Ethik

Beiträge aus dem Bereich Ethik.

Gott-ständiges Leben

Ein umwerfendes Zitat von Emil Brunner (Das Gebot und die Ordnungen, 1939, S. 64):

Das ist der Glaube, daß der Mensch nunmehr sich, sein Leben, sein Selbst als ein Leben von Gott her, nicht mehr als ein Leben zu Gott hin weiß. Daß im Menschen diese Umdrehung der Lebensrichtung um 180 Grad, diese Umkehrung oder Bekehrung stattfindet, das ist die Wiedergeburt, die göttliche Setzung des neuen Menschen. Daß aber diese Wiedergeburt als Bekehrung, als Selbstverständnis und Selbstwendung stattfindet, das ist der göttliche Geiststempel dieses Geschehens, wodurch es von Zauberei unterschieden ist. Glauben heißt: so wiedergeboren sich wissen, das Leben als ein geschenktes und die Gerechtigkeit als die „fremde“ hinnehmen. Das neue Leben ist das Leben im Indikativ, statt im Imperativ Gottes, im von Gott her Sein, nicht mehr im zu Gott hin Streben. Erst jetzt ist es wahr geworden: das Gute ist das, was Gott tut, nicht das, was der Mensch tut.

Damit ist, im Blick auf das Sittliche, ein Doppeltes gesagt. Erstens ist jetzt endlich der Mensch nicht mehr „selb-ständig“, sondern „gott-ständig“. Er hat ja seine Gerechtigkeit als eine fremde; „Christus ist meine Gerechtigkeit“, mein neues Ich. Nicht mehr sich selbst traut er das Gute zu, sondern Gott allein. Nicht mehr sich selbst hat er, wie vorher, im Zentrum, sondern Gott. Damit ist er — endlich — geworden, was er auf dem gesetzlichen Weg immer vergeblich zu werden versuchte, vergeblich darum, weil es mit der Gesetzlichkeit unvereinbar ist: frei von sich selbst, vom Sich-selbst-suchen. Bevor er etwas tut, ist er schon bei Gott. Bei allem, was er tut, darf er — ohne erst zu Gott hin zu müssen — von Gott herkommen. Er hat Gott sozusagen immer im Rücken, statt, wie als Gesetzlicher, vor sich. Das ist die Freude und der Friede des neuen Lebensstandes.

Geschäfte mit abgetriebenen Kindern

Es ist auch in Deutschland kein Problem, abgetriebene Kinder zu besorgen. Dies meint die hier bereits erwähnte Alexandra Maria Linder in einem Gastbeitrag für kath.net:

Es ist auch in Deutschland kein Problem, abgetriebene Kinder zu besorgen. Unter dem Vorwand der Forschung haben wir es vor einigen Jahren selbst versucht und erhielten von einem Profiabtreiber problemlos sieben Kinder an einem Tag.

Angesichts der Überalterung und neurodegenerativen Erkrankungen in unseren westlichen Gesellschaften werden sowohl der Bedarf als auch das Angebot in den nächsten Jahren steigen. Für die Behandlung eines Parkinson-Kranken zum Beispiel werden die Gehirnzellen von 6-12 abgetriebenen Kindern benötigt, die Behandlung kostet in den USA um die 15.000 Dollar, ist also für Anbieter und leere Krankenhäuser ein interessanter Zukunftszweig.

Eine Sofortmaßnahme, um dies zu vermeiden, wäre die Bestattungspflicht aller abgetriebenen Kinder, egal welchen Alters, was auch der dringend notwendigen sauberen Statistik, der Trauerarbeit der Eltern und einem öffentlichen Gedenken und Nachdenken dienlich wäre.

Mehr: www.kath.net.

Planned Parenthood II

Ein Leser dieses Blogs, Simon G., hat sich freundlicherweise die Mühe gemacht, die Rede von Senator James Lankford zu transkribieren und zusätzlich zu übersetzen (siehe dazu unbedingt hier).

Übrigens berichten die nordamerikanischen Medien nur sehr spärlich von den Vorfällen bei Planned Parenthood. Von den größeren Medienanstalten in Deutschland habe ich dazu noch gar nichts gehört. Falls jemand da einen Bericht gelesen, gehört oder gesehen hat, würde mich das sehr interessieren.

