Mystik

Herman Bavinck: 6 kritische Gedanken zur Mystik

41AoGcyQAZL SX331 BO1 204 203 200In seiner Ethik hat Herman Bavinck sechs kritische Gedanken zur Mystik formuliert, die ich den Lesern des TheoBlogs nicht vorenthalten möchte (Herman Bavinck, Reformed Ethics, Bd. 1, 2019, S. 309):

1. Mystik und Pietismus verlegen den Sitz des Glaubens in das Gefühl und nehmen daher nicht die Ganzheit unserer Menschlichkeit auf. Das, was am meisten beeinflusst und die Gefühle weckt, wird zentral.

2. Dies führt zu einer Verleugnung der Zielsetzung des Glaubens, d.h. des Wortes, des Briefes, der Sakramente, der Kirche und sogar der Lehre (z.B. Zufriedenheit).

3. Eine weitere Folge ist die Bildung einer schädlichen Gruppen-Mentalität. Die Bekehrten trennen sich selbst, leben getrennt und verlassen Familie und Welt, um für sich selbst zu sorgen. Sie sind Salz nicht innerhalb, sondern am Rand der Welt.

4. Die Idee des Bundes geht völlig verloren. Die Bekehrten und die Nichtbekehrten leben jeweils ihr eigenes Leben, völlig losgelöst voneinander. Der gegenseitige Kontakt erfolgt nur mechanisch und nicht organisch. Die Unbekehrten werden auf sich allein gestellt.

5. Dies hat auch negative Auswirkungen auf die Ungläubigen. Die Religion beschränkt sich darauf, sich mit den Dingen Gottes zu beschäftigen (Lesen, Beten). Die tägliche Arbeit wird allein zu einer Frage der Notwendigkeit und nicht zu einer heiligen Berufung. Der Sonntag bleibt vom Rest der Woche getrennt; der Glaube wird in der Welt nicht geprüft. Christen werden passiv, quietistisch.

6. Indem sie sich ständig der Selbstbesinnung widmen, machen die Menschen ihre Erfahrung zur Norm für alle anderen, und so treten ungesunde, unbiblische Elemente ein. Einfachheit und der kindliche Charakter des Glaubens weichen der Sentimentalität. Die Erfahrung leitet die Exegese der Schrift und wird sogar zur Quelle des Wissens, sowohl materiell als auch formal.

Im Herzen der Spiritualität

51q6Zv9cuxL SX303 BO1 204 203 200Anselm Grün hat zusammen mit Ahmad Milad Karimi ein Buch geschrieben, um den Dialog zwischen Muslimen und Christen voranzubringen. Wolfgang Schäuble oder Nikolaus Schneider sind begeistert. Im Herzen der Spiritualität wird wieder ein Bestseller. Margot Käßmann wird Anselm-Botschafterin werden.

Zu den Leuten, die von diesem Buch beeindruckt sind, werden auch viele Evangelikale gehören. In ihren Bücherstuben, Versandhäusern und Regalen wimmelt es von Werken, die der freundliche Mönch verfasst hat. Klarer formuliert: Viele, die sich als Evangelikale verstehen, deuten den christlichen Glauben ähnlich wie Anselm. Mystisch.

Hier einige Zitate von Anselm Grün aus dem neuen Buch. Kommentare kann ich mir bei diesem Geschwurbel sparen.

Die Bibel als Wort Gottes (S. 73)

„Auch wenn wir die Heilige Schrift als Wort Gottes verstehen, das für uns bindend ist, weil es vom Heiligen Geist inspiriert ist, wissen wir doch um die verschiedenen Formen, in denen die Bibel uns das Wort Gottes verkündet. Da gibt es mythologische Erzählungen wie etwa die Erzählung von der Entstehung der Welt und des Menschen. Wir interpretieren diese biblischen Schöpfungsberichte nicht naturwissenschaftlich. Sie beschreiben vielmehr in Bildern den inneren Kern, die Schönheit und das Geheimnis der Schöpfung. Die Bibel kennt geschichtliche Erzählungen, sie kennt Gleichnisse, Berufungsgeschichten, gesetzliche Texte, prophetische Texte, Trostworte und Mahnworte. Es gibt hymnische Texte, Loblieder und Gebete wie etwa die Psalmen. Jede Form hat ihre eigene Wahrheit. Manche Fundamentalisten wollen die Bibel wörtlich auslegen. Aber sie werden damit der eigentlichen Aussageabsicht der Bibel nicht gerecht. Jede Form hat ihre eigene Wahrheit.“

