Die „Schweigespirale“

Dominik Klenk beklagt in seinem Artikel „Wird die OJC gefällt, fallen bald auch andere“ die zunehmende Schikane, die jene trifft, die eine vom Mainstream abweichende Meinung vertreten. Anlass für seine Klage sind die Erfahrungen der OJC. Seit über einem Jahrzehnt werde versucht, die „Offensive Junger Christen“ (OJC) einzuschüchtern, weil die Kommunität mit ihrem „Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft“ homoerotisch empfindenden Menschen zur Seite stehe, die sich mit diesem Lebensstil nicht identifizieren und nicht schwul leben wollen.

Klenk:

Durch die Angst vor politischer, öffentlicher und jetzt vielleicht auch noch monetärer Ausgrenzung hat sich die Politische Korrektheit in Sachen Homosexualität fast flächendeckend wie ein Mehltau niedergelassen. Die vielzitierte Schweigespirale hat nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Kirche gut im Griff. Klug scheint, wer zu diesem Thema schweigt und schluckt. Auf diesem Weg freilich verkümmert Luthers Kirche des Wortes zu einer hüstelnden Gemeinde ohne Klarheit, Kraft und Kurs.

Das Sprechverbote und Tabus inzwischen den öffentlichen Diskurs bestimmen, zeigt ebenfalls der Focus Money Redakteur Thomas Wolf in seinem herausragend mutigen Artikel “Political Correctness: Was darf man in Deutschland sagen – und was nicht?“. „Es gibt in Deutschland Tabus“, schreibt Wolf. „Wer gegen den Euro ist und dies öffentlich kundtut, hat in aller Regel einen schweren Stand. Gutmenschen jeglicher Couleur denunzieren Menschen mit eurokritischen Meinungen in Talkshows als europafeindlich und als Revanchisten.“ Nur das Christentum dürfe man ablehnen, weil der Papst die Pille verbiete und Priester im Zölibat lebten. Am Islam sei dagegen jede Kritik verboten, da dies fremdenfeindlich wäre.

Wolf erwähnt ebenfalls die „Schweigespirale“:

Eine anschauliche Erklärung für das Funktionieren eines Systems aus Tabus und Redeverboten lieferte bereits in den 70er-Jahren die Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann in ihrer Theorie der Schweigespirale. Danach treibt den Menschen die Angst vor der sozialen Isolation um – keiner will in einer Gruppe oder der Gesellschaft außen stehen. Das hat seine guten Gründe: Schließlich sind wir als soziale Wesen auf die Gemeinschaft angewiesen, und wir leben auch gern in ihr. Um nur ja nicht ausgegrenzt zu werden, beobachtet der Einzelne ständig seine Umgebung auf der Suche nach der gerade vorherrschenden Meinung – und passt sich ihr dann an.

Dabei liegt doch auf der Hand, dass Tabus nur zur Verdrängung und Lähmung führen. „Sprachverbote und Zensur vergiften die geistige Atmosphäre und lähmen die lösungsorientierte Debatte. Statt zu Offenheit und Toleranz führt Politische Korrektheit zu Feigheit und Anpassertum.“

Thomas Wolf schreibt weiter:

Aber wo sind die Alternativen zur herrschenden Meinung und die neuen Denkansätze? Fehlanzeige! Wenn abweichende Meinungen nicht mehr geäußert werden, weil ihre Vertreter sofort als unmoralisch gegeißelt werden, versiegt bald jede Diskussion. Unter dem Einfluss von Political Correctness und Tabus entstand in der Bundesrepublik ein alternativloses politisches und intellektuelles Klima, das der Philosoph Peter Sloterdijk folgendermaßen beschreibt: „Ob einer sich zur Sozialdemokratie bekennt oder nicht, spielt schon längst keine Rolle mehr, weil es Nicht-Sozialdemokraten bei uns gar nicht geben kann, die Gesellschaft ist per se strukturell sozialdemokratisch, und wer es nicht ist, der ist entweder im Irrenhaus oder im Ausland. Es gibt keine ernsthafte Alternative dazu.“ Und tatsächlich redet heute alle Welt von Gerechtigkeit, wo doch nur Gleichheit gemeint ist; wird dem Kollektiv alles und dem Einzelnen immer weniger zugetraut und die Lösung der Probleme fast nur noch vom Staat erwartet.

