Praktische Theologie

JMEM weist »Panorama«-Vorwürfe zurück

Als verzerrend und nicht der Wirklichkeit entsprechend hat das Missionswerk »Jugend mit einer Mission« die im ARD Magazin »Panorama« am 8. Oktober erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. In dem Beitrag »Sterben für Gott?« wurde das Missionswerk als »fundamentalistische« Organisation dargestellt, die junge Christen ermuntere, unter Todesgefahr zu missionieren (siehe hier).

In einer Presseerklärung von JMEM heißt es dazu:

Im Rahmen des ARD-Magazins »Panorama« wurde am 8. Oktober 2009 ein Beitrag mit dem Titel »Christliche Missionare: Sterben für Gott?« gesendet, der sich u.a. mit dem Missionswerk Jugend mit einer Mission (JMEM) befasste. Die Leitung von JMEM Deutschland stellt dazu fest: In dem genannten Panorama-Beitrag wurde durch Auslassungen und Umdeutungen der Eindruck erweckt, dass JMEM eine gewaltbereite Organisation sei, die ihre Mitarbeiter und Kursteilnehmer in verantwortungsloser Weise unzumutbaren Risiken aussetzt. Durch viele Beispiele ließe sich nachweisen, dass das Gegenteil der Fall ist und dass die Werte, an denen sich JMEM ausrichtet, selbstverständlich auf der Grundlage des Evangeliums von der Liebe Gottes in Jesus Christus beruhen.

Die vollständige Presseerklärung gibt es hier: www.idea.de.

Chuck Swindoll: 10 Lektionen aus 50 Jahren Leiterschaft

Chuck Swindoll hat kürzlich auf 50 Jahre pastorale Leiterschaft zurückgeblickt und dabei in 10 gelernte Lektionen blicken lassen. Da seine Einsichten sehr hilfreich sind, habe ich sie schnell übersetzt und gebe sie leicht gekürzt wieder:

  1. Leiten bedeutet Einsamkeit. Führen schließt zähe Entscheidungen ein. Je zäher die Entscheidung, desto einsamer es ist.
  2. Es ist gefährlich, erfolgreich zu sein. Ich sorge mich am meisten um die, die noch nicht 30 und sehr begabt und erfolgreich sind. Manchmal gebraucht Gott jemanden von Jugend auf, aber gewöhnlich gebraucht er Leiter, die zerbrochen worden sind.
  3. Am härtesten ist es zu Hause. Niemand hat mir das am Seminar erzählt.
  4. Es ist ganz wesentlich, echt zu sein. Wenn irgendwo Falschheit gewöhnlich wird, dann ist es bei Leitern. Bleibe echt.
  5. Es ist schmerzhaft, gehorsam zu sein. Der Herr wird dich leiten einige Dinge zu tun, die Du Dir nicht auswählen würdest.
  6. Zerbrochenheit und Misserfolge sind notwendig.
  7. Die Gesinnung ist wichtiger als die Taten es sind. Deine Familie hat es Dir vielleicht nicht erzählt: Es ist anstrengend, in der Nähe von einigen von Euch zu sein. Eine schlechte Gesinnung überschattet gute Taten.
  8. Integrität verdunkelt das Image. Heute heben wir das Image (im Sinne des öffentlichen Gesamteindrucks) hervor. Aber es kommt darauf an, was hinter den Kulissen passiert.
  9. Gottes Wege sind besser als meine Wege.
  10. Die Ähnlichkeit mit Christus beginnt und endet mit Demut.

Wir lachen uns zu Tode

Eine skurrile Situation. John Piper wurde von der »Amerikanischen Gesellschaft für Christliche Seelsorge« (AACC) eingeladen und hält einen ernsten (und selbstkritischen) Vortrag über die Anbetung Gottes. Aber die Leute im Hörsaal hören einfach nicht auf zu lachen.

Ich empfehle den gesamten Vortrag, besonders aber die ersten fünf Minuten: www.desiringgod.org. Hintergrundinformationen sind hier zu finden: thegospelcoalition.org.

John Piper wird übrigens heute Morgen um 10:00 Uhr noch einmal in Bonn predigen: www.hirtenkonferenz.de.

VD: JT

Sterben für Gott?