Von Lesen der Bibel (S. 75–76)

„Die Bibel lesen heißt: mit den Worten solange ringen, bis wir sie verstehen. Und wir verstehen sie richtig, wenn wir freundlich mit uns umgehen, wenn wir unser eigener Freund werden. Dann erleben wir auch das Wort Gottes als unseren Freund, der uns zeigt, wie unser Leben gelingt. Wir werden nie damit fertig, die Bibel zu meditieren. Und jede Zeit legt sie immer wieder neu aus. Denn die Worte, die damals geschrieben worden sind, legen unser Leben heute aus und wollen uns Wege aufzeigen, wie unser Leben von Gott her und von Jesus Christus her gelingen kann. Entscheidend ist, dass die Worte der Bibel immer Worte des Lebens sind, Worte, die zu einem authentischen Leben nach dem Geist Jesu führen. Immer wenn uns die Worte Angst machen oder wenn wir die Worte so auslegen, dass wir anderen damit Angst machen, verstehen wir sie nicht im Sinne Jesu, sondern benutzen sie, um unsere eigenen Vorurteile zu verstärken.“

Das Dogma der Uneindeutigkeit (S. 36–37)

„Dogmen sind wahr im Sinn des griechischen Begriff von Wahrheit, aletheia, und das meint, wie Martin Heidegger dieses Wort übersetzt: Unverborgenheit. Dieser Wahrheitsbegriff meint nicht wahre Sätze. Wahrheit bedeutet vielmehr: Der Schleier, der über aller Wirklichkeit liegt, wird gelüftet, und wir erkennen etwas von der tiefsten Wirklichkeit. Wir schauen auf den Grund des Seins. Es wird uns etwas klar, ohne dass wir das in sozusagen mathematisch klare Sätze kleiden könnten. Die Wahrheit ist auch nicht etwas, was ich habe oder besitzen kann. Die Wahrheit kann einem aufgehen. Dogmen sind also keine Festschreibungen, nicht Ausdruck von Rechthaberei, sondern der Versuch, einen Rahmen zu geben, innerhalb dessen die Wahrheit aufleuchtet. Dogmen sind Auslegungen und bedürfen zudem selbst der Auslegung. Für mich ist Dogmatik die Kunst, das Geheimnis offenzuhalten.“

Jesu Gottheit (S. 97):

„Für mich als Theologen ist klar: Dogma heißt nicht, dass ich alles ganz genau erklären kann. Dogma ist für mich vielmehr die Kunst, das Geheimnis offenzuhalten. Auch Dogmen sind letztlich bildhafte Annäherungen an das Geheimnis Gottes und das Geheimnis Jesu. Was die dogmatische Aussage, dass Gott und Mensch in Jesus eins sind, bedeutet, das kann also niemand letztlich ganz verstehen und erschöpfend beschreiben. Unsere Aussagen bleiben offen für das Geheimnis. Ich wehre mich auch gegen Aussagen, die reduzieren. Wenn ich sage: Jesus war nichts als ein religiös besonders begabter Mensch, dann kann ich mich von ihm distanzieren und mich über ihn stellen. Wenn ich aber sage: Jesus ist Gottes Sohn, dann weiß ich zwar auch noch lange nicht, was es wirklich bedeutet. Aber diese Formulierung sagt: Jesus steht mir gegenüber mit einem Anspruch, der dem Anspruch Gottes gleichkommt. Ich erinnere an Paul Tillichs Aussage: „Gott ist das, was uns unbedingt angeht.“ Wenn ich sage, Jesus sei Gottes Sohn, so geht mich dieser Jesus an. Ich nehme seine Worte ernst. Ich ringe mit ihnen. Ich stelle mich nicht über seine Worte. Ich kritisiere Jesus nicht als eine geschichtlich bedingte und beschränkte Persönlichkeit, sondern ich stelle mich seinem göttlichen Anspruch.“