Hier aber nun die Rede:

 

Transskription und Übersetzung der Rede von Senator James Lankford vor dem US-Senat am 16.7.15

 

„Mr. President, I’d like to take just a moment to be able to speak about a subject that’s very, very difficult for me to speak about, and quite frankly difficult for a lot of Americans to talk about and hear about. It connects to all of us, in extremely personal ways.

Herr Präsident (Obama), ich bitte Sie um einen Moment Ihrer Aufmerksamkeit. Es fällt mir sehr, sehr schwer, über dieses Thema zu sprechen und – ganz ehrlich – es dürfte es für viele Amerikaner schwierig sein, sich damit auseinanderzusetzen. Es ist von zutiefst persönlicher Natur und berührt uns alle.

Let me set some context. Not long ago a group of animal rights activists gathered around a research facility, a research facility that was using animals for their testing. The activists gathered around the facility and chanted and has signs that they held up saying ‘it’s not science, it’s violence.’ And other signs that said ‘animal lives are their right, we have just begun to fight.’ As they protested to protect the lives of the animals that were being used in that facility for research.

Eine Vorgeschichte: vor nicht allzu langer Zeit versammelte sich eine Gruppe von Tierrechtlern vor einer Forschungseinrichtung, in der Tierversuche durchgeführt werden. Die Aktivisten riefen Parolen und hielten ihre Schilder hoch: „Das ist keine Forschung, das ist Gewalt!“. Oder: „Tiere haben ein Recht auf Leben – und wir werden für ihr Recht kämpfen“. Sie demonstrierten, um das Leben der Tiere in dieser Forschungseinrichtung zu schützen.

Now, I understand their frustration there. But let me put it into context of some things that came out this week. We learned that this week an organization called Planned Parenthood is using children that are aborted and sending the bodies of those aborted children to research facilities, sometimes for sale, different body parts, to be used in research. These are not mice, these are not lab rats, these are children. Children that have gone through the process of a horrific abortion.

Ich verstehe das Anliegen und die Besorgnis dieser Menschen. Lassen Sie mich allerdings den Zusammenhang zu einer Geschichte herstellen, die in dieser Woche öffentlich geworden ist:

Wir mussten erfahren, dass die Organisation „Planned Parenthood“ die Körper abgetriebener Kinder zu Forschungszwecken vertreibt, teilweise gegen Bezahlung. Die Körperteile von Kindern, die in den Einrichtungen dieser Organisation abgetrieben wurden, können zur weiteren Verwendung in der Forschung an entsprechende Einrichtungen verschickt werden. (Anm.: Planned Parenthood, „geplante Elternschaft“, ist das großteils steuerfinanzierte „Pro Familia“ der USA). 

This morning in an Appropriations hearing, that the President and I both were in, we had extensive conversation about the rights of orca whales. And this protracted conversation went on and on, that many people were also connected to, about the rights of orca whales and the care for them. Then we had a protracted conversation about horse slaughter and how horses would be humanely put down.

Heute morgen haben der Herr Präsident und ich an einer Sitzung teilgenommen, in der umfangreich über die Rechte von Orka-Walen diskutiert wurde. Diese Diskussion zog sich endlos in die Länge, eine Menge Menschen waren beteiligt, um sich über die Rechte der Orkas und ihren Schutz Gedanken zu machen. Danach schloss sich eine wiederum lange Diskussion über die möglichst „humane“ Schlachtung von Pferden an.

But in the middle of all that conversation happening today, there were children still being aborted with an instrument reaching into a mother, tearing apart a child but carefully protecting certain organs because those organs would be valuable to sell. Now, the challenge that we have on this as a nation is, the argument is for that baby. That baby’s really not a baby, it’s just a fetus, it’s tissue. That’s not a human baby is what everyone is told. That’s just tissue and it’s up to the mom to determine what happens to that tissue.

Aber in der Zeit, in der wir solche Themen heute diskutiert haben, wurden gleichzeitig Kinder abgetrieben. Mit einem Instrument, das in die die Mutter eingreift, um ein Kind auseinanderzureißen, dabei aber sorgfältig DIE Organe zu schützen, die sich gegen genügend Bezahlung verkaufen lassen! 

Die Herausforderung, vor der wir als Nation jetzt stehen, ist eine Auseinandersetzung um dieses Baby! Das Baby ist in Wirklichkeit gar kein Baby, es ist nur ein Fötus. Gewebe. Das ist gar kein „richtig menschliches“ Baby – das wird uns allen immer wieder versichert. Das ist nur organisches Gewebe – und die Mutter kann entscheiden, was mit diesem Gewebe passiert.

