Syst. Theologie

Eins muss weg

Der Weg zum Traumkind führt in den USA oft über Fertilitätszentren und dann über Leihmütter. Ein bizarrer Rechtsstreit um ungeborene Drillinge in Kalifornien zeigt nun die Grenzen des Marktes. DIE WELT beschreibt die Verwicklungen und gewährt Einblicke in eine perverse Kultur:

Melissa Cook, 47, hat Drillinge in ihrem schon recht stattlichen Bauch. Voraussichtlich im März sollen die drei kleinen Jungen in Kalifornien geboren werden. Was danach mit ihnen passiert, ist offen. Denn zwischen Cook, die als Leihmutter die Babys austrägt, und ihrem Vertragspartner, einem 50-jährigen Postangestellten aus Georgia, ist ein komplizierter Rechtsstreit um mindestens eines der ungeborenen Kinder entbrannt. Warum? Der Vater verlangte die Abtreibung eines Babys, die Leihmutter weigerte sich.
In Sachen Reproduktionsmedizin und Leihmutterschaft, die auch für die wachsende Zahl gleichgeschlechtlicher Paare mit Kinderwunsch eine wichtige Option sind, gibt es in den USA noch einige offene Fragen. Dazu gehören: Kann man eine Leihmutter zur Abtreibung eines Kindes zwingen? Sollten Hochrisiko-Schwangerschaften mit Mehrlingen bewusst herbeigeführt werden? Und wer trägt die – finanzielle – Verantwortung, wenn alles nicht so läuft wie geplant?

Mehr: www.welt.de.

Die anonymen Pelagianer

Martin Luther vom Feinsten, zu finden in seiner Auslegung zu Römer 14,1 (WA, Bd. 56, S. 502–504):