Von der Offenheit, die von der 68er-Generation eingefordert wurde, ist nicht mehr viel übrig geblieben.

Die ehemaligen Vorkämpfer gegen bürgerliche Zwänge widersprechen sogar ihren eigenen Dogmen. Mit dem „herrschaftsfreien Dialog“ des Sozialphilosophen Jürgen Habermas, eines Säulenheiligen der Linken, lassen sich sprachliche Tabus und Denkverbote jedenfalls schwer vereinbaren. Schließlich darf in diesem Dialog – der lange als Allheilmittel gegen jedwedes gesellschaftliche Übel galt – kein äußerer Zwang das Gespräch behindern.

Hier geht’s zum Artikel: „Was darf man in Deutschland sagen – und was nicht?“. Unbedingt lesen!

Die Rückkehr der Augenzeugen

Rainer Riesner beschreibt in dem Aufsatz „Die Rückkehr der Augenzeugen“ einen neuen Trend in der Evangelienforschung: Einige Neutestamentler bringen die These wieder ins Gespräch, dass hinter der Evangelien-Überlieferung Augenzeugen stecken. Obwohl die Darstellung bereits 2007 erschienen ist, lässt sie sich nach wie vor gut lesen.

Besonders gefällt mir folgender Satz:

Martin Hengel hat eine neue Würdigung des Lukas-Prologs vorgelegt, und wie so oft bei diesem Autor kann man aus diesem einen Artikel mehr lernen als aus mancher Monographie.

Den Aufsatz gibt es hier: ThBeitr_2007-6_Riesner_Rueckkehr_der_Augenzeugen.pdf.

Ohne Zweifel links

Der Konservative Frank Schirrmacher, immerhin Mitherausgeber der FAZ, hat ein Buch über den totalitären Kapitalismus geschrieben. Ego ist ein intellektuelles Vergnügen, meint sogar Jakob Augstein. Er kommt ins Schwärmen:

„Ego“ ist also ein Buch über den menschenverachtenden Irrsinn des totalitären Kapitalismus. Das Buch ist ein intellektuelles Vergnügen. Vor allem aber ist die Tatsache, dass dieses Buch aus der Feder des konservativen Journalisten Schirrmacher stammt, ein weithin sichtbares politisches Signal: Die Kapitalismuskritik ist inzwischen im Herzen des Kapitalismus angekommen. Welche Wirkung wird sie dort entfalten?

Bei so viel euphorischer Kapitalismuskritik lohnt sich der Rückblick auf einen Aufsatz, den Ludwig von Mises bereits 1932 veröffentlicht hat. In „Die Legende vom Versagen des Kapitalismus“ schreibt er:

Fast allgemein wird heute die Auffassung vertreten, mit der Wirtschaftskrise der letzten Jahre sei das Ende des Kapitalismus gekommen. Der Kapitalismus habe versagt, er erweise sich unfähig, die Aufgaben der Wirtschaft zu erfüllen, und so bleibe denn der Menschheit, wenn sie nicht untergehen wolle, nichts übrig als der Übergang zur Planwirtschaft, zum Sozialismus.

Hier: Mises_Versagen_Kapitalismus.pdf.

Säkularisierung: „Katholikenphobie“

Bei Günther Jauch wurde gestern Abend wieder einmal über die Kirche diskutiert. Ausgerechnet Oscar Lafontaine beklagte dabei den rasanten gesellschaftlichen Werteverfall. Deutlich wurde vor allem eins: Kirche ist in Ordnung, solange sie sich den Erwartungen der Gläubigen und Ungläubigen beugt. Kurz: Wenn ich glauben und machen kann, was ich für richtig halte, ist alles „ok“.

Falls jemand es noch nicht gemerkt haben sollte: Deutschland ist ein nachchristliches Land.