And then on the flip side of it moments later they take that tissue and then sell it because it’s human organs that are needed for research. You can’t say in one moment that’s not a human and then sell it for the next moment as a human organ and say now suddenly it is. It was a human all the way through. There was never a time that wasn’t a child, never a time that wasn’t a human, and it seems the ultimate irony to me that we spend time talking about humane treatment of animals being put down like in horse slaughter and we completely miss children being ripped apart in the womb and their body parts being sold.

Andererseits nimmt man dieses „Gewebe“ und verkauft es, weil es ja menschliche Organe sind, die zu Forschungszwecken verwendet werden können. Man kann doch nicht in einem Moment behaupten, dass wir es hier NICHT mit menschlichem Leben zu tun haben, um es dann – im nächsten Moment – als menschliche Organe zu verkaufen. Jetzt also doch. Nein, es war menschlich vom Anfang bis zum Ende. Zu keiner Zeit war das kein Kind, zu keiner Zeit war das kein Mensch. Für mich ist das die bitterste Ironie, dass wir eine Menge Zeit darauf verwenden, um darüber zu reden, wie sich das Leben von Tieren möglichst human beenden lässt – wie bei der Pferdeschlachtung. Und dabei übersehen wir vollständig, dass Kinder in der Gebärmutter auseinandergerissen werden, um einzelne Körperteile verkaufen zu können. 

So here’s how it happens. A mom comes into a facility, gives consent to have an abortion, makes that request. After that request is made, to some moms — and we don’t know exactly how they choose which moms — to some moms they then ask consent for their child after it’s aborted to be used for research purposes.

Und das läuft wie folgt ab: eine Mutter kommt mit der Anfrage für eine Abtreibung in eine entsprechende Einrichtung (von „Planned Parenthood“) und gibt ihre Einwilligung, diese durchzuführen. Nachdem diese Anfrage gestellt wurde, werden einige Mütter um Einwilligung gebeten, ihr Kind nach der Abtreibung für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. Wir wissen allerdings nicht, nach welchen Kriterien hier selektiert wird. 

From the video that was put out this week, they said that was actually comforting to some moms that they would know how traumatic the abortion is, at least some good would come out of it, that those body parts would then be used for research to hopefully save other children, which again comes back to this ultimate irony that we would literally tear one child apart in an abortion with the assumption that hopefully would help some other child in the future, missing out on the significance of the child that’s right there that could be helped by protecting their life.

Dem Video nach zu urteilen, das in dieser Woche veröffentlicht wurde, sei es wohl tröstend für einige Mütter, dass die traumatische Erfahrung der Abtreibung wenigstens einem guten Zweck dienen könnte. Dass die Forschung mit diesen Körperteilen helfen könnte, andere Kinder zu retten. Womit wir wieder bei dieser bittere Ironie wären, dass EIN Kind durch Abtreibung buchstäblich auseinandergerissen wird, in der Annahme, damit hoffentlich einem zukünftigen Kind helfen zu können. Dabei wird die Bedeutung des Kindes übersehen, dass schon da ist. Dem könnte schon geholfen werden, indem man sein Leben schützt. 

And then the doctor in this particular video gives the details of how once they get that consent from the mom, they would be careful to reach in and actually crush the head of the child to kill the child in the womb so they could preserve the rest of the organs because the kidney has value, the liver has value, because the lungs have value, because the muscles in the legs have value.

Und dann erklärt die Ärztin in diesem Video detailliert, was nach der Einwilligung der Mutter geschieht. Vorsichtig greift man nach dem Kind im Mutterleib und zerquetscht (wortwörtlich) den Kopf des Kindes, um das Kinder in der Gebärmutter zu töten und den Rest der Organe zu erhalten. Weil die Niere ihren Wert hat. Die Leber hat Wert, die Lungen haben Wert, sogar die Beinmuskulatur. 

I would tell you that child has value. And that every single adult that can hear me right now was once 20 weeks old in the womb and we can look at each other and understand the difference between that child in the womb and any of us now is time. That’s a human being we’re talking about. And it doesn’t bring me comfort to know that one child is torn apart so that maybe they can do research on the child’s organs to in some future moment help a different child.