Im Wesentlichen aber ist der Kern dieses Irrtums die pelagianische Anschauung. Denn wenn es auch jetzt keine Leute gibt, die sich zum Pelagianismus bekennen und danach benennen, so sind doch die meisten in Wirklichkeit und ihrer Anschauung nach Pelagianer, auch ohne dass sie’s wissen, wie z.B. die, die glauben, wenn man nicht dem freien Willen das Vermögen zuerkenne, „das zu tun, was an einem ist“, schon vor der Gnade, dann würde man von Gott zur Sünde gezwungen und müsse notwendigerweise sündigen. Obwohl es der Gipfel der Gottlosigkeit ist, so zu denken, so glauben sie doch ganz sicher und dreist, sie würden, wenn sie nur eine „gute Meinung“ zustande brächten, ganz „unfehlbar“ die Gnade Gottes erlangen, die eingegossen werde. Alsdann gehen sie in größter Sicherheit ihres Weges dahin, dessen gewiss, dass die guten Werke, die sie tun, Gott wohlgefällig seien, und ohne dass sie sich fürderhin auch nur im geringsten ängstigen und darüber beunruhigen, dass man Gottes Gnade anflehen müsse. Denn sie fürchten nicht, dass sie eben damit vielleicht böse handeln könnten, sondern sind gewiss, dass sie recht handeln (Jes 44,20). Warum? Weil sie nicht begreifen, dass Gott die Gottlosen auch in ihren guten Werken sündigen lässt. Damit werden sie freilich nicht zur Sünde gezwungen, sondern sie tun nur, was sie wollen und zwar nach ihrer eigenen „guten Meinung“, wenn sie dies einsehen würden, so wandelten sie in der Furcht, in der Hiob lebte, und sprächen auch mit ihm: „Ich fürchtete alle meine Werke“ (Hiob 9,28); und abermals sagt ein anderer: „Wohl dem, der sich allewege fürchtet“ (Spr 28,14). Darum tun die, die in Wirklichkeit Gutes tun, nichts, ohne dass sie sich nicht immer dabei denken: Wer weiß, ob Gottes Gnade solches mit mir tut? Wer gibt mir die Gewissheit, dass meine „gute Meinung“ wirklich von Gott ist? Wie weiß ich, dass, wenn ich getan habe, was mein ist oder was an mir ist, es Gott wohlgefällt? Die wissen, dass der Mensch aus sich selbst heraus nichts tun kann. Ganz widersinnig und eine starke Stütze für den pelagianischen Irrtum ist daher der bekannte Satz: „Dem, der tut, was an ihm ist, dem gießt Gott unfehlbar die Gnade ein“, wobei man unter dem Ausdruck „tun, was an einem ist“ versteht: irgendetwas tun oder vermögen. Und so kommt’s, dass beinahe die ganze Kirche untergraben ist, nämlich durch das Vertrauen auf diesen Satz. Jeder sündigt mittlerweile unbekümmert darauf los, weil es ja jederzeit in seinem freien Willen steht zu tun, was an ihm ist und so auch die Gnade in seiner Hand liegt. Also gehen sie ohne Furcht ihres Weges dahin, nämlich mit dem Gedanken, sie würden schon zur rechten Zeit tun, was an ihnen ist, und also die Gnade erlangen, über sie sagt Jesaa (44,20): „Auch werden sie nicht sagen: vielleicht ist das Trügerei, was meine rechte Hand treibt“, und Sprüche 14,16: „Ein Weiser fürchtet sich und meidet das Arge. Ein Narr aber fähret hindurch trotziglich“, d. h. er fürchtet nicht, „dass es vielleicht Lüge ist, was seine rechte Hand treibt“. Er zittert nicht, dass sein Gutes vielleicht Böses sein könnte, sondern er ist voller Vertrauen und ist sicher. Warum gebietet dann auch der Apostel Petrus „Fürchtet Gott“? (1.Petr 2,17) und Paulus: „Wir reden den Menschen zu, Gott zu fürchten“ (2.Kor 5,11); und abermals: „Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und Zittern“ (Phil 2,12). Und im Ps 2,11 heißt es: „Dienet dem Herrn mit Furcht und freuet euch mit Zittern.“ Wie kann aber einer Gott fürchten oder die eigenen Werke, wenn er sie nicht für arg oder verdächtig hält? Furcht nämlich kommt nur vom Bösen her. Darum schauen die Heiligen in banger Sorge aus nach der Gnade Gottes, die man ohne Unterlass anrufen muss. Sie bauen nicht auf ihre „gute Meinung“ oder auf ihren Eifer insgesamt, sondern sie fürchten noch immer, dass sie Böses tun. Durch solche Furcht gedemütigt trachten sie nach der Gnade und seufzen danach; mit dieser demütigen Bitte aber gewinnen sie sich auch Gottes Huld. Die größte Pest sind heutzutage die Prediger, die von Zeichen vorhandener Gnade predigen, um die Menschen sicher zu machen. Obschon doch gerade dies das deutlichste Zeichen von Gnade ist, wenn man in Furcht und Zittern lebt, und umgekehrt dies das offenkundigste Zeichen göttlichen Zornes, wenn man sicher ist und zuversichtlich auf sich selbst vertraut. Und doch lechzen alle gerade danach mit einer seltsamen Leidenschaft. So findet man nur durch die Furcht die Gnade und nur durch die Gnade wird der Mensch willig zu guten Werken, ohne sie aber ist er unwillig dazu. Durch solche – wenn ich so sagen darf – Unlustigkeit wird er ein Mensch ohne Furcht, hart und sicher, weil er nach außen hin in seinen eigenen Augen und vor den Menschen jene guten Werke vollbringt.

Ist christliche Liebe eine Entscheidung?

John Piper zeigt in dem nachfolgenden Videobeitrag auf der Grundlage vom Hohenlied der Liebe (1Kor 13), dass Liebe mehr ist als eine Entscheidung (obwohl wir das heute oft gesagt bekommen). Gleichwohl mir die Hintergrundmusik etwas auf die Nerven geht und die Liebe m.E. (indirekt) leicht übertrieben in die Nähe des Gefühlsreichtums gerückt wird, stimme ich Piper zu. Liebe ist mehr als eine Entscheidung. Sie kommt zu uns durch Gottes Sohn, als Gabe des Geistes füllt sie uns aus und bevollmächtigt uns zu Taten der Liebe.

