Theologie

Robert Spaemann über Glaubenszweifel

Der Philosoph Robert Spaemann gehört zu den wenigen zeitgenössischen Philosophen, die in ihren Veröffentlichungen die Gottesfrage mit einem klaren »Ja« beantworten. idea hat Spaemann, der zu den bedeutendsten katholischen Gelehrten gehört, zur Auferstehung Christi, zu Zweifeln von Philosophen und der Frage, wie es in der Ewigkeit aussieht, befragt. kath.net hat das Interview online publiziert.

Spaemann zum Zweifel:

Der Skeptizismus der Philosophie sollte so radikal sein, dass er sich auch gegen sich selbst richtet. Wie Friedrich Hegel sagte: Wir müssen auch Zweifel an unseren Zweifeln haben. Auch unser Zweifel könnte ja unberechtigt sein! Denn auch ein Philosoph braucht Gewissheiten. Wenn jemand tatsächlich pausenlos an allem zweifeln würde, führte dies zur Selbstzerstörung.

Hier das Interview: www.kath.net.

Themelios Vol. 35.1

themelios-35-1.jpgDie neue Ausgabe der Online-Zeitschrift Themelios ist da.

  • Editorial: Perfectionisms by D. A. Carson
  • Minority Report: The Importance of Not Studying Theology by Carl Trueman
  • New Commentaries on Colossians: Survey of Approaches, Analysis of Trends, and the State of Research by Nijay Gupta
  • Does Baptism Replace Circumcision? An Examination of the Relationship Between Circumcision and Baptism in Colossians 2:11–12 by Martin Salter
  • Pastoral Pensées: (1 Timothy 3:14–16) by Bill Kynes
  • Book reviews

Carl Trueman scheibt in seinem provozierenden Beitrag:

It might seem odd to write an editorial for a theological journal on the topic of not doing theology and how important that can be; and, indeed, perhaps it is contrarian even by my own exacting standards. But it is nonetheless important. Let me explain.

The greatest temptation of a theology student is to assume that what they are studying is the most important thing in the world. Now, i need to be uncharacteristically nuanced at this point: there is a sense, a very deep and true sense, in which theology is the most important thing in the world. it is, after all, reflection upon what God has chosen to reveal to his creatures; and it thus involves the very meaning of existence. in this sense, there is nothing more important than doing theology. But this is not the whole story. one of the great problems with the study of theology is how quickly it can become the study of theology, rather than the study of theology, that becomes the point. we are all no doubt familiar with the secular mindset which repudiates any notion of certainty in thought; and one of the reasons for this, i suspect, is that intellectual inquiry is rather like trying to get a date with the attractive girl across the road with whom you have secretly fallen in love: the thrill comes more from the chase and the sense of anticipation than it does from actually finding the answer or eliciting agreement to go to the movies. This plays out in theology in two ways. First and most obvious, there is a basic question of motivation which needs to be addressed right at the start of theological endeavour: am i doing this purely and simply for personal satisfaction? Has the study of theology become so central to my identity that the whole of my being is focused on it and seeks to derive things from it in a way which is simply unhealthy and distorts both its purpose and the person who i am? That is something with which all theologians will, i suspect, wrestle until the day they die, being part and parcel of who we are as fallen creatures; but there are also things we can do which ease the situation …

The second way in which the study of theology for study’s sake can play out is the manner in which it can ultimately disconnect you from reality, an odd result of studying that should, in theory at least, ground you more firmly in reality than anything else. i often wonder, as i sit in church on a sunday, of how much of the knowledge i have is truly significant for the people in the pews—the man who has just lost his job, the single mum struggling to hold it together, the teenager coping with all of the pressures that come with the transition to adulthood.

Hier die Internetseite mit der Möglichkeit, die Ausgabe herunter zu laden: www.thegospelcoalition.org.

Ein theologischer Dialog mit N.T. Wright

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William Evans (Erskine College, U.S.A.) hat die »Wheaton Conference« zu Ehren von N.T. Wright besucht und einen ausgezeichneten Rückblick verfasst.

I had fears that the conference would be an exercise in hagiography, but that concern was quickly dispelled when the first conference speaker, Richard Hays of Duke University, came out swinging. Still miffed over a critique by Wright at the 2008 SBL meeting of a book that Hays had edited, the Duke Neuestestamentler contended that Wright’s historical treatment of the Gospels, with its emphasis upon historical proof, still operates out of an essentially modernist/historicist mindset, and he complained that the individual voices of the Evangelists seem to disappear into Wright’s synthesis of the Synoptic Gospel accounts. Hays also asked the probing question of how the picture of Jesus which emerges from Wright’s historical reconstruction relates to the church’s confessional tradition, before concluding with a call for a rapprochement between Wright and Karl Barth.

Hier der vollständige Report von Professor Evans: www.reformation21.org. Die Vorträge gibt es als Audio- oder Videomitschnitte: www.wheaton.edu.