Ich möchte Ihnen zurufen: das Kind hat einen Wert! Und jeder einzelne Erwachsene, der mir jetzt zuhört, war einmal 20 Wochen alt und in der Gebärmutter. Wir sollten uns gegenseitig in die Augen schauen und einsehen: der Unterschied zwischen dem Kind in der Gebärmutter und uns ist ausschließlich – Zeit! Das ist ein menschliches Wesen, über das wir hier reden. Und es tröstet mich in keinster Weise zu wissen, dass ein Kind auseinandergerissen wird, damit – möglicherweise – mit seinen Organen Forschung betrieben werden kann, die irgendwann einmal einem anderen Kind helfen könnte.

Not every woman is being asked that her aborted child would be used for research and we really don’t know the whys. Maybe they’re looking for particularly healthy moms. Maybe they’re looking for very mature, healthy babies. Maybe it’s a situation where a particular mom couldn’t afford to have the abortion procedure and so they swap off and say if you can’t afford to have the abortion procedure maybe we can cover the cost by then possibly selling some of these organs then. We don’t know.

Nicht jede Frau wird um die Zustimmung zur „weiteren Verwendung“ ihres abgetriebenen Kindes gebeten – und wir haben keine Ahnung über die Gründe. Vielleicht suchen sie nach besonders gesunden Müttern. Oder vielleicht benötigen sie besonders gut entwickelte, gesunde Babys. Vielleicht kann auch eine Mutter die Kosten für die Abtreibungsbehandlung nicht aufbringen. Und dann bietet man ihr an, mit dem Verkauf von Organen für die Kosten aufzukommen. Wir wissen es nicht.

But I think maybe the question needs to be asked. Why this Congress would spend time today debating horse slaughter and debating orca whales, but yet we’ve become so numb to children that the other debate doesn’t seem to come up. Maybe we need to start again as a nation, asking a basic question. If that’s a child, and in our Declaration [of Independence] we said every person that we believe is endowed by our Creator to life, liberty, and the pursuit of happiness, maybe we need to ask as a nation again, do we really believe that?

Aber ich denke, dass diese Frage vielleicht gestellt werden sollte: warum kann dieser Kongress heute soviel Zeit dafür aufbringen, um über Pferdeschlachtung und Orkawale zu debattieren, wenn wir andererseits so abgestumpft gegenüber Kindern geworden sind, dass DIESE Debatte gar nicht erst geführt wird? Vielleicht sollten wir als ganze Nation damit beginnen, eine ganz grundlegende Frage zu stellen: wenn es sich hier um ein Kind handelt und wir in unserer Unabhängigkeitserklärung bezeugen „wir glauben, dass jeder Mensch von unserem Schöpfer begabt ist mit Leben, Freiheit und dem Ziel glücklich zu sein“ – glauben wir das wirklich? 

Let’s start with some basic things. How about a child at 20 weeks that we know scientifically can feel pain? We cannot have their limbs ripped apart in an abortion. There are only seven countries in the world that allow that. We’re in a prime group like North Korea and China with nations that still allow abortions that late. We should ask that question again – is that really who we are as America?

Lassen sie uns mit einigen Grundlegendem Fakten beginnen: was ist mit einem Kind im Alter von 20 Wochen, dass – wissenschaftlich erwiesen – Schmerz empfinden kann? Wir dürfen ihm niemals bei einer Abreibung die Gliedmaßen abreißen lassen! Es gibt nur sieben Länder weltweit, in denen das erlaubt ist. Wir sind hier in Gesellschaft mit Ländern wie Nordkorea und China, die eine so späte Abtreibung noch gestatten. Noch einmal diese Frage: sind das wirklich WIR, Amerika?

Maybe we need to ask the question again with Planned Parenthood, who we give half a billion dollars in funding to, maybe this is not a good idea. And other organizations that serve people all over the country who raise their funds separately, and don’t do it by federal funds. Maybe that’s a legitimate question that we need to ask? Mr. President… we have hard questions to deal with as a Nation. Budget, regulations, future direction that we’re going. Why don’t we add to the list, do we really care about children or not? And on a day that we passed an education bill, before we pat ourselves on the back saying how much we care about children, let’s make sure we’re dealing with a compassion for children at every age, not just at certain ages. Have we really become this numb? How do we turn it around? With that I yield back.“

Vielleicht sollten wir wieder einmal die Frage nach der Organisation „Planned Parenthood“ stellen, die wir als Staat mit jährlich einer halben Milliarde $ unterstützen – vielleicht keine so gute Idee? Andere Organisationen dienen Menschen im ganzen Land und werden nur privat finanziert, ohne Unterstützung aus öffentlicher Hand. Ist das vielleicht eine legitime Frage, die einmal gestellt werden sollte?