Vor dem Video ein längere Abschnitt zum Thema aus der großen Arbeit Die Liebe im Neuen Testament von Wilhelm Lütgert zum Liebesgebot im 1. Johannesbrief:

Die Liebe, die in der Gemeinde ist, ist also aus Gott entstanden, [1. Joh] 4, io. Das Wort geht von der Tatsache aus, daß Liebe da ist und zwar Liebe zu Gott; denn nur so versteht sich der folgende verneinende Satz, er sagt, wodurch diese Liebe da ist. Liebe zu Gott entsteht nicht dadurch, daß der Mensch Gott liebt und Gott diese Liebe erwidert, sie geht nicht vom Menschen aus. Der Mensch vermag von sich aus Gott nicht zu lieben. Ein solcher Gedanke wäre für Johannes eine Verleugnung der Gottheit Gottes. Nicht der Mensch erzeugt in Gott die Liebe, sondern Gott erweckt sie im Menschen, sie geht von oben nach unten. Liebe ist für Johannes nicht etwas Menschliches, sondern etwas Göttliches. Alle menschliche Liebe ist Gegenliebe. Derselbe Gedanke wird 4, 19 ausgedrückt: wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.

Die Liebe Gottes ist auch nicht durch das, was der Mensch ist, motiviert, sondern sie entspringt in Gottes eigenem Willen, er liebt, weil er Liebe ist, 4, 8. 16, oder weil er Licht ist, 1, 5, denn beides ist für Johannes dasselbe, es bedeutet: er ist nichts als Liebe. Man darf gegen diese Auffassung des Bildes nicht einwenden, daß damit etwas Selbstverständliches gesagt sei. Daß Gott Liebe ist und nichts als Güte, ist für Johannes so wenig selbstverständlich, daß es vielmehr ein Glaubensurteil ist. Diesem Bekenntnis widerspricht die Finsternis. » Da in der Welt Finsternis ist, so entspricht es dem natürlichen Gottesgedanken, auch in Gott Finsternis zu sehen. Man schließt aus dem Werk auf den Schöpfer. Dem setzt Johannes sein Bekenntnis entgegen, daß Gott nichts ist als Licht, Liebe. Das Eigentümliche des Gedankens besteht darin, daß Liebe nicht nur als Eigenschaft Gottes, als Tat Gottes, sondern als sein Wesen bezeichnet wird. Er hat und übt nicht nur Liebe, sondern er ist Liebe. Liebe ist nicht eines seiner Ziele, eine seiner Eigenschaften, sondern sein ganzer Wille ist nichts als Liebe.

Der Beweis dafür liegt für Johannes nicht im Lauf der Welt, der dieses Bekenntnis eben zu widerlegen scheint. Die Liebe Gottes ist verborgen, wie Gott selbst. Offenbar geworden, in die Welt getreten, aus dem Willen zur Tat geworden ist sie durch die Sendung des einzigen Sohnes. Genau wie im Evangelium wird die Vollkommenheit der Liebe Gottes an der Vollkommenheit seiner Gabe gemessen. Johannes spricht jedoch von der Sendung des Sohnes nicht wie von einer stummen Tatsache, aus der er durch eigenen Gedanken Gottes Liebe erschlossen habe, sondern daß Gott Licht ist, das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben. Er nennt also auch nicht Jesu Werk, sondern sein Wort als den entscheidenden Beweis für die Liebe Gottes. Der Erweis der Liebe Gottes wird nicht in äußeren Dingen gesehen, nicht in sachlichen Gaben, überhaupt nicht in äußerer Erfahrung; vielmehr gilt als der höchste Erweis der Liebe Gottes der Name der Gotteskinder, 3, 1. Daß Johannes nur vom Namen spricht und schon in ihm die Offenbarung vollkommener Liebe sieht, zeigt, daß es ihm nur auf die Liebe Gottes und nicht auf die aus ihr folgenden sachlichen Gaben ankommt. Diese Schätzung der Liebe Gottes ist selbst wieder Liebe. Die Gotteskindschaft besteht jedoch bei Johannes nicht nur im Namen, sondern im Besitz des Geistes Gottes. In der Gabe des Geistes besteht für Johannes der höchste Erweis der Liebe Gottes. In dieser Beziehung steht die Gabe des Geistes Gottes neben der des Sohnes Gottes. Er ist insofern die höchste Gabe Gottes, als Gott mit dem Geist sich selbst gibt. Sich selbst geben, das ist nach Johannes auch für Gott die höchste Form der Liebe. Darum erkennt die Gemeinde an der Gegenwart des Geistes die Gegenwart Gottes, 3, 23f; 4, 13. Eben weil im Geist Gott im Menschen ist, so wird der Geist nicht etwa als eine Kraft geschätzt, die ihren Wert darin hätte, daß sie zu irgend einem Ziel führte, er hat seinen Wert nicht als Mittel für irgend einen über ihn hinausliegenden Zweck, sondern er ist an sich die höchste Gabe Gottes. Geist Gottes zu empfangen, ist das Ziel der Gemeinde. Dieselbe Anschauung liegt im Evangelium vor. Wen der Vater liebt, zu dem kommt er und wohnt bei ihm, 14, 23, und gegenwärtig ist er im Menschen durch den Geist, v. 17 ff. Dieses Wohnen Gottes im Menschen, welches ihn zum „Tempel“ macht, ist die Gemeinschaft mit Gott — das Ziel der Liebe Gottes, genau so wie der höchste Erweis der Liebe Gottes zu seinem Sohne darin besteht, daß er den Sohn nicht allein läßt, sondern nicht nur äußerlich bei ihm, sondern inwendig in ihm ist. Dabei liegt im Geistgedanken des Johannes niemals, wie etwa in der Mystik Philos, der Anspruch der Vermischung mit Gott. DerGeist bleibt „heilig“, d. h. göttlich, er bleibt Gottes Geist. Das ewige Leben (und das ist doch nichts anderes als der Geist), das Gott der Welt gegeben hat, ist in seinem Sohne, 1. Joh. 5, 11. Johannes denkt nicht an Vermischung des Geistes mit dem Menschen, sondern an Unterscheidung und Gemeinschaft, d. h. an Liebe.

