Konfessionskunde

Der „Unterricht in der christlichen Religion“

Seine Institutio machte Johannes Calvin mit einem Schlag berühmt. Bis in die Gegenwart ist sie die wichtigste Gesamtdarstellung der reformierten Lehre geblieben und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Allerdings fand die Idee des Reformators, Bürger zu einem gemeinsamen Glaubensbekenntnis zu verpflichten, zu seinen Lebzeiten keine Mehrheit.

Hier ein weiterer DLF-Bericht von Rüdiger Achenbach:

Kuyper: Das Wort Gottes

Abraham Kuyper schreibt über das Wort Gottes:

Man muss wohl unterscheiden zwischen „Wort Gottes“ im absoluten Sinn und dem Wort Gottes, wie es uns geoffenbart und der Kirche in der Heiligen Schrift gegeben ist. Die Heilige Schrift hört einmal auf. Wenn das Ende aller Dinge gekommen ist, wird auch die Schrift mit dieser ganzen Erde dahin sein. Es ist nicht so, als wäre in der Bibel als Buch irgendeine magische Kraft vorhanden, die schon als solche auch ohne die Einwirkung des Heiligen Geistes ihren Dienst täte. Das Buch als solches ist eine Sammlung bedruckten Papiers. Was darin Kraft besitzt, ist allein das Wort Gottes, das durch die Schrift rauscht, und dieses Wort Gottes wird uns nur bewusst durch die erleuchtende und versichernde Wirkung des Heiligen Geistes.

Wenn wir von der Heiligen Schrift als „Wort Gottes“ reden, meinen wir ein bestimmtes Wort Gottes, und zwar das Wort, wodurch er seine Gnade oder sein Evangelium geoffenbart hat mit alledem, was zum rechten Verstand dieses Evangeliums nötig ist. Daher unser ernster Protest gegen die Behauptung, wir hätten wohl in der Schrift ein Wort Gottes, aber die Heilige Schrift sei nicht selbst Gottes Wort. Das ist Unsinn … Obwohl das, was der Mensch sprach, Menschenwort bleibt, so dient es doch alles dazu, um uns das eine Wort von Gottes Gnade in seinem Reichtum und seiner Wirkung auf unser Herz verstehen zu lehren.

Schätze der Gnade

51nkOLENz4LVor einigen Wochen ist das Buch:

erschienen. Hier die Aufsätze des Bandes:

  • Thomas Schirrmacher: Johannes Calvin Warum wir mehr über den Reformator wissen sollten
  • Ron Kubsch: Neuer Calvinismus – Einblicke in eine junge reformierte Bewegung
  • Matthias Lohmann: Zurück zu alten Ufern – Die reformierten Wurzeln der Baptisten und Freien evangelischen Gemeinden in Deutschland
  • Richard D. Phillips: Können wir die Wahrheit erkennen?
  • Bryan Chapell: Was heißt „Evangelium“?
  • Philip Graham Ryken: Die Rechtfertigungslehre
  • Matthias Lohmann: Das Evangelium gehört in jede Predigt! Auslegungspredigt und das Evangelium
  • Christian Wegert: Grund zur Freude (Phil 1,1-16)
  • Titus Vogt: Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! Gedanken zum Verhältnis von Gottes Souveränität und menschlicher Verantwortung
  • Ron Kubsch „Liebe und tue, was du willst“ – Der Christ und das Gesetz

Das Inhaltsverzeichnis mit dem Vorwort kann hier heruntergeladen werden: JB_2013_Schaetze_Vorspann.pdf.

Einkaufsmöglichkeit

A. Kuyper: Liebt einander

Abraham Kuyper mahnt zur brüderlichen Liebe über Gemeindegrenzen hinweg:

Welchen Segen der Einzelne auch von seiner besonderen Kirche haben möge, sobald es dahin kommt, dass er sich deswegen einschließt in den eigenen Kreis und abschließt von den anderen Kindern Gottes, dann ist ihm seine Kirche, wie gut und tadellos sie auch sei, zur Ursache der Sünde geworden, und diese Sünde wird sich rächen in seinem geistlichen Leben. Daher muss jedes Kind Gottes über die eignen kirchlichen Zäune hin allen Kindern Gottes die Hand brüderlicher Liebe reichen, nicht kühler platonischer, sondern warmer christlicher Liebe. Selbst wo zuweilen ernster kirchlicher Streit uns zu scheiden droht, darf nie und nimmer eine bittere Wurzel aufwachsen.

A. Kuyper: Das Himmelreich

Abraham Kuyper über das „Reich der Himmel“:

Wir reden vom „Himmelreich“ nicht, weil es himmlische Ideale verwirklicht oder ein himmlisches Ziel hat, sondern weil es jetzt schon tatsächlich im Himmel existiert. Es wird nicht erst aufgerichtet, auch erwarten wir sein Kommen nicht erst in der Zukunft, sondern es ist ein Königreich, das ist, das von Anbeginn war, das ewig bleiben wird. Vom Himmel her kann es allein wieder einbringen in diese Welt, aus der es durch den Sündenfall verschwunden ist.

A. Kuyper: Reinheit der Gemeinde

Abraham Kuyper schreibt über die Reinheit der Gemeinde:

Besser, dass die kleine Schar [der Gemeinde] zu einer Handvoll zusammenschmilzt, als dass wir durch falsche Losungen oder unsittliche Kompromisse die Hilfe des mächtigen Bundesgenossen im Himmel einbüßen.