Herr Präsident… es gibt schwierige Fragen, mit denen wir uns als Nation befassen müssen. Finanzen, Regulierung, unsere zukünftige Ausrichtung. Warum fügen wir dieser Liste nicht die Frage hinzu: kümmern wir uns wirklich um Kinder, oder nicht? Bevor wir uns auf die Schultern klopfen, nachdem wir ein neues Erziehungsgesetz erlassen haben und uns versichern, wie sehr wir um Kinder bemüht sind, sollten wir sicher gehen, dass unser Mitgefühl Kinder jeden Alters umfasst. Nicht nur ein bestimmtes Alter. Sind wir inzwischen denn wirklich so abgestumpft? Wie finden wir einen Weg zurück? 

Damit gebe ich ab.

Planned Parenthood I

Was derzeit in den USA vor sich geht, ist verrückt und erschütternd. Es zeigt sich die Fratze einer nur auf Nutzen und Perfomanz ausgerichteten Ethik (und Gesellschaft). Ich habe keine Zeit, die Einzelheiten zu erläutern. Nur ganz kurz: Die staatlich subventionierte und von Präsident Obama leidenschaftlich unterstützte (und unter den Segen Gottes gestellte) Organisation Planned Parenthood bietet unter anderem „Abtreibungsdienstleistungen“ an.

Eine Mitarbeiterin von Planned Parenthood erzählte nun bei einem Mittagessen (und das wurde verdeckt aufgezeichnet), dass bei Abtreibungen bestimmte Organe von ungeborenen Kindern (z.B. die Leber oder das Herz) „beim Abbruch“ (also bei ihrer Tötung im Mutterleib) gezielt geschützt und konserviert werden, um sie später der medizinischen Forschung zugunsten von Menschen zur Verfügung stellen zu können. Teilweise werden die Organe der Kinder sogar verkauft. Föten werden also abgetrieben, da sie vermeintlich noch keine vollständigen Menschen sind, um dann ihre Einzelteile als menschliche Organe zu vertreiben.

Planned Parenthood hat auf die Vorwürfe reagiert und mitgeteilt, dass sie kein gewinnbringendes Geschäft mit den Organen machen. Die Praxis selbst wurde nicht bestritten.

Wer die englische Sprache ein wenig versteht, sollte sich unbedingt die Zeit nehmen, um die Rede von Senator James Lankford (Oklahoma) anzuhören:

Übrigens hatte Alexandra Linder bereits 2009 in dem Buch Geschäft Abtreibung drauf hingewiesen, dass es eine entsprechende „Verwertungslinie“ für Embryonen gibt.

Schließen möchte ich mit einem Zitat von Francis Schaeffer aus dem Jahr 1979:

Gesellschaftliche Konventionen erscheinen und verschwinden mit nie dagewesener Schnelligkeit. In den achtziger und neunziger Jahren wird mit Sicherheit manches denkbar werden, was die meisten Menschen heute als undenkbar, unmoralisch, unvorstellbar und zu extrem bezeichnen. Wird dies aber in ein paar Jahren denkbar und akzeptiert, so werden sich die meisten Menschen – da sie kein höheres Prinzip kennen, das sie über ihr eigenes relativistisches Denken hinausführt – kaum mehr daran erinnern, daß dieselben Ansichten vor gar nicht langer Zeit tatsächlich undenkbar waren. Ohne große Erschütterung werden sie jede neue Meinung annehmen.

VD: SB

Kommt jetzt die Polygamie?

Im Buch Die Postmoderne schreibe ich (2007, S. 53–54):