Weil Gott sich als Liebe offenbart, so haftet bei Johannes unmittelbar an der Kenntnis Gottes Trieb und Kraft zur Liebe. Wer liebt, beweist damit, daß er Gott kennt, und wer nicht liebt, beweist, daß er ihn nicht kennt, 4, 8. Ein kraftvolleres Liebesmotiv als die Erkenntnis Gottes und eine Erkenntnis Gottes, die nicht diese Wirkung unmittelbar ‚ in sich schlösse, gibt es nicht.An den Hinweis auf die Liebe Gottes schließt Johannes nicht das Gebot der Liebe zu Gott, sondern unmittelbar das Gebot der Bruderliebe. Gott lieben heißt ihm gehorchen, seine Gebote halten, 5> 3- Liebe ist, so gut Gott wie den Menschen gegenüber, nicht Stimmung und Empfindung, sondern Tat. „Geliebte, wenn uns Gott so geliebt hat, so müssen auch wir uns unter einander lieben.“ Denselben Sinn hat das Wort 1, 7 : „Wenn wir im Lichte wandeln, so haben wir Gemeinschaft unter einander“. Aus dem Wandel in der Güte Gottes folgt die Liebe. Ebenso stehen 2, 9 der Wandel in der Finsternis, d. h. die Ge-schiedenheit von Gottes Liebe, und der Haß gegen den Bruder neben einander. Die Liebe Gottes erweckt für Johannes ohne weiteres die Liebe zu den Brüdern, freilich nicht mit Naturnotwendigkeit — denn dieser Zusammenhang kann versagen, aber damit erlischt dann auch die Gemeinschaft mit Gott. Nur wer den Bruder liebt, der bleibt auch im Licht 2, 10.

Nun aber der Beitrag von John Piper, der uns zur Quelle der Liebe und Freude führt:

Barths Schriftverständnis

D.A. Carson erzählt in dem TGC-Beitrag „What Should Evangelicals Make of Karl Barth?“ folgende Anekdote über die dialektische Arbeitsweise des Schweizer Theologen:

Es gibt da eine sehr berühmte Geschichte – ich weiß nicht, ob sie authentisch ist oder nicht – in der jemand an Barth schrieb und sagte: Professor Barth, ich habe folgende Widersprüche in Ihren Schriften entdeckt. Was sagen Sie zu diesen Widersprüchen? Barth schrieb angeblich zurück: „Nun, hier sind noch einige andere.“ Und er listete noch ein paar Widersprüche mehr auf. „Hochachtungsvoll.“

