermutlich extrem schwer damit tun, Spitzenpositionen zu erobern, solche Jobs werden in den nächsten Jahrtausenden hauptsächlich mit Frauen besetzt sein. Aber das kümmert die Jungs nicht, nein, es ist ihnen sogar recht. Unsere Jungs sind begeisterte Feministen. Wenn jemand unseren Jungs die Position eines Bundeskanzlers oder Bankchefs anbieten würde, dann würden unsere Jungs langsam aufstehen, ihre Chipstüte nehmen und in ihr Zimmer schlurfen, um dort in Ruhe Musik zu hören. Waren unsere Erziehungsmethoden zu lasch? Waren wir schlechte Vorbilder? Ist die Schule schuld, zu viel Gruppenarbeit, zu wenig Leistungsdenken, alle Lehrer immer krank?

Die Analyse ist gut. Wer kennt die Gründe?

Mehr: www.zeit.de.

Polygamie in der Parallelgesellschaft

Etliche Muslime in Deutschland sind mit mehreren Frauen verheiratet. Einige können ihr Miniharem nur dank Hartz IV finanzieren. Über das heikle Thema schreibt der Jurist und Autor Joachim Wagner:

Nach den Beobachtungen von Claus Röchert, Leiter der AG Integration und Migration der Berliner Polizeidirektion 5, ist die Vielehe in der „arabischen Community ein gängiges Phänomen, insbesondere unter Libanesen und Palästinensern“. Der palästinensische Betreuer junger Straftäter, Nader Khalil, nimmt an, dass 20 Prozent von seinen Freunden in Berlin eine Zweitfrau haben.

Der libanesische Familienhelfer Aber Chaaban in Neukölln schätzt, dass 30 Prozent aller arabischstämmigen Männer in Berlin mit zwei Frauen verheiratet sind – mit einer staatlich, mit der anderen islamisch.

Die Zahl der Mehrehen hat nach den Erfahrungen von Röchert, Chaaban, der Flensburger Familienrechtsanwältin Sabine Scholz sowie einer Neuköllner Männer- und Väter-Selbsthilfegruppe in den letzten Jahren sogar zugenommen. Trotzdem: Vielehen sind ist noch lange kein Massenphänomen, aber auch „keine Einzelfälle“ mehr.

Dass sich die Polygamie trotz Verbots hierzulande einnistet, hat fünf Ursachen. Erstens: Die Scharia duldet Vielehen mit bis zu vier Frauen. Zweitens: In der Anonymität der modernen Gesellschaft und der Vielfalt der Partnerbeziehungen lässt sich das Zusammenleben mit mehreren Frauen beziehungsweise Familien gut tarnen. Drittens: Wirtschaftlich braucht der Mann sich nicht um die Zweitfrau zu kümmern, weil der Staat die Unterhaltspflichten für die Zweitfrau und ihre Kinder über Hartz IV übernimmt. Viertens: Die Imame scheren sich nicht um den Hintergrund von Eheschließungen, interessieren sich nicht dafür, ob sie gerade die Erst-, Zweit- oder Drittfrau trauen. Und fünftens: Religiöse Eheschließungen werden nicht kontrolliert. Sie werden nur bei der Moschee registriert, bei der sie geschlossen werden. Es gibt kein Zentralregister für islamische Ehen. Das heißt: Männer können von Gotteshaus zu Gotteshaus ziehen, ohne dass jemand überwacht, wie oft sie heiraten.

Mehr: www.welt.de.

Einsichten und Ausblicke zum Konzept der „missional church“

Missionale Theologie liegt im Trend. Davon zeugen zahlreiche Internet-Blogs, aktuelle Buchprojekte, Konferenzen sowie die Entwicklungen an einigen theologischen Ausbildungsstätten. Trotzdem werde ich immer wieder gefragt, was mit „missional“, „transformatorisch“ oder „inkarnatorisch“ denn eigentlich gemeint sei. Ein Antwort ist gar nicht so einfach, da mit den Begriffen auch innerhalb der Szene recht unterschiedliche Ansätze transportiert werden.

Dr. Stefan Schweyer hat dem Theoblog freundlicherweise zwei Artikel, die als Theologische Beilage zur STH-Postille (Nr. 3+4/2009) erschienen sind, zur Verfügung gestellt. Ich empfehle die Expertise „Kirche als Mission: Einsichten und Ausblicke zum Konzept der ‚missional church‘“, die verständlich in die aktuellen missionstheologischen Trends einführt.