Im postmodernen Denken ist kein Platz für ein für alle Mal feststehende Werte oder eine festgelegte Natur des Menschen. Da der Mensch eine Erfindung von Machtdiskursen ist, orientiert er sich nicht an ewigen Wahrheiten, sondern handelt Normen ständig neu aus. Lyotard weist darauf hin, dass permanente „Institutionen in beruflichen, affektiven, sexuellen, kulturellen, familiären und internationalen Bereichen wie in politischen Angelegenheiten“ durch „zeitweilige Verträge“ ersetzt werden. Folgerichtig ist Sexualität in der Postmoderne keine Frage theologischer Ethik oder des Naturrechts, sondern Verhandlungssache. Die Verträge, die ausgehandelt werden, können immer nur Übergangsverträge sein, da sonst wieder langfristige Bindungen entstehen. Die herkömmliche Sexualmoral wird ersetzt durch Verhandlungsmoral und Lebensabschnittsgefährten. Postmoderne Moral bewertet nicht die Sexualität selbst, sondern nur die Art und Weise, wie sie zustande kommt. „Ob hetero-, homo- oder bisexuell; ehelich oder außerehelich; genital, anal oder oral; zart oder ruppig; bieder oder raffiniert, sadistisch oder masochistisch, zu zweit oder in Gruppen – all das ist moralisch ohne Belang. Von Belang ist, dass es ausgehandelt wird; und selbst Abstinenz kann verhandlungsmoralisch wieder zu Ehren kommen, verkleidet als ‚neue Keuschheit‘. Die Konsequenz ist ebenso radikal wie bemerkenswert: Die ‚normale‘ Sexualität, Heterosexualität, wird zu einem von vielen Lebensstilen, eine von vielen möglichen Arten, sexuell zu sein“ (Gunter Schmidt, „Die andere Seite der Sexualität“).

Mit der Zulassung einer „Homo-Ehe“ ist folglich kein Endpunkt im Ringen um die neue Moral erreicht. Solange ihre Zulassung umstritten war, haben sich politische Kräfte und Lobbygruppen mit weitergehenden Forderungen zurückgehalten. Jetzt, wo in den USA das Etappenziel erreicht ist, beginnen die Diskussionen zugunsten eines deutlich erweiterten Ehe- und Familienbegriffs. Kurz: Was hält uns eigentlich davon ab, auch polyamoren Beziehungsgeflechten den Ehestatus zuzugestehen? Wer will denn wie begründen, dass die Ehe nur eine Beziehung zwischen zwei verschieden- oder gleichgeschlechtlichen Menschen sein kann? William Baude schreibt für die NEW YORK TIMES: „Während Richter Kennedy wiederholt von der Annahme ausging, dass zu einer Ehe zwei Leute gehören, ist es nicht schwer, sich vorzustellen, dass ein anderer Richter in 20 bis 40 Jahren feststellt: diese Annahme ist unaufgeklärt.“

Welche Argumente momentan noch gegen die „erweiterte Ehe“ sprechen, können Sie hier selbst nachlesen: www.nytimes.com.

Grenzen der Toleranz

Das Goshen College und die Eastern Mennonite University haben die „sexuelle Orientierung“ in ihre Antiskriminierungsrichtlinien aufgenommen. Beide nordamerikanischen Bildungseinrichtungen gehören zum Rat christlicher Colleges & Universitäten (CCCU), dem sich beispielsweise auch das Dallas Theological Seminary oder das Fuller Theological Seminary angeschlossen haben. Das Goshen College und die Eastern Mennonite University haben damit den Weg dafür frei gemacht, Lehrer und Studierende aufzunehmen, die in einer gleichgeschlechtlichen Ehe leben.

Das ist nicht sonderlich überraschend. Die Zeitschrift Christianity Today meldet allerdings weiter, dass auf christliche Schulen, die die gleichgeschlechtliche Ehe nicht akzeptieren, juristische Herausforderungen zukommen. Möglicherweise wird sogar die Religionsfreiheit eingeschränkt. John Roberts, Richter am Höchsten Gericht, erklärte: „Komplizierte Fragen tauchen auf, wenn gläubige Menschen ihre Religion in einer Weise ausüben, die den Eindruck erweckt, dass sie mit dem neuen Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe nicht vereinbar ist.“ Etwa, wenn religiöse Ausbildungsstätten in ihren Studentenwohnheimen nur hetero-geschlechtlichen Paaren Zugang gestatten oder gleichgeschlechtliche Paare, die Kinder adoptiert oder durch eine Leihmutter „bezogen haben“, abgelehnt werden. Auf dem Prüfstand stehen zudem Steuererleichterungen für religiöse Institutionen, die sich gegenüber der gleichgeschlechtlichen Ehe verschließen.

Hier mehr: www.christianitytoday.com.

Die schwule Frage

Der wunderbare Satz:

Natürlich erhebt sich hier die Frage, wozu eine Kirche eigentlich da ist, wenn die gesellschaftliche „Lebenswirklichkeit“ ihr letzter Bezugspunkt ist.

stammt aus dem Aufsatz:

  • Jürgen-Burkhard Klautke: „Zur Homo-Ehe zugleich: Anmerkungen zu einem Vortrag von Siegfried Zimmer: Die schwule Frage“, Bekennende Kirche, Juli 2015, Nr. 61, S. 13–40.