Auf  das Schriftverständnis von Karl Barth kommt Carson auch zu sprechen. Dazu ergänzend ein Abschnitt aus „Kritik der Bibelkritik“ (in: Facius, Daniel (Hg.), Der Bibel verpflichtet: Mit Herz und Verstand für Gottes Wort, Dillenburg: CV, 2015, S. 245–286, hier S. 258–259):

Barth kann durchaus davon sprechen, dass die Heilige Schrift Gottes Wort ist. Aber sie ist Wort Gottes nur in dem Sinn, wie es die kirchliche Verkündigung ist. „Die Bibel ist Wort Gottes, sofern Gott sie sein Wort sein lässt.“ Die Bibel wird genau dann Wort Gottes, wenn Gott sich durch sie offenbart. Das Ereignis der sich offenbarenden Rede Gottes ist uns Menschen nicht verfügbar, sondern allein Gottes Sache. Dass die Bibel als Zeuge der geschehenen Offenbarung uns zur Offenbarung wird, dass können wir nur im Glauben gegen unseren Unglauben „für uns wahr sein lassen und als wahr bekennen“. Die Inspirationslehre, wie sie im Anschluss an die Reformation entwickelt wurde, ist deshalb für Barth eine Irrlehre, die angegriffen und abgelehnt werden muss. Er sieht die Gefahr, dass die Offenbarung durch dieses Inspirationsverständnis zu etwas Natürlichem wird. Sie müsste dann nämlich eine göttliche und unfehlbare Geschichte bieten und in allen Teilen „feststellbare und griffbereite göttliche Wahrheit aussprechen“. Wie für Brunner ist für Barth die Schrift keine direkte Mitteilung Gottes, sondern wirklich nur Zeugnis. „Die Menschen, die wir als Zeugen reden hören, reden als fehlbare, als irrende Menschen wie wir selber.“ Die Propheten und Apostel sind auch „im Akt der Niederschrift ihres Zeugnisses wirkliche, geschichtliche und also in ihrem Tun sündige und in ihrem gesprochenen und geschriebenen Wort irrtumsfähige und tatsächlich irrende Menschen, wie wir alle.“

Jede Umdeutung des Wortes Gottes „in ein unfehlbares biblisches Menschenwort oder jede Umdeutung des biblischen Menschenwortes in ein unfehlbares Gotteswort“ ist eine Auflehnung gegen „die Wahrheit des Wunders“ und damit eine Auflehnung „gegen die Souveränität der Gnade“.

Die Wort-Gottes-Theologie hat der historisch-kritischen Bibelkritik Grenzen aufgezeigt, überwunden hat sie sie leider nicht.

Empfohlen sei ebenfalls „Barth in Chicago“ von John Warwick Montgomery.

Gottes Wort vertrauen – Barmherzigkeit leben

Der Gnadauer Verband hat in einer Erklärung zur evangelikalen Debatte der letzten Monate Stellung bezogen. Es heißt in „Gottes Wort vertrauen – Barmherzigkeit leben“ unter anderem:

Wir bekennen uns unverändert dazu, dass Gott den Menschen als Mann und Frau geschaffen hat. In der lebenslangen Einehe hat die menschliche Sexualität einen einzigartigen Raum zur Entfaltung und Gestaltung. Menschen, die nicht in einer Ehe leben, sind unabhängig von Geschlecht und Alter zur Enthaltsamkeit aufgerufen, zu der Gott „Wollen und Vollbringen“ schenken kann.

Weil die Lebensform eines Menschen immer „mit-spricht“ und „mit- verkündigt“, berufen wir Menschen, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben, weder in den Verkündigungsdienst noch in Leitungsaufgaben. Denn Leben und Lehre gehören zusammen.

Zu lesen ist aber auch:

Wir nehmen jedoch eine Spannung wahr zwischen dem biblischen Befund und dem Leben in einer homosexuellen Beziehung. Aus unserer Sicht lassen sich biblische Aussagen über den Willen Gottes und eine homosexuelle Lebensweise nicht in Einklang bringen. – Gleichwohl gibt es einige unter uns, die an dieser Stelle eine andere exegetische Einsicht haben oder die aus dem gleichen exegetischen Befund andere Schlussfolgerungen ziehen.