Der Weg der Mystik (S. 222)

„Die Mystiker, die Gott erfahren haben, nageln Gott nicht fest auf starre Dogmen. Sie beschreiben die Erfahrung Gottes in Bildern, die für alle offen sind, die sich auf den Weg zu Gott gemacht haben. Die mystischen Wege aller Religionen verstehen einander, weil sie von ähnlichen Erfahrungen sprechen. Sie deuten diese Erfahrungen nur jeweils auf dem Hintergrund ihrer eigenen theologischen Tradition.“

Sexualethik (S. 207)

„Die Kirche kann die Sexualmoral nicht festschreiben. Sie kann nur im Dialog mit der heutigen Psychologie und Genderforschung theologische Grundsätze aufstellen. Aber gerade in moraltheologischen Fragen gibt es keine festen Dogmen, sondern eine Entwicklung im Dialog mit der jeweiligen Zeit.“

Allerlösung (S. 259)

„Im Tod werden wir Menschen, Christen wie Muslime, Juden, Buddhisten oder Hindus, in die Liebe Gottes hineinsterben. Es ist der eine Gott, der uns alle erwartet. Wenn wir Gott schauen, dann hören unsere Bilder und Vorstellungen, dann hören unsere theologischen Lehren auf. Und wir schauen gemeinsam auf den Gott jenseits aller Bilder, auf den Gott des absoluten Geheimnisses. Aber in diesem Gott werden wir alle eins werden, wenn wir uns von Gott richten, ausrichten lassen auf ihn hin und auf die absolute Liebe hin, in der wir eins werden miteinander und mit Gott. So ist der Blick auf das, was uns erwartet, auch ein Weg, uns schon jetzt miteinander auf Gott hin auszurichten, nicht gegeneinander zu kämpfen, sondern uns darauf vorzubereiten, dass es im Tod keine Differenzen mehr gibt, sondern wir alle in Gott eins werden.“

Luther und die Mystik

Vittorio Subilia schreibt über Luthers Sicht der Mystik (Die Rechtfertigung aus Glauben, 1981, S. 133):

Auch wenn zuzugeben ist, daß sich Luther in gewissem Maße der Sprache der Mystik bedient hat, um sein neues Verständnis der Gottesgerechtigkeit zu erläutern, wofür eine literarische Abhängigkeit nicht immer sicher und ohne Vorbehalte nachweisbar ist, muß man trotz seines Lobes für Tauler sagen, daß er Ausdrücke mit mystischem Klang in einem von jeder mystischen Voraussetzung entschieden abweichenden Sinn benutzt. Nicht umsonst erklärt er ganz deutlich, daß die mystische Theologie eher in platonische als in christliche Richtung führt und folglich nicht lehrt, Christus zu erkennen, sondern daß sie Gefahr läuft, ihn zu verlieren, selbst wenn man ihn kennt: Sie ist eine Theologie der Herrlichkeit, die nichts vom gekreuzigten Christus weiß.

Siehe dazu auch den Beitrag Martin Luther und die deutsche Mystik (der dazugehörige DLF-Beitrag ist leider nicht mehr online).

Jakob Böhme: Der Himmel ist überall, auch in dir selber

Böhme.jpgDer Görlitzer Mystiker Jacob Böhme (1575–1624) hat die frühneuzeitliche Philosophie Europas geprägt und wurde von etlichen deutschen Philosophen gelobt, unter ihnen Friedrich Hegel, Karl Marx oder Ernst Bloch. Böhme erlernte das Schusterhandwerk und führte ein schlichtes Leben. Er hatte mehrere Visionen und schrieb das Geschaute auf. Seine Gesichte weisen etliche Merkmal der deutschen Mystik auf, vor allem die Vereinigung aller Wiedersprüche prägte seine spekulative Philosophie (was Hegel sehr freute). So konnte z.B. er sagen: »Gott ist alles und nichts.«

Böhmes Denken kreiste, ich zitiere hier Wikipedia:

  1. um die pantheistische Gleichsetzung von Natur und Gott,
  2. um den Gedanken, dass der Widerspruch als ein notwendiges Moment in allen Erscheinungen der Wirklichkeit vorhanden sei, freilich ohne Verwendung des Begriffs selbst,
  3. um die Bedeutung des weiblichen Prinzips (Sophia) für wirkliche Erkenntnis und
  4. um die Freiheitsfähigkeit des Menschen, die aus dem inneren Bezug zum Urgrund erwächst.