Der Beitrag »Sterben für Gott?« des ARD Magazins Panorama kann auf dieser Internetseite angesehen werden: daserste.ndr.de.

Nicht viel Neues unter der Sonne. Panorama scheint Frontal 21 stützen und einen Keil zwischen die Evangelikalen und die EKD treiben zu wollen. Schade, dass für eine Sendung, in der den Frommen verdeckte Missionsarbeit vorgeworfen wird, wieder einmal verdeckt recherchiert wurde. Das Gespräch mit offenem Visier würde vielmehr weiterhelfen als so eine getarnt vorbereitete Rhetorik.

Natürlich müssen sich auch Evangelikale kritisch mit ihren eigenen Kreisen auseinandersetzen. (Ich bin auch kein Freund von aufpeitschenden Jugendmissionskongressen.) Wer jedoch nun plant, sich auf »Jugend mit einer Mission« einzuschießen, sollte sich zunächst die erwähnten Videoproduktionen genauer anschauen. Ich vermute, dass hier Szenen bildgewaltig aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Also an die Goldene Regel denken (vgl. Lk 6,31).

»Bitte kein Lamento mehr, es wäre Unglauben«

Auf einem Werkstattkongress in Kassel orientieren sich die Protestanten neu. Sie wollen ihre Botschaft ungewohnt formulieren, Menschen von heute erreichen und gegen den Trend wachsen. Der Rheinische Merkur schreibt: »Die evangelische Kirche will nicht mehr hinnehmen, was die Zeit ihr bietet, Alterung, weniger Geld und Bedeutungsverlust, sondern ihre Rolle neu definieren und ihren Auftrag wieder entdecken. Das ist die Botschaft aus Kassel. »Wir sollten mit dem eigenen Glauben ernst machen, der Treue Gottes Vertrauen schenken«, stimmt der gastgebende Bischof Martin Hein im Eröffnungsgottesdienst die Teilnehmer ein. ›Bitte kein Lamento mehr, es wäre Unglauben.‹«

Weiter heißt es:

Wolfgang Huber hat in Kassel einen seiner letzten öffentlichen Auftritte als Ratsvorsitzender. Ist das sein Vermächtnis? Wie gewohnt setzt er die Gesten sparsam, aber die Stimme schlägt Schneisen. Jedes Argument sitzt, jede Beobachtung trifft. Er ist eine Spur ungeduldiger geworden, fordert eine Theologie, »die sich der Orientierungssuche unserer Zeit stellt und auf sie aus der Kraft der biblischen Texte und aus der Weite der kirchlichen Überlieferungen antwortet«. Die Theologie, sagt er, müsse im religiösen Pluralismus ihr Verhältnis zur Kirche neu klären. Und wirbt für eine Befreiung der Kirche aus einer Milieugefangenschaft: »Unsere Berührungsängste halten uns von vielen kulturell Kreativen genauso fern wie von wirtschaftlich Erfolgreichen.« Er spürt »eine Angst, für fromm gehalten zu werden. Manchmal hält sie uns davon ab, unsere Glaubensgewissheit zur Sprache zu bringen.« Bei solchen Sätzen klatschen die Teilnehmer im blau ausgeleuchteten Saal. Auch, als er eine »verbreitete Abneigung gegen die Vorstellung von wachsenden Gemeinden in der Kirche« kritisiert: »Wir dürfen das Wachstum als Ziel nicht aus den Augen verlieren.«

Den Artikel »Der Zukunft zugewandt« gibt es hier: www.merkur.de.

Evangelische Kirche will Deutschland missionieren

Die Evangelische Kirche hat ein Netzwerk von Missionszentren an den Standorten Dortmund, Greifswald und Stuttgart gegründet. DIE WELT vermutet, dass die EKD damit für interreligiöse Spannungen sorgt. Warum sollte man Atheisten, Moslems oder Buddhisten einladen, über Jesus nachzudenken? Gibt es jenseits traditioneller oder kultureller Aspekte Gründe dafür, Christ zu sein?

Überwiegend kritischen DIE WELT-Fragen dazu hat sich Hans-Hermann Pompe gestellt und sagt deutlich:

Es gibt gute Gründe, Moslem zu sein, aber die Wahrheitsfrage lässt sich nach meiner festen Überzeugung nicht an Jesus Christus vorbei beantworten.