Ulrich Parzany hat inzwischen für das Netzwerk Bibel und Bekenntnis hilfreich Stellung genommen. Er schreibt unter anderem:

Ich bin dankbar für die Klärungen, lese aber zugleich mit Verwunderung: „Wir nehmen jedoch eine Spannung wahr zwischen dem biblischen Befund und dem Leben in einer homosexuellen Beziehung.“ Da besteht aber nicht nur eine Spannung, sondern offensichtlich ein Widerspruch.  Selbst auf der Basis verschiedener Bibelverständnisse lassen sich biblische  Aussagen über den Willen Gottes und eine homosexuelle Praxis nicht in Einklang bringen.

Hier der vollständige Text: www.bibelundbekenntnis.de.

Mit ungeteiltem Herzen

Ich bin am Samstag in Hamburg beim Christlichen Techniker-Bund (DCTB) und spreche über Apologetik und die gesellschaftliche Verantwortung der Christen. Zum Programm heißt es:

Christen denken in vielen Bereichen anders als Nicht-Christen. Diese Spannung zwischen der „Kultur der Christen“ und der „Kultur der Welt“ berührt das gesamte Leben. Wie antworten wir auf Fragen wie: Kannst Du beweisen, dass Gott existiert? Führen nicht alle Religionen zu Gott? Warum sollten wir der Bibel mehr Vertrauen schenken als anderen bewährten Büchern? Gibt es so etwas wie Gewissheit? Wie verhält sich der Glaube zur Vernunft, wie zur Erfahrung? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich der Vortrag zur christlichen Apologetik, der Verteidigung des Glaubens gegenüber Anfragen und Anklagen Andersdenkender. Christen sind darüber hinaus Wegbereiter mit Verantwortung. Wie können wir als Christen Weltverantwortung übernehmen, ohne dabei Profil und den Verkündigungsdienst aus den Augen zu verlieren?

Die Veranstaltung geht von 10.00 bis ca. 16.30 Uhr. Noch sind Anmeldungen möglich: www.dctb.de.

John Frame: Apologetics

51c4Jct2ATL SX330 BO1 204 203 200John Frames Apologetik Apologetics: A Justifikation of Christian Belief ist 2015 in einen neuen, erweiterten Auflage unter Mitwirkung eines Freundes erschienen. Im Vorwort heißt es:

I am delighted to see this new edition of my book. It is an anniversary celebration; the original book was published in 1994, and this one now appears twenty years later. During that period I have done more writing in apologetics, and I am very thankful to the editor, Joe Torres, for adding that material to this book, with his own editorial notes. Joe has been a good friend and correspondent for maybe ten years, has worked with me as a teaching and research assistant, and who understands my apologetic approach as well as anyone else in the world.

My prayer for this book is that it will motivate believers to take the gospel to the streets, even to the world, without fear. Among Christian apologists there are “not many . . . [who] were wise according to worldly standards” (1 Cor. 1:26), but those worldly standards themselves are foolishness in God’s estimation. So we should expect apologists faithful to the Lord to “destroy arguments and every lofty opinion raised against the knowledge of God, and take every thought captive to obey Christ” (2 Cor. 10:5). May God use this book to help believers to present the gospel with such power.

Ich habe die erste Auflage mehrmals gelesen. Es ist eine (leicht) selbstkritische Einführung in die voraussetzungsbewusste Apologetik, wie sie von Cornelius Van Til entwickelt wurde. Ein hilfreiches Buch, das in die Bibliothek von Leuten gehört, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Hier gibt es die Titelei mit dem Inhaltsverzeichnis und der Einführung: 9781596389380.pdf.

Gott schenk uns Sinn

Francis Schaeffer (Gott ist keine Illusion, 1974, S. 78):

Wenn Gott existiert und wir in seinem Bilde geschaffen sind, dann kann unser Leben einen wirklichen Sinngehalt haben, und wir können durch das, was er uns mitgeteilt hat, wahre Erkenntnis erlangen. Wer das leugnet, dem bleibt nur noch der Mensch und sein begrenzter Selbstausdruck, der Ausdruck des einzelnen Menschen.