A. Kuyper: Die Königsherrschaft Christi

Abraham Kuyper über die Herrschaft Jesu Christi:

Sobald die Königsherrschaft Christi in den Schatten gestellt wird, entsteht zweierlei Leben: ein Leben in der Kirche, ein anderes außerhalb derselben. Die Einheit von beiden kommt nicht mehr zu ihrem Recht. Man gerät schließlich dahin, dass man mit der Majestät Christi außerhalb der der Kirche gar nicht mehr rechnet.

A. Kuyper: Nur wenn Gott hinzukommt

ScannenIm Jahre 1924 verteidigte Karl Barth die beiden niederländischen Theologen Abraham Kuyper und Herman Bavinck gegen die Nörgelei Emil Brunners: „Auch das Geschrei über Kuyper mache ich nicht mit. K. und sein Nachfolger Bavinck waren Theologen, die jedenfalls Stil hatten“, schrieb er seinem Freund Eduard Thurneysen.

Leider sind Kuyper und Bavinck in Deutschland einigermaßen in Vergessenheit geraten. Aber es gibt gute Nachrichten: Das wichtigste Werk Herman Bavincks wird bald in deutscher Sprache zugänglich sein. Die Herausgabe seiner vierbändige Dogmatik wird derzeit vorbereitet (siehe zudem die Schrift Christliche Weltanschauung hier).

Kuyper wird dagegen Lesern, die keine Frakturschriften beherrschen, bis auf absehbare Zeit verwehrt bleiben. Jedenfalls ist mir nicht bekannt, dass vom Vater des Neo-Calvinismus demnächst etwas auf Deutsch publiziert werden soll.

Schade, denn die Beschäftigung mit Kuyper lohnt sich. Wer mehr über sein Leben und Werk erfahren möchte, findet auf diesem Blog eine kleine Einführung:

Hanniel hat überdies gerade die Biographie Abraham Kuyper: Modern Calvinist, Christian  besprochen. Zwischenfazit:

[Dem Autor] Bratt gelingt es das Bildnis einer faszinierenden Persönlichkeit einzufangen und sie in ihrem geschichtlichen, theologischen und biografischen Kontext einzubetten. Es sind so viele Stränge miteinander verwoben, dass das Lesen nicht nur alle Konzentration erfordert, sondern ab und zu ein Zurückblättern nötig macht. Ich habe dieses Buch in drei Etappen gelesen: Zuerst interessierte mich das Kapitel „Höhepunkt der Macht“ (Zeit als Ministerpräsident, 1901-1905) und Kuypers „Verdauen“ der Wahlniederlage. In einem zweiten Anlauf las ich einige Kapitel über seine erste Lebenshälfte des Aufbaus (woher er seine theologischen und politischen Überzeugungen bezog). Ich legte das Buch nochmals zur Seite, um dann den Rest zu studieren.

Ich werde in den nächsten Wochen hier einige Aphorismen von A. Kuyper veröffentlichen. Die Texte stammen aus einer Sammlung Wilhelm Kolfhaus’, die 1926 im Furche Verlag herausgegeben wurde. Leider sind dort die niederländischen Quellen nicht genannt. Die Schrift ist vergriffen.

Beginnen werde ich mit einigen Worten zum Wesen der Kirche. Das erste Zitat zeigt eindrücklich, dass es sich bei der heute umschwärmten Losung „Wir sind die Kirche“ bestenfalls um eine Halbwahrheit handelt. Kuyper schreibt:

Ein Gebäude, ein Prediger, eine Bibel und eine Versammlung machen noch keine Kirche und keine Predigt. Das alles wird erst Kirche und Predigt, wenn Gott hinzukommt.

Mark Dever in der New York Times

IMG 1515Mark Dever, 2013 Dozent am MBS-Studienzentrum und Referent der E21-Regionalkonferenz in München, ist in der New York Times zur Renaissance des Calvinismus befragt worden:

Calvinism is a theological orientation, not a denomination or organization. The Puritans were Calvinist. Presbyterians descend from Scottish Calvinists. Many early Baptists were Calvinist. But in the 19th century, Protestantism moved toward the non-Calvinist belief that humans must consent to their own salvation — an optimistic, quintessentially American belief. In the United States today, one large denomination, the Presbyterian Church in America, is unapologetically Calvinist.

But in the last 30 years or so, Calvinists have gained prominence in other branches of Protestantism, and at churches that used to worry little about theology. In 1994, when Mark Dever interviewed at Capitol Hill Baptist Church, a Southern Baptist church in Washington, the hiring committee didn’t even ask him about his theology.

“So I said, ‘Let me think about what you wouldn’t like about me, if you knew,’ ” Mr. Dever recalled. And he told them that he was a Calvinist. “And I had to explain to them what that meant. I didn’t want to move my wife and children here and lose the job.”

Mr. Dever, 53, said that when he took over in 1994, about 130 members attended on Sundays, and their average age was 70. Today, the church gets about 1,000 worshipers, with an average age of 30. And while Mr. Dever tends not to mention Calvin in his sermons, his educated audience, many of whom work in politics, knows, and likes, what it is hearing.

Hier mehr: www.nytimes.com.

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