Hier das Interview: www.welt.de.

Placebo-Effekt andersherum

Der bekannte Placebo-Effekt bei medizinischen Blindversuchen hat seinen naheliegenden Gegeneffekt: Befürchtungen von schädlichen Nebenwirkungen führen zu Beschwerden, auch wenn das verabreichte Mittel bloß die inhaltsfreie Testpille war.

Nocebo (lateinisch: »ich werde schaden«) ist die Negativseite des bekannten Placeboeffekts. Der Glaube allein kann heilen oder Schmerzen lindern, aber er kann auch krank machen oder gar töten. Dabei handelt es sich nicht um bloße Einbildung, der Effekt beeinflusst ganz real und messbar die Physiologie des Körpers. Es gibt Berichte von Menschen, die starben, nur weil sie daran glaubten, von einem Voodoo-Magier zum Tode verurteilt worden zu sein.

Hier der Artikel von Magnus Heier: www.faz.net.

»Atemlos jappend laufen sie hinter der Zeit her«

Immer häufiger entdecke ich im Raum der Kirche folgendes Argumentationsmuster: Weil die Menschen vernünftigen Überlegungen nicht mehr zugänglich sind, müssen wir mehr in die Beziehungsarbeit investieren. Weil Jugendliche heute die Sprache und Konzepte der Bibel nicht mehr verstehen, müssen wir Übertragungen schaffen, die sich dem Verstehenshorizont postmoderner Subkulturen fügen. Weil das traditionelle Familienbild nicht mehr konsensfähig ist, müssen wir andere Formen des Zusammenlebens aufwerten. Weil der biblische Sündenbegriff und das damit verbundene Sühneverständnis unpopulär geworden sind, reden wir in unseren evangelistischen Bemühungen nicht mehr über Gottes Heiligkeit und Zorn, sondern über unsere Bedürfnisse nach mehr Spiritualität.

Das alles ist ja nicht völlig falsch. Natürlich sollen wir, um eine Formulierung von John Stott aufzugreifen, »doppelt Hören«, also achtsam wahrnehmen, was Gott sagt und was die Menschen bewegt. Aber was, wenn aus dem zeitgemäßen Christsein eine zeithörige Frömmigkeit wird? Was, wenn die evangelikale Glaubenskultur den Geist der Welt mehr fürchtet als Gott (vgl. 1Kor 2 u. Röm 12,2)?

Ich vermute, dass sich die Entwicklungen in Gesellschaft und vor allem in den Kirchen auch anders herum interpretieren lassen: Weil wir das christlichen Familienbild nicht mehr leben und begründen, öffnen sich immer mehr Menschen für alternative Lebensmodelle. Weil wir nur noch über den Wie-Glauben (fides qua creditur) diskutieren, schwindet das Verständnis für die Inhalte des Glaubens (fides quae creditur), was die Gläubigen in den Gemeinden tief verunsichert und natürlich Wankelmütigkeit fördert. Weil die präventive Seelsorge durch Predigt, Katechese und Gebet immer häufiger einer unterhaltsamem Theologie weichen muss, steigt der Bedarf an spezialisierter Seelsorge und Psychotherapie immens. Weil wir der Heiligkeit Gottes kaum noch liturgischen Raum geben, ist uns das Bewusstsein für unsere Sündhaftigkeit und die teure Gnade, von der wir alle leben, verloren gegangen.

Kurz: Selbstverständlich ändert sich Gemeinde und muss sich auch ändern. Wir sollten uns jedoch mehr Zeit für die Ursachenbekämpfung nehmen. Blicken wir auf Christus. Dieser Blick befreit von den lähmenden Verstrickungen mit dem Weltgeist. Und dieser Blick setzt im Leib Christi die Kraft frei, das prophetische Amt der Kulturkritik wahrzunehmen. Wenn wir diesen Blick nicht üben, wird wohl das ernüchternde Wort Kurt Tucholsky’s über die Kirchen seine Gültigkeit behalten: »Atemlos jappend laufen sie hinter der Zeit her, auf dass ihnen niemand entwische«.

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