Ich konnte bisher nur den Vortrag von Markus Bockmuehl aufmerksam hören. Der von mir sehr geschätzte Experte für das »Judentum zur Zeit Jesu« setzt sich mit der Frage auseinander, ob der Apostel Paulus nach seinem Tod in den Himmel aufgenommen wurde. Diese Fragestellung mag für einige Christen merkwürdig klingen. Hintergrund ist die Behauptung von N.T. Wright, dass die eschatologische Bestimmung des Menschen gerade nicht der Himmel, sondern die Erde sei. Bockmuehl weist nach, dass N.T. Wright sich mit seiner These nicht nur von den Eschatologien des Judentums und der Kirchenväter absetzt, sondern auch die Eschatologie des Neuen Testamentes insgesamt nicht ernst genug nimmt. Wright liegt richtig, wenn er betont, dass die Auferstehung der Christen leiblich sein wird so wie die Auferstehung von Jesus Christus es war. N.T. Wright liegt auch richtig, wenn er hervorhebt, dass der Dualismus von der Welt oben und der Welt unten bei der Erfüllung aller Dingen überwunden wird. Aber zu behaupten, der Himmel sei nicht Bestimmungsort der Glaubenden, verkürzt den paulinischen Befund. Bockmuehl: »Nach dem Neuen Testament ging Paulus in den Himmel, als er starb.«

Hier der hervorragende Vortrag als mp3-Datei: 100417Bockmuehl.mp3.

Finanzielle Probleme?

Wenn Du finanzielle Probleme hast, gibt es Hoffnung für Dich. Todd Bentley ist zurück und hatte eine Begegnung mit einem »Engel für Finanzen«. Die Zeit ist gekommen, Geld für Gottes Reich und die Nationen freizusetzen.

Ist das einfach nur Kitsch? Ich kann darüber nicht lachen.

Hier die Einzelheiten:

Bibliotheca Sacra 1844–1853

Google hat die Ausgaben von Bibliotheca Sacra 1844–1853 digitalisiert und Robert Bradshaw hat sie verlinkt. Dabei ist auch ein Aufsatz über die Bedeutung der Zahl 666 im Buch der Offenbarung:

  • H.B. Smith: »Interpretation of the Number 666 in the Apocalypse (13:18) and the Variant Reading 616«, Bibliotheca Sacra 1 No. 1 (1844): 84–86

Hier die Liste der Beiträge: www.biblicalstudies.org.

Warum starb Jesus?

Im Jahr 1998 hat John Piper über Röm 3,25–26 gepredigt. Diese Predigt ist ziemlich provokativ und stellt eine Theologie, die nur nach dem Menschen fragt, radikal in Frage. Diese 40 Minuten-Predigt hat das Potential, das Denken und Leben so mancher Hörer ›umzukrempeln‹.

Hier ein mp3-Mitschnitt: 19980101.mp3.

Jesus ist wahrhaftig auferstanden

Klaus-Peter Jörns spricht in seinem Interview mit dem Rheinischen Merkur (RM) aus, was viele Theologen denken:

RM: Sie glauben also nicht an die leibhaftige Auferstehung Jesu Christi?

Jörns: Nein. An eine so mirakulöse Geschichte kann ich nicht glauben. Alle Friedhöfe, die ich kenne, zeichnen sich dadurch aus, dass die Bestatteten dort verwest sind und nur die Knochen übrig bleiben. Mit Jesus wird es genauso gewesen sein.

RM: »Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig«, heißt es im 1. Korintherbrief des Apostels Paulus. Ist nicht die leibhaftige Auferstehung der Kern des christlichen Glaubens?

Jörns: Das ist ein modernes Missverständnis von Auferstehung. Die Moderne versteht die Bildsprache nicht mehr, sondern materialisiert sie. Der Glaube an Jesus Christus, den Auferstandenen, wird so zu einem Mirakel. Es wird so getan, als wäre Jesus nicht nur wieder da, sondern als wäre er sogar gen Himmel gefahren. Wohin soll er denn gefahren sein? Das hat keinen Bezug zur Wirklichkeit, wie wir sie kennen. Paulus sagt: Jesus ist der »Erstgeborene von den Toten«. Auferstehung als Neugeburt setzt den wirklichen Tod samt Verwesung voraus. Das hat Paulus viel besser verstanden als diejenigen, die nur das Bild vom leeren Grab übernommen haben. Mit Sicherheit hat er auch den griechischen Brauch gekannt, »leere Gräber«, auf griechisch Kenotaphe, als Gedächtnisstätten ohne Leichen zu bauen. Und deshalb hat er den Begriff vom leeren Grab in seinen Auferstehungspredigten nicht verwendet.