Zum Hintergrund: Professor Siegfried Zimmer hat einen vielbeachteten Vortrag mit dem Titel „Die schwule Frage – Die Bibel, die Christen und das Homosexuelle“ gehalten und darin sehr entschieden eine revisionistische Position vertreten (vgl. auch hier). Der Ethiker Dr. Jürgen-Burkhard Klautke hat den Vortrag genauer untersucht und die Argumente von Siegfried Zimmer – wie soll ich es anders sagen – zerlegt.

Hier das obige Zitat im Kontext:

Als vor zweitausend Jahren das Evangelium in die Welt trat, beharrte die christliche Kirche unnachgiebig auch auf der Botschaft, dass es Gott ist, der in der Ehe Mann und Frau zusammengefügt hat (Mt. 19,6). Von daher sah sie sich von Anfang an gerufen, die Würde der biblischen Ehe, so wie sie Gott in und durch die Schöpfung geschenkt hat, aus Beziehungsanarchismen und -zwängen zu befreien. Es ist hier nicht der Ort, die Kirchen- und Missionsgeschichte unter diesem Blickwinkel abzuklopfen. Aber anhand zweier Beispiele sei der oft unerbittlich harte Kampf für die Ehe in Erinnerung gerufen.

Im Römischen Reich, in dem in der Kaiserzeit das Konkubinat gang und gäbe war, ließ die Kirche niemanden zur Taufe zu, der in einem Konkubinat lebte. Damit riskierte sie nicht nur schwere Konflikte mit der römischen Gesellschaft, sondern sie nahm auch innerkirchliche Auseinandersetzungen in Kauf. Aber sie blieb dabei: Es gibt keine schillernden Zwischenformen zwischen Ehe und Nicht-Ehe, zwischen Verheiratetsein und Nicht-Verheiratetsein. Die Abschaffung des Konkubinats in der staatlichen Gesetzgebung erfolgte erst im fünften und sechsten Jahrhundert. Aber immerhin: Die Kirche hatte mit ihrer Haltung gegenüber der Gesellschaft gesiegt, wenn auch erst nach Jahrhunderten.

Als im frühen Mittelalter Bonifatius in Germanien missionierte, bestand ein Großteil seiner Aktivitäten im Kampf gegen die damals weit verbreitete Vetternehe. Das waren von den Eltern arrangierte Zwangsehen, bei denen es vorrangig um Sicherung ihrer eigenen Altersversorgung ging, sodass die Zusammenlegung oder die Erhaltung des Ackerlandes vorrangiges Ziel war. Die Braut wurde praktisch nie gefragt, der Bräutigam selten. Um der Achtung der von Gott eingesetzten Ehe willen stemmte Bonifatius sich mit großer Entschiedenheit gegen diesen gesellschaftlichen Morast.4 Angesichts der bäuerlichen Sturheit erzielte darin die Kirche erst im Spätmittelalter halbwegs durchgreifende Erfolge.

Im Lauf der Kirchengeschichte gelang es wahrlich nicht immer, die von Gott gegebene Ehe in ihrer großartigen göttlichen Bestimmung hochzuhalten. Immer wieder drohte sie den hartnäckigen Wünschen der “hochwohlgeborenen” Landes[kirchen]fürsten und den Ansprüchen und Forderungen der jeweiligen Modeströmungen zu unterliegen.

Aber trotzdem: Wenn man das über die Jahrhunderte währende zähe Ringen um die Würde der Ehe verfolgt und mit heutigen Verlautbarungen zu dieser Thematik vergleicht, ist die gesellschaftliche Totalanpassung der heutigen Volkskirche überdeutlich. Anstatt auch nur ansatzweise die Ehe als Schöpfungsordnung und als herrliches Geheimnis des Abbilds der Liebe zwischen Christus und seiner Gemeinde zu bezeugen (Eph. 5,22-33), liest man in den betreffenden Veröffentlichungen viel schale Psychosoziologie, bei der von einer “Lebenswirklichkeit” ausgegangen wird, hinter die man nicht zurückkönne. Natürlich erhebt sich hier die Frage, wozu eine Kirche eigentlich da ist, wenn die gesellschaftliche “Lebenswirklichkeit” ihr letzter Bezugspunkt ist.

Den vollständigen Vortrag gibt es hier: Bekennende_Kirche_61-Zur_Homo-Ehe.pdf.