Hier: Kirche_als_Mission-1+2.pdf.

Wie zeugen wir im Jahr 2030?

Unsere Generation erlebt tiefe Eingriffe in die Kultur des Sterbens und die Kultur des Zeugens (vgl. auch hier). In sogenannten „Kinderwunschzentren“ können sich Frauen Embryos unklarer Herkunft auftauen und einpflanzen lassen. Für 4500-6500 Euro. In Deutschland ist das noch verboten. Deshalb reisen die Paare dafür ins Ausland.

Rieke C. Harmsen beschreibt in „Embryo günstig zu kaufen – keine Auffälligkeiten“ einen neuen Trend, der eine ganze Liste von neuen ethischen Fragen aufwirft:

Künftige Eltern können neben Augen- und der Haarfarbe, Größe, Statur und Blutgruppe auch einen gewissen „Bildungsstand“ auswählen. Dass bei der Embryonenadoption Handlungsbedarf besteht, konstatierte schon der Bericht des Ausschusses für Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestags von 2010. Darin wird auf die Bedeutung der biologischen Wurzeln eines Menschen verwiesen und erklärt, dass nach „jetzigem Forschungsstand“ eine anonyme Spende aus „psychologischer Sicht eher abzulehnen“ sei.

„Völlig unbekannt“ sei außerdem bislang die Situation der Eizellspenderinnen und Leihmütter, die ihre „Dienste“ deutschen Paaren zur Verfügung stellen – ebenso wie die „langfristigen körperlichen und psychischen Folgen für diese Frauen“. Die Liste der medizinischen, ethischen und rechtlichen Fragen, die mit einer Embryonenadoption einhergehen, ist kaum zu überschauen, stellt denn auch Breit-Keßler fest, und meint: „Wir müssen alles, was gedacht werden kann, auch denken und diskutieren“.

Hier: www.welt.de.

Kollektive Illusion

Aktuell wird in Politik und Gesellschaft über die rechtliche Einführung einer so genannten Homo-„Ehe“ diskutiert. Worum geht es? Was steht auf dem Spiel? Was sind die Unterschiede zwischen Ehe und homosexueller Partnerschaft? Was sind die Auswirkungen solch eines neuen Familienkonzepts auf die nächste Generation?

Christl R. Vonholdt, Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin, erklärt in der TAGESPOST, weshalb durch die Einführung der „neuen Ehe“ die männlich-weibliche Struktur als Grundpolarität allen Lebens untergraben würde.

Zwei Merkmale unterscheiden die Mann-Frau-Beziehung von jeder homosexuellen Partnerschaft: Die leiblich-körperliche Vereinigung und das Potenzial zur Weitergabe des Lebens. Beides gehört zusammen. Ein leiblich-körperliches Einssein ist nur in der sexuellen Beziehung zwischen Mann und Frau möglich. Während in jeder anderen Form von Beziehung ein Einssein in seelischer oder geistiger Hinsicht möglich ist, bezieht die Ehe in einmaliger Weise die Leiblichkeit des Menschen ein: In der Mann-Frau-Beziehung passen die Genitalien perfekt zueinander und ineinander – und bilden gleichzeitig die schöpferische Einheit, aus der neues Leben entstehen kann. Die Ehe beruht damit auf der einzigartigen leiblichen Komplementarität von Frau und Mann – letztlich auf der biologischen Disposition eines jeden Menschen zur Heterosexualität.

Wie keine andere Gemeinschaft verbindet die Ehe die Geschlechter und Generationen miteinander. So trägt sie in einzigartiger Weise zum Zusammenhalt, zur Integration, zur Stabilität und Solidarität (zwischen Mann und Frau und zwischen den Generationen) und zum Frieden einer Gesellschaft bei. Eugen Rosenstock schreibt: „In der Ehe werden nicht nur leibliche Kinder gezeugt, es wird auch eine Leistung vererbt: der Friedensschluss der Geschlechter. Dieser Friedensschluss wird die Weltanschauung der Kinder bestimmen.“ Die Kulturleistung der Ehe ist einmalig. Wir können sie nicht hoch genug einschätzen.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Livestream der Desiring God-Konferenz

Die Desiring God-Konferenz beginnt heute in Minneapolis (Minnesota, USA). Geplant sind folgende Vorträge:

Freitag: 28. September

  • 20:30 – 21:30 – John Piper: “Prelude to Acting the Miracle: Putting Sanctification in Its Place”