Er schrieb programmatisch: »So man aber will von Gott reden, was Gott sei, so muß man fleißig erwägen die Kräfte der Natur« (in: 1 Bd. 2., 21).

Das DLF hat kürzlich einen 25-minütigen Beitrag über Jacob Böhme ausgestrahlt, der gut gemacht ist, aber – wie kann es anders sein – Böhmes Spiritualismus lobt und Kritiker, wie den Lutheraner Gregor Richter, einseitig als dogmatische Rechthaber abgestraft. Wer sich für Kirchengeschichte interessiert, wird von dem Beitrag trotzdem profitieren.

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2011/06/13/dlf_20110613_0835_92f8e1c2.mp3[/podcast]

Martin Luther und die deutsche Mystik

Der Deutschlandfunk hat in einem Beitrag darauf hingewiesen, dass Luther in seiner Jugend von der deutschen Mystik geprägt war. Das ist grundsätzlich richtig. Trotzdem vermisse ich den Hinweis darauf, dass sich der reife Theologe Luther von der Mystik distanziert hat und sein Gottesbild mit dem des Mystiker Meister Eckhart nichts zu tun hatte (»Gott und ich, wir sind eins.«).

Martin Luther zur Mystik nach Dionysius:

Dies ist ihre Lehre, die als die höchste göttliche Weisheit ausgegeben wird, von der ich auch einmal überzeugt gewesen bin, doch nicht ohne großen Schaden für mich selbst. Ich ermahne euch, daß ihr diese Mystische Theologie Dionysii … wie die Pest verabscheut.

Interessenten empfehle ich meine kurze Ausarbeitung »Die Mystik oder das Wort«: MystikoderdasWort.pdf.

Hier der Beitrag des DLF:

Anselm Grün: Die krummen Wurzeln seiner Theologie

0e7b494cec.jpgViele moderne Theologen arbeiten erfolgreich, weil sie durch den Gebrauch von vertrauten Symbolen bei den Menschen bestimmte Assoziationen auslösen. Sie setzen religiöse Begriffe wie »Kreuz«, »Liebe« oder »Christus« ein, um (ihre eigenen) Botschaften zu kommunizieren, die mit den ursprünglichen Bedeutungsfeldern dieser Begriffe nur noch wenig zu tun haben.

Diesem Schema folgend treibt Anselm Grün seine Lebensberatung seit vielen Jahren erfolgreich voran. In der Sprache des Christentums transportiert er Lebensweisheiten und Weltbilder, die aus ganz anderen Quellen stammen. Der »Christus« steht für das Selbst, »Erlösung« für die Überwindung der inneren Gespaltenheit.

Eugen Schmid untersucht seit Jahren den modernen Mystizismus und hat die Bücher von Grün mit dem Hintergrundwissen gelesen, das man braucht, um den Sprachmystizismus zu entschlüsseln. Anselm Grün gilt als meistgelesener christlicher Autor im deutschsprachigen Raum. Doch der tiefere Blick auf die Wurzeln seiner Theologie ernüchtert: Grüns Quellen sind trübe.