Was bleibt da noch vom Auferstehungsglauben? Natürlich das Gefühl der Geborgenheit:

RM: Glaube drückt immer eine Beziehung zwischen Gott und Menschen aus. Das Entscheidende ist, dass Menschen sich in der Beziehung zu Gott geborgen fühlen und lernen, leben und sterben zu können und nicht nur zu müssen. Jesus hat gewusst, dass das Leben schwer ist und dass wir Gottes Liebe und Hilfe brauchen. Weil er sie uns ohne jede Bedingung zugesagt und die Leiden der Menschen geteilt hat, ist er mein Weg zu Gott und zum Leben.

Vielleicht ist ja gerade diese Gefühlsduselei das große erfahrungstheologische (und damit moderne) Missverständnis? Jedenfalls ist für den Philosophen Robert Spaemann die Kluft zwischen historisch-kritischer Theologie und Verkündigung völlig zu Recht unerträglich. Zu dem Umstand, dass viele deutschsprachige Theologen die biblischen Berichte von der Auferstehung nicht für historische Ereignisse halten, sagt er: »Die Jünger von Jesus waren keine Philosophen, sondern Fischer aus Galiläa. Sie haben nicht spekuliert, für sie zählten nur Fakten. Das leere Grab war für sie ebenso ein Beleg für die Auferstehung wie die späteren Erscheinungen des Herrn.«

Und zur Frage, ob Jesus einen Sühnetod gestorben ist, spricht Spaemann auch Klartext: »Es gibt viele Pfarrer, die das heute bestreiten. Sie stellen sich damit aber gegen den Kern der biblischen Botschaft.« Der Sühnetod Jesu löse das Dilemma zwischen Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe. Christus erfülle mit seinem Kreuzestod beides: »Der Gerechtigkeit wird Genüge getan, indem Gott das Unrecht dieser Welt nicht ungesühnt lässt. Zugleich übt Jesus Christus gegenüber uns Menschen Barmherzigkeit, indem er selbst diese Strafe auf sich nimmt.« Für den Menschen seien Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zwei verschiedene Eigenschaften, in Gott aber seien sie vereint.

Hier mehr: www.kath.net.

Anselm Grün: Die krummen Wurzeln seiner Theologie

0e7b494cec.jpgViele moderne Theologen arbeiten erfolgreich, weil sie durch den Gebrauch von vertrauten Symbolen bei den Menschen bestimmte Assoziationen auslösen. Sie setzen religiöse Begriffe wie »Kreuz«, »Liebe« oder »Christus« ein, um (ihre eigenen) Botschaften zu kommunizieren, die mit den ursprünglichen Bedeutungsfeldern dieser Begriffe nur noch wenig zu tun haben.

Diesem Schema folgend treibt Anselm Grün seine Lebensberatung seit vielen Jahren erfolgreich voran. In der Sprache des Christentums transportiert er Lebensweisheiten und Weltbilder, die aus ganz anderen Quellen stammen. Der »Christus« steht für das Selbst, »Erlösung« für die Überwindung der inneren Gespaltenheit.

Eugen Schmid untersucht seit Jahren den modernen Mystizismus und hat die Bücher von Grün mit dem Hintergrundwissen gelesen, das man braucht, um den Sprachmystizismus zu entschlüsseln. Anselm Grün gilt als meistgelesener christlicher Autor im deutschsprachigen Raum. Doch der tiefere Blick auf die Wurzeln seiner Theologie ernüchtert: Grüns Quellen sind trübe.

Leider legt Grün das Gewicht ausschließlich auf die Lebensweisheit, weil er vom fernöstlichen Denken, vom Zen-Buddhismus, von der griechischen Philosophie und von der Gnosis der Antike beeinflusst ist. Das christliche Gedankengut allein als erlösungsrelevant zu sehen, scheint ihm zu eng. Er weitet die Erlösungsbedeutung aus auf alle möglichen mystischen religiösen Erfahrungen.
Insofern bedeutet ihm die Erlösung am Kreuz, die Auferstehung Jesu, die Sünde, die Moral und das Böse nicht mehr das, was die Bibel darunter versteht. Gott ist für ihn im göttlichen Kern des Menschen, Christus sei ein Symbol für das Selbst des Menschen. Das Selbst sei das ganzheitliche Zentrum im Menschen. Eine Moral versucht er zu vermeiden, da für ihn das Böse nicht etwas ist, das es auszugrenzen gilt. Im Sinne von C. G. Jung muss das Böse integriert werden. Als Folge kann er auch die Sünde nicht mehr verstehen als Trennung des Menschen vom persönlichen Gott. Denn auch das personale Gegenüber von Gott und Mensch gibt es nicht mehr. Was bleibt da noch von einem christlichen Menschen-, Gottes- und Weltbild?

Hier kann der MBS Text 150 »Krumme Wurzeln« von Eugen Schmid herunter geladen werden: mbstexte150_d.pdf.

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