Samstag, 29. September

  • 10:00 – 11:00 – Kevin DeYoung: “Incentives for Acting the Miracle: Fear, Rewards, and the Multiplicity of Biblical Motivations”
  • 11:30 – 12:30 – Ed Welch: “Sinners Learning to Act the Miracle: Restoring Broken People and the Limits of Life in the Body”
  • 14:45 – 15:45 – Jarvis Williams: “Acting the Miracle in the Everyday: Word of God, Means of Grace, and the Practical Pursuit of Maturity”
  • 16:15 – 17:15 – Panel Discussion: DeYoung, Moore, Piper, Welch, and Williams
  • 20:30 – 21:30 – Russell Moore: “Acting the Miracle Together: Corporate Dynamics in Christian Sanctification”

Sonntag, 30. September

  • 11:00 – 12:00 – John Piper: “Remember the Gospel, Act the Miracle: Future Grace, the Word of the Cross, and the Purifying Power of God’s Promises”

Die Vorträge können über das Internet live gehört werden: www.desiringgod.org/live. Ich vermute, wir sind der Zeit dort 6 Stunden voraus. Nachtrag: Tatsächlich sind es 7 Stunden (siehe Kommentar von Christian).

War C.S. Lewis ein Calvinist?

Doug Wilson behauptet in diesem kleinen Video, Lewis sei ein Calvinist gewesen. Er begründet seine Einschätzung mit einigen Stellen aus dem Werk des Schriftstellers. Vermutlich wird Wilsons These einigen Widerspruch ernten.

Hier:

VD: DB

Wie sterben wir im Jahr 2030?

Noch im Juli meldete SPIEGEL Online, dass die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe in den Niederlanden nicht dazu geführt habe, dass mehr Menschen durch die Hand eines Arztes sterben. Unter Berufung auf eine niederländische Studie schrieb das Magazin:

In den Niederlanden hat die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe zufolge nicht dazu geführt, dass mehr Menschen auf diese Weise sterben. Das berichten Wissenschaftler der Universitätskliniken in Rotterdam und Amsterdam im britischen Medizinjournal „Lancet“. Weniger als drei Prozent aller Menschen, die im Jahr 2010 in den Niederladen starben, kamen demnach durch aktive Sterbehilfe oder ärztliche Hilfe bei der Selbsttötung ums Leben – in absoluten Zahlen waren das 475 von 6861 Todesfällen. Dies entspreche dem Verhältnis vor der Legalisierung im Jahr 2002.

Am 25. September 2012 deutet die Dutch News das Ergebnis der Studie anders. Im letzten Jahr gab es 3695 Mal Beihilfe beim Sterben und damit hat sich die Zahl seit 2006 fast verdoppelt. Die Euthanasie-Rate liegt insgesamt bei 2,8 Prozent. Die Entwicklung sie so aus (siehe dazu auch hier):

2006 = 1923 gemeldete Fälle von Sterbehilfe
2007 = 2120 gemeldete Fälle von Sterbehilfe
2008 = 2331 gemeldete Fälle von Sterbehilfe
2009 = 2636 gemeldete Fälle von Sterbehilfe
2010 = 3136 gemeldete Fälle von Sterbehilfe
2011 = 3695 gemeldete Fälle von Sterbehilfe

In den Niederlanden kommt also das Sterben auf Verlangen in Mode. Wie werden wir in Deutschland im Jahre 2030 sterben? Oliver Tolmein hat ein Szenario für den schlimmsten Fall entworfen. Aus der Perspektive der einen klingt das alles vorzüglich: mehr Selbstbestimmung, weniger leidende Patienten und eine beachtliche Kostenersparnis. Aus einer anderen Perspektive klingt das alles sehr nach einer gewollten Kultur des Todes.

Hier: www.faz.net.

Ägyptischer Papyrus befeuert Diskussion: War Jesus verheiratet?

War Jesus verheiratet? Diese Frage bekam neuen Auftrieb, als die Harvard-Professorin Karen L. King einen Papyrus vorgestellte, in dem möglicherweise signalisiert wird, dass Jesus zusammen mit einer Frau lebte. Sollte Prof. King den Text aus dem 4. Jh. richtig interpretiert haben, sagt er allerdings nichts über den historischen Jesus aus. Das stellt sie in dem nachfolgenden Gespräch mit dem DLF noch einmal klar.

Erwähnt wird in dem Beitrag leider nicht, dass inzwischen viele Experten von einer Fälschung ausgehen. Francis Watson von der Universität in Durham hat seine Analyse online gestellt: Watson.pdf.

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