Die von Kardinal Meisner beklagte „Katholikenphobie“ – oder gar die aus Rom diagnostizierte „Pogromstimmung“ – ist lediglich der Ausdruck für die Selbstüberschätzung des katholischen Klerus bezüglich seiner eigenen Bedeutung. Im Grunde nimmt man ihn nur noch ernst, weil er halt noch da ist, und nicht wegen seiner Überzeugungen. Selbst die überzeugten Katholiken machten das bei Jauch deutlich. Bekanntlich waren Konfessionslose, Atheisten oder Muslime nicht eingeladen. Es bliebe damit noch Matthias Matussek als Vertreter der katholischen Postmoderne. Aber er ist wohl mehr ein Symptom der Krise des Katholizismus als ein Beitrag zur Wiedergewinnung verlorener Identität. So hat es sich gestern Abend durchaus gelohnt, ein Thema der vergangenen Sendung wieder aufzunehmen. In 2.000 Jahren Kirchengeschichte ist ein vergleichbarer Fall nicht bekannt. In Rom wird man das vielleicht sogar zur Kenntnis nehmen.

Hier die Frühkritik der FAZ: www.faz.net.

Dienstanweisung für einen Unterteufel

Satan, Beelzebub oder Luzifer – der Teufel hat viele Namen. Aber wer ist er – und was will er eigentlich von uns Menschen? Fragen, die seit Jahrhunderten diskutiert werden. Der Narnia-Autor C. S. Lewis hat einen ganz eigenen Ansatz gefunden, über den Teufel zu reden. In seinem Buch „Dienstanweisung für einen Unterteufel“ stellt er die Vorstellungen von Hölle und Dämonen gehörig auf den Kopf – und gibt einen Hinweis darauf, wie wir den Versuchungen des Bösen widerstehen können.

Der ERF hat eine Dokumentation über eines der brisantesten Werke des beliebten englischen Schriftstellers ausgestrahlt. Sie hilft beim Nachdenken über das Böse, freilich bin ich nicht wie Jospeph Goetz der Meinung, dass Menschen so frei sind wie Gott.

Hier:

VD: JO

Wie zuverlässig sind Gefühle?

201302081631.jpgDer 3L Verlag hat Evangelium21 freundlicherweise ein Kapitel aus Jonathan Edwards Klassiker Sind religiöse Gefühle zuverlässige Anzeichen für wahren Glauben? (Originaltitel: „Religious Affections”) als Auszug zur Verfügung gestellt.

Edwards warnt in dem Buch einerseits vor dem Exzess einer extremen Gefühlsbetontheit im christlichen Leben, die oftmals einer Form der Fleischlichkeit entspringt. Andererseits betont er aber auch, dass es eine Art von äußerlicher Praxis ohne inneres Erleben gibt, die aus der Sicht Gottes gar keinen Wert hat. Denn wie Edwards betont, kommt das Evangelium immer in Veränderungen unseres Charakters zum Ausdruck, die wiederum zu einem aufopferungsvollen und selbstlosen Dienst führen.

Hier das erste Kapitel aus dem Buch: Edwards_Sind_religioese_Gefuehle__(Auszug).pdf. Das gesamte Buch:

  • Jonathan Edwards: Sind religiöse Gefühle zuverlässige Anzeichen für wahren Glauben? (Die Puritaner, Band 13), Waldes: 3L Verlag, 264 S., 10,50 €.

gibt es hier.

Übrigens? Schon für die E21-Konferenz 2013 angemeldet? Informationen dazu unter: www.evangelium21.net.

Heidelberger Konferenz für „Reformierte Theologie“

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Die Heidelberger Konferenz für „Reformierte Theologie“ will reformatorische Christen aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Italien, Frankreich, Großbritannien, den USA sowie aus anderen Länder zusammenbringen. Das Thema der Konferenz 2013 ist der Heidelberger Katechismus, der 450 Jahre alt wird. Die Veranstalter haben herausragende Referenten gewinnen können, darunter Michael Horton und Joel Beere (zu  Horton siehe auch diesen Beitrag).

Die Konferenz geht vom 18.-21. Juli 2013. Konferenzsprache ist Englisch. Freunde der reformierten Theologie sollten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen.

Hier geht es zum Programm und zur Anmeldung: www.heidelbergerkonferenz.info.

Birgit Kelle: Gender-Mainstream als Problem

Laut dem Gender-Mainstreaming-Konzept definiert sich das Geschlecht vor allem über die soziale Erziehung. Die Journalistin Birgit Kelle spricht sich öffentlich gegen den „Gender-Wahn“ aus und behauptet, dass es keine Wissenschaft sei, sondern eine wirre Ideologie, die uns die Politik von oben aufzwinge.

Das proMedienmagazin hat mit Frau Kelle gesprochen:

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