Murks am Kind

Aus „schulreif“ wurde „schulfähig“. „Schulfähig“ sind früh eingeschulte Kinder jedoch oft noch nicht. Der „Pisa-Schock“ von 2006 führte zu überhasteten Reformen, besonders in Berlin. Regina Mönch vermutet, dass die Kinder der Reformexperimente von heute die Verlierer von morgen sein könnten. Sie dürfte damit richtig liegen.

Nirgendwo in Deutschland werden Kinder so früh eingeschult wie in Berlin. Sind sie fünfeinhalb Jahre alt, gilt die Schulpflicht. Früher mussten Kinder vor allem „schulreif“ sein, eine Eigenschaft, die ersetzt wurde durch den Begriff „schulfähig“, als handle es sich um etwas, was man herstellen könnte. Klappt das nicht, weil die Kleinsten eigentlich doch noch in den Kindergarten gehörten, gibt es ja noch die (Fehl-)Diagnose ADHS und Ritalin. Und sie können „verweilen“, wenn sie nicht mitkommen. Früher hieß das Sitzenbleiben. Diese Reform – eine von über zwanzig, die innerhalb sehr weniger Jahre über Berlins Schulkinder hinwegrollten – hat neue Probleme geschaffen.

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2 Kommentare
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Peter
12 Jahre zuvor

„schulfähig“ erweckt den Eindruck, als ob man das herstellen könnte – „schulreif“ erweckt den Eindruck, als ob es von allein passiert.

Unbestreitbar braucht ein Kind gewisse kognitive, soziale, emotionale und motivationale Voraussetzungen, um in diesem Schulsystem bestehen zu können. Die Beobachtungen von Regina Mönch lassen sich in der Argumentation auch anders interpretieren, wenn nicht hier (wie so oft in der Pädagogik) Kausalität mit Korrelation verwechselt wurde.

Kurz gesagt: Ich kann mit 5jährigen nicht den gleichen Unterricht machen wie mit 6jährigen. Haben sich die Schule, wie die früh Eingeschulten gescheitert sind, sich darauf eingestellt? Was bei den Vergleichen mit den später Eingeschulten in Skandinavien meist verschwiegen wird: Mindesten Schweden und Finnlann haben ein ausgebautes Vorschulwesen, das den Namen Vorschulwesen zurecht trägt. Solche Vorschulen gab es in den 70er in Bayern, wurden aber wieder abgeschafft.

Gruß
Peter

12 Jahre zuvor

Ich erlebe es auch immer wieder, dass die Leidtragenden am Ende immer die Schüler sind. Und es sind nicht Einzelne, sondern ganze Klassen, wenn nicht sogar ganze Schulen.

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