Abraham Kuyper über die Herrschaft Jesu Christi:
Sobald die Königsherrschaft Christi in den Schatten gestellt wird, entsteht zweierlei Leben: ein Leben in der Kirche, ein anderes außerhalb derselben. Die Einheit von beiden kommt nicht mehr zu ihrem Recht. Man gerät schließlich dahin, dass man mit der Majestät Christi außerhalb der der Kirche gar nicht mehr rechnet.
„Man gerät schließlich dahin, dass man mit der Majestät Christi außerhalb der der Kirche gar nicht mehr rechnet.“
Stimmt. Sie ist in unserer Welt auch nicht sichtbar, weshalb man an sie glauben muss. Psychologisch heißt das: Sich einbilden, das Gegenteil des Offensichtlichen sei wahr. Offenbar hat Christus diese Welt doch dem Satan überlassen. Nachdem Darwin 1859 Gott den Todesstoß versetzte, Nietzsche ihn tötete und Freud seine Überreste beseitigte, hat er der westlichen Welt den Rücken gekehrt. Ich bewundere all jene, die heute noch so glauben können wie die derzeit lebenden Glaubenshelden und jene, die ihren Glauben in deren Schatten lautstark und eloquent verteidigen.
Christi Majestät steht geschrieben. Sie ist wahr, nicht weil sie wirklich ist (das Gegenteil ist ja offensichtlich wirklich), sondern weil sie geschrieben steht. Glaube = Festhalten an der Wahrheit gegen die Wirklichkeit.
@Schandor,
das ist etwas zu pessimistisch. Gleiches hätten die Jünger zur Zeit der Kreuzigung sagen können: warum hat Gott das zugelassen, zeigt das nicht die Herrschaft des Satans? Aber dann brach Gottes Reich an.
Wenn Du recht hättest, dass Gottes Herrschaft nicht mit dem Verfall von Kulturen vereinbar ist, wäre das eine recht langweilige Welt: Landstriche, Nationen, Kulturen, Weltteile könnten sich nicht mehr gegen Gott entscheiden und die Folgen ihres Handelns durch Verfall zu spüren bekommen.
Gott kann – und Gott wird – auch neue Erweckungen schenken: Das muss so sein, bis Jesus wiederkommt. Denn ohne Erweckung wäre die Finsternis in der Tat bald so gross, dass Gott alles „zusammenschlagen und ein Neues machen“ müsste (Goethe).
@Schandor Da schließe ich mich doch Roderich (bzgl. Kreuzigung) in der Form an: „…. Dieser ist Jesus, der König der Juden. …. Du wolltest ja den Tempel abbrechen und ihn in drei Tagen wieder aufbauen! Hilf dir nun selbst, wenn du Gottes Sohn bist, und steige vom Kreuz herab! …. Anderen hat er geholfen, sich selber kann er nicht helfen! Er ist der König von Israel: so steige er jetzt vom Kreuz herab, dann wollen wir an ihn glauben! Er hat auf Gott vertraut: der rette ihn jetzt, wenn er ihm wohl will! Er hat ja doch behauptet: Ich bin Gottes Sohn.“ (aus Matth. 27, 37 – 43). Hat sich dieser Jesus was psychologisch eingebildet? „Sohn Gottes zu sein“ mit Anspruch auf „König“ – ist wahr, nicht weil es wirklich ist, sondern weil es geschrieben steht? Wenn dieser Jesus das glaubte, hielt er fest an der Wahrheit gegen die Wirklichkeit? Schandor, das ist hochgradig Unsinn, unvernünftig, töricht … Dieser Jesus… Weiterlesen »
@Lutz Ich werde Deine Argumente nicht zu entkräften suchen, da ich etwas anderes gemeint habe. Ein Missverständnis. Thielicke sagte einmal, der Glaube sei ein Glaube „gegen die Wirklichkeit“, und das ist es, woran ich angeknüpft habe. Was wahr ist, wird irgendwann Wirklichkeit, da stimme ich Dir voll und ganz zu. Nur was das Hier und Jetzt betrifft, da sind die beiden oft nicht kongruent. Dagegen war zu argumentieren. Ich kann daher von meiner Position nicht abrücken. Die Wirklichkeit als das, was man sieht und erlebt ist freilich etwas immer noch vor dem Hintergrund einer verborgenen Wahrheit zu Interpretierendes. Es geht aber nicht darum, auf „Daumenfedern gebettet ins Himmelreich zu fliegen“ (Schwarz-Weiß-Denken?), sondern um das Fertigwerden mit vollendeten Tatsachen. Die Majestät Christi außerhalb der Kirche gehört der Christus-Wirklichkeit (Bonhoeffer) an; sie muss sich erst im Hier und Jetzt aktualisieren, eben wirk-lich werden. Mir geht es nicht um dogmatische Festsetzungen, sondern um Beobachtung. Mir ist aber klar, dass viele Christen mit den… Weiterlesen »
@Schandor Wenn es ein Missverständnis war, bin ich froh … Dann wäre ich lieber für eine Art historische Rückschau: wie war es damals? Ein Mangel an Beobachtung und Empfindung gab es sicher nicht. Dann könnte ich auch anders fragen: Was ist an deiner oder meiner oder … Situation grundsätzlich neu? Calvin drückt es in seinem Kommentar zu Jesaja so aus: Zu Jesaja 14, 1: „…Es liegt ein großer Trost in der Erkenntnis, dass die ganze Welt von Gott uns zum Heile regiert wird. Denn darauf zielt alles hin, dass seine Erwählten gerettet und durch keinerlei Wechselfälle, obwohl sie mannigfach eintreten, völlig zu Boden geworfen werden. Gab es denn, möchte vielleicht jemand fragen, zu jener Zeit keine göttliche Barmherzigkeit? Gewiss war dieselbe unablässig tätig, aber von dem von schweren Heimsuchungen bedrückten Volke wurde sie nicht empfunden. Völlig von dem Gefühl des Zornes Gottes durchdrungen, bildete es sich sein Urteil nach seiner tatsächlichen Lage und konnte Gottes Barmherzigkeit nicht fassen. Gott war… Weiterlesen »