Vom soziologischen Nutzen des Glaubens

Die beiden Ökonomen Barry Chiswick von der Universität von Illinois in Chicago und Donka M. Mirtcheva vom New Jersey College haben eine empirischen Studie über Religion vorgenommen, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit veröffentlicht hat („Religion and Child Health“, IZA-Diskussionspapier Nr. 5215, September 2010). Ihr Ergebnis: Religiöser Glaube und die Teilnahme an Gottesdiensten sind für die Jugendlichen mit einem besseren Gesundheitszustand verbunden.

Philip Plickert schreibt in der FAZ vom 22. Dezember 2010 (S. N3):

Als »mentalen Kindesmissbrauch« bezeichnet es der britische Evolutionsbiologe und Atheistenvordenker Richard Dawkins, wenn Kinder in Fragen von Religion und Glauben eingeführt werden. Als Beispiel für Seelenzerstörung führt er ein »Höllenhaus« in Colorado an, wo als Teufel verkleidete Schauspieler die Kleinen in Angst und Schrecken versetzen. Allerdings stützt sich Dawkins auf eine rein anekdotische Evidenz für seine Behauptung, dass Religion die psychische Gesundheit gefährde. Der Idee einer objektiven Wissenschaft, die er zu vertreten vorgibt, genügt das nicht. Dafür braucht es eine systematische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen den religiösen Überzeugungen und der Gesundheit von Kindern.

Die Ergebnisse von Chiswick und Mirtcheva passen zu anderen Studien von Ökonomen, die günstige Einflüsse von Religion auf Erwachsene empirisch ermittelt haben. Menschen, die an Gott glauben, haben niedrigere Sterberaten in jungen Jahren, leben allgemein gesünder, halten sich von riskanten Aktivitäten fern, hatten seltener Angstzustände oder Depression. Sie begingen seltener Selbstmord. Chiswick und Mirtcheva spekulieren, dass die festeren sozialen Beziehungen in religiösen Gemeinschaften, der Gruppenkontext, eine stabilisierende Rolle spielen. Religiöse Überzeugungen könnten zudem – Richard Dawkins würde jetzt die Augen rollen – ein höheres Selbstwertgefühl und Lebenssinn vermitteln, heißt es in der nüchternen Analyse der Ökonomen.

Philip Plickert macht in seinem Artikel auf die Schwächen einer »arg funktionalistischen Sichtweise auf Religion« aufmerksam.

VD: JS

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