Leider legt Grün das Gewicht ausschließlich auf die Lebensweisheit, weil er vom fernöstlichen Denken, vom Zen-Buddhismus, von der griechischen Philosophie und von der Gnosis der Antike beeinflusst ist. Das christliche Gedankengut allein als erlösungsrelevant zu sehen, scheint ihm zu eng. Er weitet die Erlösungsbedeutung aus auf alle möglichen mystischen religiösen Erfahrungen.
Insofern bedeutet ihm die Erlösung am Kreuz, die Auferstehung Jesu, die Sünde, die Moral und das Böse nicht mehr das, was die Bibel darunter versteht. Gott ist für ihn im göttlichen Kern des Menschen, Christus sei ein Symbol für das Selbst des Menschen. Das Selbst sei das ganzheitliche Zentrum im Menschen. Eine Moral versucht er zu vermeiden, da für ihn das Böse nicht etwas ist, das es auszugrenzen gilt. Im Sinne von C. G. Jung muss das Böse integriert werden. Als Folge kann er auch die Sünde nicht mehr verstehen als Trennung des Menschen vom persönlichen Gott. Denn auch das personale Gegenüber von Gott und Mensch gibt es nicht mehr. Was bleibt da noch von einem christlichen Menschen-, Gottes- und Weltbild?

Hier kann der MBS Text 150 »Krumme Wurzeln« von Eugen Schmid herunter geladen werden: mbstexte150_d.pdf.

Die erotischen Gefühle eines Benediktinermönchs

Pater Anselm Grün ist einer der erfolgreichsten deutschen Ratgeberautoren. Er verfasste bisher etwa 100 Bücher wie 50 Engel für das Jahr oder Quellen innerer Kraft.

Mir begegnen immer wieder Freunde und Leute, die davon überzeugt sind, dass der Pater das biblische Evangelium verkündigt. Wer genau hinhört oder sorgfältig liest, sollte merken, dass er der »philosophia perennis« und dem östlichen Mystizismus näher steht als dem jüdisch-chrislichem Glauben. Ein Beispiel:

Menschliche Zuneigung ist die Erfahrung von Verzauberung und Verletzung, von Erfüllung und Enttäuschung. Man träumt davon, die große Liebe des Lebens zu finden, eine Liebe, die für immer satt macht. Doch egal, wie glücklich eine Beziehung ist: Die Sehnsucht bleibt immer größer als die Erfüllung. Das will mich an den Grund der Seele führen, in der die Quelle der Liebe ist. Platon spricht vom Eros, der alles verbindet. Wenn Paulus von der Liebe spricht, spricht er nicht von der Liebe zu Gott, zu einer Frau oder zum Nächsten, sondern von der Liebe als Qualität des Lebens.

Hier das Interview, das Anselm Grün anlässlich der Veröffentlichung einer Biographie der Zeitschrift WELT gegeben hat: www.welt.de.

Die Mystik oder das Wort

180px-Göz_Bernhard_Skizze.jpgDer wohl bedeutendste deutschsprachige katholische Theologe des 20. Jahrhunderts, Karl Rahner (1904–1984), hat am Ende seiner Schaffenszeit die Vermutung geäußert, dass »der Christ der Zukunft ein Mystiker sei oder nicht mehr sei«.

Tatsächlich sind es erfahrungsstheologische Entwürfe, die sich im Anschluss an die ›unterkühlte‹ Wort-Theologie eines Karl Barth oder Emil Brunner konfessionelle Grenzen sprengender Popularität erfreuen. Im katholischen, evangelischen und freikirchlichen Raum erleben wir seit Jahrzehnten Aufbrüche in eine mystische Frömmigkeit.

Was viele Menschen suchen, ist nicht mehr die durch das Wort vermittelte und verbindlich gemachte Gottesbeziehung, sondern das unmittelbare Erleben Gottes im Innern der Seele bis hin zu somatischen Manifestationen der göttlichen Gegenwart. Diese Sehnsucht verlangt eine Berührung Gottes oder einen »Gotteskuss«. Was der Mystiker und mit ihm der Spiritualist oder Schwärmer möchte, das ist die unmittelbare Gegenwart Gottes. Die unio mystica, das Gefühl, fest mit Gott verbunden zu sein, ist eben mehr als eine durch das Wort geordnete Beziehung, es ist die direkte Erfahrung Gottes im Menschen. Die Mystik verheißt die unvermittelte Verbindung mit dem Absoluten.

In der kleinen Ausarbeitung »Mystik oder das Wort« versuche ich mich an einer reformatorischen Beurteilung der Mystik. Sie kann hier herunter geladen werden: MystikoderdasWort.pdf

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