Warum passen Christen sich dem Weltdenken an?

Francis Schaeffer schreibt in Kirche am Ende des 20. Jahrhunderts (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 1971, S. 14):

Viele von uns werden jedoch von Voraussetzungen [Anm.: gemeint sie nichtchristliche Denkvoraussetzungen, wie z.B.: „es gibt keinen Gott“ oder „ethische Werte sind fließend“) wie von den Masern »angesteckt«. Warum passen sich die Menschen denn der nachchristlichen Welt an? Meiner Überzeugung nach nicht aufgrund von Tatsachen, sondern weil uns unsere fast monolithische Kultur die andere Antwort aufgezwungen hat — nämlich die Naturkausalität, nicht in einem offenen System; an dessen Anfang ein persönlicher Gott steht, wie die frühen modernen Wissenschaftler glaubten, sondern in einem geschlossenen System. Nicht die Tatsachen widersprechen den christlichen Denkvoraussetzungen, sondern die christliche Perspektive wird einfach als undenkbar hingestellt. Je besser die Universität, desto besser die Gehirnwäsche.

Die Familie lebt

Eine Allensbach-Studie belegt, was viele ahnen: Die Familien in Deutschland sehen traditioneller aus, als das Bild in den Medien uns glauben macht. Wolfgang Büscher schreibt:

Man konnte meinen, die Familie, wie wir sie kannten, löse sich unrettbar auf in ein unüberschaubares Patchwork wunderlicher bis bizarrer Lebensformen. Schon bald werde man Familien nur noch aus historischen Filmen kennen. Schmarrn! Allensbach hat gesprochen – und die Kulturpessimisten sehen wieder mal alt aus.

Der Befund ist, grob gesagt, dieser: Die Familie hilft sich selbst. Weder erstarrt sie zu Tode angesichts der Anforderungen der modernen Arbeitswelt, die auf sie einprasseln (beide Eltern berufstätig, weil es anders kaum geht oder weil eben beide gut ausgebildet sind und gern arbeiten möchten).

Noch erstarrt sie in hilfloser Realitätsverweigerung (wir machen es wie die Altvorderen, komme, was wolle). Nein, die Familie tut das einzig Vernünftige: Sie passt sich so geschmeidig wie nötig, aber so wenig wie möglich der neuen Wirklichkeit an.

Mehr: www.welt.de.

VD: TJ

Der Junge, der seine Abtreibung überlebte

Die Mutter war im sechsten Monat, als sie sich für einen Schwangerschaftsabbruch entschied. Doch Tim wollte leben. Nun wird er 18. Wie ein Schwerstbehinderter seine Pflegefamilie lehrt, was Glück ist. Ich gratuliere der WELT, dass sie über Tim sowie Simone und Bernhard Guido berichten. Bitte mehr davon!

Damit hatte keiner gerechnet. Plötzlich stand er in der Küche. Tim. Der Junge, der lacht und traurig guckt und ärgerlich und verschmitzt. Der seiner Familie zeigen kann, wie er sich fühlt und was er braucht und will. Tim, der in seiner eigenen Welt lebt, sich vor allem mit Gesten und Lauten verständlich macht und kaum mit Worten. Und wenn, dann nur mit einem oder zwei. Tim stand also plötzlich da und sagte: „Hier bin ich!“

Wenn Simone Guido davon erzählt, dann wird ihre Stimme ganz hell. Dann schwingt in ihr diese Begeisterung mit, die man bei anderen Müttern hört, die berichten, dass die Tochter das Abitur bestanden oder der Sohn einen Preis bei „Jugend musiziert“ gewonnen hat. Wenn Simone Guido von Tims überraschendem Auftritt in der Küche in ihrem Haus im niedersächsischen Quakenbrück erzählt, dann hört man, wie nah sie ihm ist, wie stolz, wie selbstverständlich sie ihn liebt.

Tim ist vermutlich das berühmteste Pflegekind Deutschlands. Er ist als „Oldenburger Baby“ in die Geschichte eingegangen und hat eine heftige Diskussion über technische Möglichkeiten und ethische Grenzen, über Behinderungen und das Recht auf Leben entfacht. Er ist kein kleiner Junge mehr. Am 6. Juli feiert er seinen 18. Geburtstag. Der Sommertag im Jahr 1997, an dem er zur Welt gekommen ist, sollte eigentlich sein Todestag sein.

Mehr: www.welt.de.

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