Keine Angst vor kritischen Fragen

ScanDie Verteidigung des christlichen Glaubens, in Fachkreisen Apologetik genannt, ist heutzutage wenig beliebt. Manche Theologen, zum Beispiel diejenigen, die in der Tradition der Neo-Orthodoxie stehen, lehnen sie aus Überzeugung ab. Der Glaube braucht ihrer Meinung nach nicht rational verteidigt zu werden. Die Verkündigung des Wortes Gottes reicht: „Von der heiligen Schrift her sind wir weder aufgefordert noch auch nur autorisiert, uns nach einer Bereitschaft Gottes für den Menschen umzusehen, die von der in der Gnade seines Wortes und Geistes verschieden wäre“, schrieb Karl Barth.

Die meisten Christen lehnen die Apologetik freilich nicht ab, weil sie Sören Kierkegaard oder Karl Barth gelesen haben, sonders deshalb, weil ihnen die Verteidigung des Glaubens zu knifflig erscheint. „Warum soll ich mich mit solchen anstrengenden Themen herumschlagen und auch noch glaubenskritische Bücher lesen?“, denken etliche unserer Mitarbeiter in den Gemeinden. Das ist natürlich schade, denn Fassetten der Apologetik gehören in alle Bereiche des Gemeindelebens, etwa zur Kinderarbeit, Predigt oder Seelsorge. Trotzdem kann ich die Zurückhaltung verstehen. Viele apologetische Bücher sind ziemlich dick und delikat, zahlreiche Ressourcen zudem nur in englischer Sprache zugänglich.

Oliver Lutz, Leiter des Schweizer Netzwerks „Züri Oberland“, hat vor einigen Wochen ein Buch veröffentlicht, das die Lücke zwischen den akademischen Abhandlungen und den Bedürfnissen von Jugendleitern oder Hauskreismitarbeitern schließt. Das Buch Keine Angst vor kritischen Fragen: Apologetik ganz praktisch ist als Kleingruppenheft konzipiert. Es greift viele der Fragen auf, mit denen sich Gruppenleiter herumplagen. Aufgegriffen werden etwa „Warum lässt Gott das zu?“, „Ein grausamer Gott im Alten Testament?“, „Ich bin Atheist“, „Führen alle Religionen zum selben Gott?“ oder „Ich bin ein guter Mensch“.

Seite77Konzipiert sind die Lektionen so, dass zunächst in das Thema eingeführt wird. Anschließend werden vertiefende Denkanstöße geliefert und die Leser mit dem Blickwinkel ihrer kritischen Freunde vertraut gemacht. Der zweite Punkt ist belangvoll, da er hilft, uns in die „Denke“ unserer Kritiker hineinzuversetzen. Der biblisch begründeten Erörterung wird trotzdem besonders viel Raum gegeben. Oft werden Bibelstellen angeführt, die zu studieren sind und die die aufgeworfenen Fragen, oder zumindest Aspekte von ihnen, beantworten. Schließlich gibt es Anregungen für das Einüben der Antworten, gelegentlich wird dafür ein Rollenspiel vorgeschlagen.

Experten werden hier und da Feinheiten vermissen oder mit der ein oder anderen Antwort nicht zufrieden sein. Aber das spricht im Grunde für das Buch. Denn es ist nicht für Spezialisten geschrieben, sondern will eine alltagstaugliche Apologetik trainieren. Fallen dem ein oder anderen Leser oder Kleingruppen-Teilnehmer die Antworten zu simpel aus, findet er genug Hinweise auf vertiefende Literatur, die zusätzlich studiert werden kann.

Erfreulich ist, dass der Autor davon ausgeht, dass jeder Mensch von bestimmten Denkvoraussetzungen her argumentiert, es also keinen neutralen Standpunkt gibt, von dem aus Glaubensfragen beantwortet werden. Apologetik zielt genau auf diese Denkvoraussetzungen ab, nimmt also den Standort des Ungläubigen unter die Lupe und prüft ihn an der durch und durch vernünftigen christlichen Offenbarung. Ich hoffe, das Buch stimuliert Gemeinden und Kleingruppen dazu, apologetisch zu denken und damit gegenüber einer immer kritischer werdenden Gesellschaft sprachfähiger zu werden.

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