Wofür steht die Kirche?

Johannes Block, Pfarrer am Fraumünster in Zürich, erinnert in einem NZZ-Kommentar daran, dass die Kirche nicht dafür da ist, mit der Zeit zu gehen. Sie bildet eine Kontrastgemeinschaft: 

Der wertvollste Beitrag der Kirche in der individualisierten Moderne wird aber sein, das Individuum aus dem Gefängnis seiner selbst zu befreien. Denn das Geheimnis des Glaubens kann und muss man sich nicht selber sagen. Der christliche Glaube formt und bildet die persönliche Individualität über den eigenen Horizont hinaus.

Deshalb bietet die kirchliche Gemeinschaft Formen an, die das eigene Selbst aus sich heraustreten und in eine befreiende Resonanz eintreten lassen: durch besondere Zeiten, Rituale und Orte. Hier klingen Worte auf, die nicht von dieser Welt sind und mehr zumuten, als man sich selbst sagen kann. Eine gegenwärtige und künftige Kirche in der westlichen Moderne wird zwischen der Einzigartigkeit und der Ambivalenz der individuellen Existenz liebevoll mäandern.

Bei allem Wandel und aller Veränderung sollte bewusst bleiben, dass die Kirche kein Verein ist, in dem sich Gleichgesinnte organisieren, und keine Institution, die in der Gesellschaft Einfluss zu nehmen versucht. Kirche ist ihren geistlichen Wurzeln nach eine Kontrastgemeinschaft, in der man findet, was die Welt nicht geben kann. 

Mehr: www.nzz.ch.

Ähnliche Beiträge:

    Keinen Beitrag gefunden

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

2 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
Udo
1 Jahr zuvor

Sehr treffend formuliert. Gerade auch Gottesdienste sollten deutlich machen, dass Kirche eine Kontrastgemeinschaft ist. In vielen Gottesdiensten ist kaum noch etwas von einer „heiligen Gegenwart Gottes“ spürbar. Wir brauchen gerade hier weniger politisches Gequassel, weniger vom Fernsehen abgekupferte Moderation, weniger Rockkonzert Atmosphäre, weniger inhaltsarme Liedtexte, weniger Entertainment. Das findet man schon genug im säkularen Bereich.

robert renk
1 Jahr zuvor

dass die Einflussnahme auf die Gesellschaft nicht das vordergründige Ziel der „Kirche“ ist muss laut gesagt werden und zwar den politisch Umgetriebenen in den Volkskirchen, aber auch charismatischen Spezialisten die in ihrem Größenwahn die Welt einnehmen wollen!

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner